Mittelalterliches Phantasie Spectaculum - Eine Reise in eine andere Zeit

Reisen führen uns oft in fremde Länder, an unbekannte Orte, in andersartige Kulturen, die unsere Neugierde befriedigen, uns neue Horizonte öffnen. Wie wäre es mal in eine andere Zeit zu reisen? Ihr denkt, das sei nicht möglich? Seid ihr euch sicher? Bei all den technischen Fortschritten, die in den letzten Jahrzehnten gemacht wurden? Vielleicht steht sie schon irgendwo, die alles revolutionierende Zeitmaschine und ihr wisst es nur nicht. Aber beruhigt euch. Für diese Reise ist sie gar nicht nötig.

Alles was ihr tun müsst, ist das Mittelalterliche Phantasie Spectaculum ( kurz MPS) zu besuchen. Dafür müsst ihr wahrscheinlich nicht einmal sehr weit reisen. Von Ende April bis Anfang Oktober eines jeden Jahres ist es an fast jedem Wochenende mit bis zu 2500 Mitwirkenden und mit bis zu 1000 Zelten und Ständen  in ganz Deutschland unterwegs. Bestimmt findet ihr einen Veranstaltungsort in eurer Nähe. Hier ein link dafür:
http://www.spectaculum.de/termine/
Für ein Wochenende wird die Reise in ein phantastisches Mittelalter möglich, bevölkert nicht nur von Rittern, Edelfrauen, Knappen und Schankmägden, sondern auch von Fabelwesen,
Feen und Orks. Nicht nur der Veranstalter sorgt mit einem großartigem Unter- haltungs- programm dafür, sondern auch viele Besucher tragen mit ausgefallenen, fantastischen Gewandungen dazu bei.
Es gibt jede Menge Musik auf dieser Veran- staltung, teilweise mit Instrumenten, die man vorher noch nie gehört hat und von deren Existenz man nicht den Hauch einer Ahnung hatte. Die meisten der dort auftretenden Bands haben durchaus einen mittelalterlichen Bezug, was aber der
Aktu- alität ihrer Musik nicht wider- spricht. Ich bin mir sicher, dass jeder auf dem MPS Musik nach seiner Facon findet, zumal die Bands abwechselnd auftreten und meist mehrer Bühnen existieren.
Man hat auch schon den Tod zu diesen Klängen tanzen sehen. Sogar mit einer Dame. Und er kann auch neue Techniken nutzen, er hat ein Handy!
Der Tod gehört übrigens zur Truppe und macht immer mal wieder das Gelände unsicher.
Auch und gerade Kinder sind hier gern gesehene Gäste und scheinen sich auf dem Gelände wohlzufühlen.

Es gibt eine Menge Attraktionen speziell für sie. Puppen- theater, Hexen und Zauberer, natürlich das Ritterturnier und einen riesigen Strohhaufen, in dem sie nach Herzenslust herumtoben können.
Manche staunen mit großen Augen, andere stürzen sich mit Leidenschaft ins Getümmel. Richtig gelangweilt habe ich bisher dort kein Kind gesehen. Außer vielleicht pubertierende Teenager, obwohl die es meist schräg genug finden, um nicht gelangweiligt zu sein.
Wenn man erstmal vom MPS-Fieber infiziert ist, kann man dort natürlich auch alles kaufen, um sich passend auszustatten. Es gibt Marktstände über Marktstände, die nicht nur für das leibliche Wohl der Gäste sorgen, mit mittelalterlichen Speisen und Getränken, sondern den Besucher mit allem versorgen, was er braucht. Darüber hinaus auch mit dem was er nicht braucht, aber trotzdem kauft.
