Marokko 5. Teil - Geisterhotel in M´Hamid, Agdz und Taroudant

400 Kilometer liegen heute vor uns, um in Marokkos zweites Wüstengebiet zu kommen. Unser Ziel ist M´hamid, wo die Asphaltstraße enden soll, das Wüstengebiet Erg Chegaga beginnt dahinter. M´Hamid liegt unmittelbar an der algerischen Grenze und ist somit als Millitärposten wichtig.
Wir machen uns früh auf den Weg nach einem herzlichen Abschied. Als Abschiedsgeschenk erhalten wir noch ein wenig Wüstensand in einem Glasflakon. Sehr nett. Der Himmel ist bewölkt, was für die Fahrt ja nicht schlecht ist. An der Tankstelle versorgen wir uns noch einmal mit Getränken, Keksen und Bonbons, dann gehts weiter.
Rissani ist schnell erreicht und wir sehen heute keine Schulkinder auf Fahrrädern. Auch hier scheint der Sonntag ein schulfreier Tag zu sein. Wir biegen links ab Richtung Tazzarine, die Straße scheint in Ordnung zu sein. Die Kilometer ziehen sich dahin, es geht erneut durch einsam, karge Mond- landschaften. Der Wind ist aufgefrischt und treibt den Sand vor sich her. Wir sehen kaum Ortschaften, nur gelegentlich Esel oder Nomaden an der Straße. Kein Verkehr und keine Ortschaften heißt aber auch, dass man gut vorankommt. So treffen wir gegen Mittag auf die Verbindungsstraße Ouarzazate - Zagora. Von hier an geht es langsamer voran, neben der Straße fließt der oder die Draa und es reiht sich Oasendorf an Oasendorf. Dafür ist die Landschaft wieder grüner.
Kurz vor Zagora ist ein Toilettengang nötig und Hunger haben wir auch. Spontan biegen wir von der Straße ab und landen auf einer Art Campingplatz an einer alten Kasbah. Allerdings campt hier niemand. Dafür wird uns von der Berberfamilie sofort Essen und Tee angeboten, als wir aus dem Auto steigen.
Wir be-
stel-
len
in einer Mischung aus gebrochenem Französisch, wobei das beidseitig ist, und viel Hand- und Fußsprache etwas zu essen und zu trinken. Dann sitzen wir unter Palmen im Garten, nachdem wir das kleinste Kind mit Bonbons versorgt haben.
Es gibt eine sehr leckere Tajine, Brot, Obst, Tee und Wasser. Alles sehr köstlich. Allerdings ging es sehr schnell mit dem Essen und wir haben ein wenig das Gefühl, dass wir der Familie das Mittagessen weggegessen haben. Wahrscheinlich ist Bargeld manchmal wichtiger.
Das Wasser kommt hier tatsächlich noch aus einem Ziehbrunnen, die Toiletten sind seeeeeeeeeehr einfach. Aber egal, wichtig ist nur, dass man irgendwo pieschen kann. Die Berberfamilie ist sehr freundlich, würde uns gerne noch ihre Wohnburg zeigen. Doch wir haben noch reichlich Kilometer vor uns und wollen weiter. Also verabschieden wir uns.

