Luxor im Januar 2010 - Ägypten einmal anders


Eine Reise nach Luxor im Januar hat zwei entscheidende Vorteile. Erstens hat der normale lichtentwöhnte Nordeuropäer die Möglichkeit seinen Bedarf an Sonnenschein, Wärme, Farben..., ja vor allen Dingen Farben, und blauem Himmel zu decken. In dieser trüben Jahreszeit so wichtig! Und zweitens sind die Reisen zu dieser Zeit einfach günstig. Wenn man erstmal da ist, erschließt sich noch ein weiterer Vorteil. Es sind andere Menschen unterwegs in Luxor im Januar. Nicht die Reisenden, die wir auf den vergangenen Ägyptenreisen getroffen haben. Was vielleicht an der Art der Reise lag. Auf jeden Fall aber auch am Hotel.


Wir hatten uns ein Hotel auf der Westseite des Nils ausgesucht, auf der Seite der Toten, Luxor, und somit dem alten Theben mit seinen Tempeln gegenüber. Das Gezira Garden liegt einen kurzen Fußweg vom öffentlichen Fähranleger entfernt in einer kleinen nicht gepflasterten Gasse, neben einer Art Kamelgarage. Es ist ein einfaches Drei-Sterne-Hotel, hervoragend geeignet für Individualreisende, auch viele alleinreisende Frauen sind dort anzutreffen.
Hier bekommt man jede Unterstützung, die man benötigt. Das Personal ist ausgesprochen hilfsbereit und freundlich, das Essen gut und auch Sonderwünsche werden erfüllt, wenn irgendwie möglich.
Von hier aus wollen wir starten, um all die Dinge noch einmal in Ruhe anzuschauen, die wir auf unserer Nilkreuzfahrt vor einigen Jahren bereits gesehen hatten. Immer in der Gruppe, zwar mit vielen Informationen versehen, aber mit viel zu wenig Zeit, sie wirken zu lassen. Und vielleicht auch Dinge, die wir dort noch nicht gesehen hatten.
Um nach Luxor zu kommen, benutzen wir die öffentliche Fähre, die uns umgerechnet zirka 10 Cent pro Überfahrt kostet.
Der Luxor-Tempel ist direkt von der Corniche, der Promenade am Nil, zu sehen und bildet so eine Art Mittelpunkt der Stadt. Erbaut wurde er unter Amenophis III. (1390-1353 v. Chr.) einem Pharao der 18. Dynastie. Unter Ramses II. wurde dieser Tempel mit einer Sphinxenallee mit dem Tempel von Karnak verbunden. Im Jahr 2010 arbeitet man daran, diese Verbindung wieder herzustellen. Da dafür der Abriss verschiedener Gebäude notwendig wäre, u.a. einer koptischen Kirche, ist dieses Vorhaben recht umstritten.

Interessant ist auch der Anblick einer Moschee, die auf dem Tempel errichtet wurde, der zu dieser Zeit wahrscheinlich von reichlich Sand verschüttet war.
Wunderbar, wenn man diese imposanten Bauten mit ihrer tausend- jährigen Geschichte in Ruhe auf sich wirken lassen kann. Ein Kaffee auf dem Gelände, mit Blick auf den Luxortempel kann ich wirklich nur empfehlen.
Ein weiteres Muss auf dieser Seite des Nils ist natürlich der Karnaktempel. Dieser Tempel war über Jahrtausende hinweg das größte Heiligtum der alten Ägypter. Wir wählen den Weg zu Fuss die Corniche entlang, um ihn zu erreichen. Man kann natürlich auch eine der diversen Pferdekaleschen nehmen, aber wegen des bedauernswerten Aussehens dieser Kreaturen, haben wir davon lieber Abstand genommen.
Die alte Sphinxallee ist am Eingang zum Tempel erhalten und man bekommt eine Ahnung davon wie das alte Theben ausgesehen haben mag. Karnak ist wirklich ein Tempel der Superlative. Zwei Jahrtausende lang hat wohl fast jeder Pharao diesem Komplex etwas hinzugefügt. Oder etwas abgerissen. Wer heute hindurchschlendert kommt sich vor allen Dingen klein vor.
