Postkarte aus Istanbul

Wer Städtereisen unternimmt, weiß auf was er sich einlässt. Schmerzende Füße und bleierne Müdigkeit am Abend gehören auf jeden Fall dazu. Man ist ständig unterwegs und wird von neuen Eindrücken förmlich erschlagen. Womit ich nicht nur die Eindrücke meine, die bewusst aufgenommen werden bei Besichtigung der Sehenswürdigkeiten. Sondern vor allen Dingen die, die scheinbar nebenbei unsere Sinne berühren. Der Junge, der kaum älter als zehn Jahre aussehend, seine Karre mit dem gesammelten Plastikmüll im Galopp die kopfsteingepflasterte Gasse hinabzieht. Oder vielleicht mehr von ihr geschoben wird. Die Katzen, die sich im Rinnstein um ein Stückchen Fleisch balgen. Pärchen, die sich auf einer Bank am Brunnen vorsichtig an den Händen halten. Eine sich streitende Familie. Menschen, die sich erhitzt Luft zu fächern. Kastanienverkäufer. Wasserverkäufer. Der Duft nach frisch gebackenem Brot, und, und, und...
Gestern abend landeten wir nach 19.000 getanen Schritten und gefühlten 100.000 Eindrücken in der Yerebatan Zisterne. Stille umgibt uns. Für Istanbuler Verhältnisse. Man hört das Wasser tröpfeln. Im Hintergrund klassische Musik. Die Menschen unterhalten sich leiser. Dieser Ort hat etwas mystisches. Ein Säulenwald erhebt sich aus dem Wasserreservois. Acht Meter hoch. Sie stützen das viele Jahrhunderte alte Gewölbe. Wir stehen und staunen. Und fühlen uns klein. Solche Augenblicke sind es, die Reisen für mich so wichtig machen. Doch seht selbst...



Flensburg - der Museumshafen, shoefiti in der Norderstraße und andere Kuriositäten

Flensburg. Unser letzter Wochenendausflug führt uns auch dorthin. Ein kurzer Stopp an der Touristeninfo, eine etwas längere Suche nach einem Parkplatz und los gings Richtung Museumshafen. Dank der Karte von der Touristeninfo gar kein Problem.
Erster Halt. Ein Fischbrötchen. Super lecker und ganz frisch zubereitet. Unmittelbar daneben: Eine leere Getränkekiste an einem Laternenpfahl. Darüber ein Spender mit Tütchen für Hundekotentsorgung. Beides irgendwie eine gute Idee, in Kombination wirkt es auf mich anfänglich ein wenig seltsam. Doch die Flensburger scheinen ein pragmatisches Völkchen zu sein.
So gestärkt gehts immer weiter am Wasser entlang. Flensburg präsentiert sich in einem freundlichen Grau... also wettermäßig. Das andere Ufer verliert sich in milchigem Dunst, alles wirkt wie mit dem Weichzeichner bearbeitet.
Tatsächlich bieten sich trotzdem immer neue Ausblicke. Der Museumshafen entstand aus einer privaten Initiative, auch die Schiffe sind hauptsächlich in privater Hand. In seiner Gesamtheit ist es wunderbar zusammengestellt.
Flensburg ist übrigens eine Stadt, in der Enten die herrenlosen Schiffe entern. Wobei hier ganz klar Frauenpower zu beobachten ist - der Herr zeigt sich eher abwartend...






























Von hier aus gehts weiter zum Nordertor. Der jetzige Bau datiert aus dem Jahr 1595. Wer aus dem Norden nach Flensburg reiste, musste dieses Tor passieren. Und wurde kontolliert. Nachts war es geschlossen. Wahrscheinlich waren auch damals zwielichtige Gestalten meist nächtens unterwegs. Oder man glaubte das zumindest.

























Weiter gehts die Norderstraße hinunter. Eine Multikulti-Straße mit besonderen Läden und... Schuhen? Seltsam, hier hängen überall Schuhe an Leinen hoch über der Straße. Was hat das zu bedeuten?




























Gerüchten nach soll das ganze in einem Skaterladen begonnen haben. Die Kunden – hoch erfreut über ihr neues Schuhwerk – warfen ihre ausgedienten Treter über die Leinen, welche eigentlich zur Anbringung der Weihnachtsdekoration gedacht waren. Tja, so schnell kreiert sich ein neuer Trend. Es gibt natürlich auch noch jede Menge anderer seltsamer Erklärungen dafür. Wikipedia benennt diesen Trend  übrigens shoefiti  – zusammengesetzt aus Shoes und Graffiti.



