Namibia 2 - der Fishriver-Canyon und das Canyon Roadhouse

Heute ist Ostersonntag und wir müssen weiterreisen. Die Aniblodge mit ihrem tollen Personal verlassen. Wie schön es dort war, könnt ihr hier lesen: Namibia 1: die ersten Tage - die Kalahari .
Erstmal gibt es aber noch ein Osterfrühstück in der Lodge, serviert von den fantasievoll mit rosa Hasenohren kostümiertem Personal. Die scheinen tatsächlich ihren Spaß daran zu haben.
Dann bezahlen wir und es geht zurück auf die Straße. Erster Halt Marienthal an der B1, tanken und unsere Wasservorräte aufstocken. Tatsächlich verbrauchen wir hier deutlich mehr Wasser, als an normalen Tagen in Deutschland. Bis Keetmanshop bleibt die B1 asphaltiert, die Qualität der Straße ist allerdings etwas schlechter, hier und da ein paar Potholes und andere Unebenheiten. Kein Grund sich zu beschweren. Da kommen noch ganz andere Strecken auf uns zu.
Die Landschaft ist trist, in Variationen von Braun gesprenkelt, mit niedrigen Büschen. Trocken ist es, hier scheint kein Regen gefallen zu sein. Auf der linken Straßenseite begleiten uns Bahnschienen, allerdings ist kein Zug zu sehen, ein langgestrecktes Tafelgebirge schmiegt sich mal dichter, mal weiter entfernt an das schnurgerade Straßenband. Sonst gibt es nichts, was dem Auge Halt bietet, so dass sich, noch begünstigt durch die Wärme, eine gewisse Schläfrigkeit breit macht.
So machen wir am vielgepriesenen Köcherbaumwald kurz vor Keetmanshoop eine Pause. Die Zubringerstraße mit den vielen Wellen in der staubigen Piste gibt uns einen Vorgeschmack auf Namibias Schotterpisten.
Den Köcherbaumwald finde ich tatsächlich eher enttäuschend. Ich weiß nicht was ich mir darunter vorgestellt habe. Hier stehen Köcherbäume auf felsigen Hügeln in der staubigen Mittagshitze. Jeder für sich durchaus sehenswert, aber nicht meinen Vorstellungen von Wald entsprechend. Wahrscheinlich kommt er aber im eher baumarmen Namibia einem Wald noch am nächsten, wer weiß? Spätestens nach dem Dritten ist mein Interesse entgültig erloschen und wir verziehen uns zu dritt in den Schatten eines Unterstandes, um auf die anderen zu warten. Uns fehlt da wohl ein Botanikergen.
Weiter gehts auf der B4, immer noch geteert, Richtung Seeheim. Dann aber, endlich, links ab die C 17, denken wir, zum Fishriver Canyon. Tatsächlich aber ist es die D 545, wie sich auf der Rückfahrt herausstellen wird. Wir queren die Bahnschienen, die mit ihren großen Stopschildern im Nichts durchaus etwas Surreales haben. Eine Bahn ist bisher immer noch nicht aufgetaucht. Vielleicht sind die Schienen und Übergänge nur Tarnung?
Hier ist jetzt erstmal Ende mit den Asphaltstraßen. Ab jetzt ist der Belag gewöhnungsbedürftig.
Kurze Zeit später müssen wir mit unserem Toyota Quantum sogar so etwas wie einen Fluss durchqueren. Wirklich! Richtig mit spritzenendem Wasser! Also, wenigstens ein bißchen...
Die Schotterstraße führt durch absolut einsames Gebiet, mit jedem gefahrenen Kilometer lässt die Vegetation noch mehr nach. Kurz vor unserer Unterkunft, dem Canyon Roadhouse, gibt es ein Warnschild. No Fences! Keine Zäune mehr. Man muss mit Tieren auf der Straße rechnen. Kurze Zeit später sehen wir sie auch schon, Springböcke, Oryxantilopen und Strauße. Einfach so. Zu keinem Gameresort gehörend. In ihrer natürlichen Umgebung. Wahnsinn!
Wir erreichen das Canyon Roadhouse am Nachmittag, beziehen unsere Zimmer und wandern zwischen den spektakulären Autowracks hin und her, die hier überall auf dem Gelände verteilt sind. Autowracks in einem Zustand, der bei uns undenkbar wäre. So viel Trockenheit kann auch ihre Vorteile haben.

