Lübeck - ein Besuch im grauen November

Was erwartet man im November in Deutschlands Norden? Grauen Himmel und Regen. Insofern sind wir froh, dass uns an diesem Samstag nur der graue Himmel in Lübeck empfängt. Es ist kalt und windig, aber trocken.
Nachdem wir das Parkhaus verlassen haben, erblicken wir das Holstentor, halb verdeckt von einer bunten Backsteinmauer. Wenigstens etwas Farbe im tristen Grau. Das letzte Mal in der Lübecker Altstadt war ich in der 6. Klasse. Schon eine Weile her, so knappe 40 Jahre. Das ist natürlich für das Holstentor, das über Jahrzehnte den 50 DM-Schein zierte und bereits seit 1478 hier steht, nicht wirklich lang.
Und so steht es, den Südturm leicht nach innen geneigt, noch genauso wie ich es aus meiner Kindheit erinnere. Nur dass damals die Sonne schien und kein häßlicher Bauzaun den Anblick verschandelte. Wir suchen den besten Winkel zum Fotografieren, doch der blöde Bauzaun verschwindet einfach nicht von den Fotos.
Dafür pfeift der Wind ordentlich durchs Tor und es wird Zeit Handschuhe anzuziehen. Wir entschwinden erst einmal ins Stadtgeschichtliche Museum, das im Inneren untergebracht ist. Hurra, es ist warm, wir zahlen unsere 6 € Eintritt pro Person und steigen treppauf, um uns schlau zu machen. Hier erfährt man so allerhand über den Handel und das Stadtleben im Mittelalter und kann sich das, dank eines Stadtmodells aus dem 17. Jahrhundert, auch recht gut vorstellen.
Nachdem wir aufgewärmt sind, alles gesehen haben und vergeblich nach einem guten Ausblick Ausschau gehalten haben, den wir dank der bleiverglasten Fenster leider nicht finden, gehts wieder hinunter und hinaus in die Kälte. Ganz leichter Nieselregen empfängt uns draußen, der aber - natürlich nachdem wir den Schirm aus dem Auto geholt haben - wieder aufhört.
Nur einige wenige Schritte vom Holstentor entfernt stehen die Salzspeicher, sechs Backsteingiebelhäuser, in denen früher das aus Lüneburg kommende Salz gelagert wurde. Lange vor Konservendosen und Tiefkühltruhen war Salz immens wichtig, um Fisch und Fleisch zu konservieren. Besichtigen kann man hier nichts, die Häuser beherbergen heute diverse Geschäfte.
Wir schlendern durch schmale Gassen, am Figurentheater vorbei, von dem ich mir habe sagen lassen, dass es auch ein erwachsenes Publikum begeistern kann, und freuen uns über jeden Farbkleks.
Von der Aussichtsplattform der St. Petrikirche - auf die man übrigens ohne Atembeschwerden mit dem Lift hinauffährt - gelingt uns dann auch ein baustellenzaunfreies Foto des Holstentores. Die St. Petrikirche hat keine eigene Gemeinde, da sie nach dem 2. Weltkrieg lange Zeit als Ruine ihr Dasein fristete und erst 1987 wieder aufgebaut war. Heute dient sie eher als Veranstaltungsstätte und beherbergt auch ein Café. Die Liftfahrt auf den Turm schlägt mit 3 Euro zu Buche.
Zeit für eine Pause. Natürlich stilecht im Café Niederegger. Es ist voll, was nicht anders zu erwarten war. Doch wir haben Glück und erwischen einen Tisch direkt am Fenster mit Blick auf das Lübecker Rathaus.
Was wäre Lübeck ohne Marzipan? Also gibt es den Klassiker - Marzipantorte und ein Kännchen Kaffee. Ein wenig Rentnermäßig komme ich mir schon vor... aber egal, die Torte ist absolut köstlich.
So gestärkt bummeln wir weiter durch Lübeck. Begeleitet durch musikalische Darbietungen unterschiedlichstem Standart und verschiedenster Qualität. Während der kleine Saxophonist sein Handwerk tatsächlich beherrscht, erzeugen die dissonanten Geigenklänge zweier Mädels im Teenageralter nicht nur Gänsehaut, sondern darüber hinaus den Wunsch ihnen ihre Instrumente zu entwinden und an der nächstgelegenen Backsteinmauer zu zertrümmern. Aber wir haben unsere Triebe im Griff und schlendern mit zusammengebissenen Zähnen an ihnen vorbei.