Unendliche Mengen an Säulen, Obelisken, Inschriften, Pylonen befinden sich auf dem Gelände. Man könnte hier Tage verbringen und würde staunend immer noch neues entdecken.
Für Karnak braucht man Zeit. Und natürlich ist Karnak nie leer. Doch wer sich individuell in diesen Tempel begibt, hat immer wieder Möglichkeiten den allgegenwärtigen Reisegruppen auszuweichen und steht unvermutet alleine zwischen den riesigen Statuen.
Oder den gigantischen Säulen. Und fragt sich, wie die Menschen es damals geschafft haben mit ihren einfachen technischen Hilfsmitteln solche Bauwerke zu errichten.
Immer wieder er- schließen sich neue Durch- blicke, noch mehr Nischen, noch mehr Steinblöcke. Am heiligen See kann man eine Pause machen und etwas trinken. Wir kommen dort am späten Nachmittag an, die meisten Reisegruppen sind inzwischen durch. Ein idealer Ort zum Verweilen, unter blühendem Oleander.
Die vielen Bruchstücke der Vergangenheit sind übrigens noch lange nicht zusammengefügt. Unendliche Mengen an Stein, teilweise mit Nummern versehen, warten noch darauf zu einem sinnvollen Ganzen zusammengesetzt zu werden. Deshalb bleibt Karnak auch eine unvollendete Baustelle, deren Gesamtbild nie fertig zu werden scheint. Und bietet die Aussicht auf einen neuen Ausblick bei jedem erneuten Besuch. Empfehlenswert ist auch der Besuch der Lightshow am Abend unter dem Sternenhimmel, der einem das

Mystische des Glaubens der alten Ägypter näher bringt. 
Der Rückweg zum Fähranleger führt dann an den Nilkreuzfahrtschiffen und am beleuchteten Luxortempel vorbei, während auf der westlichen Nilseite die Sonne untergeht.
Das Gezira Garden hat übrigens eine wunderschöne Dachterrasse, auf der abends das Essen serviert wird. Gegen die Januarkälte ( es kann Nachts auch mal unter 20° werden....) war dort während unseres Aufenthaltes abgeplant.
Im Hotel haben wir Bernd kennen- gelernt, der alleine unter- wegs ist. Wir machen uns gemeinsam auf ins Tal der Könige. Am Fähranleger warten immer Taxis, um Touristen dorthin zu bringen, den Preis sollte man vorher verhandeln. Im Tal der Könige waren wir bereits auf unserer ersten Ägyptenreise gewesen, natürlich stellen wir uns auch dieses Mal an den Gräbern an, um uns gemeinsam mit den anderen Touristen dort durchzuschieben. Sehenwert sind sie auf jeden Fall.
Hauptsächlich wollen wir aber den Weg vom Tal der Könige zum Hatschepsut-Tempel übers Gebirge finden. Wir hatten im Reiseführer gelesen, dass sich spektakuläre Ausblicke bieten. Nachdem wir von den normalen Touristenpfaden abgebogen sind, bieten sich gleich mehrere Führer an, die im Schatten der Felsen warten.
Nachdem wir mit einem einig geworden sind, führt er uns auf ziegenpfadähnlichen Wegen nach oben.
Auch dort finden sich Hinweisschilder zur Ticketoffice. Nicht, dass jemand die verpasst.
Die Ausblicke auf den Hatschepsut-Tempel sind schon besonders, schon deshalb lohnt es sich hier hinauf und wieder hinunter zu klettern.
Dieser Totentempel scheint direkt aus der Felswand herauszuwachsen und wirkt besonders durch seine Schlichtheit. Er besteht aus zwei Terrassen, die über eine Rampe zu erreichen sind. Erbauen ließ ihn ab dem Jahr 1475 v. Chr. eine Frau, die als Pharao regierte, Hatschepsut.
Wir beschließen von hier aus mit dem Sammel- taxi bis zum Inspektorat zu fahren. Dort soll es ein kleines Restaurant geben, das die Ausgräber für ihre Pausen nutzen.
