Von Lissabon in den Süden - Lagoa de Albufeira und die Serra da Arrábida

Wenn man sagt, man macht 9 Tage Urlaub in Lissabon denken die Leute natürlich an eine Städtereise. Klar, man ist in einer Stadt. Die man sich auch ausgiebig ansieht. Doch 9 Tage durchs Großstadtleben zu laufen ist uns eigentlich viel zu viel. Jede Großstadt hat aber auch ein Umland, hurra! So machen wir uns an diesem Mittwoch mit unserem Cabrio Richtung Süden auf.
Richtung Süden heißt auf jeden Fall über den Tejo. Und so kommen wir endlich in den Genuß die 3,2 Kilometer lange Brücke des 25. April zu befahren. Schon beim Landeanflug über Lissabon konnten wir aus der Höhe ein Auge darauf werfen und jeden Morgen, wenn wir aus dem Fenster unseres Apartments schauen, begrüßt sie uns majestätisch vor einem andersfarbigen Hintergrund. Sie erinnert an die Golden Gate Bridge in San Francisco, tatsächlich gibt es darüber hinaus in Lissabon noch weitere Übereinstimmungen, die alten Straßenbahnen zum Beispiel, die sich die steilen Straßen hinaufquälen müssen. Die Brücke beginnt im Stadtteil Alcântara und überspannt, während sie langsam auf 70 Meter Höhe klettert, ganze Straßenzüge mit ihren Häuserzeilen. Muss ein seltsames Wohnen darunter sein.
Auf der anderen Seite liegt der Ort Almada, ein ehemaliges Fischerdorf, das inzwischen mit seinen riesigen Wohnblocks einen eher tristen Eindruck vermittelt. Nicht wirklich schön!
Wir steuern als erstes den Parkplatz der weithin sichtbaren Christus-Statue Cristo-Rei an. Die ist natürlich der berühmten Statue in Rio de Janeiro nachempfunden, steht aber nicht idyllisch auf dem Zuckerhut oder einem vergleichbaren Berg, sondern auf einem grauen Betonsockel. Dieser ist aber immerhin 82 Meter hoch und man kommt entspannt mit dem Fahrstuhl auf eine Aussichtsplattform, die dem Christus zu Füßen liegt. 4 Euro kostet der Spaß.
Die Aussicht ist schon besonders und auch hier erreichen uns immer noch die Geräusche des Verkehrs auf der viel befahrenen Brücke.
Weiter gehts durch schier unendlich scheinende ineinander übergehende Trabantenstädte Richtung Süden. Nehmen die denn gar kein Ende? Wir wollen die zugebauten Badevororte Lissabons an der Costa de Caparica umgehen und erst beim Lagoa de Albufeira, einer Süßwasserlagune, wieder Richtung Atlantik fahren. Als wir endlich rechts von der Hauptdurchgangsstraße abbiegen, verschwinden die Häusermeere und unvermittelt tauchen stille Pinienwälder vor dem strahlendblauem Himmel auf. Hach wie schön!
Wir erreichen das Ende der Lagune, parken unser Auto und machen eine ausgedehnte Pause, während wir den Muschelsammlern zusehen, die in gebückter Haltung im knietiefen Wasser stehen und eifrig ihre Beutel befüllen. Fischerboote dümpeln im seichten Nass, seltsame Pontons, wahrscheinlich irgendwelche Muschel- oder Austernbanken, verteilen sich über das Gewässer, ein riesiges Baufahrzeug schaufelt in der Ferne gigantische Sandmengen um und zwei Flamingos landen graziös ein Stückchen entfernt und stelzen elegant am Ufer entlang. Was für eine Idylle! Irgendwo Touristen? Fehlanzeige!
Nachdem wir ordentlich Sonne getankt und im oberhalb liegenden Café eine eiskalte Cola getrunken haben, machen wir uns wieder auf den Weg Richtung Süden. Unser Reiseführer behauptet, dass an der Serra da Arrábida einer der schönsten Strände der Region - Portinho da Arrábida - auf uns warten würde. Da müssen wir hin.
Irgendwann biegen wir von der Küstenstraße ab und es geht eine enge, gewundene Straße hinauf und wieder hinunter. Links und rechts strecken Pinien und Kiefern ihr Grün dem tiefblauen Himmel entgegen, gelegentlich gewahrt man in der Tiefe das Glitzern des Meeres. Auf einmal stehen wir vor einer Ampel. Eine Engstelle kurz vor dem winzigen Ort, hier verengt sich die Straße auf eine Spur. Unten liegt dann ein kleiner Parkplatz, bei dem ich mich frage, wie er im Sommer die Massen fasst, wo er jetzt im frühen April bereits voll ist. Dahinter liegen zwei Restaurants am Wasser, einige weißgetünchte Ferienhäuschen, deren bunte Fensterläden noch geschlossen sind, schmiegen sich an den Hang und durch die Pinien am Ufer kann man den langen Sandstrand sehen. 
Weil es so schön idyllisch ist, lassen wir uns hinreißen und essen etwas im Restaurant direkt am Wasser. Die Tische stehen im Schatten, fast ist es ein wenig kühl, der Kellner spricht nur portugiesisch, aber wir verstehen uns trotzdem irgendwie. Es gibt Fisch, Fisch oder Fisch und wir bestellen... Fisch.
Danach wandern wir am Ufer entlang bis zum wunderschönen Sandstrand. Dumm, dass wir keine Badesachen mitgenommen haben, tatsächlich wäre Baden bei dem warmen Wetter sicher möglich gewesen. So sitzen wir einfach nur im Sand, freuen uns über die Sonne und beobachten die wenigen anderen Strandbesucher. Einige wenige schaffen es dann auch wirklich ins Wasser.
Langsam sinkt die Sonne dem Horizont entgegen. Zeit sich auf den Rückweg zu machen. Und weil ich es wieder einmal besser wissen will, als unser Navi und die Straßenschilder biegen wir prombt in die falsche Richtung ab. Ein schlechtes Gewissen habe ich aber überhaupt nicht, denn nur deswegen können wir noch einen Blick auf das Convento da Arrábida werfen. Das alte Franziskanerkloster liegt im "Wald der Einsamen", einem Stück des ältesten portugiesischen Urwaldes, ist heute in Privatbesitz und kann nur an bestimmten Tagen nach Voranmeldung besichtigt werden.
Da es inzwischen Abend ist und wir uns auch nicht vorangemeldet haben, müssen wir draußen bleiben. Das macht aber nichts. Der Klang der Glocke klingt durch die Stille zu uns herüber, während unsere Augen von den weißgetünchten Gebäuden über das Wasser der Bucht schweifen. Ein friedvoller Ort.
Wenn ihr in Lissabon seit, Zeit und einen Mietwagen habt, ist diese Gegend auf jeden Fall einen Ausflug wert.


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