Murmelwochen im Spielmuseum Soltau

Was macht man an so einem Tag wie gestern - verregnet und düster und irgendwie gar nicht zu gebrauchen? Wir haben uns spontan auf den Weg nach Soltau gemacht, ins Spielmuseum. Anlass war ein Bericht im Hamburg Journal über die dort grad stattfindenden Murmelwochen. Und ich kann euch sagen, die sind auf jeden Fall einen Besuch wert. Egal, ob man mit Kindern oder ohne unterwegs ist. Ausgestattet mit einem Becher Murmeln hat man spätestens bei der dritten Murmelbahn das Kind in sich wiedergefunden.
Man kann nicht nur die Murmeln durch allerhand phantasievolle Bahnen schicken, nein, man kann sie auch mit Hilfe von allerlei Kurbeln und Hebeln nach oben befördern, aus Gefängnissen befreien oder rotierend auf ihren Weg schicken.
Diese wunderbaren Murmelbahnkunstwerke stammen aus einer Hannoveraner Werkstatt, nämlich der von Ortwin Grüttner. Gelegentlich habe ich mich schon gefragt, wieviele Stunden der Bau einer solchen Bahn braucht.
Aus seiner Werkstatt stammen auch die wunderbaren Murmelflipper, an denen man seine Geschicklichkeit ausprobieren kann. Ganz ohne Elektrik auskommend und keine Kneipengeräusche im Hintergrund ein völlig neues Erlebnis.
Das Museum verteilt sich auf zwei Häuser und hat natürlich außer den Murmelwochen noch eine Menge mehr zu bieten. Was aber hier wirklich besonders viel Spaß gemacht hat, ist, dass man alles ausprobieren könnte. Darüber hinaus natürlich auch, all die vor Begeisterung leuchtenden Kindergesichter um einen herum sehen zu können. Ich bin jedenfalls mit einem Tütchen Murmeln und einer Menge Kindheitserinnerungen im Kopf aus dem Spielmuseum wieder herausgekommen.
Die Murmelwochen laufen noch bis zum 21.2.2016, der Eintritt kostet für Erwachsene 5 Euro, Schüler und Studenten 2,50 € und Kinder unter 6 Jahren sind frei.

 




Hamburg - schwarz-weiß im Nebel

Heute morgen habe ich mich spontan entschlossen, einen kurzen Ausflug in die neblige Innenstadt zu machen. Tja, und das sind die Ergebnisse:
Montagmorgen, kurz nach neun, am Hamburger Hauptbahnhof
Die Geschäfte in der Mönkebergstraße liegen noch verwaist da.
Der Rathausturm verschwindet im Nebel.
 Die Colonaden - menschenleer
Die Alsterdampfer liegen noch vertäut - kein Passagier weit und breit
Ab in die Bahn und weiter Richtung Hafen
 Hier kann man kaum noch das Wasser erkennen...
Die Rickmer Rickmers wirkt ein wenig wie ein Geisterschiff.

Unsere Lieblingsbaustelle - die Elbphilharmonie - ist nicht einmal zu erahnen.
 Aber das Polizeigebäude an der Wilhelminenbrücke ragt zuverlässig aus dem Nebel.
 Auch Tolkiens Schiffe in der Hafencity sind deutlich besser zu erkennen.
Die Speicherstadt wirkt fast ein wenig unheimlich...
 Aus den Elbwassern dampft es ordentlich...
 ... und zwar egal in welche Richtung man sieht.
Viel Wasser ist in manchen Fleeten auch nicht mehr.
Noch ein kurzer Fußmarsch bis zum Michel - hinauf braucht man heute nicht, da sieht man sicher nur Milchsuppe.
Es geht auf Mittag zu. Zeit die Bahn zurück zu nehmen.
Tschüß Hamburg :)

Winter Wonderland: Zum Jahreswechsel mit den Huskys durch Schwedisch Lappland



Nicht dass ihr denkt, ich wäre mit dem Hundeschlitten durch Lappland gefahren. Nein, dafür bin ich wohl doch schon zu verweichlicht... Meine Tochter Milena schreibt hier für euch einen Gastbeitrag. Und obwohl ich sicher nicht der Kälte-Outdoorfreak bin, kriecht beim lesen und beim Betrachten der Fotos ein klein wenig Neid in mir hoch. Doch schaut selbst:

