Mittelalterliches Phantasie Spectaculum - Eine Reise in eine andere Zeit

Reisen führen uns oft in fremde Länder, an unbekannte Orte, in andersartige Kulturen, die unsere Neugierde befriedigen, uns neue Horizonte öffnen. Wie wäre es mal in eine andere Zeit zu reisen? Ihr denkt, das sei nicht möglich? Seid ihr euch sicher? Bei all den technischen Fortschritten, die in den letzten Jahrzehnten gemacht wurden? Vielleicht steht sie schon irgendwo, die alles revolutionierende Zeitmaschine und ihr wisst es nur nicht. Aber beruhigt euch. Für diese Reise ist sie gar nicht nötig.

Alles was ihr tun müsst, ist das Mittelalterliche Phantasie Spectaculum ( kurz MPS) zu besuchen. Dafür müsst ihr wahrscheinlich nicht einmal sehr weit reisen. Von Ende April bis Anfang Oktober eines jeden Jahres ist es an fast jedem Wochenende mit bis zu 2500 Mitwirkenden und mit bis zu 1000 Zelten und Ständen  in ganz Deutschland unterwegs. Bestimmt findet ihr einen Veranstaltungsort in eurer Nähe. Hier ein link dafür:
http://www.spectaculum.de/termine/
Für ein Wochenende wird die Reise in ein phantastisches Mittelalter möglich, bevölkert nicht nur von Rittern, Edelfrauen, Knappen und Schankmägden, sondern auch von Fabelwesen,
Feen und Orks. Nicht nur der Veranstalter sorgt mit einem großartigem Unter- haltungs- programm dafür, sondern auch viele Besucher tragen mit ausgefallenen, fantastischen Gewandungen dazu bei.
Es gibt jede Menge Musik auf dieser Veran- staltung, teilweise mit Instrumenten, die man vorher noch nie gehört hat und von deren Existenz man nicht den Hauch einer Ahnung hatte. Die meisten der dort auftretenden Bands haben durchaus einen mittelalterlichen Bezug, was aber der
Aktu- alität ihrer Musik nicht wider- spricht. Ich bin mir sicher, dass jeder auf dem MPS Musik nach seiner Facon findet, zumal die Bands abwechselnd auftreten und meist mehrer Bühnen existieren.
Man hat auch schon den Tod zu diesen Klängen tanzen sehen. Sogar mit einer Dame. Und er kann auch neue Techniken nutzen, er hat ein Handy!
Der Tod gehört übrigens zur Truppe und macht immer mal wieder das Gelände unsicher.
Auch und gerade Kinder sind hier gern gesehene Gäste und scheinen sich auf dem Gelände wohlzufühlen.

Es gibt eine Menge Attraktionen speziell für sie. Puppen- theater, Hexen und Zauberer, natürlich das Ritterturnier und einen riesigen Strohhaufen, in dem sie nach Herzenslust herumtoben können.
Manche staunen mit großen Augen, andere stürzen sich mit Leidenschaft ins Getümmel. Richtig gelangweilt habe ich bisher dort kein Kind gesehen. Außer vielleicht pubertierende Teenager, obwohl die es meist schräg genug finden, um nicht gelangweiligt zu sein.
Wenn man erstmal vom MPS-Fieber infiziert ist, kann man dort natürlich auch alles kaufen, um sich passend auszustatten. Es gibt Marktstände über Marktstände, die nicht nur für das leibliche Wohl der Gäste sorgen, mit mittelalterlichen Speisen und Getränken, sondern den Besucher mit allem versorgen, was er braucht. Darüber hinaus auch mit dem was er nicht braucht, aber trotzdem kauft.
Der Rauch der Feuerstellen und die köstlichen Düfte, die all den Garbrätereien,  Bäckereien, Suppenküchen, Räuchereien und vielen weiteren Essensständen entsteigen, kitzeln den Gaumen  und die vielen Tavernen sorgen natürlich dafür, dass niemand  Durst zu leiden braucht. Es gibt die verschiedensten Sorten Bier,
wunder- baren Met, Säfte und natürlich Kaffe, Tee und türkischen Mokka. Übrigens ist hier auch ein Miteinander der Kulturen zu beobacheten, die Stände der Ungläubigen stehen neben christlichen Ständen... und es brechen keine Religionskriege aus.