Nach einiger Zeit hält tat- sächlich eines der Sammeltaxis und wir klettern auf die Ladefläche.  Sitzen dort gemeinsam mit Bauern, Frauen und Kindern aus der Umgebung. Am Inspektorat steigen wir wieder aus, orientieren uns Richtung Medinet Habu und sehen dann auf der linken
Seite den Eingang zum Restaurant Mohamed. Man sitzt draußen im Garten unter einem 600 Jahre alten Baum, vielleicht eine Sykomore, wir wissen es nicht genau. Es gibt keine Speisekarte, die Englischkenntnisse von Mohamed sind eher bescheiden und die Familienkatze macht es sich neben uns bequem. Wir wissen auch nicht genau was wir bestellt
haben, aber wir sind zuversichtlich. Und tatsächlich ist das Essen wirklich lecker, Fleischbällchen auf Reis mit einer scharfen Sauce, dazu eine eiskalte Cola. Köstlich!
Wenn wir nicht unterwegs sind, nutzen wir die Dachterrasse des Gezira Gardens, um uns zu erholen.
Man blickt auf Felder und Gärten der Umgebung, erhält so einen Einblick in das beschwerliche Alltagsleben der Menschen hier. Kann dabei die Sonne genießen und immer wieder einen Blick in sein Buch werden. Sollte es zu warm werden, könnte man sich im kleinen Pool abkühlen.Es reicht um ein paar Schwimmzüge zu machen.
Meist sind wir aber unterwegs. Wir haben uns Fahrräder gemietet. Einfache Räder ohne Gangschaltung. Sonst haben sie aber alles was man braucht. Auf der Westseite des Nils ist wenig Verkehr, das macht das Radfahren einfach.
Wir fahren Richtung Memnonkolosse und halten dort für ein genaueren Blick. 18 Meter sind sie hoch und inzwischen schon ziemlich verwittert. Schon im Altertum pilgerten hier Touristen her, auch weil der nördlichere der Kolosse nach einem Erdbeben im Jahr 27 n. Chr. jeden Morgen bei Sonnenaufgang einen singenden Ton von sich gab. Vermutlich durch Spannungen im Stein, ausgelöst durch die wärmenden Strahlen der Morgensonne. Ein wohlmeinender römischer Kaiser ließ sie reparieren, seitdem schweigen sie.
Wir besuchen noch einen hei- mischen Gemüse- markt, auf dem wir wohl die einzigen Europäer sind und kaufen dort ein paar Apfelsinen, die wir anschließend bei einer Rast verzehren.
Dann fahren wir zum Tal der Noblen, lassen die Räder an einem Toilettenhäuschen stehen, für ein kleines Bakschisch haben die beiden Damen ein Auge darauf. Natürlich findet sich sofort ein Führer, der uns durch die wenig besuchten Gräber führt. Diese Gräber befinden sich unter dem Dorf Qurna, das inzwischen weitgehend verlassen ist, die Bewohner trieben früher durchaus lukrativen Handel mit Fundstücken aus ihren "Kellern".
Besonders sehenswert ist das Grab des Nacht, ein winziges Privatgrab, das mit Szenen aus seinem Alltag geschmückt ist. Nur vier Besucher dürfen gleichzeitig hinein, für die Wartenden gibt es eine Bank.
Wir kommen an Ausgrabungen vorbei, als wir wieder zu unseren Fahrrädern hinabsteigen.
Als wir weiterfahren werfen uns Touristen aus ihren Reisebussen durchaus seltsame Blicke zu. Europäer auf dem Fahrrad wirken wohl irgendwie befremdlich hier.
Im Restaurant Mohamed am Inspektorat machen wir eine Pause und dann gehts weiter Richtung Medinet Habu. Medinet Habu wurde unter Ramses III. erbaut, 1180-1155 v. Chr.
Er gibt eine Vorstellung davon, wie diese Tempel damals ausgesehen haben, nämlich in leuchtenden Farben gestrichen. Hier ist an vielen Stellen davon noch etwas erhalten.
Unsere Fahrräder schließen wir an einem Zaun an und setzen uns nach der Besichtigung in ein gegenüber liegendes Café.
Hier ist eine Deutsche beschäftigt, mit der wir ins Gespräch kommen und die uns interessant über ihr Leben hier in Luxor berichtet.