Bis Zagora ist die Strecke gut. Dort angekommen, versuchen wir am Automaten etwas Bargeld zu bekommen, aber die Geldautomaten sind unabhängig von den unterschiedlichen Kreditinstituten alle außer Betrieb. Es ist früher Nachmittag, die Temperatur liegt weit über 30°, bei der Hitze wollen wir nicht warten. In M´Hamid soll es keinen Bankautomaten geben. Wir überschlagen unser Bargeld, beschließen, dass es reicht und fahren weiter. Bisher haben wir die Hotelrechnungen immer mit Kreditkarte bezahlt, das sollte also kein Problem sein.
Es sind noch 90 km bis M´Hamid, die Straße wird schlechter, zwar geteert, aber nur einspurig mit ausgefransten Rändern und reichlich Löchern. Kein Vergnügen! Der Wind frischt erneut auf und treibt den Sand über die Straße. Teilweise wird die Sicht schlecht, fast wie bei Nebel. Außer uns scheint hier kaum ein Tourist unterwegs zu sein. Wir überholen lediglich einmal zwei bemitleidenswerte Fahrradfahrer, die gegen den Sandsturm total vermummt sind. Wir brauchen recht lange durch diese Steinwüste und kommen am späten Nachmittag ziemlich erschöpft im Chez le pacha an. Es sieht sehr nett aus, ebenfalls einer Kasbah nachempfunden. Auf dem Parkplatz kein einziges Auto, der Wind weht immer noch sehr stark. Ein junger Mann übernimmt unser Gepäck, ruft nach Aziz, der dann mit uns in die Rezeption geht. Wir fragen nach anderen Gästen, es gibt keine. Komisch.
Unser Zimmer ist hübsch und gut gegen den allgegenwärtigen Sand abgedichtet. Doch wenn man irgendetwas möchte, muss man stets das Personal suchen. Niemand an der Bar, niemand an der Rezeption, überhaupt nirgendwo ist irgendjemand. Wir fühlen uns ziemlich alleine auf dieser Welt und sind ein wenig gefrustet, weil man bei diesem Wetter hier auch nichts machen kann.
Also gehen wir erstmal ins Pool, natürlich auch hier reichlich Sand im Wasser, aber egal, Sand ist hier überall. Inzwischen brennen auch die Augen.
Abends sitzen wir dann einsam im Restaurant, draußen sitzen ist wegen des Sandsturmes nicht möglich. Auf unsere Frage nach Getränken wird uns erstmal gesagt, dass die Bar schon geschlossen hat. Äh? Hallo?! Es findet sich dann doch noch der Schlüssel für die Bar und wir können zum Essen Wasser und Wein trinken. Hurra!
Das Essen ist wirklich gut, aber wir fühlen uns irgendwie überflüssig und haben das Gefühl, alle warten, dass wir endlich gehen.Was wir dann auch tun. Noch ein kurzer Rundgang durchs idyllisch beleuchtete Hotel und wir gehen ins Bett. Mit der Überlegung, dass wir statt übermorgen bereits morgen weiterfahren. Unser nächstes Ziel, Taroudant ist nämlich 460 km entfernt, für eine Strecke vielleicht doch zu weit.
Als wir aufwachen hat sich der Sandsturm gelegt, der Himmel ist wieder blau und das Personal versucht auf abenteuerliche Weisen den allgegenwärtigen Sand zu beseitigen.
Wir verlegen unserer Frühstücksplatz kurzerhand aus dem dunklen restaurant an einen Tisch in der Sonne und sorgen damit für Irritationen. Als Thias den Kellner auf englisch bittet die Kaffeekanne zu füllen, verschwindet dieser damit und ward nicht wieder gesehen.
Wir beschließen abzureisen, das scheint nicht unser Ort zu sein. Es gelingt uns den durch Abwesenheit glänzenden Aziz von der Rezeption aufzutreiben und wir bitten um die Rechnung.

Außerdem wollen wir mit Kreditkarte bezahlen. Ja, das geht. Aber ein Kreditkartengerät hat er nicht. Das steht in der Agency in Zagora. So gibt er alles telefonisch durch, wobei ihm mehrfach das Handy auseinanderfällt. Eine Rechnung ausstellen kann er auch nicht, das geht auch nur in Zagora. So weit, so schlecht. Wir sind begeistert.  Und froh als wir endlich auf dem Weg sind.
Also erst mal die 90 km Gruselpiste zurück bis Zagora. Dort holen wir uns dann den Schnipsel von der
 Kartenmaschine bei einer Dame ab, die nur französisch spricht. Von einer Rechnung weiß sie nichts. Wir geben auf. Egal. Lieber wieder ab ins Auto und schnell ein erneuter Versuch Geld abzuheben. Diesmal funktionieren hier auch die Geldautomaten und mit 2000 Dirham in der Tasche machen wir uns wieder auf den Weg.
Wir wollen heute bis Agdz und uns dort ein Gästehaus suchen, dann sind die 460 km gut auf zwei Tage verteilt.

