Lichter-Weihnachtsmarkt in Telgte

Es ist wieder die Zeit der Weihnachtsmärkte. In den Städten schiebt man sich an bunt beleuchteten Buden vorbei mit dem beständigen Geruch von Glühwein, Eierpunsch, Mandeln und Würstchen in der Nase. Im engen körperlichen Kontakt mit anderen Weihnachtsmarktbesuchern. Und natürlich kann man alles mögliche kaufen. Soll man ja auch. Meist Dinge, die man gar nicht braucht. Die aber oft wirklich wunderschön aussehen.




















Eigentlich sind solche Weihnachtsmärkte nicht wirklich meins und ich vermeide es sie zu besuchen. Aber trotzdem machen wir uns am letzten Freitag, während der Orkan Xaver langsam seinem Sterben entgegen
sieht, auf den dreihundert Kilometer langen Weg von Hamburg nach Telgte, um einen Weihnachts- markt zu besuchen. Einen ganz Besonderen. Nämlich den mittel- alterlichen Lichter-Weihnachtsmarkt. Vielleicht hat der eine oder andere meinen Post über das Mittelalterliche Phantasie Spectaculum gelesen. Bis vor zwei Jahren wurde dieser Weihnachtsmarkt auch vom MPS veranstaltet und auch jetzt wird dieser besondere Weihnachtsmarkt
weiterhin von dort unterstützt. Im letzten Jahr wurde er sogar zum schönsten Mittelalterlichen Weihnachtsmarkt Deutschlands gewählt. Und ich glaube tatsächlich, das ist er auch.
Wir waren in einem Hotel-zimmer in der Nähe unterge- kommen und machten uns bereits am Freitag- abend auf den Weg zum Veranstaltungsgelände, der Planwiese. Stellt euch bitte keine
einfache Wiese vor. Umrahmt und durchzogen von riesigen Pappeln hat das Gelände auch so schon einen besonderen Zauber.
Sämtliche Bäume werden durch tausende Lichter verziert und angestrahlt, ebenso erstrahlt das gesamte Gelände in einem Meer aus hunderttausenden von kleinen Lichtern, Fackeln und Feuern.
Es ist ziemlich kalt an diesem Freitagabend, so dass wir uns gegen die mittelalterliche Bekleidung entscheiden und für neuzeitliche wärmende Sachen. Nur unsere Trinkhörner nehmen wir mit. Freitags spielt noch keine
Musik auf dem Gelände, es sind auch noch keine Gauckler unterwegs und so zahlt man auch keinen Eintritt.









Unter unseren warmen Stiefeln raschelt das Herbstlaub, während wir zwischen den Ständen herumschlendern, es sind nicht so viele Besucher dort. An der Drachenschenke lassen wir uns heißen Met in unsere Trinkhörner geben und plaudern ein wenig mit der netten, frierenden Bedienung, die uns erzählt, dass es Freitags meist nicht so voll ist. Wir plaudern auch nett mit dem schottisch anmutenden
Whiskyverkäufer vom Pech-lein und probieren natürlich von seinen erlesenen Sorten. Danach ist uns tatsächlich richtig warm. Wir setzen uns ans Feuer zu drei jungen Männern mit nackten Beinen und Schottenröcken, die Musik machen, weil sie Spaß daran haben. Schmunzeln über ihr Lied einer fetten Elfe, das sie unter anderem zum besten geben, während die Gitarre reihum von einem zum anderen wandert. Die Atmosphäre ist ungezwungen und irgendwie scheint hier alles zusammen zu passen. Es ist einfach schön in der Dunkelheit am Feuer zu sitzen, den Stimmen zu lauschen und den stiebenden Funken nachzusehen. Irgendwann zückt ein Zuhörer seinen Hut, sammelt für die Musiker und holt ihnen ein paar Humpen Bier vom Stand.




