Am letzten Tag vor unserer Abreise ist es irgendwie schwül. Eher ungewöhnlich in einer Wüstenstadt wie Luxor. Wir fahren noch einmal mit der Fähre hinüber nach Luxor, wollen noch ein bißchen durch die Basare bummeln. Einen Blick auf das Winter Palace werfen und vielleicht noch irgendwo einen Tee trinken.
Amüsiert betrachten wir am Nachmittag das Treiben auf dem Nil. Touristen, die zu einer Felukenfahrt starteten, werden wegen der absoluten Windstille von einem Motorboot ins Schlepptau genommen und jetzt romantisch über den Nil gezogen. Bestimmt ein Highlight!
Bei Sonnenuntergang ist es regelrecht bewölkt und die Luft ist zum schneiden. Wir fahren wieder hinüber in unser Hotel und setzen uns nach dem Essen noch ein wenig an den Pool.
Da passiert, was in Luxor vielleicht alle 10 Jahre passiert, es beginnt zu regnen. Es dauert vielleicht 5 Sekunden, da geht allerorts das Licht aus. Wer einmal gesehen hat, wie elektrische Leitungen in Ägypten verlegt sind, der weiß warum. Zehn Minuten dauert der Regen, währenddessen irren die Hotelangestellten im Licht ihrer Handys durch die Gegend und versuchen irgendwas zu richten. Andere führen eine Art Regentanz auf, so freuen sie sich. Dann ist der Spuk vorbei und kurze Zeit später auch die Elektrik wieder instand gesetzt.
Bevor wir am nächsten Tag abreisen, bummeln wir noch ein wenig auf unserer Nilseite herum. Wir treffen Kinder, die mit selbstgemachten Spielsachen am Wasser spielen, improvisierte Cafés, die mit einfachsten Mitteln betrieben werden und leider auch jede Menge Plastikmüll, den ich hier nicht verschweigen möchte.
Um dafür ein Bewusst- sein zu ent- wickeln, fehlt es hier einfach noch an zu vielem Lebensnotwendigen. In unseren Augen sind die Menschen arm. Rein materiell...
Trotzdem bin ich mir nicht immer sicher, ob wir tatsächlich reicher sind. Selten habe ich so viele gastfreundliche, herzliche und offene Menschen kennengelernt wie hier in Luxor.

Wien im Oktober 2012 -eine Dreigenerationen-Kurzreise

Vom 25.10 bis 28.10.2012 sind wir in Wien. Wir, das sind in diesem Fall Oma, Mutter und Tochter, also drei Generationen gemeinsam unterwegs.
Los gehts, wie meistens, vom Hamburger Flughafen, diesmal schon ganz früh, wir wollen ja was haben von unserer Städtereise. Wir fliegen mit Austrian Airways und sind bereits um 11.45 Uhr in Wien. Hamburg haben wir bei kaltem Regenwetter verlassen, in Wien begrüßt uns strahlender Sonnenschein am klaren, blauen Himmel. Super! Kurzfristig überlegen wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu unserer Ferienwohnung zu fahren, aber Oma sponsort das Taxi und wir werden komfortabel bis vor die Tür gebracht.

Unsere Ferien- wohnung liegt am Rand des ersten Bezirks am Wiener Rathaus, viele Sehenswürdigkeiten wie die Hofburg und die spanische Hofreitschule sind bequem zu Fuss zu erreichen. Unseren Schlüssel erhalten wir in einem Münzgeschäft und die Vermieterin bringt uns mit dem Lift in den 5. Stock eines Jahrhundertwendehaus, das durch einen Hinterhof zu erreichen ist. Die Wohnung ist gut ausgestattet, alles da, was man braucht. Der Blick aus den Fenstern in den Hinterhof und auf eine Gebäudemauer ist nicht ganz so toll, aber wir sind ja nicht wegen der guten Aussicht hier.
Wir stellen unser Gepäck ab und machen uns wieder auf den Weg. Erstmal was essen gehen. Wir betreten ein typisches Wiener Caféhaus und nachdem wir einen leicht blasierten Kellner überzeugen konnten, dass es nicht weh tut uns zu bedienen, klappt alles reibungslos. Kurze Zeit später stehen gigantische Wiener Schnitzel vor uns. Die schmecken nirgends so gut wie in Wien!