Vor dem wunderschönen Lübecker Rathaus wird noch ordentlich gehämmert, obwohl die meisten Buden für den Weihnachtsmarkt, der am nächsten Wochenende seine Tore öffnet, bereits stehen. Ein vernünftiges Foto ist so leider unmöglich.
Ein kurzer Blick hinein offenbart uns altehrwürdige Pracht, in der Eingangshalle liegen zwei Kondolenzbücher aus, eines für den kürzlich verstorbenen Altkanzler Helmut Schmidt, eines für die Opfer des Pariser Terroranschlag. Besichtigt werden kann das Rathaus nur im Zuge einer Führung, das sparen wir uns dann mal.
Das Buddenbrookhaus, in dem Thomas Mann einen Teil seiner Kindheit verbrachte, entdecken wir nur dank der Karte in unserem Reiseführer. Die Stadt Lübeck ist doch sehr sparsam mit ihrer Beschilderung, eigentlich waren so gut wie keine Hinweisschilder auf Sehenswürdigkeiten zu finden. Das ist schade und auf jeden Fall verbesserungswürdig.
Wir versuchen im historischen Lokal "Schiffergesellschaft" für den Abend einen Tisch zu reservieren, was sich schwierig gestaltet, so dass wir ins Gewölbe des Kartoffelkellers ausweichen. Zuvor führt uns unser Weg aber noch am Heiligen-Geist-Hospital vorbei, das heute wegen des Aufbaus des Weihnachtsmarktes geschlossen ist, bis hin zum sehenswerten, aber weniger bekannten Burgtor.
Zurück geht es durch das Gängeviertel, Engelswisch und Engelsgrube. Mit Engeln hat das ganze aber nichts zu tun, der Name leitet sich von den Englandfahrern ab, die von hier ihre Waren verkauften. Inzwischen sind wir ziemlich durchgefroren, trotzdem machen wir einige Abstecher in die schmalen Gänge, die früher von Hafenarbeitern und Kistenpackern bewohnt wurden. Manche lassen sich tasächlich nur gebückt erreichen und man muss aufpassen, dass man sich nicht den Kopf stößt.
Nachdem wir am Museumshafen angekommen sind, beschließen wir unsere Hotelzimmer zu beziehen und uns am Abend erneut auf den Weg zu machen. Es pfeift ein böser, eisiger Wind und wir brauchen eine Pause.
Kurz bevor wir das Holstentor wieder erreicht haben, stiehlt sich ein einsamer Sonnenstrahl durch die Wolkendecke, erhellt die Umgebung für einen kleinen Augenblick und wird dann erneut vom Einheitsgrau wieder vereinnahmt.
Unser Hotel liegt auf der anderen Seite an der Wakenitz, als wir es erreichen regnet es und wird bereits dunkel. Unser abendlicher Spaziergang zum Kartoffelkeller entfällt, bzw. wir nehmen den Wagen, finden sogar einen Parkplatz in nicht allzuweiter Entfernung und schlagen uns dann so richtig den Bauch voll.
Mein Lübecker Fazit: Eine wirklich schöne Stadt, die auch im Novemberdauergrau noch ihren Charme zeigen kann. Für den nächsten Besuch würde ich mir aber eher einen sommerlichen Tag aussuchen.



Hurghada - Schnorcheln mit Delfinen - ein ganz besonderer Ausflug

Wenn mich jemand fragen würde, was das schönste an unserem Urlaub war, bräuchte ich nicht lange zu überlegen. Natürlich unser Schnorchelausflug, auf dem wir die Delfine im Wasser begleitet haben.
Es war einer dieser jungen Männer, die am Strand nach Kunden für alle möglichen Aktivitäten suchen. Ihre Aufgabe ist es uns Touristen zu überzeugen den einen oder anderen Ausflug zu buchen. In den Zeiten von All inclusive und einer unterschwellig immer noch, inzwischen muss man leider sagen erneut, vorhandenen Terrorangst, nicht ganz einfach. Wir sprachen eine ganze Weile und entweder er mochte uns als Familie oder er musste unbedingt etwas verkaufen, jedenfalls hat er uns einen wirklich guten Preis gemacht für einen Tag ein Boot nur für uns vier, mit Essen, Getränken und ganz so wie wir es wünschen mit Schnorchelguide. Wir konnten gar nicht anders als das zu buchen.