Nachdem wir alle ausgiebig Flüssigkeit getankt haben, nutzt jeder den restlichen Nachmittag auf seine Art, die einen besteigen einen Berg, um von dort den Sonnenuntergang zu bewundern, die anderen streifen über das Gelände auf der Suche nach dem besten Licht zum Fotografieren der Autowracks.
Es ist ziemlich warm, auch abends noch, als wir uns zum Dinner draußen versammeln. Wir können aus verschiedenen Gerichten wählen, diverse Wildgerichte sind dabei, Kudusteak oder Springbock. Serviert mit Sauerkirschen. Was für eine geniale Idee. Alles ist reichlich und oberlecker. Und macht in Verbindung mit Alkohol müde. Wie die Tage zuvor sind wir erneut früh im Bett.
Der nächste Tag ist der Tag, an dem ich Melman treffe. Aber das weiß ich natürlich morgens noch nicht. Wir frühstücken rechtzeitig und reichhaltig, bevor wir den Reifendruck unseres Toyotas im Roadhouse überprüfen lassen. Der linke Hinterreifen wirkt nach der letzten Fahrt doch ziemlich platt. Was er auch tatsächlich ist, also wird der Luftdruck wieder auf ein angemessenes Maß erhöht. Hoffentlich hält er, nicht dass irgendwo ein Loch ist. Wäre ja nicht ungewöhnlich bei den Straßenverhältnissen.
Dann gehts los Richtung Fishriver-Canyon, nach dem Grand Canyon in Colorado tatsächlich der zweitgrößte der Welt. Eine halbe Stunde benötigen wir, sichten derweil links und rechts der Piste erneut Springböcke und Oryxantilopen, dann stehen wir mit wenigen anderen Fahrzeugen am Viewpoint.
Wirklich beeindruckend, die Tiefe dieses Canyons. Da wir kurz nach der Regenzeit hier sind, führt er sogar Wasser. Auch hier präsentiert sich die Landschaft in unterschiedlichen Brauntönen unter einem tiefblauem Himmel. Es könnte trist wirken, aber irgendwie tut es das nicht. Das Szenario ist einfach zu gewaltig.
Mehr als View und Fotos machen ist hier aber nicht möglich, Wanderungen im Canyon werden erst ab Mai wieder angeboten, wenn die Regenzeit entgültig vorbei ist und der Canyon trocken. Nicht dass ich das Bedürfniss hätte in diese Tiefen hinabzusteigen. Bei meinem Geschick würde ich mit mindestens zwei gebrochenen Beinen dort wieder herauskommen. Wenn überhaupt. Mir reicht der View völlig.
Den Rest des Tages verbringen wir im Roadhouse am Pool. Sehr erfrischend mit Blick in die Weite.
Übrigens lieben auch Tiere, vor allem Insekten und Vögel die Möglichkeit sich zu erfrischen...
Aber nicht jeder mag es erfrischend. Ein Teil der Männer zieht es erneut auf den Berg, selbst die Nachmittagshitze vermag sie nicht zu bremsen. Tatsächlich sehen sie Bergzebras auf ihrer Wanderung. Was für ein Glück, denn allzuviele gibt es davon nicht mehr.
Als wir uns am späten Nachmittag zum Kartenspielen treffen, wird es schwül und eine Gewitterwolke zieht auf. Es fällt sogar etwas Regen auf den Boden. Auf der heißen Erde ist die Feuchtigkeit aber in kürzester Zeit wieder verdunstet.
Das Dinner wird deshalb am Abend drinnen im Roadhouse serviert. Man sitzt an Tischen neben den Oldtimern und findet immer neue Dekostücke. Nicht nur die Ausstattung des Roadhouses ist fantasievoll, das Essen ist erneut ein Traum. Mit Speck gefüllte Springbocksteaks...mmmhmm, lecker!
Beim Rausgehen fällt mir im Shop eine große Kiste auf, in der sich Löwen und Hippos befinden. Und zwischen ihnen eine einsame Giraffe. Melman! Ich muss sie kaufen! Womit ich zur allgemeinen Erheiterung des Personals beitrage. Aber egal! Fortan wird Melman unser Reisebegleiter.


4 Kommentare:

  1. Ich find die Köcherbäume sehr schön, wobei ich Wald auch anders definieren würde;-) Die Autowracks sind genial, fehlt nur noch das Skelett dazu;-)))

    Wiedehole ich mich? Egal: auch das ist wieder ein toller Bericht mit superschönen Bildern!
    LG Antje

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  2. Muss mal Deinen Bericht meinem Gatten unter die Nase halten. Ob ich ihn wohl mal nach Afrika kriege? Er will ja nicht mal nach Ägypten.....

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  3. Wir hatten drei sehr unterschiedliche Männer dabei und alle waren begeistert. Bestimmt würde Namibia auch deinem Gatten gefallen. Ich kenne ihn zwar nicht, aber bin mir trotzdem sicher. Es hat noch so einen kleinen Rest Abenteuer... das mögen viele :)

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