Weiter gehts! Wenn man in Wien ist, muss man natürlich eine Fahrt im Fiaker unternehmen. Angesichts der Preise entscheiden wir uns für die kürzeste Variante, eine halbe Stunde durch die Altstadt, Kostenfaktor 55 Euro. Wahnsinn. Unsere Kutscherin ist sehr gesprächig, gibt uns ein paar Tipps und steuert uns entspannt durch die kleinen Gassen. Wir erfahren, dass morgen am österreichischen Nationalfeiertag, sämtliche Regierungsbehörden wie das Außenministerium, das Parlament und ähnliche Geschichten Tag der offenen Tür haben. Vor der Hofburg ist schon ein riesiges Budenareal aufgebaut, so volksfestmäßig.
Abschied vom Fiaker und ab in den Bundesgarten Volksgarten. Oma muss Batterien wechseln am Fotoapparat, wir setzten uns so lange auf die bereitstehenden Stühle in die Sonne.
Wir wollen heut nachmittag noch in den Stephansdom, Oma muss noch einen Schal kaufen, denn trotz der Sonne ist es kalt in Wien, so machen wir uns nach einem Blick in den Reiseführer auf in Richtung Stephansdom. Wir kommen an der Pestsäule vorbei, die in der Einkaufspassage Graben steht. Sie wurde während der Pestepedemie 1679 von einem Kaiser Leopold I. gestiftet. Nie von ihm gehört.
Oma findet einen Schal und auch noch ein Geschenk für die Enkelin, die in Hamburg in ein paar Tagen Geburtstag hat.
Wir finden den Stephansdom und versuchen krampfhaft ihn vernünftig auf ein Foto zu bekommen. Er ist einfach zu groß und es sind so viele Gebäude, die ihn umzingeln...
Im Inneren wird grad eine Messe gelesen, so dass nicht alle Bereiche zugänglich sind. Eigentlich wollten wir in die Katakomben, das ist aber grad nicht möglich. Die Größe und Ausstattung ist schon beeindruckend, baugeschichtlich im Jahr 1137 mit einer romanischen Anlage begonnen, zog sich das ganze bis ins Jahr 1455 hin. So lange dauert es dann mit dem Bau der Elbphilharmonie in Hamburg noch gar nicht...
Wir brauchen eine Pause und suchen ein Café in der Nähe des Stephansdoms. Ist aber alles ziemlich voll. Schließlich sitzen wir in einem verqualmten Eiscafé an einem Bistrotischchen und trinken einen Cappuccino. In Österreich ist das Rauchen in Cafés und Restaurants grundsätzlich noch erlaubt. Das gefällt mir nicht! Ich kanns aber nicht ändern.
Es reicht uns erst- mal und nach- dem wir uns an der U- Bahn ein 72 Stunden-Ticket für die öffentlichen Verkehrs-mittel in Wien gekauft haben, für nur 19,90 €, schönen Gruß an den HVV, fahren wir zurück in unsere Ferienwohnung. 2 Stunden Pause sind angesagt.
Der Plan für abends:  mit der U-Bahn zum Prater fahren, die obligatorische Riesenradrundfahrt machen und dort irgendwas leckeres essen. Es sind nur ein paar Stationen bis wir beim Prater ankommen. Dunkel ist es inzwischen. Und kalt. Auf dem Pratergelände ist nichts los. Nur vereinzelt laufen uns andere versprengte Touristen über den Weg.
Wir kaufen uns Tickets, unglaubliche 9 Euro pro Ticket, und ab gehts in die bauwagenähnlichen Gondeln. Das 1897 gebaute Teil dreht uns bis auf einer Höhe von knapp 65 Metern. Die Aussicht über das nächtlich beleuchtete Wien ist schon besonders, zumal auch noch ein fahler Mond am Himmel hängt.
Leider lassen sich nur zwei der Fenster herunter- schieben, so dass fotografieren ein wenig schwierig ist.
Wir beenden unsere Runde und halten Ausschau nach einem Restaurant. Leider sind die direkt am Prater alle geschlossen. Außer einem. Das befindet sich im Ticketgebäude für das Riesenrad. Eine Erfahrung, die man nicht machen muss. Lauwarmes, geschmacksneutrales Essen, unfreundliche Bedienung, nicht schön!