Mittags machen wir noch einmal Pause bei einer Berberfamilie, die auf ihrem Grundstück ein schattiges Plätzchen mit Blick auf das Draa-Tal hat. Unter uns schlängelt sich der Fluss und es ist wunderbar still. Wir essen Brochettes von der Ziege, einen marokkanischen Tomatensalat und in Fett gebackene Kartoffeln. Mit dem Preis dafür unterstützen wir wahrscheinlich die ganze Großfamilie, aber alleine der Blick über diese stille Landschaft ist es wert.
Agdz haben wir am frühen Nachmittag erreicht und finden nach
einigen Versuchen das im Reiseführer empfohlene Rose du Sable. Das hat nur wenige Zimmer, ein winziges Pool, ist aber günstig, sauber und friedlich.
Und bis zum Abend ist tat- sächlich jedes Zimmer in diesem Gäste- haus belegt. Das Abend- essen ist ein Traum, das Personal auf eine ruhige, entspannte  Art superfreundlich. Wir haben uns rundherum wohl gefühlt. Einziges kleines Manko, das leicht quietschende Bettgestell.
Am nächsten Morgen frühstücken wir noch in dem netten Gästehaus und machen uns dann auf den Weg die verbleibenden 270 km bis Taroudant zu schaffen. Ist ja nicht so weit... denken wir.
Anfänglich ist die Strecke gut, die Gegend einsam, braune Gebirge, mondlandschaftsmäßig links und rechts der Straße. Einge Schlaglöcher, aber es geht. Esel und Schafe mit ihren vereinzelten Hirten an der Straße.


Dann wird die Straße schmaler, hat mehr und mehr Löcher und sie schraubt sich in die Höhe. In unserem sonst so zuverlässigen Reiseführer findet sich kein Hinweis auf schlechte Wegstrecke oder einspurige Teerdecke. Mhhhhm..., also hier müsste mal was getan werden. Kaum gedacht endet der Asphaltbereich komplett und eine Kurve später geht es gar nicht mehr weiter. Kurzes Blinzeln mit den Augen... aber sie gehen nicht weg. Da liegen Felsbrocken auf der aufgewühlten Straße. Doch Rettung naht, da ist ein Radlader. Aaaaah, das scheint eine Baustelle zu sein. Man gibt uns Handzeichen, wir sollen stehenbleiben. Als ob wir eine Wahl hätten. Wir steigen aus.
Es pfeift ein schneidender Wind und wirbelt den Staub auf. Im Nu sind wir gepökelt. Meine Frage, ob wir da weiter können wird mit "dix minutes" beantwortet, dann spricht der Bauarbeiter hektisch ins Handy. Wir teilen unser Wasser und die restlichen Bonbons mit den vermummten Bauarbeitern, versuchen uns ein wenig im small talk. Warten. Verziehen uns dann in unser Auto. Der Wind ist eklig. Irgendwann startet der Radlader, räumt die Felsbrocken aus dem Weg. Wir werden durchgewunken.