Der Rauch der Feuerstellen und die köstlichen Düfte, die all den Garbrätereien,  Bäckereien, Suppenküchen, Räuchereien und vielen weiteren Essensständen entsteigen, kitzeln den Gaumen  und die vielen Tavernen sorgen natürlich dafür, dass niemand  Durst zu leiden braucht. Es gibt die verschiedensten Sorten Bier,
wunder- baren Met, Säfte und natürlich Kaffe, Tee und türkischen Mokka. Übrigens ist hier auch ein Miteinander der Kulturen zu beobacheten, die Stände der Ungläubigen stehen neben christlichen Ständen... und es brechen keine Religionskriege aus.







Natürlich kann man  auch alte Hand- werks- kunst be- wundern, den Schmied, den Spielzeugmacher, Wollspinner,  Glasbläser, Drechsler, Stockmacher, Schmuckmacher und viele weitere Handwerker bieten ihre Dienste und Produkte an.
Gelegentlich kann man bei der Herstellung einiger Sachen zugucken und noch etwas dazulernen. Auf alle Fälle macht so ein Rundgang über das Gelände viel Freude. Wir haben auch schon so seltsame Sachen wie eine Badehütte gesehen. Dort kann man gemeinschaftlich in einem großen Holzfass seinen Dreck abwaschen und dabei den einen oder anderen Met trinken.
Je nachdem welchen Veranstaltungsort ihr besucht, trefft ihr auf unterschiedlichstes Gelände.
Häufig findet das MPS in großen Parks statt, mit mehr oder weniger Baumbestand, manchmal auch auf dem Gelände alter Schlösser oder Herrenhäuser, auch Flughäfen werden dafür genutzt. Immer aber sind auch Heerlager dabei, das heißt Menschen,die in mittelalterlichen Zelten während des MPS dort übernachten. Gekocht 
wird über Holzfeuern, das Equipment muss mittelalterlich sein und außerdem bieten sie Vorführ- und Mitmachaktionen für die Gäste an, wie Waffenübungen und den Ritterschlag, das Lager und Sippenleben, vom Handwerk bis zum Kochen. Dieses Jahr haben sich bereits 1000 Heerlager dafür angemeldet, und da mehr Mitmachaktionen gefordert sind, verspricht es spannend zu werden.
Es gibt auch so interessante Events wie das Bruchenballturnier, das jedes Jahr wieder ausgetragen wird, moderiert von Bruder Rectus und dem Marktvoigt.
Wilde Gesellen und manchmal auch Gesellinen, den Hintern nur mit einem Bruchentuch bekleidet (die Gesellinen dürfen etwas mehr verhüllt sein), versuchen eine 80 Kilogramm schwere
und mit Stroh und Tannenzapfen gefüllte Kuhhaut - den Bruchenball - über die gegnerische Torlinie zu rollen. Der Gegner darf alles tun, um die andere Mannschaft daran zu hindern. Ein Spektakel, ein wenig an einen Massenringkampf erinnernd, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte. Genausowenig wie das vor allem die Kinder begeisternde Ritterturnier oder die Fechtschaukämpfe.
Obwohl manche Besucher einen eher boshaften Eindruck machen, entpuppen sie sich immer als liebenswürdig und sind meist gerne zu einem Foto bereit.
Insgesamt ein wirklich empfehlenswertes Event, für das man mindestens einen ganzen Tag, besser zwei einplanen sollte. Nicht ganz billig mit Eintrittspreisen zwischen 13 und 30 Euro, je nachdem welchen Tag man wählt. Aber meiner Meinung nach jeden Cent wert.
Ich empfehle sich für den Besuch eher einen Samstag auszusuchen, da die Veranstaltung dann bis weit in die Nacht hinein geht und mit einem spektakulären Feuerspektakel abgeschlossen wird.
In der Show kommen die größten Flammenwerfer der Welt zum Einsatz, zusätzlich werden Bühnenfeuerwerke, Bengallichter und viele spektakuläre pyrotechnische Effekte gezündet.
