Sintra - Märchenland und Zaubergarten

Sintra stand von vornherein ganz oben auf meiner Liste in diesem Urlaub. Seitdem ich bei pixelschmitt das erste Mal ein Bild des Brunnens in Quinta da Regaleira gesehen hatte. Ein begehbarer Brunnen! Eine Wendeltreppe führt hinab bis zum Boden desselben. Den wollte ich auf jeden Fall mit eigenen Augen sehen.
Wir machen uns früh auf den Weg, damit wir zur Öffnungszeit bereits vor dem Tor stehen. Sintra ist nicht weit von Lissabon entfernt, weniger als 30 Kilometer. Eingebettet in die Sierra Sintra, einer grünen Hügellandschaft, wussten bereits Lissabons Könige das angenehme Klima dort zu schätzen und bauten ihre Sommerpaläste in die bewaldete Landschaft. Für Lissabon sind heute angenehme 20° angesagt und leichtsinnig, wie wir nun einmal sind, starten wir leichtbekleidet in den Tag. In Sintra angekommen verlässt uns der Sonnenschein und Nebel verhüllt Teile des Städtchens. Als uns ein freundlicher Australier in den schmalen Platz neben seinem Wohnmobil einweist und wir den Wagen verlassen, fröstelt mich schon ein wenig. Gut, dass meine Vliesjacke im Kofferraum liegt. Wir haben noch ein wenig Zeit und plauschen mit dem Australier, der mit seiner Familie im Wohnmobil für 2 Jahre Europa bereist. Beneidenswert. Beide haben ihre Jobs aufgegeben und ihr Haus verkauft. Mutig. Manchmal wäre ich auch gerne so frei.
Um 10 Uhr zahlen wir unsere 6 Euro Eintritt und wandern durch den Garten bergauf. Oben, fast auf dem höchsten Punkt des riesigen Gartengeländes soll der Brunnen liegen, das sagt uns der wunderbare Plan, den wir am Eingang erhalten haben. Es soll mehrere Ein - oder Ausgänge geben, die ebenfalls hinein- oder hinausführen, wir haben extra deshalb auch eine Taschenlampe mitgebracht. Was schlau war, wie wir feststellen, als wir den feuchten, dunklen Gang hinter dem Guardians Gate betreten, der durch den felsigen Untergrund führt. Wir hören das Wasser von der Decke tröpfeln und tapsen in Pfützen, in denen sich das Licht unserer Lampe spiegelt. Plötzlich eine Öffnung vor uns durch die schwach das Tagesicht schimmert. Wir stehen auf halber Höhe der Wendeltreppe. Blicken hinauf und hinunter. Staunen. Wer denkt sich so etwas aus? Wer kann so etwas realisieren?
Ein brasilianischer Kaffeemillionär war es, der das alles errichten ließ. António Augusto Carvalho Monteiro. Es wird behauptet, er sei ein Freimaurer gewesen und der Brunnen, in den die Wendeltreppe über neun Ebenen hinabführt - wie die neun Stufen zu Hölle in Dantes Inferno - Teil eines Initiationsritus. Wie auch immer, selten habe ich etwas Beeindruckenderes gesehen.
Außer uns haben nur wenige Besucher den Weg bis hier hinauf gefunden, so dass wir den Brunnen fast alleine erkunden können. Die Atmosphäre ist ein wenig mystisch, tief in meinem Inneren erwarte ich fast das Erscheinen von Fabelwesen, die sich zwischen den moosbewachsenen Säulen und Bögen materialisieren. Doch keine Fee, keine Elfe und auch kein dreiköpfiger Hund lässt sich blicken.
Auch der Rest des Gartens ist, als würde man eine fremde Welt betreten. Eine die nicht in Wirklichkeit existieren kann. Ein Märchenland. Einen Zaubergarten. All diese Türmchen, Grotten, Statuen,Wasserfälle, geheime Tunnel und Brunnen wecken das verschüttete Kind in uns. Man fühlt sich wieder wie damals. Als die Welt noch ein Geheimnis war. Grandios!
Nach einer ausgiebigen Pause im schönen Café - bei dem Thias einen neuen Effekt an der Kamera seines Handys entdeckt - erkunden wir auch noch das Wohnhaus des Kaffeemillionärs, das sehenswert, aber weniger spektakulär ist.
Wir sind froh, dass wir mit dem Auto da sind, die Sehenswürdigkeiten in Sintra liegen weit auseinander. Und es gibt viele Sehenswürdigkeiten - so viele, dass wir sie sicher nicht alle schaffen werden.
Wir steuern als nächstes den Palacio Nacional da Pena an, finden einen Parkpatz unweit des Eingangs und erwerben zwei Eintrittskarten (a 14,50 €) und zwei Bustickets (a 3 €) für den Shuttle, der die Besucher direkt hinauf zum Eingang bringt. Man kann auch wunderbar zu Fuß durch den riesigen Parque da Pena wandern, aber da macht mein Knie heute nicht mehr mit. Oben angekommen begrüßt uns ein strahlendblauer Himmel und ein Zuckerbäckerschloss.
Mit seinen bunten Farben und den weißen Zinnen, dem Mix aus klassischen, romanischen, gotischen, barocken, maurischen oder manuelenischen Stilelementen wirkt es ein wenig wie ein Märchenschloss aus einem Hollywoodfilm. Tatsächlich verlebte hier aber die königliche Familie bis zu ihrer Flucht im Jahr 1910 die heißen Sommer und viele Räumlichkeiten wirken, als wären sie grad verlassen worden.
Ich lasse hier einfach mal die Bilder sprechen:
Trotz des blauen Himmels weht hier oben ein eisiger Wind, der uns bei unserem Rundgang über die Zinnen frösteln lässt. Obwohl der großartige Blick auf die umliegende Landschaft bis hin zum Atlantik einen das fast vergessen lassen könnte. Gegenüber auf eine Bergkuppe thront das maurische Kastell, eine alte Burg aus dem 8. oder 9. Jahrhundert, die bereits unter arabischer Herrschaft errichtet wurde und deren ausgedehnten Befestigungsmauern wir uns eigentlich ebenfalls ansehen wollten. Unwahrscheinlich, dass wir das noch schaffen werden, es ist bereits später Nachmittag. Doch ein Kaffee auf der windgeschützten Terrasse des Cafés ist auf jeden Fall noch drin, bevor wir mit dem Shuttlebus wieder hinunter zum Eingang fahren.
Wenn ihr in Lissabon seid, plant auf jeden Fall einen, besser zwei oder mehr Tage für diese zauberhafte Stadt ein. Hier gibt es so viel zu entdecken, dass ich bei einem erneuten Aufenthalt eine Unterkunft in dieser Stadt suchen würde, um das alles noch viel entspannter erleben zu können. Sintra war eindeutig mein Highlight in diesem Urlaub und ich hätte gerne noch mehr gesehen.  Den Palacio Nacional de Sintra zum Beispiel oder das verträumte zwischen Felsen versteckte Kloster Convento dos Capuchos oder den Palácio de Monserrate oder oder oder...





2 Kommentare:

  1. Hach! Ich bin verliebt..
    Ich war ja erst kürzlich in Portugal, aber Sintra haben wir geplant und dann doch nicht mehr geschafft. Dabei sind die Bilder genau das Richtige für mich.

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    1. Ein Grund noch einmal dorthinzufahren. Sintra musst du unbedingt noch sehen, gerade dir wird das sicher absolut gefallen.
      LG

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