Natürlich kann man  auch alte Hand- werks- kunst be- wundern, den Schmied, den Spielzeugmacher, Wollspinner,  Glasbläser, Drechsler, Stockmacher, Schmuckmacher und viele weitere Handwerker bieten ihre Dienste und Produkte an.
Gelegentlich kann man bei der Herstellung einiger Sachen zugucken und noch etwas dazulernen. Auf alle Fälle macht so ein Rundgang über das Gelände viel Freude. Wir haben auch schon so seltsame Sachen wie eine Badehütte gesehen. Dort kann man gemeinschaftlich in einem großen Holzfass seinen Dreck abwaschen und dabei den einen oder anderen Met trinken.
Je nachdem welchen Veranstaltungsort ihr besucht, trefft ihr auf unterschiedlichstes Gelände.
Häufig findet das MPS in großen Parks statt, mit mehr oder weniger Baumbestand, manchmal auch auf dem Gelände alter Schlösser oder Herrenhäuser, auch Flughäfen werden dafür genutzt. Immer aber sind auch Heerlager dabei, das heißt Menschen,die in mittelalterlichen Zelten während des MPS dort übernachten. Gekocht 
wird über Holzfeuern, das Equipment muss mittelalterlich sein und außerdem bieten sie Vorführ- und Mitmachaktionen für die Gäste an, wie Waffenübungen und den Ritterschlag, das Lager und Sippenleben, vom Handwerk bis zum Kochen. Dieses Jahr haben sich bereits 1000 Heerlager dafür angemeldet, und da mehr Mitmachaktionen gefordert sind, verspricht es spannend zu werden.
Es gibt auch so interessante Events wie das Bruchenballturnier, das jedes Jahr wieder ausgetragen wird, moderiert von Bruder Rectus und dem Marktvoigt.
Wilde Gesellen und manchmal auch Gesellinen, den Hintern nur mit einem Bruchentuch bekleidet (die Gesellinen dürfen etwas mehr verhüllt sein), versuchen eine 80 Kilogramm schwere
und mit Stroh und Tannenzapfen gefüllte Kuhhaut - den Bruchenball - über die gegnerische Torlinie zu rollen. Der Gegner darf alles tun, um die andere Mannschaft daran zu hindern. Ein Spektakel, ein wenig an einen Massenringkampf erinnernd, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte. Genausowenig wie das vor allem die Kinder begeisternde Ritterturnier oder die Fechtschaukämpfe.
Obwohl manche Besucher einen eher boshaften Eindruck machen, entpuppen sie sich immer als liebenswürdig und sind meist gerne zu einem Foto bereit.
Insgesamt ein wirklich empfehlenswertes Event, für das man mindestens einen ganzen Tag, besser zwei einplanen sollte. Nicht ganz billig mit Eintrittspreisen zwischen 13 und 30 Euro, je nachdem welchen Tag man wählt. Aber meiner Meinung nach jeden Cent wert.
Ich empfehle sich für den Besuch eher einen Samstag auszusuchen, da die Veranstaltung dann bis weit in die Nacht hinein geht und mit einem spektakulären Feuerspektakel abgeschlossen wird.
In der Show kommen die größten Flammenwerfer der Welt zum Einsatz, zusätzlich werden Bühnenfeuerwerke, Bengallichter und viele spektakuläre pyrotechnische Effekte gezündet.
Wenn die Dämmerung beginnt, zünden außerdem die Stände ihre Feuer an, aufgestapelte Lagerfeuer werden entfacht und  eine besonders zauberhafte Stimmung breitet sich aus. Man wartet auf all die Fabelwesen, Gnome, Elfen und Feen und versteht ein wenig, warum die Menschen im Mittelalter mehr Mystik gesehen haben, als wir in unser schnelllebigen Zeit.


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