Den Abend davor nutzen wir für einen Besuch von Hurghada Newtown, da wir dort bisher noch nicht waren. Tatsächlich ist es hier seltsam leer und oft sind wir die einzigen Käufer in den Geschäften. Warum das so ist, weiß ich nicht. Vielleicht fahren die meisten Urlauber nach wie vor in die Old Town, die mir mit ihren verwinkelten Gassen auch besser gefallen hat, vielleicht bleiben sie aber auch im Hotel und verlassen das möglichst gar nicht. Schade! Sie wissen nicht was ihnen entgeht.
Wir jedenfalls kommen mit neuen Taschen, Lampen und noch einigen anderen gut in ägyptische Tageszeitungen verpackten Sachen wieder im Hotel an.
Am nächste Morgen gehts los. Wir müssen nur am Strand entlang bis zum kleinen Hafen, der am Arabella Azur liegt und können dann gleich auf unser Schiff, die Darsh. Nur wir vier, der Kapitän, unser Schnorchelguide Ebrahim und der Koch.
Sogar die Musik dürfen wir bestimmen, als die Darsh den kleinen Hafen verlässt.
Wir genießen die Sonne und den Fahrtwind auf unserer Haut, betrachten die Küstenlinie mit ihren vielen Hotels, die wir langsam hinter uns lassen. Unser erstes Ziel ist das Dolphin House, ein Gebiet, in dem immer Delfine anzutreffen sind. Doch irgendwann entscheidet sich unser Kapitän die Route zu wechseln, er hat etwas gesehen. Und tatsächlich. Da sind Delfine. Und nicht wenige. In kürzester Zeit sind auch noch andere Schiffe dort. Beladen mit jeweils mindestens zwanzig Urlaubern, die natürlich auch zu den Delphinen ins Wasser möchten.
Ein wenig beklommen frage ich mich, ob ich zwischen all diesen Schiffen ins Wasser springen möchte und entscheide mich erstmal dagegen.
Der Rest meiner Familie ist derweil schon im Wasser, ich mache Fotos von oben. Aber unser Kapitän überredet mich, es doch zu versuchen. Er verspricht mir, dass er mich im Auge behält und mich auf jeden Fall wieder einfängt. Also gut!
Beim nächsten Mal springe ich also todesmutig mit ins Wasser. Blicke suchend durch meine Schnorchelmaske, bis ich sehe, dass meine Tochter nach unten zeigt. Da sind sie. Direkt unter uns. Mit ruhigen Flossenschlägen schwimmen sie weiter. Als könne sie nichts erschüttern. Ich hoffe, dass es wirklich so ist. Bin mir nicht sicher, ob diese zweiundzwanzig Tiere den Besuch von so vielen Urlaubern und Booten wirklich so gelassen hinnehmen, wie sie scheinen. Drei kleine Babys sind auch dabei. 
Ich kann ihnen nur zusehen, wie sie langsam im Blau verschwinden. Keine Chance ihnen zu folgen. Mit ihren so entspannt wirkenden Flossenschlägen können sie eine Geschwindigkeit von 55 km/h erreichen. Da brauche ich mir keine Mühe geben, das wird sowieso nichts. Meine Familie und Ebrahim allerdings schwimmen mit, ich lasse mich derweil mit einem Seil ans Schiff ziehen. Was für ein Erlebnis!
Als alle wieder an Bord sind, beschließen wir die Delfine zu verlassen und hoffen, dass sie im Laufe des Tages ein wenig Ruhe finden. Wir machen uns auf den Weg andere Schnorchelerlebnisse zu finden.
Die Riffe, die wir anfahren, wirken absolut unberührt, niemand außer uns ist dort, nur ein einziges Mal liegt ein anderes Boot vertäut am Korallenriff.
Ein wunderbares Erlebnis. Ganz zum Schluss, als der Akku der Gopro grade den Geist aufgibt, schwimmt auch noch eine Schildkröte an uns vorbei. Unglaublich, was für ein Glück wir haben!
Das Essen, das wir in der Stille auf dem Meer genießen können, ist ein Traum und genug für die doppelte Menge an Personen. Danach machen wir eine chillige Mittagsstunde, bevor wir ein letztes Riff anfahren.
Wir können nur jedem ans Herz legen, so eine Möglichkeit zu nutzen. Im Gegensatz zu den normalen Ausflugsangeboten mit mindestens zwanzig anderen Urlaubern an Bord, haben wir nur unwesentlich mehr bezahlt. Verglichen mit diesem Schnorchelausflug aber waren alle vorangegangenen Massentourismus.