Die Baustelle zieht sich noch ein wenig, dann sind wir in einem Bergarbeiterort, irgendetwas wird hier abgebaut. Ein Stückchen weiter steigen wir erneut aus
für ein Foto, völlig eingestaubt. Ich überlege kurz hinter einem Felsen zu verschwinden, entscheide mich aber dagegen wegen des gigantischen Windes. Also wieder ab ins Auto, es wird schon irgendwo eine Toilette kommen. Es geht weiter, im nächsten Ort ein kurzer Halt, um Getränke zu kaufen. Auch hier kein Klo in Sicht, also wieder weiter. Das mit den Toiletten ist gelegentlich etwas schwierig. Normalerweise habe ich überhaupt kein Problem damit mich in die Natur zu setzen. Doch in einem islamischen Land will es wohl überlegt sein, wo man sich derart entblößt, man will ja auch niemanden verschrecken.
Irgendwann habe ich keinen Blick mehr für die wunderschöne Landschaft, sondern suche nur noch Felsen oder Bäume, hinter denen man verschwinden kann. In dieser Gegend grad Fehlanzeige. Egal, es geht nicht mehr, der nächste kleine Hügel muss herhalten, der natürlich völlig falsch ausgerichtet ist. Obwohl ich mich vorher umschaue, erhebt sich eine Nomadenfrau am anderen Straßenrand und schaut mir interessiert zu, nachdem ich mich hingehockt habe. Toll! Und trotz aller Vorsichtsmaßnahmen pinkel ich mir wegen des Windes über Schuh und Fuß. Ich bin begeistert. Total entnervt stapfe ich zurück zum Auto und kippe mir die halbe Wasserflasche über Schuh und Fuß, was dazu führt, dass ich barfuß ins Auto steigen muss, damit mein Schuh nun erstmal trocknen kann.
Auf der weiterne Strecke entspannt sich meine Laune wieder, dafür wird das Wetter schlechter. Auf dem nächsten Pass beginnt es tatsächlich zu regenen, rundherum wird es grün mit bunten Farbtupfern. Wildblumen. Wirklich schön.
Aber kalt! Also um- zie- hen im Auto. Nicht ganz einfach in unserem Alter, aber machbar.
Am späten Nachmittag kommen wir dann endlich in Taroudant an, ein freundlicher Mofafahrer weist uns den Weg zum Palais Salam, natürlich gegen ein kleines Bakschisch.
Von außen ein imposanter alter Palast mit einem wunderschön angelegten Garten voller Palmen und Bananenstauden, Wasserläufen und Springbrunnen, entpuppen sich die Zimmer leider als schäbig und heruntergekommen. Schade, das hat dieses historische Gebäude eigentlich nicht verdient, das so viel Flair versprühen könnte. Hier scheinen nur Rundreisen durchzukommen, ein Geschäft auf das man sich wohl verlassen kann, wahrscheinlich ohne viel zu tun.Wir sind ein wenig enttäuscht, gerade auch weil dieses Hotel doch relativ teuer war.
Taroudant wurde sowohl in den Reisefühern als auch von Menschen mit denen wir gesprochen haben als kleines Marrakesch angepriesen. Das können wir so nicht bestätigen. Weder hat diese Stadt das gleiche Flair, noch die in Marrakesch durchaus vorhandene Weltoffenheit. Es scheint einen großen Anteil traditionell arabisch ausgerichteter Einwohner zu geben, ich habe in keiner anderen Stadt so viele verschleierte Frauen gesehen. Auch ist es hier größtenteils möglich mit den Autos durch die Altstadt zu fahren, so dass ein entspanntes Bummeln nicht wirklich machbar ist.
Einen tollen Bäcker haben wir gefunden und dort für wenig Geld hervoragende Kuchen gekauft und außerdem haben wir im Souk nach einigen Verhandlungen eine Lampe erstanden. Ansonsten waren wir froh, als wir zurück in der Stille der Gärten des Palais Salam waren.
Wir schlendern hier noch ein wenig durch die prachtvollen Innenhöfe mit ihren erstaunlichen Gewächsen, bevor wir uns in den ungemütlich beleuchteten Speisesaal begeben. Hier wird tatsächlich das schlechteste Essen serviert, das wir in unserem Urlaub bekommen haben. Kantinenniveau.
Wirklich schade für dieses historische Palais, das hat es nicht verdient. Hier bekommen Touristen einen schlechten Eindruck vom Standard und dem Service und das Personal einen schlechten Eindruck von den Touristen. Das kann doch so nicht gewollt sein.
Wir ma- chen noch ein paar Fo- tos
in den stimmungsvoll erleuchteten Gärten, bevor wir uns auf unser ungemütliches Zimmer im "Neubau" des Hotels zurückziehen. Wir verkrümeln uns ins Bett, es hat erneut angefangen zu regenen.
Morgen geht es dann endlich ans Meer, knappe 200 km bis Essaouira, einer kleinen Hafenstadt direkt am Atlantik. Ich freue mich schon auf den uneingeschränkten Horizont und die salzige Luft.








