Hamburg entdecken - das Strand Pauli

Wenn in Hamburg das Wetter schön ist, lockt es natürlich alle Leute nach draußen. Es wird gegrillt, was das Zeug hält, Menschen sind zu Fuß und auf dem Rad unterwegs, in den Parks, auf den Straßen, auf dem Wasser und überall sonst, wo es im Freien schön ist. Natürlich hat auch Hamburg jede Menge Beachclubs. Liegt ja schließlich am Wasser, unsere Stadt. Die meisten sind mir persönlich ein bißchen zu schicki-micki, ich habs gern leger und mit Wohlfühlfaktor. Was bleibt da übrig? Natürlich... das Strand Pauli!


Das Strand Pauli liegt in der Hafenstraße, dem einen oder anderen noch bekannt aus Zeiten, in denen die Hausbesetzerszene hier einen ihrer Mittelpunkte hatte.  Und genau hier in dieses Viertel passt das Strand Pauli auch hinein. Das Mobiliar liegt irgendwo zwischen Jaffa-Kisten, Karibik und Ikea-Deko. Man liegt in den Liegestühlen oder flegelt sich auf rostigen Eisengitterbetten, sitzt in Korbsesseln, auf Bänken, Sofas oder auch einfach im Sand. Zwischen Palmen und Stehlampen, buntbemalten Weinfässern und mit Blick auf das faszinierende Hafenszenarium.


Und natürlich mit einem kühlen Astra in der Hand. Doch auch diejenigen, die das leicht herbe Hamburger Bier nicht mögen, werden hier fündig. Von der Caipirinha bis zum Weizen gibt es eine große Auswahl. Darüber hinaus sind auch die Snacks dort nicht zu verachten, Burger, Pizzen, Salate, absolut lecker und für Hamburg zu moderaten Preisen.


Wenn man dann aus seinem Strohhalm schlürft und den Blick über das glitzende Wasser und die vorbeifahrenden Schiffe schweifen lässt, die Haut von der Sonne gewärmt, chillige Musik im Ohr, dann kommt so etwas wie Urlaubsfeeling auf und man fragt sich, ob man eigentlich tatsächlich Jahr für Jahr irgendwohin in den Süden fliegen muss. Ist doch auch hier ganz schön!



Ausflug von Hamburg - das Tister Bauernmoor - allein unter wilden Tieren

Vor einigen Wochen besuchten wir Freunde im nicht weit von Hamburg entfernten Tostedt. Gemeinsame Bewegung ist ja etwas, was einem den Schwung erhalten soll und so nutzen wir den ziemlich schwülen Tag für einen Ausflug ins Tister Moor.
Im Tister Bauernmoor wurde über Generationen Torf abgebaut. Seit 2001 ist es nun ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet und außerdem EU-Vogelschutzgebiet. Im Spätherbst sollen hier mehrere tausend Kraniche rasten, bevor sie in ihre Winterquartiere weiterfliegen.
Am heutigen Tag sind allerdings keine zu sehen. Als wir beim ersten Abbiegen vom Hauptweg die Gelegenheit zum "Torfpetten" nutzen, eine Art Kneipkur im Modder, treffen wir aber auf anderes fliegendes Getier oder vielleicht besser gesagt auf Plagegeister. Hunderte von Mücken sind hocherfreut, dass sich an diesem heißen Tag endlich etwas Essbares in ihre Reichweite verirrt und lassen sich für ein Festmahl zahlreich auf unseren Körpern nieder. Fluchtartig verlassen wir den Modder und ich eile zurück zum Parkplatz, um das Autan aus dem Auto zu holen. Nachdem wir dieses reichhaltig auf unseren Körpern und der Kleidung verteilt haben, bleiben die Mücken unglücklich etwas auf Abstand, so dass wir unter den am Himmel sich auftürmenden dunklen Wolken weiterspazieren können. Das wird schon trocken bleiben, wir sind ja optimistisch.