Wenn die Dämmerung beginnt, zünden außerdem die Stände ihre Feuer an, aufgestapelte Lagerfeuer werden entfacht und  eine besonders zauberhafte Stimmung breitet sich aus. Man wartet auf all die Fabelwesen, Gnome, Elfen und Feen und versteht ein wenig, warum die Menschen im Mittelalter mehr Mystik gesehen haben, als wir in unser schnelllebigen Zeit.


Dragon Rally 2013 - eine Abenteuerreise für Hartgesottene

Beim Reisen hat so jeder seine Prioritäten. Schließlich handelt es sich um die schönste Zeit des Jahres. Badereisen, Städtereisen, Rundreisen, Wanderreisen, für jeden läßt sich etwas finden, jeder hat da so seine eigenen Vorstellungen.
Für manche Menschen hat es einen ungeheuren Reiz im Februar mit dem Motorrad nach Wales zu fahren, um dort ganz viele andere Menschen auf einem Campingplatz im Gebirge zu treffen, die das auch toll finden.
Ja, ihr habt richtig geraten, ich gehöre nicht dazu... aber ich bin mit so einem Menschen verheiratet. Auf die Idee brachte ihn ein guter Freund, der bereits im letzten Jahr an diesem Treffen teilgenommen hatte und einen Mitfahrer suchte. Thias war nicht schwer zu überreden.
Von deren Reise will ich nun berichten, sozusagen aus zweiter Hand. Erstmal aber eine kurze Vorabinfo über die Dragon Rally.
Dieses Motorradtreffen findet in der Regel am zweiten Wochenende im Februar statt, und zwar bereits seit 1962. Es wird spartanisch gecampt, ohne Rücksicht auf Wetter oder Platzverhältnisse. Die Anreise zu dem erst kurz vorher bekannt gegebenen Treffpunkt ist nicht unbedingt als Zuckerschlecken zu bezeichnen, die Strecken sollen gelegentlich doch sehr speziell sein. Vergleichbar ist es mit dem Elefantentreffen, das jährlich im Bayrischen Wald stattfindet oder mit der in Norwegen stattfindenden Krystall rally.Nur die Harten kommen in den Garten!
Bekanntlich liegt Wales ja nicht um die Ecke und so entschieden die Beiden, dass zumindest die Strecke bis Calais mit Auto und Anhänger bewältigt werden würde.
Los gings morgens früh vor unserem Haus bei  leichtem Frost und Schneeresten. Die über 700 km lange Strecke durch Holland und Belgien bot keine Schwierigkeiten, es war ja auch noch warm und trocken im Auto, sogar die Sonne traute sich heraus.
Am späten Nachmittag erreichten sie dann das Hotel Kyriad Calais, das sie bereits vorgebucht hatten, da es nicht weit vom Fährhafen entfernt lag. Hier blieben Auto und Anhänger auf dem Parkplatz stehen, die bepackten Motorräder durften vorm Hoteleingang übernachten.
Gegessen wurde dann in Dünkirchen im Pub einer Einkaufspassage, Pizza und Bier. In Erinnerung geblieben ist der Preis für 0,5 Liter Bier immerhin stolze 6 Euro. 
Am nächsten Morgen ging es früh Richtung Fähre, im kleinen Hotelzimmer gab es nur einen Kaffee und ein paar Kekse.
Nach einigem Warten, eingerahmt von LKWs und Autos, konnten sie dann auf die Fähre fahren, wo die Motorräder mit Spanngurten befestigt wurden. Kein Problem für die BMW von Thias, die natürlich über einen Hauptständer verfügte und gut festgezurrt sicher stand. Die Enduro von Curd hatte aber nur einen Seitenständer und die Befestigung schien ihm nicht so überzeugend. Die Verlader winkten ab, das wäre alles ok so, überhaupt kein Problem.
Na gut, dann also rauf aufs Schiff und erst mal ein ordentliches Frühstück. Englisch natürlich, was sonst.