Eigentlich hat es mich schon immer in die Sonne gezogen. Der letzte Urlaub ging im Oktober nach Ägypten – noch einmal Familienurlaub nur zu viert. Habt ihr ja vielleicht schon gelesen. Da man im Flugzeug irgendwie gefesselt ist und sich beschäftigen muss, blättere ich die Bordzeitschrift durch und entdecke einen interessanten Artikel über Lappland. Warum eigentlich nicht auch mal einen Winterurlaub? Wieder zuhause beginnt  die Suche nach einer geeigneten Reise. Schließlich buchen wir eine Woche Silvesterurlaub. Gemeinsam mit meinem Freund geht es nach Kiruna ins schwedische Lappland: Fünf Tage auf Husky-Safari. In einer kleinen Gruppe, jeder mit seinem eigenen Hundeschlitten quer durch die Natur und Übernachtungen in einfachen Wildhütten ohne Strom und fließend Wasser.
Nach den Weihnachtstagen geht es dann los! Am Abend kommen wir bei -22 Grad in Kiruna an und werden vom Flughafen abgeholt und zur Lodge gefahren. Die Mushers Lodge gehört dem deutschen Auswanderpärchen Daniela und Jan, die sich dort 2004 ihren Traum erfüllt haben und nun mit 80 eigenen Huskys verschiedene Hundeschlittentouren anbieten.
Wir lernen unseren Guide Eric und unsere kleine Reisegruppe (ein belgisches Pärchen mit 18 jährigem Sohn und eine Alleinreisende aus England) kennen, essen gemeinsam zu Abend und bekommen erste Informationen zur geplanten Reise. Anschließend bewaffnen wir uns mit unseren Stirnlampen (die übrigens noch unser wichtigstes Utensil werden) und wollen uns das Gelände der Lodge und die Hunde angucken. Doch als wir vor die Tür treten und in den Himmel schauen ändert sich ganz schnell diese Planung: Nordlichter! Und gleich am ersten Abend! Was haben wir ein Glück und was für ein unglaubliches Schauspiel am Himmel. Leider relativ schwache Nordlichter, aber trotzdem sind wir schon begeistert!
Am nächsten Tag geht es dann los: Insgesamt 200km liegen nun vor uns. Winter Wonderland durch verschneite Wälder und über zugefrorene Flüsse und Seen. Allein in der unglaublichen Natur, nur unsere kleine Gruppe, jeder in seinem Team mit jeweils vier Hunden. 
Meine Helden der nächsten fünf Tage sind Akki & Feli (Leader: geben vorne die Richtung vor) und Akka und Sara (Wheels: halten den Schlitten in der richtigen Spur). Wir werden in das Ein- und Abspannen der Hunde, sowie die Handhabung des Schlittens eingewiesen, verladen Gepäck und Verpflegung für uns und die Hunde und los geht’s…
Die Hunde laufen ihr eigenes Tempo, wir können die Geschwindigkeit drosseln und bremsen, aber nicht antreiben. Direkt von der Lodge geht es sehr rasant los – bergab und kurvig. Gar nicht so einfach, alles gleichzeitig zu koordinieren: Tempo der eigenen Hunde, Abstand zum Vordermann, Drosselung der Bremse sowie die Gewichtsverlagerung in den Kurven. Wenn es bergauf geht, helfen wir den Hunden, indem wir mit einem Fuß „rollern“ oder abspringen und den Schlitten anschieben. Bei den Temperaturen tut die Bewegung gut – so friert man immerhin nicht ein. Ich habe unglaubliches Glück mit meinen Hunden. Wir finden schnell zusammen und sie sind hoch motiviert, sodass wir den anderen Teams oft weit voraus sind.
Die unendlichen Weiten von Lappland sind faszinierend. Wir überqueren aus Kiruna kommend den großen Fluss Torneälven und hinein geht es in einen wunderschönen, verschneiten Wald.