Zu den uns verfolgenden Mückenschwärmen gesellen sich unterdessen noch einige Bremsen, die trotz des Autanparfums, das uns umgibt, versuchen an unser leckeres Blut zu kommen. Wahrscheinlich sind die irgendwie in der Lage sich ihre Nase zuzuhalten. Haben die überhaupt eine? Die Moorlandschaft breitet sich links und rechts des mit Rindenmulch belegten Weges aus. Tatsächlich schön anzusehen, obwohl schwer zu genießen, wenn innerlich die Mordlust steigt. Diese Bremsen sind wirklich penetrant!
Ansonsten hätte man auf der zwischen zwei Bäumen gespannten Holzhängematte eine nette Pause 
einlegen können. Die tiefhängenden Wolken, die Mücken und die Bremsen aber treiben uns weiter. Vorbei an Holzhütten auf Rädern, ehemalig Schutz für die Torfstecher, schwingenden Brücken und zahlreichen Hinweistafeln, die die Wege durch die Moorerlebniszone erklären. Wir wollen den Unterstand erreichen, von der man einen wunderbaren Blick über die große Wasserfläche hat. Und das möglichst vor dem Regen. Die ersten Tropfen beginnen bereits zu fallen, als wir den Aussichtsturm hinter den Bäumen erblicken. Gerade als wir endlich außer Atem unter dem schützenden Dach des Unterstandes ankommen, verwandelt sich das Getröpfel in eine Sinflut.

Wir haben Glück gehabt und bleiben einigermaßen trocken. Unterstand und Aussichtsturm bieten einen hervorragenden Blick über die ausgedehnten Wasserflächen. Vögel sehen wir allerdings keine. Wahrscheinlich haben die sich auch untergestellt. Dafür gibt es hier eine große Schautafel, die erklärt welche Vogelgattungen man hier treffen könnte. Die ebenso zahlreichen Mücken und Bremsen werden nicht gezeigt. Wobei es auch nicht wirklich
notwendig ist zu wissen wer genau einen da gerade sticht. Jucken oder brennen tut es allemal.
Unter dem Aussichtsturm kann, wer möchte, einmal nachmessen über welche Flügelspannweite er verfügt. Für den Kranich reicht es bei mir dann doch nicht.

Als die Sintflut endlich ein Ende findet und sich die Sonne wieder durch das Grau der Wolken schiebt, um dafür zu sorgen, dass die ohnehin schon gigantische Luftfeuchtigkeit noch ein wenig höher steigt, machen wir uns gemeinsam mit unseren Fans (Mücken und Bremsen) auf den Rückweg. Auf dem Weg zum Auto wird sich der ein oder andere Fan von seinem Leben verabschieden müssen, von inzwischen geübten Händen auf Körper oder Kleidung breitgeklatscht. Ich kann nicht sagen, dass ich wirklich Trauer darüber empfinde.
Bei Gewitter würde ich das Tilster Moor nicht erneut besuchen. Sonst aber jederzeit. Es ist wirklich schön dort. Wer möchte kann auch mit der Moorbahn hindurchfahren oder im angeschlossenen Café irgendeine Leckerei zu sich nehmen. Alle Informationen dazu findet ihr hier:
http://www.moorbahn.de/

Hamburg entdecken - Impressionen der Hafencity

Städte verändern sich. Das Hamburg meiner Kindheit existiert so schon lange nicht mehr. Alles ist ständig im Wandel. So muss man seine eigene Stadt gelegentlich einmal neu entdecken.
Als ich vor ein paar Wochen die Körperwelten-Ausstellung besucht habe, war danach genug Zeit, das zu tun, was Touristen in Hamburg machen. Die Hafencity erkunden. Tatsächlich bin ich in den letzten Jahren dort nur im Rahmen einer Barkassenfahrt gewesen. Diese kurze Stipvisite hatte mich nicht wirklich beeindruckt.

Doch der Reiz mancher Veränderungen erschließt sich vielleicht erst beim zweiten Besuch. Auch der Blick auf die immer noch nicht vollendete Elbphilharmonie, diese Baustelle, in der Millionen verschwinden wie in einem schwarzen Loch, hat erst mit den Jahren gewonnen. Heute möchte ich dieses seltsame Gebäude, dass da baukrahngekrönt über dem Hafen thront, nicht missen. Es hat durchaus Charme und für mein Empfinden, passt es tatsächlich an die Stelle, an der es steht.
Die Hafencity ist das flächengrößte laufende Stadtentwicklungsprojekt Hamburgs. Auf dem ehemals zum Freihafen gehörenden nördlichen Teil des Großen Grasbrooks entstehen Wohneinheiten, Gebäude für Büros oder andere Gewerbe, Hotels, Schulen und noch vieles mehr. Die Bebauung ist noch lange nicht fertiggestellt und soll bis ins Jahr 2020 zügig voranschreiten. Von einem Aussichtsturm am Baakenhafen hat man einen wunderbaren Blick auf Teile des noch nicht bebauten Areals. Darüber hinaus veranschaulichen Informationstafeln die geplanten Bauvorhaben.
Die in der Hafencity entstandenen Bilder möchte ich euch nicht vorenthalten. Viel Spaß beim ansehen.