Danach sind wir noch eine Weile auf dem Gelände unterwegs. Viele Fahrbetriebe haben tatsächlich offen. Oma und Enkelin entschließen sich zu einer Achterbahnfahrt. Ein ganz besonderes Erlebnis. Alleine in der Achterbahn!
Kalt ist es geworden. Handschuhe wären jetzt super. Haben wir aber nicht. Deshalb geht es zurück in die Ferienwohnung. Wir sind ja alle keine zwanzig mehr, selbst die jüngste von uns nicht.
Der 26.10. ist österreichischer Nationalfeiertag. Wir wollen in die Hofburg, genauer gesagt ins Sissi-Museum. Für den Nachmittag haben wir eine Führung durch die spanische Hofreitschule gebucht. Aber erst wollen wir natürlich frühstücken. In der Nachbarschaft finden wir ein weiteres Caféhaus, dessen Einrichtung sich in den vergangenen sechzig Jahren sicher nicht verändert hat.
Es wirkt ein wenig angestaubt, unansehnliche Pflanzen wuchern die eigentlich großen Fenster zu und die Lampen sind so häßlich, dass sie schon fast wieder retro sind. Das Frühstück ist allerdings ausgezeichnet, die Bedienung hat ein freundliches Lächeln im Gesicht und während unseres Frühstücks stellt im Nachbarraum ein leicht verwirrt wirkender älterer Herr den Fernseher an. Sitzt ganz allein an seinem Bistrotischchen mit Zeitung und Fernbedienung. Irgendwie charmant das Lokal. Außer dem unvermeidlichem Geruch nach Qualm.
Wien ist voll heute. Vor dem Rathaus, vor der Hofburg, überall Volksfeststimmung. Menschenmassen vor dem Parlament, vor dem Außenministerium, vor jedem öffentlichen Gebäude, das heute besichtigt werden kann. Das kann ja heiter werden.
Wir sind gehfaul und nehmen die Straßenbahn. Dann ab ins Museum. Zuerst werden wir durch Räume mit Vitrinen voller Porzellan und Tafelsilber geschleust. Wir fragen uns, wie die armen Bediensteten das von A nach B geschleppt haben. Bestimmt kein schöner Job! Nach dem zehnten Raum, in dem Tassen, Teller und Besteck zu bestaunen sind, fängt das ganze an uns zu langweilen. Die Dekore werden auch nicht schöner, es geht von röhrenden Hirschen bis zu chinesisch anmutenden Pinselzeichnungen.
Ein Blick aus dem Fenster zeigt uns, was Österreichern zu ihrem Nationalfeiertag so alles einfällt. Hübsch arangiert, so in Reih und Glied, stehen die jungen Männer im Innenhof der Hofburg.

Wir wechseln ins Sissi-Museum und die kaiserlichen Gemächer. Die sind es wirklich wert sich Zeit dafür zu nehmen. Eindrucksvoll, all der Prunk, die Bilder, das Möbiliar und dabei doch in manchen Räumen die persönliche Note einer Frau, die dieser Zeit ihren Stempel aufdrückte. Fotografieren verboten, leider!
Nach einer Pause in der Ferienwohnung machen wir uns zu Fuß auf in die spanische Hofreitschule. Im dazugehörigen Café gibts erstmal Wiener Apfelstrudel und Melange.
Durch die Hofreitschule führt uns eine Elevin, das heißt eine Schülerin, die dort ausgebildet wird. Wir besichtigen die Winterreitschule, die Sattelkammer und natürlich die Stallungen. Erfahren unter anderem, dass es sogar Wohnungen für Eleven innerhalb der Hofreitschule gibt. Man kann diese nur nicht heizen, deshalb wohnt niemand dort. Alles in allem eine wirklich inter essante Führung, die in etwa eine Stunde dauert. Wirklich zu empfehlen!


Nach der Führung ist es noch zu früh, um zu Abend zu essen. Also setzen wir uns in eine Straßenbahn und fahren Richtung Hundertwasserhaus.
In dem Zusammenhang eine kurze Bemerkung zum Wiener Nahverkehr. Ich habe noch nie einen so gut aufeinander abgestimmten Fahrplan in einer Großstadt erlebt. Wir warten zu keinem Zeitpunkt länger als 5 Minuten. Wirklich vorbildlich!