Wir verlassen das Boot am späten Nachmittag mir einem breiten Grinsen im Gesicht und hoffen, dass wir hier irgendwann noch einmal aufs Meer hinausfahren können. Vielen Dank für diesen besonderen Tag an die Crew der Darsh und unseren Guide Ebrahim. Es war fantastisch!
Diesen hervorragenden Tag beschließen wir dann auch mit einem wunderbaren Essen. Außerhalb des Hotels, versteht sich. Es gibt so interessante Dinge wie Kamelsteak, übrigens absolut schmackhaft. Und danach noch eine besonders spacige Shisha, die ziemlich unorientalisch wirkt.
Tja, am nächsten Tag ist unser Urlaub dann auch schon zu Ende, am Abend geht unser Flug zurück ins kalte Hannover. Doch vorher muss ich noch eine Kleinigkeit zum neuen Flughafen in Hurghada loswerden. Bei unserem letzten Aufenthalt haben wir das verbliebene ägyptische Geld in kleinen Geschäften auf dem Flughafen ausgegeben. Das ist nun vorbei. Diese Geschäfte gibt es nicht mehr. Jedenfalls nicht an diesem Flughafen. Statt dessen nur noch die allseits bekannten Dutyfree-Shops mit der allseites bekannten Ware, allerdings zu unglaublichen Preisen. Dort kann man wirklich nichts mehr kaufen. Selbst eine Flasche Wasser soll umgerechnet 4 Euro kosten, ein Bier sogar 12 Euro! Das kann man eigentlich nur noch boykottieren, das geht wirklich gar nicht!
Doch ansonsten muss ich hier und jetzt eine Lanze für das Reiseland Ägypten brechen. Der Tourismus wird wahrscheinlich aufgrund der letzten Terroreignisse einbrechen und dieses zauberhafte Land mit seinen freundlichen Bewohnern unter den Folgen ächzen. Ägypten lohnt sich. Immer. Gebt euren Herzen einen Stoß. Traut euch.





Hurghada - die ersten Tage


Es ist gar nicht so einfach ungetrübt auf unseren Urlaub in Hurghada zurückzublicken. Denn zwischen dem Jetzt und unserem Aufenthalt dort, ist der Airbus A 321 der russischen Airline Kogalymavia über der Sinai-Halbinsel abgestürzt und 224 Menschen haben dort den Tod gefunden. Übrigens nur wenige Stunden nachdem wir glücklich in Hannover gelandet sind. Das hinterläßt schon ein eigenartiges Gefühl. Deshalb gilt mein Mitgefühl erst einmal all jenen, die durch den Absturz geliebte Menschen, Familienangehörige oder Freunde verloren haben.
Bei unserem Abflug in Hannover wissen wir davon aber noch nichts. Wir parken unseren Wagen auf dem Parkplatz 10, der unüberdacht eine große Fläche einnimmt und für eine Woche tatsächlich nur 35 Euro kostet. Ein Shuttlebus bringt uns kostenlos zum Flughafen. Hannover Airport ist ein kleiner Flughafen. Einmal eingecheckt, bietet er nicht mehr als einen Dutyfreeshop und ein kleines Café.
Wir haben nach langen Jahren mal wieder einen typischen Pauschalurlaub gebucht. Eine Woche Ägypten all inclusive. Und wir sind mal wieder zu viert unterwegs, beide Kinder, inzwischen mit einundzwanzig und fünfundzwanzig Jahren ganz schön erwachsen, begleiten uns. Familienurlaub reloaded sozusagen.
Tuifly bringt uns sicher nach Hurghada und wir landen auf dem völlig neuen Flughafen. Tatsächlich erscheint mir das Einreiseprozedere übersichtlicher als früher, es gibt kein Durcheinander beim Visakauf und die Schlangen vor der Passkontrolle sind überschaubar, sogar die Toiletten sind in Ordnung. Eine Stunde benötigen wir dann aber doch, um mitsamt unseren Koffern das Gebäude endlich zu verlassen. Die Sonne ist bereits untergegangen, aber es ist wirklich sehr warm. Wunderbar!