Wir legen an diesem Tag ca. 30km zurück und begegnen in diesen vier Stunden nicht einem Menschen oder sehen auch nur ein Gebäude. Nur unsere Mittagspause legen wir in einem dafür angelegtem Tipi ein. Wir entfachen ein Feuer, grillen Brot und Würstchen am Stock und trinken den in Thermosflaschen mitgebrachten Tee. Apropos Tee - hier am Tipi gibt es auch eine einfache Toilette, also eine Art Plumpsklo, die wir nutzen können. Unser Guide weist schon einmal vorsorglich darauf hin, dass das nicht Standart ist und wir Tage ohne diese Möglichkeit haben werden. Für die Männer eher weniger ein Problem, für die Frauen, wenn der Schnee hüfthoch liegt, eine Herausforderung. Es gilt also die Flüssigkeitszufuhr im Auge zu behalten.
Die Fahrt ist anstrengend, aber ausgeruht wird erst später – wir haben ja schließlich eine Survival-Aktivreise gebucht. Die Hunde
werden versorgt, die Öfen angeheizt, neues Feuerholz geschlagen und Wasser zum trinken, kochen und waschen geholt. Wir übernachten in einer schwedischen Holzhütte im Wald, ohne Strom und fließend Wasser – aber natürlich mit Sauna und Plumpsklo - außerhalb der Hütte versteht sich. Nachdem alles erledigt ist, kochen wir gemeinsam Abendessen, genießen noch einen schönen Saunagang, werfen uns zur Abkühlung in den Schnee, lesen noch ein wenig im Schein der wirklich wichtigen Stirnlampe und gehen anschließend mit vielen neuen Eindrücken zufrieden ins Bett.
Am nächsten Tag ist Silvester. Der Morgen wird hier ganz entspannt angegangen und wir können ausschlafen. Das Frühstück steht schon bereit und anschließend geht es gestärkt wieder auf die Schlitten. Es ist milder geworden, das Thermometer zeigt nur noch -5 Grad. 
Heute geht unsere Route über 40km weiter durch den Wald und um den Piettarasjärvi See bis zur Hütte in Väkkäräjärvi. Unser Guide hat 8 Hunde vor seinem Schlitten und ist damit oft schneller als die restliche Gruppe. Da wir seinen Spuren im Schnee folgen können, wartet er nicht immer und es entstehen oft große Lücken. Meine Helden sind aber an diesem Tag auch besonders gut drauf und deutlich schneller als der Rest unserer Gruppe. Und so kommt es zu der Situation, dass ich in keine Richtung eine andere Person sehe. Es ist ein unglaubliches Gefühl, fast als wäre man ganz alleine auf der Welt und man kann die Natur einfach nur genießen. 
Für unser Mittagessen halten wir kurzerhand mitten im Nichts, stapeln ein paar Holzscheite aus unserem Schlitten, entfachen ein Feuer und kochen uns mithilfe vom Schnee eine leckere Suppe direkt im Kessel auf dem Feuer.
Die Hütte in Väkkäräjärvi ist etwas größer und da heute Silvester ist, kommen hier drei verschiedene Gruppen der Mushers Lodge zusammen, um gemeinsam ins neue Jahr zu starten. Zum Dinner wird ein leckerer Braten mit vielen Beilagen serviert. Gemeinsam mit der deutschen und spanischen Gruppe vertreiben wir uns die Stunden bis Mitternacht mit Saunagängen, Unterhaltungen und verzehren mitgebrachten, eisgekühlten Jägermeister und Obstler. Zum Anstoßen haben unsere Guides Sekt organisiert, mit dem wir draußen im Schnee unter Sternenhimmel anstoßen. Da in Lappland auf Rücksichtnahme der Tiere Feuerwerk nicht erlaubt ist, lassen wir kleine Heißluftballons mit Kerzen steigen. Definitiv eine sehr schöne Alternative! Es muss gar nicht immer knallen – so können wir die Silvesternacht gemeinsam mit unseren Hunden genießen.
Am nächsten Tag verabschieden wir uns von den anderen Gruppen und machen uns wieder alleine auf – diesmal in den Osten von Nordschweden nach Jäkkälä.
Die Strecke führt weitgehend über vereiste Moor- und Sumpflandschaften entlang des 3.300 km² großen Sperrgebiets der Rocket Area. Die European Space and Sounding Rocket Range ist ein Ballon- und Raketenstartplatz für den Start von Höhenforschungsraketen.