Ansonsten bietet Flensburg wunderschöne alte Kaufmannshöfe mit Geschäften, in denen es sich herrlich stöbern lässt.

 ...manchmal auch ein wenig teurer...

und die eine oder andere Kuriosität...


... wie diesen in die Jahre gekommenen Tannenbaum. Mit Ostereiern daran. 
Insgesamt hat uns Flensburg überrascht. Eine Stadt, die viel mehr zu bieten hat, als das Bier, das nach ihr benannt wurde. Auf jeden Fall einen Besuch wert.





Liebster award - ganz unerwartet!

Da bin ich doch tatsächlich von Namida Magazin mit dem "liebsten Award" beehrt worden. Erstmal vielen Dank dafür. Das freut mich sehr. In den letzten Tagen hatte ich wenig Zeit, doch heute schaffe ich es endlich deine  Fragen zu beantworten. Nachdem ich mich zuvor erstmal schlau gemacht habe, worum es sich dabei eigentlich handelt. Die Regeln sind einfach, hurra, ich habe sie auch gleich verstanden. Hier sind sie:
  • Ihr müsst die Person verlinken, die euch nominiert hat
  • Ihr  müsst 11 Fragen, die die verlinkte Person gestellt hat, beantworten
  • Sucht Euch andere Blogger, die unter 200 Follower haben und nominiert sie
  • Überlege Euch 11 Fragen für die neu nominierten Personen
Also, los gehts, erstmal die Fragen:
 1. Könntest du dir vorstellen Vegetarierin zu werden? Warum, warum nicht?
Ja, das trifft dann wieder mein Gewissen! Immer, wenn ich mir ansehe, wie die Tiere gehalten werden, die hier bei uns in der Regel auf den Tisch kommen, möchte ich diese Frage spontan mit ja beantworten. Trotzdem esse ich weiter Fleisch... ich esse es einfach gern. Versuche allerdings es nicht zu häufig auf meinem Speisezettel zu haben und auch vegetarische Alternativen einzubauen.

2. Wie wäre wohl eine Welt ohne Geld als Tauschmittel?
So wie sich die Welt inzwischen gestaltet ist das wirklich schwer vorstellbar. Grundsätzlich ist das Geld ja nur ein gedachter Wert, absolut künstlich. Wenn ich mir die Entwicklung so ansehe, vermute ich, dass wirkliches bares Geld in einigen Jahren eher ein Anachronismus sein wird. Die meisten Zahlungen laufen hier bei uns inzwischen ja schon bargeldlos. Dann haben wir virtuelles Geld. Waren und Dienstleistungen müssen ja irgendwie beziffert werden, sonst werden die komplexen Tauschgeschäfte schwierig. Ich könnte mir statt Geld aber auch gut Muscheln vorstellen... oder Federn... oder vielleicht sowas schönes wie Glasperlen ;-)
3. Für welches Thema machst du dich persönlich stark und versuchst so die Welt ein klein wenig besser zu gestalten?
Ich habe ein Patenkind in einem kleinen Dorf in Ägypten, mit meinem Beitrag dafür wird die Entwicklung der Kommune dort unterstützt. Ein kleiner Briefwechsel mit der Familie gehört auch dazu.  Außerdem engagiere ich mich in einem Verein, der Flüchtlinge unterstützt.


4. Mit wem würdest du auf einer einsamen Insel 2-3 Monate verbringen wollen?
Mit meiner Familie, wir kommen schon viele Jahrzehnte gut miteinander aus :)


5. Welchen Traumberuf hattest du als du ein Kind warst?
Archäologin. Das war lange Jahre mein Traumberuf. Ich sah mich stets unter den Pyramiden bahnbrechende Entdeckungen machen. Inzwischen ist es mehr ein Hobby. Ich interessiere mich sehr für alte Kulturen und auch für Geschichte.