Marokko 4. Teil - Merzouga

Wir sitzen bereits um 7 Uhr am Frühstückstisch, um den Reisegruppen zu entgehen. Glücklicherweise scheinen die tatsächlich später aufzustehen, nur einige der Busfahrer frühstücken zu dieser frühen Uhrzeit. Danach begleichen wir unsere Rechnung, die erstaunlicherweise geringer ausfällt als gedacht. Wie schön!
Um kurz nach acht sind wir dann schon auf der Straße. Die Etappe heute beträgt 250 Kilometer, wir kommen gut voran. Die Sonne scheint, wie schon an den vorangegangenen Tagen vom strahlend blauem Himmel und wir sind froh, dass unser Suzuki eine
Klimaanlage hat. Wir treffen auf relativ viele Polizeikontrollen, werden aber immer durchgewunken. In Marokko wird häufig geblitzt und kontrolliert, die Strafgelder sind mit 300 Dirham für bis zu 10 km Übertretung der Höchstgeschwindigkeit und 600 Dirham für bis zu 20 km nicht eben gering. Gerade auch für die einheimische Bevölkerung, die über kein hohes Einkommen verfügt.
Vielleicht fahren die Marokkaner aber deshalb so gemäßigt, wir haben kaum Raser gesehen.
Die Landschaft wird immer trister, was anfänglich braun war, wird jetzt grau oder schwarz. Irgendwann dann die erste Sanddüne neben der Straße, kurz nachdem wir ein paar Radfahrer auf ihren Mountainbikes überholt haben.  Davon sind hier doch einige unterwegs, die werden einen großen Wasservorrat brauchen, denn gefühlt ist es hier doch schon über 30°.
Wir er- rei- chen Ris- sani ge- nau zum Schulschluss und mit uns ergießt sich eine Fahrrad fahrende Schülerschar in die Stadt. Was das Autofahren hier nicht einfacher macht, da die Kinder mit ihren Rädern deutlich unbekümmerter auf der Straße unterwegs sind, als bei uns. Wir schaffen es aber unfallfrei durch Rissani und haben jetzt nur noch 39 km bis Merzouga vor uns. Die allerdings lang werden können, wenn man keinen Felsen, Hügel oder gar eine Toilette findet, um die Blase zu entleeren. Kurz vor Merzouga schließlich eine Tankstelle, zwar mit unansehnlichem, verdreckten Stehklo...aber egal, ich bin da schmerzbefreit. Meist sind die Toiletten eh nur schmutzig, weil die Touristen nicht wissen, wie und in welcher Reihenfolge was zu benutzen ist.
Wir kaufen noch ein paar Getränke und fahren dann nach Merzouga hinein.