ungewohnter Blick auf die Elbphilharmonie


Blick vom Ausichtsturm auf weiter Bauareale



Ludwigslust - kleines Fest im großen Park

Schon vor ein paar Jahren hatte eine Kollegin mir von diesem Event vorgeschwärmt. Das wäre sicher etwas für mich. Das kleine Fest im großen Park. Vor der malerischen Kulisse des Barockschlosses Ludwigslust. Aha?! Ludwigslust? Kleines Fest im großen Park? Das sagte mir erstmal so gar nichts. Und es passte bisher auch nie in mein Sommeraktionsprogramm. Doch dieses Jahr ist alles anders. Zwei Wochen die Dachdecker und Zimmerleute auf dem Dach, was zur Folge hat, dass wir in diesem Sommer im Norden bleiben. Keine weiten Reisen, aber dafür Ludwigslust.
























Ludwigslust liegt im westlichen Mecklenburg, also gar nicht soweit von unserem Wohnort in Hamburg entfernt. Genau gesagt 105 Kilometer. Trotzdem brauchen wir auf der B5 über zwei Stunden, hinter röhrenden LKws und immer wieder gern gesehenen landwirtschaftlichem Verkehr in Form von Treckern, Mähdreschern oder anderen riesigen Fahrzeugen, die wegen der idyllischen Strecke, die sich zwischen Wald und alten Alleen schlängelt, schwerlich zu überholen sind.

Dank des Tipps eines anderen Kollegen finden wir einen wunderbaren kostenfreien Parkplatz und bummeln bei bestem Sommerwetter Richtung Schloss. Um das ehemalige Residenzschloss der mecklenburgischen Herzöge liegt der Ort Ludwigslust im Regelfall wahrscheinlich bedeutend ruhiger da. Ohne die vielen Festivalbesucher, die bereits durch die Stadt streichen und Cafés und Restaurants bevölkern, hätte Ludwigslust sicher etwas Dornröschenschlafmäßiges. Doch im Moment ist Ausnahmezustand. Allerdings absolut entspannt, Menschen in sommerlicher Kleidung mit lächelnden Gesichtern. Schön!
























Wir essen ein Eis auf einer verfallenen Eingangstreppe, bewundern als Vorgeschmack auf all die zu erwartenden Künstler die wunderbar bemalten überall in der Stadt stehenden Verteilerkästen und bummeln dann Richtung Einlass.
Um uns herum Groß und Klein mit Bollerwagen, Kühltaschen, Klappstühlen und Rucksäcken bewaffnet. Es sieht aus, als wären allesamt auf dem Weg zu einem gigantischen Familienpicknick.
Am Eingang erwerben wir noch ein Programm für einen Euro und auf gehts Richtung Schlosswiese. Die Veranstaltung beginnt erst um 18 Uhr, man kann aber bereits ab 16.30 Uhr auf das Gelände. Und es sind dann auch schon die ersten Kleinkünstler unterwegs. Wir setzen uns auf unsere mitgebrachten
Klappstühle, besorgen etwas zu trinken und zu essen und schauen einfach. Um uns herum werden Picknickdecken ausgebreitet, Sektflaschen entkorkt und Kaffee eingegossen. Kinder tollen zwischen den Decken und Stühlen über die Wiese, fünf in schwarze
Anzüge gekleidete Herren beginnen unmittelbar neben uns einen Acapella-Gesang, ein einsamer Clown sitzt mit seiner gepellten Gurke (!) auf einem alten Lederkoffer und urplötzlich tauchen in unserem Blickfeld eine laufende Hose samt dazugehöriger Jacke auf. Wahnsinn!
Das kleine Fest im großen Park läuft unter der Schirmherrschaft der Festspiele Mecklenburg-Vorpommerns.  In diesem Jahr sind 32 Ensembles aus 15 Ländern nach Ludwigslust gekommen. Artistik, Akrobatik, Kabarett, Comedy, Clownerie, Masken, Marionetten, Puppenspiel und Pantomime aus Frankreich, Australien, Belgien, Israel, Polen, Chile, den Niederlanden, Spanien und, und, und, sollen hier auf dem Gelände zu finden sein.