Danach war es tatsächlich möglich an Deck ein wenig die Sonne zu genießen, voraus- gesetzt man war gut eingepackt. Nach zwei Stunden Fahrt kamen die Kreidefelsen von Dover in Sicht, die Türen zum Parkdeck aber wurden noch nicht geöffnet. Allgemein brach Hektik aus, als man endlich zu den Fahrzeugen hinunter konnte.
Hmm, eigenartig. Unter Curds Enduro war ein Benzinfleck? Tja, leider nicht nur das, der Blick von vorne zeigte, dass die Verkleidung kaputt war, der Scheinwerfer verbogen und überhaupt...
Aber da kam auch schon jemand vom Personal und berichtete, dass die Enduro auf der Fahrt umgekippt war. Während um sie herum die LKWs und andere Fahrzeuge die Fähre verließen, nahm ein Offizier erstmal den Unfallbericht auf. Das fing ja gut an. Mit dem Unfallbericht sollte man sich beim Fährbüro melden, die würden alles regeln. Soweit so schlecht.
Also, runter von der Fähre, beim Fährbüro melden, alles zerlegen, um die Schäden zu begutachten und provisorisch oder irgendwie anders zu beheben. Der Tank war undicht. Was nun? War die Reise hier jetzt zu Ende? Nein, sie hatten Glück!

Ein hilfsbereiter LKW-Fahrer hatte eine Idee, der nette Herr aus dem Fährbüro
besorgte die Rettung, Curd und Thias setzten sie um. Ein Kleber, der auf Anweisung des Mr. Fährbüro besorgt wurde, derweil die beiden Gestrandeten die erhaltenen Verzehrgutscheine in einem Imbiss verbrauchten, war die Rettung. Tatsächlich konnte es dann gegen 14 Uhr endlich losgehen Richtung  Brighton. Glücklicherweise schien die ganze Zeit die Sonne von einem strahlend blauen Himmel.
Kurz vor Brighton war nicht nur die Sonne hinter Wolken verschwunden, das Licht an Curds Motorrad war ebenfalls ausgefallen. Also Pause an der berühmten Seebrücke, nicht etwa um den Anblick zu genießen, sondern um den Fehler in der Elektrik zu finden. Wobei das eine das andere ja nicht unbedingt ausschließt.
Der Fehler war dann auch schnell gefunden, eine kaputte Sicherung.In Ermangelung einer neuen und nach Befragung eines englischen Motorradfahrers, der nicht den Hauch einer Ahnung hatte, wo man diese käuflich hätte erwerben können, musste improvisiert werden. Gut, dass der KFZ-Elektriker dabei war.
In den Außenbezirken Brightons fand sich dann ein typischer KFZ-Zubehörladen, der auch diese Sicherung im Angebot hatte.
Auf der weiteren Strecke durchs Naturschutzgebiet bei Sussex wurde es unangenehm kalt. Eine schöne Strecke, doch die Kilometer zogen sich ganz schön. Als sie schließlich in Salisbury ankamen, war es bereits dunkel und es war kein Bed&Breakfast zu finden. Curds Nachfrage in einem Pub brachte sie schließlich in die City Lodge, ein charmantes, kleines Hotel, in dem noch ein Zimmer frei war. Allerdings fragte die Dame an der Rezeption
mehrmals nach, ob sie das Zimmer wirklich nehmen wollten und lächelte dabei auf seltsame Weise. Was die beiden erst verstanden, als sie im Mansardenzimmer das Queensizebed mit nur einer Decke sahen. Naja, egal, schließlich kennt man sich seit über 30 Jahren.
Schnell duschen und ab zum Marktplatz ins Stoby´s, um unter acht verschiedenen Fish & Chips-Varianten die Beste auszu wählen.
Danach ging es noch in ein Pub auf ein leckeres Bier, um so mit gut gefülltem Magen ordentlich unter die gemeinsame Decke zu verschwinden.