Als wir am Hundertwasserhaus ankommen, ist es schon ein wenig dämmerig. Fotos machen ist schwierig, aber wir versuchen unser bestes!
Das Haus hat schon etwas skurilles, nimmt die Schlichtheit der alten Fassaden mit auf und präsentiert sich trotzdem im Harlekinskleid. 1983-1985 wurde es vom Maler Friedensreich Hundertwasser und dem Architekten Josef Krawina errichtet. Ein Gemeindebau, der sich in Ökoarchitektur zeigt.  Mit vielen Wellen und Bögen, Mosaiksteinchen, gedrehten Säulen, Zwiebeltürmen und  Erkern ist es ein Schmuckstück in diesem Stadtteil.
Wir nehmen die Tram und fahren zurück Richtung Ferienwohnung.  Zum Essen gehts nochmal ins angestaubte Caféhaus in der Nachbarschaft, ein bißchen voller ist es dort jetzt, ein bißchen mehr Qualm, auch im Nichtraucherteil, durch die Küche marschieren Gäste aus einem Spieleraum, um zur Toilette zu gelangen, das Essen aber ist gut und reichlich.

Am nächsten Morgen starten wir dort auch wieder, treffen den Herrn mit der Fernbedienung erneut an seinem Tisch, frühstücken und machen uns dann mit der Tram auf zum Schloss Schönbrunn, der Sommerresidenz der Habsburger. Als wir dort durchs Tor treten, fängt es an zu regnen. Und hört auch erstmal nicht wieder auf.
Schönbrunn im Regen. Ist im Gebäude nicht so schlimm. Den Schirm können wir an der Garderobe abgeben. Um danach durch die vielen Salons und Gemächer zu schlendern. Die wirklich sehenswert sind. Mit den vielen anderen Menschen. Irgendwann kommt dann der letzte Salon. Wir holen den Schirm an der Garderobe wieder ab. Gehen raus.
Inzwischen ist es ein stetiger Nieselregen geworden. Wir wollen aber trotzdem die Gartenanlagen besichtigen. Schließlich sind wir Regen gewohnt, kommen ja aus Norddeutschland!
Also machen wir uns auf den Weg in den Garten, immer mit dem Schirm in der Hand. Wobei die Hände natürlich stetig kälter werden. Der Garten ist nach typisch französischer Gartenarchitektur angelegt worden. Gestutze Bäume, schnurgerade Hecken, alles in symetrische Formen gebracht. Geplant, geometrisch, Ordnung überall. Bitte keine vorwitzigen Blätter, die sind hier nicht vorgesehen!
Nachdem wir zum Neptunbrunnen hinauf gegangen sind, stehen wir kurz vorm Erfrierungstod. Glücklicherweise entdecken wir am Eingang zum Tierpark ein Café. Leider kann man nur draußen sitzen. Aber dort stehen Heizstrahler. Und es gibt Glühwein.
Wir setzen uns und versuchen ein wenig Wärme von außen und innen zu bekommen. Beobachtet von vorwitzigen Vögeln. Ob die auch Glühwein wollen?
Oder wie das Eichhörnchen lieber ein paar Nüsse? Das lässt sich tatsächlich aus der Hand füttern.Was wir auch gerne tun. Nach dem Glühwein versuchen wir uns noch am nahegelegenen Labyrinth und machen ein paar Fotos von den herbstfarbenen Hecken.
Inzwischen ist uns so kalt, dass wir beschließen uns auf den Rückweg zu machen. Die Temperatur scheint auch gefallen zu sein. Während wir auf die Tram warten, fegt ein eisiger Wind über die Straßen. Wir fahren wieder in den inneren Bezirk, weil wir noch einen Tisch für abends im Esterhazy-Keller bestellen wollen und sind froh, als wir danach endlich in der warmen Ferienwohnung sind.
Wir brauchen eine ganze Weile, bis wir wieder warm sind.
Abends machen wir uns dann wieder auf den Weg. Der Esterhazy-Keller ist ein Heurigenlokal mit langer Tradition. Schon als die Türken 1683 Wien belagerten, soll dort Graf Esterhazy die Verteidiger der Stadt mit Freiwein versorgt haben. Danach haben sie die Türken vertrieben. Sicherlich gutgelaunt.