Jeder Besucher stellt sich sein eigenes Programm zusammen, kann also nur eine Auswahl aus dem riesigen Angebot sehen. Man nimmt sich seinen Klappstuhl und zieht zu der Bühne, auf der das geboten wird, was mann sich aus dem Programm ausgesucht hat.
Wirklich gut Organisierte schaffen in der Zeit zwischen 18 Uhr und 22 Uhr acht Darbietungen. Wir nicht. Wahrscheinlich sind wir noch nicht organisiert genug, lassen uns zu viel treiben. Und ablenken. Was schnell passiert. Auf diesem zauberhaften Gelände, mit wunderbaren kleinen Seen und Grotten.
Wir schaffen grade mal fünf Vorführungen. Aber das macht nichts. Denn die sind wirklich großartig. Besonders beeindruckt hat uns die akrobatische Vorstellung der Gruppe 15feet6, deren Mitglieder aus Frankreich, Australien, Großbritannien und Belgien kommen.Verblüffend, wie sie mit einer Stange und wenig Zubehör so faszinieren können.
Auf dem Weg von Bühne zu Bühne trifft man immer wieder auf herumstreifende Künstlergruppen. Tisch und Stuhl oder auch mal ein Zwerg, tanzende Ballerinen oder Männer mit seltsamen Fluggeräten.





Alles in allem eine wunderbare Veranstaltung, die einen Besuch wert ist. Tatsächlich würde ich vorschlagen für beide Veranstaltungstage Karten zu besorgen und eine Nacht in Ludwigslust zu verbringen. Das ist sicher deutlich entspannter und man hat noch ein wenig Zeit für diesen schönen Ort. In diesem Jahr waren die Karten übrigens schon eine ganze Weile vorher ausverkauft. Es empfiehlt sich also, dass man sich rechtzeitig darum kümmert.
So gegen 22.15 Uhr finden sich die Besucher wieder auf der großen Schlosswiese ein. Hier verabschieden sich die Künstler von ihrem Publikum und im Anschluss gibt es ein wirklich wunderbares Feuerwerk am Nachthimmel über Ludwigslust, musikalisch untermalen und so zauberhaft wie die ganze Veranstaltung.

Hamburg entdecken - die Insel Neuwerk

Wer diesen Teil Hamburgs entdecken will, muss Hamburg erst einmal verlassen. Ja, das klingt seltsam, entspricht aber den Tatsachen. Über die B73 sind es von Hamburg nach Cuxhaven an der Nordsee etwa 130 zermürbend lange Kilometer auf einer viel befahrenen Landstraße. Wer es schafft auf der Strecke einmal schneller als Tempo 80 zu fahren, hat sicher einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt. Tatsächlich benötigt man für die 130 km an normalen Tagen gerne schon mal 3 Stunden. Ja, so etwas gibt es noch in Deutschland! Von Cuxhaven sind es dann noch einmal etwas mehr als 10 km übers Wasser oder durch das Watt... und man ist wieder in Hamburg. Nämlich auf der Insel Neuwerk.

Schon als Kind habe ich mir vorgestellt, wie wunderbar es sein muss mit einem Wattwagen zu fahren. Doch ich musste erst im spätsommerlichen Lebensalter ankommen, damit ich es endlich einmal mache. Wir starten vom Stadtteil Sahlenburg am frühen Morgen. Die Abfahrtszeiten der Wattwagen werden durch die Gezeiten bestimmt, man muss sich also vorher informieren und diese Fahrt vorbuchen. Sein Auto kann man auf einem nicht weit entfernten Parkplatz abstellen, der für den ganzen Tag 4 Euro kostet.

Neuwerk wird hauptsächlich von Tagesgästen frequentiert, die mit dem Wattwagen hinfahren und mit dem Schiff zurück. Auf der Insel hat man dann eine Aufenthaltszeit von zirka 5 Stunden. Da wir die Insel auch ohne Tagestouristen kennenlernen wollten ist uns das zu wenig und wir haben deshalb ein Zimmer zum übernachten gebucht. Im Hus achtern Diek ( für alle, die des plattdeutschen nicht mächtig sind, das bedeutet Haus hinterm Deich) werden wir eine Nacht verbringen und von dort kommt auch unser leuchtend gelber Wattwagen.
Wir sitzen vorn beim Fahrer und haben freie Sicht. Die Morgenluft weht uns kühl ins Gesicht, als es endlich losgeht. Hinter uns sitzt eine Familie, die eigentlich zu Fuß durchs Watt nach Neuwerk wandern wollte. Doch sie waren zu spät und durften nicht mehr ins Watt. Zu Fuß benötigt man für den Weg ungefähr 3 Stunden, das Zeitfenster ist kurz und man sollte die Gefahr nicht unterschätzen. Schon so manchen hat die Flut überrascht und mit sich fortgespült. Unser Fahrer erzählt, dass grad am letzten Wochenende wieder jemand ertrunken ist.
Die robusten Pferde bringen uns sicheren Schritts immer an den Reisigbüscheln entlang Richtung Neuwerk. Die Weite um uns herum ist einfach beeindruckend und lässt uns verstummen. Wir fühlen uns irgendwie klein und unbedeutend.