Gegen Mittag kommen wir am Ufer des zugefrorenen Sees Sautusjärvi an und machen eine kurze Pause, in der Eric uns erklärt, dass wir nun auf 12km den See überqueren müssen. Dieser Streckenabschnitt ist besonders hart: Die Weite des Sees lässt das Gefühl aufkommen, niemals am anderen Ufer anzukommen. Außerdem gibt es hier keine schützenden Bäume und der kalte Wind ist besonders hartnäckig und lässt Augenbrauen und Wimpern gefrieren. 
Wir freuen uns sehr, als wir den schützenden Wald erreichen und nach insgesamt 35 km in unserer kleinen Hütte ankommen.
Unsere Hunde sind da weniger empfindlich, sie rollen sich einfach im Schnee zusammen und hinterlassen am nächsten Morgen ein Loch in der Schneedecke.
Der vierte Tag unserer Tour beginnt mit einem Sturz eines Gruppenmitglieds und einem führungslosen Schlitten. Zum Glück reagiert ihr Vordermann umgehend und greift in die Leinen der vorbeilaufenden Hunde. Niemanden ist etwas passiert, aber Eric erzählt später davon, dass nicht immer alles glimpflich ausgeht. Führungslose Schlitten sind sehr gefährlich, da die Hunde nicht von selber stoppen. Leider sind so auch schon Unfälle passiert und vor allem Hunde schwer verletzt worden.
Die heutige Etappe über 45km ist die längste der Woche von Jäkkälä bis kurz vor Kurravaara. Wir überqueren erneut den großen See, schlängeln uns durch Waldwege und folgen am Ende dem großen Fluss Torneälven. Der letzte Streckenabschnitt entlang des Flusses ist wohl der schwerste dieser Woche. Der Fluss ist durch viel Tiefschnee verweht worden, sodass wir nur im Schritttempo voran kommen und die Hunde stark gefordert sind und auch häufig um unsere Hilfe bitten. Heute brauchen wir deutlich länger als die Tage zuvor und stehen insgesamt über 7h auf dem Schlitten. Wir sind ziemlich kaputt, als wir in unserer letzten Unterkunft ankommen und stellen erfreut fest, dass dies eine luxuriösere Hütte ist, die über Strom verfügt und bereits bei unserer Ankunft schön warm ist. Es geht früh ins Bett, auch weil wir am nächsten Morgen ungewohnt früh aufstehen müssen, damit ein Teil unsere Gruppe ihre Rückflüge erreicht.
Um 6 Uhr klingeln die Wecker und nach einem kurzen Frühstück geht es im Dunkeln los, zurück zur Mushers Lodge. Der Rückweg geht fast ausschließlich bergab, ist sehr kurvenreich und dadurch ziemlich anspruchsvoll. Wir und unsere Hunde sind innerhalb der letzten Tage ein Team geworden und so macht diese Abfahrt ungeheuer viel Spaß! Nach 1,5h und 20km sind wir wieder in der Lodge angekommen. Schade, dass es schon vorbei ist. Diese Hundeschlittentour war ein unvergessliches Erlebnis und für uns ist klar, dass wir definitiv wiederkommen werden!
Der Nachmittag steht uns zur freien Verfügung und wir entscheiden,  dass wir uns das berühmte Icehotel angucken wollen. Die drei Belgier sind am Mittag abgereist und so lassen wir uns zu dritt, in Begleitung der Engländerin, nach Jukkasjärvi bringen. Auf Erics Empfehlung hin starten wir im Sámi Museum, welches uns viele Informationen über die Völker von Lappland und deren Lebensweise näher bringt. Außerdem gibt es hier auch Rentiere – leider haben wir auf unserer Tour keine in freier Natur gesehen.
Zu Fuß schlendern wir durch die verschneiten Straßen, entlang der typischen roten Schwedenhäuser, bis wir am Icehotel ankommen. In jedem Winter wird das Hotel aufs Neue wiedergeboren, wenn sich rund 40 Künstler aus aller Welt treffen, um das Icehotel allein aus Eis und Schnee zu erbauen.
Natürlich ist dies einer der Haupt-Touristenpunkte und allein der Eintritt zur Besichtigung kostet über 30€. Zusätzlich gönnen wir uns noch einen Cocktail in der Icebar und besichtigen dann die Räumlichkeiten des Hotels, in dem jedes Zimmer individuell gestaltet wurde. Eine Besichtigung lohnt sich allemal und ich denke auch eine Übernachtung in diesem Hotel ist ganz besonders.
Unser letzter Abend ist angebrochen und beim Abendessen lernen wir bereits die neue Reisegruppe kennen, die am nächsten Tag mit Eric starten wird. Wir bekommen jetzt schon Fernweh und könnten uns direkt wieder anschließen. Verabschiedet werden wir jedoch farbenfroh: Als wir eigentlich schon ins Bett wollen, erstrahlt der Himmel erneut unter Nordlichtern – diesmal deutlich stärker als am ersten Abend. Wir genießen dieses unglaubliche Schauspiel mit dem Gefühl, auf dieser Reise wirklich alles erlebt zu haben.
Da wir am Abreisetag vor unserem Rückflug am frühen Nachmittag noch einige Stunden Zeit haben, beschließen wir noch einen Abstecher nach Kiruna Stadt zu machen. Es ist wunderschönes Wetter: strahlend blauer Himmel und ein leuchtend roter Horizont, jedoch wieder deutlich kälter: -26 Grad. 
Wir schlendern durch die Stadt hinauf bis zur Kirche und bewundern die glitzernden Bäume.
Dann geht es schon zurück. Hej då Kiruna – wir kommen wieder!