6. Welchen Ort auf der Welt sollte man gesehen haben bevor man stirbt?
Das ist eine wirklich schwere Frage. Es gibt für mich so unsagbar viele Orte, die man gesehen haben sollte. Die Welt hat unzählige traumhafte Plätze. Spontan fällt mir dazu ein: die Wüste! Wobei ich mich nicht festlegen könnte welche. Doch einmal in dieser absoluten Stille zu stehe, während sich ein grandioser Sternenhimmel darüber wölbt, das ist unbezahlbar!



7. Frühaufsteher oder Nachteule?
Inzwischen wohl eher Frühaufsteher... aber bitte nicht zu früh, die Sonne muss schon aufgegangen oder zumindest zu erahnen sein. Ich bin ein absoluter Lichtmensch.


8. Wie bist du auf deinen Blognamen gekommen?
Mischa war mein Spitzname in der Jugend. Reiseseite bot sich an, weil das das Thema sein sollte. Besonders fantasievoll finde ich den Namen inzwischen wirklich nicht. Aber ich habe mir damals nicht viele Gedanken darüber gemacht, das war eher so eine spontane Idee. Ihn jetzt zu ändern wäre wahrscheinlich auch nicht besonders schlau.


9. Wie sieht es bei dir in der Küche nach dem Kochen aus?
Chaotisch. Ich versuche zwar immer zwischendurch für Ordnung zu sorgen, aber das bringt meine Abläufe durcheinander und kollidiert stets mit meiner Zeitplanung. Aufgeräumt wird nach dem Essen.


10. In welche Disney-Figur würdest du dich gern einmal verwandeln?
Disney-Figur? Balu der Bär! Der ist zwar nicht schlank und schön (was ich auch gerne wäre...), aber er hat die Portion Gelassenheit, die ich auch gerne hätte. "Probiers mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit..."


11. Hast du schon einmal Pilates, Yoga und Co ausprobiert?
Nein. Ich entspanne am besten beim schwimmen. Das tue ich mehrmals in der Woche und darüber hinaus gab es bisher keinen Anlass es auszuprobieren.

So... der erste Teil ist erledigt.Tatsächlich muss ich bekennen, das ich es im Moment nicht schaffe diesen Award weiterzureichen. Die Blogs, die ich hätte nominieren wollen, waren fast alle schon beteiligt und ich müsste jetzt intensiv schauen, wer noch keine 200 Follower hat und in Frage kommt. Dafür fehlt mir leider die Zeit. Nochmal ein dickes Dankeschön an Namida. Ich habe mich sehr gefreut und lese auch sehr gerne in deinem Magazin :)

Eine Reise in die Vergangenheit - das Wikinger Museum Haithabu

Es sieht nicht aus, als würde hier heute noch irgendetwas anlanden. Außer der einen oder anderen Ente vielleicht. Doch ob ihr es glaubt oder nicht, gehen wir in der Geschichte so 1100 Jahre zurück, war das ein Platz an dem das Leben tobte. Haithabu!
Haithabu? Dieser Ort hatte in meinem Geschichtsunterricht irgendwie keinen Platz. Kam nicht vor. War mir deshalb in jungen Jahren nur bekannt aus einem Lied von Torfrock, in dem es heißt:
Neulichs in Haithabu, da saßen wir beim Met und überlegten, dass es so nicht weitergeht...
Mit dem Lied war dann klar, dass Haithabu  irgendwie mit den Wikingern verbunden war, doch dieser nebulöse Ort hätte für mich damals genauso gut auf Island oder den Faröer-Inseln liegen können.
Ich weiß nicht, warum wir in der Schule so wenig bis gar nichts über die nordischen Stämme lernten. Als hätte die Geschichte erst mit dem Christentum angefangen. Meine Vorstellung von den Wikingern fußte auf der Darstellung von Hollywoodfilmen und der Zeichentrickserie Wicki und die starken Männer. Doch Haithabu ist ganz anders.