Wo uns ein Berber, der ein wenig an einen Touareg erinnert, erzählen möchte, dass es bis zu unserem Hotel noch 20 Kilometer sind... und er eine wirklich tolle Unterkunft gleich hier kennt. Mein Reiseführer sagt mir aber, es sind noch drei Kilometer und wir finden das Mohayut, das aussieht wie eine alte Kasbah, auch ohne den Berber.
Wir sind gut durchge- kommen und es ist erst früher Nachmittag, als wir unser kleines Zimmer im Mohayut beziehen. Das Zimmer ist einfach, ein klein wenig dunkel, hat aber alles, was es braucht und ist farblich sehr schön gestaltet.
Dafür ist der Garten wunder- schön und es gibt en kleines Pool mit erfrischendem Wasser. Also Badesachen an und Pause. Am Pool treffen wir eine Gruppe Deutsche wieder, denen wir bereits in der Dadesschlucht begegnet sind.
Die Welt ist ein Dorf.
Wir tauschen ein wenig Erfahr- ungen aus, kühlen uns im Pool ab, essen Obst, lesen  und schließen für einen Moment die Augen.
Dann erkundigen wir uns an der Rezeption nach einem Kamelritt in die Wüste... eigentlich für morgen. Doch morgen herrscht Kamelknappheit, vielleicht aber geht heute abend noch etwas. Ganz kurzfristig haben wir zwei Kamele und zehn Minuten Zeit uns fertig zu machen.
So bleibt nicht viel Zeit darüber nachzudenken und einen Moment später sitzen wir auf unseren Kamelen auf dem Weg in die Sanddünen, die untergehende Sonne im Rücken. Mohammed, unser Führer, schreitet gemächlich voran, die goldfarbenen Dünen hinauf.
Es dauert eine Weile, bis wir uns an den schaukelnden Gang gewöhnt haben und die verkrampften Finger vom Haltegriff lösen können. Dann aber ist dieser Ritt ein Genuss, das Licht ein Traum, das einzige was stört, ist das Geröhre der Quads, die sich an einer Nachbardüne verausgaben. 
Irgendwann sind wir relativ weit oben und dürfen absteigen. So ein Kamel hat eine seltsame Art sich hinzulegen, wir haben dabei das Gefühl kopfüber herunterzustürzen. Was nicht passiert.

Wir er-
klimmen den Rest der Düne zu Fuss, während unsere namen- losen Kamele mit angebundenem Vorderhuf im Sand auf uns warten. Wir warten derweil auf den Sonnenuntergang.

Wenn gerade mal keine Quads zu hören sind, ist es wirklich still, während die Sonne dem Horizont entgegensinkt.


Natürlich ist man hier keinesfalls alleine, überall sind Touristengruppen auf Kamelen unterwegs. Dafür ist man nicht weit genug in der Wüste. Trotzdem hat diese Landschaft etwas majestätisches, eine Größe, bei der wir uns ziemlich klein vorkommen.
Die Sonne verleiht dem feinen Wüstensand einen rötlichen Glanz, alles bekommt einen bronzenen Schimmer. Der Farbton scheint minütlich zu wechseln. Es ist so schön, hier könnte man Stunden verbringen.

Irgendwann ist die Sonne hinter dem Horizont verschwunden. Es wird gleich etwas kühler, also wieder rauf auf unsere Wüstenschiffe, die uns zusammen mit Mohammed sicher zurück ins Mohayut geleiten.
Der krönende Abschluss des heutigen Tages ist das leckere Essen,
 das wir im dicht bewachsenen Garten unseres Hotels einnehmen. Kleine Tische stehen in lauschigen Nischen, so dass jeder ein passendes Plätzchen für sich findet. Die Luft hier zwischen den Mauern ist immer noch angenehm warm, das Essen endlich wirklich landestypisch. Ganz toll.
Die wunder- schönen orienta- lischen Lampen, die überall in der Kasbah verteilt sind, beleuchten uns den Weg in unser Zimmer. Wir schlafen tief und fest.
Am nächsten Tag wollen wir uns Merzouga einmal genauer ansehen. Nachdem wir begleitet von reichlich
Vogelgezwitscher unser Frühstück wieder in dem kleinen Garten eingenommen haben, machen wir uns mit dem Suzuki auf den Weg. Weit ist es nicht, wir parken auf dem Marktplatz. Stellt euch unter Merzouga keinen Ort vor, wie ihr ihn kennt. Der Marktplatz gleicht einem umbauten Sandplatz, alles ist wirklich ganz einfach, zwar durchaus auf Touristen ausgerichtet, aber noch im Anfangsstadium.
Es gibt ein Café, tatsächlich das einzige das wir gesehen haben. Dort setzen wir uns auf einen der Plastikstühle und beobachten das Treiben aus dem Schatten heraus bei einem Minztee.
Besonders angetan sind wir von der Mühe, die man sich hier mit der Dekoration der Plastikblumen gemacht hat. Mit einfachsten Mitteln wird versucht das Café ein wenig zu verschönern.
Ein weiteres Highlight ist die Tankstelle, die versteckt zwischen zwei Gebäuden liegt. Wir beobachten die spielenden Kinder, die Männer, die in wehenden Gewändern mit ihren Mofas die Einkäufe erledigen, einen Fischhändler, der seine Waren ausfährt, ältere Herren, die im Schatten der Häuser in irgendwelche Spiele vertieft sind und vereinzelnd auch herumstreifende Touristen.
Natürlich landen auch wir irgendwann in einem der Shops, bekommen den unvermeidbaren Minztee serviert und und sämtliche Waren vorgeführt, die Touristen interessieren könnten. Wir kaufen eines der Berbertücher, ein paar Ohringe und gehen mit vielen guten Wünschen.