Der nächste Morgen begann wieder ohne Frühstück, aber mit Basteln, weil sich gestern ein neuer Fehler in der Elektrik der Enduro aufgetan hatte. Während die Straßenreinigung um die abgestellten Motorräder herum ihren Job versah, wurde die Enduro erneut zerlegt, bis der Kurzschluss lokalisiert und behoben war. Zusammenschrauben, aufpacken, anziehen und dann endlich losfahren.
Das Wetter war anfänglich trocken, sonnig und kalt. In einem verschlafen wirkenden Nest, Bradford on Avon, gab es die erste Pause zum frühstücken in einem urigen Pub.
Allerdings dauerte es eine Weile, bis sie dahinter kamen, dass es hier üblich war am Tresen zu bestellen.
Nicht nur die Dekoration in diesem Pub war besonders und hing bis unter die Zimmerdecke, auch die Gäste waren skurill genug, um daran zu erinnern, wo man hier unterwegs war.
Am Nachbartisch saßen fünf ältere Ladys und strickten, während sie dabei ihren Tee tranken und ihr Gelächter den Pub erfüllte. Natürlich gab es hier wieder ein ordentliches englisches Frühstück, diesmal gesponsort von Curd für die fachgerechte Reparatur der Elektrik.
So gestärkt ging es weiter, an Bristol vorbei, durch die shrop shire hills, wo es wesentlich kälter wurde und leider ein leichter Nieselregen einsetzte. Zeit die neugekaufte Regenkombi anzuziehen. Während man den Blick über schneebedeckte Gipfel schweifen lassen konnte. Die Strecke entwickelte sich, wurde reich an Serpentinen. Der Regen entwickelte sich auch, dauerhaft und stetig. Schade, dass die neu gekaufte Regenkombi nicht dicht hielt! Irgendwann fanden sich auch Schneeflecken an den schmalen Straßen. Besonders schön war die Stelle, als es galt mit ihren Motorrädern eine überschwemmte Singletrackroad  zu durchfahren. Mit einer Enduro nicht so problematisch. Aber mit einer BMW? Doch auch das klappte.
Kurz vor dem Cottage, das für heute das Ziel war, musste noch ein Einkauf getätigt werden.  Das Cottage war der Treffpunkt mit mehreren Gespannfahrern, die Curd im letzten Jahr auf dem Treffen kennengelernt hatte. Einer davon, aus Wales, hatte das Cottage für alle gemietet. Selbstverpflegung war angesagt, also ein paar Bier und ein bißchen Lamm einkaufen.
Überflüssig, wie sich später herausstellte. Besagter Gespannfahrer aus Wales stand nämlich in der Küche des Cottages und zauberte für alle ein aus verschiedenen Speisen bestehendes Mahl. Das Cottage selber war eher Anwesen als Cottage, zwei solide, sehr geräumige Häuser, toprenoviert und trotzdem mit Charme. Ach, und mit knapp Fünfzig waren sie die jüngsten.
In der Küche helfen durfte man dem Herrn aus Wales nicht, lediglich den langen Tisch im Speiseraum decken. Das hervoragende Essen wurde dann mit reichlich Bier runtergespühlt.
Zum Abschluss des Abends gab es ein selbstgedrehtes Video. Ein Gespannfahrer aus den Niederlanden hatte auf seinem Beiwagen eine Videokamera installiert und die letzte Fahrt damit aufgenommen. Falls das wirkliche Erlebniss nicht gereicht haben sollte, konnte hier nochmal nacherlebt werden.
Das Frühstück am nächsten Morgen war genauso reichhaltig wie das Dinner und schaffte somit eine gute Grundlage für den Tag. Danach war wieder Aufpacken angesagt, um rechtzeitig am Checkpoint zu sein, der um 10 Uhr aufmachte. Wichtig, um noch einen guten Standort für die Zelte zu finden.
Durch leichten Nieselregen legten sie weiter 50 Kilometer zurück. Früher soll der Checkpoint ein alter Wohnwagen gewesen sein, der aber inzwischen das Zeitliche gesegnet hatte. Nun traf man sich in einem Café.