In Abständen stehen an der Strecke immer wieder Rettungsbaken.  Wer von der Flut überrascht wird, sollte sich dort in Sicherheit bringen. Dort findet der Gestrandete eine Rettungsrakete, die dafür sorgt, dass man nach Abschuss von einem Hubschrauber abgeholt wird. Allerdings kann das dann einen tiefen Riss ins Urlaubsbudget reißen, solch einen Einsatz hat man auch selbst zu bezahlen. Doch auch hier ist Vorsicht geboten, wie uns der Fahrer aufklärt. Denn nicht immer ist die dichteste Barke auch am besten zu erreichen. Manchmal liegen dazwischen  Priele, die sich bei Flut zuerst mit Wasser füllen und dabei Fließgeschwindigkeiten entwickeln, bei denen auch der stärkste Schwimmer keine Chance hat. Wer sich im Watt nicht auskennt, sollte ohnehin nur mit Wattführer wandern.
Wir erreichen Neuwerk nach etwas über einer Stunde sicher und trockenen Fußes. Nachdem wir den Deich überquert haben empfängt uns das Ortschild mit dem Hamburger Wappen. Ein Stückchen Hamburg über 100 km entfernt von Hamburg. Schon besonders.
Neuwerk ist vor allen Dingen eines: still. Man fühlt sich ein wenig aus der Zeit gefallen. Kein Verkehr. Lediglich die Wattwagen und der ein oder andere Traktor. Ansonsten ist man auf dieser Insel zu Fuß unterwegs. Sie ist ja auch überschaubar, mit ihren 3 Quadratkilometern. Auf dem Deich umrundet man sie in ungefähr einer Stunde. Laut Wikipedia hat sie 44

Blick auf Schullandheim und Inselkaufmann vom Leuchtturm
Einwohner, beim Inselkaufmann erzählt man uns es wären 36. Auf jeden Fall ist es eine überschaubare Anzahl. Apropos Inselkaufmann. Unweit des trutzigen Leuchtturmes gelegen, habe ich auch dort das Gefühl mich wieder in meiner Kindheit zu befinden. Ein Tante Emma-Laden, wie es ihn heute kaum noch gibt. Mit durchaus gepfefferten Preisen. Wer aber sieht wie die Waren auf die Insel kommen, wird das Zustandekommen der Preise nachvollziehen können. Wir pausieren dort eine Weile und haben schon nach kurzer Zeit einen Neuwerker Aquavit vor uns stehen fürs Überbringen von Grüßen. Hier scheint man trinkfest zu sein, denn es ist noch nicht einmal 12 Uhr Mittags.
Den Leuchtturm, in dem man übrigens auch übernachten kann, besteigen wir natürlich auch. 132 Stufen sind es bis zur Plattform, die einen hervorragenden Blick auf die Insel gewährt. Der erste Turm stand hier bereits im Jahre 1310. Anfangs diente er als Wehrturm. Der dort stationierte Trupp Soldaten sollte die Elbmündung vor See- und Strandräubern schützen. Im Laufe der Jahrhunderte diente er mehrfach auch als Zufluchtsstätte während Sturmfluten.
Neuwerk ist übrigens auch der Hamburger Wahlbezirk, der traditionell immer am schnellsten ausgezählt ist. Es gibt eine kleine Schule, aber zur Zeit keine Kinder auf der Insel, die diese besuchen. Das ist sowieso nur möglich bis zur 4. Klasse, danach müssen die Kinder aufs Festland ins Internat.
Tja, und was gibt es noch? Das Nationalparkhaus mit einer Ausstellung über den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer, den Friedhof der Namenlosen, auf dem die Leichen bestattet wurden, die von der Flut an Neuwerks Ufer geschwemmt worden waren, die Baken, die über Jahrhunderte als Seezeichen genutzt wurden, Kühe und Pferde und Ruhe und Zeit. Wer einmal so richtig runterkommen möchte vom Trubel und der Hektik unserer Tage, der sollte hier einen mehrtägigen Aufenthalt verbringen. Sicher besser als jede Entspannungstherapie.Hier noch ein paar Impressionen.

Es ist gut, dass wir auch eine Nacht auf Neuwerk verbringen, denn nachdem die Tagesgäste abgereist sind, kehrt auf der Insel eine friedliche Ruhe ein. Von unserem Hotelzimmer können wir zusehen, wie sich die Farbe der Sonne minütlich ändert und wie sie langsam im violetten Wolkenfeld am Horizont verschwindet. Ich denke wir werden noch einmal wiederkommen.