Ich bin mir sicher, Merzouga wird in zehn, achwas, wahrscheinlich schon in drei oder vier Jahren ganz anders aussehen. Schade drum.
Unserem Reiseführer  können wir entnehmen, dass es hier tatsächlich auch einen See geben soll, den Dayet sri, wo in regenreichen Jahren tatsächlich sogar Flamingos anzutreffen sein sollen. Allerdings scheint dieses Jahr nicht so regenreich zu sein, denn wir finden trotz intensiver Suche weder den See noch irgendwelche Flamingos. Also gehts zurück ins Mohayut, die Temperatur spricht ziemlich für einen Aufenthalt im Pool. Dort verbringen wir den Nachmittag auf
einer Liege im Schatten, lesend oder mit geschlossenen Augen bevor wir uns, diesmal zu Fuß erneut in die Wüste aufmachen. Wir haben noch etwas Wein von gestern über, nehmen Gläser mit und stapfen dann die Sanddünen hoch. Heute ist der Himmel leider ein wenig diesig, dafür sind aber keine Quads unterwegs.
Wir finden einen schönen Platz und setzen uns in den Sand, um noch einmal dem Sonnenuntergang zuzusehen. Allerdings haben wir diesmal einen Fan, mit dem wir nicht gerechnet haben. Während wir entspannt mit einem Glas Wein in der Hand die Sonne betrachten, kommt er direkt auf uns zu. Ein Mistkäfer.

Wahrscheinlich scheint er uns für eine Art Kamel zu halten und so sehr wir uns auch bemühen... er krabbelt immer wieder direkt auf uns zu. Vielleicht orientiert er sich anhand von Erschütterungen und sucht dort nach Mist. Den wir ihm nicht liefern können und auch nicht liefern wollen. Was ihn nicht zu beeindrucken scheint. Nachdem er irgendwann schon auf dem Schuh von Thias sitzt, haben wir die Nase voll und er wird arrestiert. Keine Angst, wir haben ihn nach dem Sonnenuntergang wieder frei gelassen.


Trotz Wolken verabschiedet sich die Sonne majestätisch in rotgoldenen Tönen. Wir befreien den Käfer, packen alles wieder in den Rucksack und wandern durch die Dünen zurück zu unserer Kasbah. Ein zweites Mal genießen wir das gute Essen in dem heimeligen Garten, flüchten dann aber vor einer lärmenden Gruppe Franzosen auf die Dachterrasse des Mohayut. Hier ist kein Licht an, das dem Sternenhimmel die Show stehlen könnte. Am samtschwarzen Himmel funkeln Millionen von ihnen, nichts übertrifft den Sternenhimmel über der Wüste. Kein Foto kann das widergeben, so kann man es nur im Kopf speichern und vielleicht telepathisch verschicken.
Wir gehen früh ins Bett, morgen müssen wir über 400 km nach M´Hamid schaffen, eine Strecke, die uns nach den Erfahrungen der letzten Etappen doch ein wenig Sorge bereitet.