Dort musste man zwei älteren Herren, Gründungs- mitgliedern des Treffens, die vorher erworbenen Eintrittskarten vorlegen und erhielt dafür einen Aufkleber für den Scheinwerfer, die Teilnahmebedingungen und die Anfahrtsskizze. Die Eintrittskarten werden noch
old fashion way erworben, d. h. Brief an den Veranstalter mit frankiertem Rückumschlag für die zurück zuschickenden Karten. In der Regel sind die Karten innerhalb weniger Wochen ausverkauft.
Von hier aus waren es nur noch einige Kilometer bis zum Ver- anstaltungs- gelände, dem Llyn Gwynant Campsite in einem Talkessel. Ein idyllisches Plätzchen.
Der gute Platz war schnell gefunden, die Zelte ebenso schnell aufgebaut. Interessant waren so Vorgaben, dass die Motorräder nicht auf dem Rasen stehen oder fahren sollten, aber die Wege freizuhalten wären. Offenes Feuer war auch nicht erlaubt, aber es wurde Feuerholz verkauft. Hä?
Egal, gehalten hat sich eh keiner dran. Zeit für einmal anstoßen im Nieselregen und danach den Gang zur Rezeption.
Dort erhielten alle Teilnehmer ein Tütchen mit dem aktuellen Aufkleber, einem Bier- untersetzer, einer kleinen Whiskeyflasche und einem Schokoriegel. Außerdem einen warmen Kaffee, Tee oder eine Brühe.
Jetzt konnte das beginnen, was so ein Treffen natürlich ausmacht. Der Rundgang über das Gelände. Um all die skurilllen Gefährte und auch die Personen zu betrachten, zu fachsimpeln und was da sonst noch so zugehört. Gleichzeitig hielten die Herren nach einem Stock Ausschau, da Curd die untere Stange für den notwendigen Schirm vergessen hatte. Der Nieselregen ging langsam in einen ausdauernden Landregen über.
So ein Stock war schnell gefunden und dank Leatherman auch gleich zurechtgeschnitzt. So konnte man zwischen den Rundgängen halbwegs trocken sitzen.
Schon interessant zu sehen, mit was die Leute hier so angereist sind. Auch wie sie gegen das Wetter geschützt oder eher nicht geschützt sind. Aber alle freundlich, jede Frage ist willkommen, man hat ein Lächeln füreinander über.
Nicht jeder hatte einen Helm dabei, auch eine einfache Wollmütze tat ihre Dienste. Und wer braucht schon zwei Zylinder, wenn der eine nicht mehr so will. Fahren kann man auch mit einem Zylinder. Der deutsche TÜV würde wahrscheinlich am Rande eines Nervenzusammenbruchs stehen, aber hier ist alles möglich.
Die Dämmerung kam eher unmerklich, da es tagsüber durch den Regen auch nicht wirklich hell war. Überall qualmte das Feuer in den Grills, auch die gute Seele aus Wales hatte Hirschwürstchen und Lamm auf den Grill geschmissen.
Inzwischen tropfte alles, jeder war durchnässt. Aber egal! Das Essen war lecker, der Niederländer briet verschieden Sorten Kartoffeln dazu und Bier und Whiskey hielten eine gewisse Körpertemperatur aufrecht.
Außerhalb der Schirme sollte man sich aber nur begrenzte Zeit aufhalten.
Irgendwann war ein Zustand erreicht, in dem die angetrunkenen, nassen, müden Körper nach dem Bett oder besser Lager riefen. Gut, dass Schlafsäcke und Isomatten inzwischen so hervorragende Qualität haben.
Am nächsten Morgen musste alles,  was nass war zusammen mit dem wenigen, was trocken geblieben war, wieder verpackt werden. Eine schwierige Aufgabe. Da es immer noch regnete.