Haithabu war vor allen Dingen eines: ein Handelsplatz. Man vermag es sich heute kaum vorzustellen, wenn man an diesem einsamen, nebeligen Ort steht. Auf der Schleswiger Landenge gelegen, gut geschützt 40 km landeinwärts an der Schlei und damals der erste Platz im Norden, an dem Menschen in einer stadtartigen Siedlung zusammenlebten. Heute sehen wir dort nur noch grüne Wiesen von einem wallartigem Ring umgeben. Doch vom 9. bis 10. Jahrhundert war hier der Hauptumschlagsplatz für Waren zwischen Skandinavien, dem Baltikum, Westeuropa und dem Nordseeraum. Fast dreihundert Jahre lang hatte Haithabu die Schlüsselposition im Warenumschlag zwischen Nord- und Ostsee inne, schließlich waren von diesem Ort nur 18 Kilometer Landweg zu bewältigen, um über Treene und Eider die Nordsee zu erreichen. Ein bißchen multikulti war sie auch, diese Handelsstadt, hier lebten Friesen, Dänen, Schweden, Norweger, Sachsen, Franken und Slawen beieinander. Auch ein arabischer Chronist, nämlich ein gewisser Ibrahim ibn Ahmed At-Tartûschi schreibt bereits um 965 einen Reisebericht über Haithabu, bezeichnet die Stadt als  sehr große Stadt am äußeren Ende des Weltmeeres. Ja, auf dieser grünen Wiese hat sie gelegen.


Heute befindet sich hier ein anhand der Originalbefunde erstellter kleiner Siedlungsausschnitt der ehemals pulsierenden Handelsstadt. Errichtet für das Wikinger Museum Haithabu.


Wer über die unebenen Bohlenwege zwischen den Lehmhäuser entlangschlendert, fühlt sich tatsächlich zurückversetzt in der Zeit. Man blickt hinein in das Haus des Kammmachers und erwartet ihn gleich seine Arbeit aufnehmen zu sehen.

Genauso ergeht es einem im Haus des Tuchhändlers, des Holzhandwerkers oder des Fischers.

 

In der großen Versammlungshalle, übrigens genau auf ihrem Originalplatz errichtet, wartet man auf lautes Gelächter und Stimmengewirr, während der Blick durch die Tür Richtung Wasser geht.


Hier am Wasser lag die Lebensader dieser Handelsstadt. Der Hafen. Die wichtigen Handelszentren dieser Zeit waren immer auch Hafenstädte. Die Hafenanlagen waren offene, vom Wasser durchflossene Pfahlwerke, heutigen Hafenanlagen nicht unähnlich. Kleine Landungsbrücken zeigten in die Bucht hinein, die durch immer umfangreichere Plattformen ersetzt wurden. Teilweise reichten sie bis zu 50 Meter hinaus und dienten nicht nur als Anlegestelle, sondern waren auch Marktplatz und Versammlungsort. Ein lebhafter, umtriebiger Ort. Mit einem blühenden Handwerk. Sie stellten Tuche, Kämme und Werkzeuge her und beherrschten die Schmiedekunst, fertigten Schmuck und begehrte Waffen.
Über all das informiert das Wikinger Museum Haithabu mit einer wirklich interessanten Ausstelung. Ein Fußweg von 15 Minuten trennt das Museum von den Häusern. 

Hier erfährt man vieles über das Alltagsleben, bekommt ein Gefühl dafür wie wichtig ein konstanter Frieden für eine blühende Handelsstadt ist. Verabschiedet sich vom Bild des ewig mordenden und plündernden Wikingers. Und von diesem seltsamen Helm mit Hörnern drauf. Erhält einen Einblick in die große Götterschar der Nordmänner, lernt Odin, Thor und Freya kennen und Odins Raben, Hugin und Munin. Stellt fest, dass die Rolle der Frau nicht so eingeengt war wie im späteren christlich geprägtem Mittelalter. Tatsächlich nahm von hier aus die Christianisierung des Nordens ihren Anfang. In Haithabu soll die erste Kirchenglocke geläutet haben. Anschaulich werden auch die unterschiedlichen Bestattungsmöglichkeiten aufgezeigt. Und zum Schluss steht man staunend vor den Resten eines Kriegsschiffes aus dieser Zeit. Siebzig Mann Besatzung fanden hier Platz. Eine tolle Ausstellung!
Haithabu ist inzwischen Geschichte. Leider eine, die viele nicht kennen. Im Jahr 1050 wurde die Stadt in einer kriegerischen Auseinandersetzung mit dem norwegischen König Harald (so heißen sie irgendwie alle...) Sigurdsson niedergebrannt und später von slawischen Truppen vollends zerstört. 
Ihr findet das Wikinger Museum Haithabu nahe Schleswig an der Bundesstraße 76. Der Eintritt kostet für Erwachsene 7 Euro, eine Familienkarte gibt es bereits für 15 Euro.