Eine steile Treppe führt nach unten ins alte Gewölbe. Wir können uns vorstellen, dass es nach einigen Weinschoppen durchaus schwierig sein kann wieder nach oben zu kommen.
Es war gut, dass wir einen Tisch bestellt haben, fast alle der einfachen Holztische sind besetzt. Jedenfalls im Nichtraucherteil. Der hier übrigens tatsächlich gefühlt rauchfrei ist. Die einzelnen Gewölbe sind zwar mit Quergängen verbunden, der Rauch scheint da aber nicht durchzuziehen. In der urigen Atmosphäre kann man Wein und Bier genießen, die, genauso wie eine Auswahl von drei Gerichten serviert werden. Ansonsten gibt es einen Küchentresen, an dem man sich bedienen kann. Alles deftige Hausmannskost. Das Essen ist gut, der Wein süffig und es ist kuschelig warm. Empfehlenwert.
Wir schaffen die Treppe nach oben und stehen in leichtem Schneeregen. Gut, dass wir aus den Kellergewölben so aufgeheizt sind. Ab mit der Wiener U-Bahn nach Hause und die letzte Nacht in unserem Feriendomizil. Morgen Abend geht unser Flieger nach Hamburg.
Am nächsten Morgen sortieren wir erstmal unsere Sachen. Dann gehts zum Frühstück ins Café Central. Ein Tipp der Fiakerkutscherin. Das beste Frühstück Wiens. Zum Abschluss wollen wir uns das dann mal gönnen.
Um zehn öffnet es seine Türen und wir ergattern noch einen der guten Plätze.

Beim Eintreten empfängt uns der "Dauergast".
Das Frühstück ist genauso wie ver- sprochen. Schon das Studieren der Speisekarte bereitet Wonne. So viele verschiedene Möglichkeiten. Tatsächlich gibt es auch gesunde Frühstücksvarianten, ein Traum! Wir schlemmen also ausgiebig, genießen den selbstgepressten Orangensaft und fühlen uns richtig gut. Und das Café ist rauchfrei!dem Fahrstuhl erreichbaren unvollendeten Nordturm, zur Pummerin, einer der größten Glocken derSo gestärkt machen wir uns erneut auf den Weg zum Stephans dom, immer noch in der Hoffnung auf einen Blick in die Katakomben. Aber mit den katholischen Messezeiten kommen wir Norddeutschen irgendwie nicht klar.  Wieder wird grad eine Messe gelesen und die erste Führung in die Katakomben beginnt erst um 14.30 Uhr. Das werden wir nicht mehr schaffen. Also entscheiden wir uns, statt nach unten, nach oben zu begeben, nämlich auf den mit Welt.
60 Meter hoch ist der Turm, ermöglicht einen wirklich guten Überblick. Allerdings fegt der Wind hier oben so eisig, dass wir es nicht lange aushalten und nach ein paar Fotos wieder in den Fahrstuhl flüchten. Wir werfen noch einen kurzen Blick in die Peterskirche, eine Barockkirche mit Kuppel, die nicht allzuweit entfernt ist. Auch hier wird grad die Messe gelesen, aber ein kurzes Foto ist möglich.
Danach gehts zurück in unsere Wohnung, wir packen die Koffer und machen uns mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auf zum Flughafen Wien.

Die S7 Richtung Flughafen gehört nicht zu den Wiener Linien. Sie fährt nur halbstündig und glücklicherweise wählen wir die Station Praterstern zum einsteigen. So haben wir noch einen Sitzplatz. Reisende, die später zusteigen, müssen sich mit dem Reisegepäck in die engen Gänge quetschen. Wer vor Erreichen des Flughafen aussteigen möchte, sieht sich unüberwindlichen Hindernissen entgegen.
Am Flughafen angekommen, haben wir noch eine Weile Zeit, länger als erwartet, da der Flieger Verspätung hat. Wir nutzen die Zeit und teilen uns ein Stück Sachertorte zu dritt. Haben wir vorher noch nicht probiert. Die habe ich mir wirklich spektakulärer vorgestellt.
Austrian Airlines bringt uns dann schließlich wieder nach Hamburg.