Keine Atmosphäre, die zu einem entspannten Frühstück einlud, also wurde nur ein Kaffee getrunken und nachdem alles verstaut war und man sich verabschiedet hatte, ging es los Richtung Oxford. Es regnete und regnete. Irgendwann ein Pub, in dem man sich aufwärmen konnte und frühstücken. Ein wenig trocknen, soweit möglich.
Gegen 16 Uhr erreichten sie schließlich Oxford, natürlich im Regen, nur um festzustellen, dass die Touristeninformation bereits geschlossen hatte. Na, super!
Heftiges Klopfen überzeugte eine Angestellte dann doch die Tür noch einmal kurz zu öffnen und einen Flyer hinauszureichen mit der Bemerkung, die Rechner seien schon herunter gefahren. Sie könne bei der Suche nach einem B&B leider nicht helfen. Das war doch mal richtig kundenorientierter Service.
Die Suche gestaltete sich nicht einfach und wurde schließlich in ein Mc Donald Restaurant verlegt, so dass die mit dem Smartphone im Internet gefundenen Bed&Breakfast angerufen werden konnten und man dabei trocken blieb.
Nachdem die erste angefahrene Unterkunft nach der Besichtigung wieder verworfen wurde, überzeugte dann die zweite nach anfänglichen Problemen die tatsächliche Belegung herauszufinden. Ja, das war wirklich ein Problem, das sich nur durch Curds Handy lösen ließ, da die Belegung nur im Internet sichtbar war. Echt schräge!
Dann aber hatten die beiden ein Zimmer, konnten die Sachen zum trocknen aufhängen, sich unter der Dusche Ewigkeiten aufwärmen und danach im Pub einen üppigen Burger mit Bier herunterspülen. Alles gut.
Der Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen offenbarte eine Wetteränderung. Es regnete nicht mehr, es schneite. Na, super!
Ein reichhaltiges Englisches Frühstück sollte gut auf die Fahrt vorbereiten und danach gings hinaus in die Winterlandschaft, um die restliche Strecke bis Dover hinter sich zu bringen. Im Schnee auf zwei Rädern unterwegs zu sein, ist nicht die optimale Fortbewegungsart.
Kurz vor Windsor wurde das Schneetreiben immer dichter, also kurz an der Staße anhalten, damit das auch auf Fotos festgehalten werden würde.
Passiert ja nicht ganz so oft!
Die englischen Autofahrer erwiesen sich als ausgesprochen rücksichtsvoll bei diesen Witterungsverhältnissen. Ein Glück!
London wurde auf der Umgehungsstraße umfahren, danach wechselten sie auf die Autobahn Richtung Dover. Dort waren inzwischen Streufahrzeuge unterwegs und ich habe mir sagen lassen, dass es ein seltsames Gefühl ist, wenn man mit dem Motorrad ein Streufahrzeug überholt. Was ich mir gut vorstellen kann!
Trotz des Schnees war Dover früher erreicht, als geplant. Ein gewisser Erschöpfungszustand war ihnen durchaus anzusehen.
Dem Personal der 14 Uhr-Fähre waren Sie noch in Erinnerung, vielleicht wurden deshalb die Motorräder besonders gut gesichert. Diesmal blieb auf der Überfahrt alles heil.
Der Rest ist schnell erzählt. Selbes Hotel, einchecken, Motorräder aufladen, Essen gehen. Diesmal in ein nahe gelegenes Restaurant, das zu Fuss zu erreichen war. Den Schlaf der Gerechten schlafen und am nächsten Morgen, nach einem Kaffee im Hotelzimmer,  im warmen Auto die Strecke bis nach Hamburg fahren. Ein kulinarischer Stop an einem Truckerpoint in Holland, der hielt, was er versprach, nämlich reichliches, gutes Essen, günstig von einer sprachgewandten, fröhlichen Bedienung serviert, die neben ihrer "normalen" Arbeit auch noch einen angeschlagenen Trucker mit einem Arzt versehen konnte. Dann noch zwei Staus umfahren und um 16 Uhr wieder zurück in Hamburg.
Eine denkwürdige Reise!