Erstaunt beobachten wir auf unserer Fahrt durch Hurghada, dass inzwischen fast alle Fahrzeuge mit Beleuchtung unterwegs sind. Das war vor einigen Jahren nicht unbedingt der Fall, ich habe nie verstanden warum. Ob man die Lampen schonen wollte oder Strom sparen, mir ist keine Erklärung eingefallen, die irgendwie einen Sinn machte. Wenn sich früher in rabenschwarzer Nacht zwei Autos auf einer Straße begegneten, schalteten beide Fahrer - bei oft extrem falsch eingestellten Lampen - für wenige Sekunden das Fernlicht ein, um dann haarscharf aneinander vorbei zu rasen – und anschließendin der gähnenden Finsternis zu verschwinden. Tja, das scheint der Vergangenheit anzugehören, zumindest in Hurghada.
Unsere Zimmer im Hotel sind schön, mit großem Balkon, dem roten Meer zugewandt. Das erste Essen am Abend begeistert uns nicht so sehr, es ist leider eher geschmacksneutral zubereitet, was wohl dem Versuch geschuldet ist, den westlichen Gaumen nicht zu überfordern. Naja, es gibt Schlimmeres. Die Luft ist warm, man kann die Wellen rauschen hören, am Himmel funkeln die Sterne und - das Beste - wir haben eine Woche Urlaub vor uns.
Die nächsten Tage verbringen wir am, in oder unter Wasser. 28° hat das übrigens noch, so dass man auch dann nicht anfängt zu frieren, wenn man beim Fische beobachten die Zeit völlig vergisst.
Tatsächlich findet mancher auch unverhofft neue Freunde, die sich völlig ungeniert sofort auf direkten Körperkontakt einlassen...
Am Sonntag, unserem zweiten faulen Tag, ziehen Wolken auf, den ganzen Tag haben wir schwüle 37° in Hurghada. Zweimal tröpfelt es ein wenig und wir verziehen uns in die Beachbar, die zumindest in Teilen kein offenes Dach hat.
Als es am Himmel immer dunkler wird, beschließen wir den Strand zu verlassen und ins Zimmer zu gehen. Eine weise Entscheidung. Kaum dort, öffnet der Himmel seine Pforten. Es schüttet wie aus Eimern. Nun muss man wissen, dass ein Land wie Ägypten auf solche Regengüsse nicht vorbereitet ist. Keine funktionierende Kanalisation, die elektrischen Leitungen sind mangelhaft bis gar nicht isoliert, die Gebäude für sonnige Tage errichtet. Schon in Luxor haben wir 2010 einen kurzen Regenschauer erlebt, der innerhalb von nur einer Minute die ganze Stadt im Dunkeln versinken ließ. Und auch in Hurghada fällt im Laufe des Abends mehrmals der Strom aus. Bewundernswerterweise schafft es das Personal in der Küche trotzdem etwas zu essen zu zaubern, obwohl teilweise tiefe Finsternis herrscht. Unter unserer Balkontür fließt das Wasser hindurch und sammelt sich auf den Fliesen zu einem kleinen See, die Klimaanlage funktioniert mangels Strom nicht. Wir sitzen auf unserem überdachten Balkon und sehen den zuckenden Blitzen und dem Wolkenspiel zu. Manchmal stiehlt sich ein Sonnenstrahl durch eine Lücke und taucht alles in verzaubertes Licht.
Am nächsten Morgen ist der Spuk bereits wieder vergessen und die Sonne steht strahlend am tiefblauen Himmel. Überall sieht man Angestellte bei Aufräumarbeiten, eine umgeknickte Palme hat eine Beachbar komplett unter sich begraben, all das muss jetzt weggeschafft und erneuert werden. Glücklicherweise ist niemand dabei verletzt worden. Auch auf den Dächern sieht man den ganzen Tag Leute, die irgendwas in luftiger Höhe reparieren. Eigentlich wollten wir heute einen Tauchausflug machen - der Rest meiner Familie geht gerne mal so weit unter Wasser, ich schnorchel dann irgendwie mit - aber wegen der typisch ägyptischen Magen-Darm-Probleme legen wir noch einen Strandtag ein und verschieben das ganze.
Am nächsten Tag aber geht es dann los. Vom Nachbarhotel aus, das wir in 15 Minuten zu Fuß erreichen.
Ägyptische Straßen entlangzuwandern ist immer wieder besonders. Interessant was sich für Schilder über den einzelnen Geschäften in den halbfertigen Häusern finden. Sollte es hier wirklich so viele Filialen von Aldi, Lidl oder Rewe geben? Oder wird da eher ein lukrativer Handel mit Schildern betrieben? Wer weiß das schon?