Nachdem wir noch eine interessante und wohlschmeckende Kakaokreation in Gisis Kuhmilch- und Kakaokaschemme zu uns genommen haben und bei der Knobeley eine Weile versucht haben eine tönerne Flasche aus ihrer vertrackten Umhüllung zu befreien, beschließen wir, dass es für heute genug ist.
Der Samstag beginnt mit einem guten Frühstück im Hotel und leichtem Nieselregen. Wir nutzen den Tag für einen Ausflug in die münsterliche Vorweihnachtshektik, flüchten von dort aber nach ein paar Stunden zurück ins beschauliche Telgte. Da wir Hunger haben und es in dieser typisch deutschen Kleinstadt um 15 Uhr kein offenes Restaurant mehr gibt, bestellen wir uns etwas in einem Dönerladen. Der erste Dönerladen übrigens, in dem im Fernsehen ein US-Sender läuft mit der Liveübertragung eines christlichen Predigers. Schon ein wenig, sagen wir, unerwartet.
Am Abend machen wir uns dann wieder auf zum Lichter-Weihnachtsmarkt. Schon von weitem hören wir den Klang der
Dudel- säcke. Es ist deutlich voller und wegen der Musik kostet es heute fünf Euro Eintritt, die wir gerne zahlen. Saltatio Mortis stehen auf der Bühne, davor, dichtgedrängt, eine Menschenmenge, zu
der wir uns gesellen. Heute geht es hier deutlich ausgelassener zu. Doch der besonderen Stimmung, die über dem Gelände liegt, tut das keinen Abbruch. Man steht ein wenig länger an, um Getränke zu besorgen, kommt
dafür aber unweiger- lich mit anderen Besuchern ins Gespräch. Es ist einfach schön hier.  Der Nikolaus, der uns übrigens sehr an den Whiskyverkäufer vom Pech-lein erinnert, hat ein gefülltes Säcklein für die Kinder dabei und auf der Bühne gibt es mehrmals am Tage eine Feuershow.
Wir schaffen es an der Drachenschenke noch einmal zwei heiße Weihnachtsmet in unsere Trinkhörner zu füllen, setzen uns ein wenig ans Feuer und schlendern dann eine Weile über das Gelände. Es liegt ein leichter Nebel über dem Platz, der von den Lichtern angestrahlt ein wenig Mystik verbreitet. Die Temperatur ist deutlich angenehmer als gestern, ich habe nicht einmal kalte Füße.
Rechtzeitig zum Nachtkonzert von Saltatio Mortis finden wir uns wieder vor der Bühne ein. Für alle Neugierigen hier eine Kostprobe der etwas anderen Musik:

Vielleicht nicht unbedingt etwas für jedermann, aber auch bei der mittelalterlichen Musik gibt es sehr unterschiedliche Stilrichtungen.
Nach dem Nachtkonzert leert sich das Gelände. Wie gestern nehmen wir unseren letzten Trunk an Gisis Kaschemme, eine "hot scottish grandma", bestehend aus heißer Milch, Loch Lomond Whisky und Eierlikör. Very special, wie auch die anderen Milch- und Kakaokreationen, von denen einige den Zusatz fünf unterschiedlicher Alkoholika beinhalten. Dem ein oder anderen Besucher sieht man inzwischen an, dass sie an dieser oder einer anderen Kaschemme schon ein wenig länger verweilt haben. Doch alle sind so friedlich, wie es in der Vorweihnachtszeit zu erwarten ist.
Als wir das Gelände über die Fußgängerbrücke über die Ems verlassen, steht für mich fest:
dieser Weihnachtsmarkt ist fortan mein Lieblingsweihnachtsmarkt!






2 Kommentare:

  1. Ach ja das schöne Münsterland. Weihnachtsmärkte mag ich auch nicht so besonders. Auf den Fotos sieht es meistens beschaulicher aus als es das wirklich ist. Aber ich mag die hell erleuchteten Buden und die Gerüche der verschiedenen Köstlichkeiten immer sehr. :) Seit Dienstag hat unser Leipziger Weihnachtsmarkt auch geöffnet, leider auch wieder in der kompletten Innenstadt, so dass ich Schleichwege benutzen muss, um von A nach B in unter 30 Minuten zu kommen. Ich finde für Weihnachtsmärkte braucht man viel innerliche Ruhe, warme Kleidung und ausreichend Platz im Magen. :) Mir fehlt meistens schon die innerliche Ruhe. Gibt es etwas was du besonders gern auf Weihnachtsmärkten isst, was es sonst nicht so gibt?
    LG Myriam

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  2. Die Weihnachtsmärkte in der Hamburger Innenstadt sind auch eher nicht meins, zu voll, zu hektisch, so dass das mit der inneren Ruhe eher weniger klappt. Auf dem Platz in Telgte ist aber wirklich nur der Weihnachtsmarkt, mitten in einem Park, vielleicht ist daher dort eine ganz andere Stimmung, vielleicht liegt es aber auch an den etwas anderen Besuchern. Essen tu ich allgemein auf Weihnachtsmärkten selten, ich bin nicht so der Wurtsfan. Poffertjes mag ich gerne, die gibt es aber auch auf anderen Festen. Vielleicht probiere ich es dieses Jahr mit dem Santa Pauli Weihnachtsmarkt auf dem Spielbudenplatz, der ist zumindest anders als andere Weihnachtsmärkte... LG zurück

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