Wir sind für einen kombinierten Tauch-Schnorchel-Paradise Island-Ausflug angemeldet und die einzigen Deutschen an Bord. Es gibt noch zwei Schweizer Mädels, drei ägyptische Paare und viele Russen. Na, schauen wir mal, wie das so wird. Als erstes fahren wir das Riff Gota Abu Ramada an. Natürlich sind wir nicht alleine dort, wie sollte es anders sein.
Etliche Schiffe liegen dort, etliche Schnorchelgruppen befinden sich im Wasser und unter Wasser ist Taucher-Rushhour. Als erstes verlassen die Tauchgruppen unser Boot und versinken langsam im nicht wirklich kühlen Nass. Dann folgen die Schnuppertaucher. Auch zwei der ägyptischen jungen Frauen sind dabei, in langer Badebekleidung, eine der beiden trägt eine Badekopfbedeckung, die andere verfügt wohl nicht über ein solches Kleidungsstück. Sie zögert eine Weile, legt dann ihr Tuch ab, streift die Haare zurück, setzt die Maske auf und ab gehts ins Wasser. Es freut mich irgendwie, dass so etwas möglich ist.

Zum Schluss sind wir Schnorchler dran und leicht irritiert beobachte ich, dass zirka die Hälfte der Gruppe Schwimmwesten überstreift. Schnorcheln und dann nicht richtig schwimmen können? Ja, genauso ist es. Und so löst sich unsere Schnorchelgruppe in kürzester Zeit auch schon wieder auf. Die russischen Schwimmwestenträger kommen einfach nicht vom Fleck und sind schon nach wenigen Minuten wieder im Boot. Ich und einige andere dürfen aber länger im Wasser bleiben. Von der Fülle einmal abgesehen ist das Riff durchaus schön, allerdings werden wir in unserem Urlaub noch deutlich schönere Riffe sehen.
Unser zweiter Stop ist nicht weit entfernt auf der anderen Seite des Riffs, auch hier das selbe Prozedere, danach gibt es Essen. Zubereitet in der winzigen Bordküche ist es deutlich schmackhafter, als unser Essen im Hotel. Leicht schaukelnd mit einem schwarzen Tee dazu und Blick aufs Meer, was kann es uns gutgehen.
Irgendwann nach dem Essen springt ein junger Mann von der Crew erneut ins Wasser, um die Leinen zu lösen. Geankert werden darf hier nämlich zum Schutz der Korallen nicht, so werden die Schiffe an dafür vorgesehenen Stellen oder auch aneinander vertäut. Weiter geht es Richtung Paradise Island. Wir waren vor einigen Jahren schon einmal da und hätten ein zweites Mal darauf verzichten können, doch das ist nun einmal Bestandteil dieses Ausflugs. Das türkisfarbene Wasser und auch der Strand der Insel wirken durchaus paradisisch, allerdings findet hier der absolute Massentourismus statt, so dass sich der karibische Zauber nicht wirklich entfalten kann. Wir beschließen auf dem Boot zu bleiben, alle anderen werden mit kleinen Booten zur Insel gebracht.
Unsere Idee ist es ein wenig in der Sonne zu schlummern, aber daraus wird nichts. Ein junger Mann der Tauchschule setzt sich zu uns und wir kommen ins Gespräch. Er ist aus Kairo, arbeitet hier in Hurghada und wohnt bei seinem Bruder. Am Ende beugen wir uns gemeinsam über seine Unterlagen des Deutschkurses, den er nach Feierabend dreimal die Woche besucht, um in einer größeren Tauchschule anfangen zu können, und versuchen deutsche Grammatik auf englisch verständlich zu erklären. Sehr amüsant.
Um uns herum findet ägyptisches Arbeitsleben statt. Boote kommen und gehen, Urlauber werden ein- und ausgeladen, das Inselschild wird repariert und über allem lächelt die Sonne. 
Ägypten macht mich irgendwie zufrieden und tatsächlich kommen wir am Abend nach diesem Ausflug entspannt und lächelnd wieder im Hotel an. Mehr als die Hälfte unseres Urlaubs ist inzwischen vorbei, es sind nur noch wenige Tage über. Aber das absolute Highlight liegt noch vor uns, nämlich unser Ausflug zu den Delfinen, den wir diesmal mit einem private boat machen. Nur wir vier und die Crew und alles genauso wie wir es möchten. Nach Hurghada in die Stadt wollen wir natürlich auch noch, doch davon lest ihr dann beim nächsten Mal.