Ein Ausflug in den Hluhluwe-Imfolozi-Park - und warum man in Südafrika nicht im Dunkeln fährt...

Heute sind wir bereits um 6 Uhr auf der Straße. Wir wollen in den Hluhluwe-Imfolzipark, das sind von St. Lucia aus etwas mehr als 50 Kilometer, hier also fast eine Stunde Fahrt. In diesem Park waren wir während unseres ersten Urlaubs in Südafrika im Jahr 2011, zweimal sogar. Einmal mit einer geführten Tour von einer Unterkunft in der Nähe Hluhluwes, wo wir mit einer Lady aus Zimbabwe in eisiger Kälte mit gefühltem Tempo 100 über die Nationalstraße dorthin gedonnert sind und einmal noch allein in unserem Mietauto.
Es dämmert, als wir aus St. Lucia losfahren, auf der Straße kommen uns reichlich Fußgänger entgegen, gegen die morgendliche Kälte in warme Decken gewickelt, mit Mützen und Handschuhen. Einige Kilometer zu Fuß zur Arbeit ist für die farbige Bevölkerung oft Alltag, wer kann spart das Geld für die Kleinbusse. Wenn man überhaupt in der Lage ist dafür zu zahlen. Nur in der Dunkelheit ist es nicht ratsam hier zu laufen, da auch die Hippos die Strecke gerne mal nutzen.
Der Hluhluwe-Imfolozipark ist übrigens der älteste Nationalpark Südafrikas. In Erinnerung geblieben ist er uns wegen seiner besonderen Landschaft, es ist sehr hügelig dort, die Vegetation ist ausgesprochen vielfältig. Außerdem beherbergt dieser Park die größte Nashornpopulation des südlichen Afrikas und ist nicht halb so überlaufen, wie der Krügerpark. Wir freuen uns also auf reichlich Tiersichtungen, als wir kurz vor sieben in den Park einfahren. In den frühen Morgenstunden soll man ja immer viel Glück haben...
Davon merken wir allerdings erstmal gar nichts - weit und breit ist kein Tier zu sehen. Erst nach zwei Stunden können wir in weiter Ferne, nur aufgrund des hügeligen Geländes eine Elefantenherde entdecken. Fotos machen ist auch mit dem Teleobjektiv absolut unmöglich und kurze Zeit später sind die Elefanten auch schon wieder im Dickicht verschwunden. In die entgegengesetzte Richtung versteht sich. Die frühen Morgenstunden  sind inzwischen lange vorbei, wir haben nichts weiter gesehen, als einige versprengte Zebras, Impalas und Warzenschweine. Schade eigentlich!
Als wir bereits auf dem Weg zu einem der Picknickplätze sind, um ein verspätetes Frühstück zu uns zu nehmen, wartet an einer idyllischen Wasserstelle ein einsamer Büffel auf uns. Na immerhin! Wir bleiben ein Weilchen, die Fenster heruntergekurbelt, während über uns irgendwelche Greifvögel ihre Kreise ziehen. Die Stille ist einfach wunderbar, wir haben bisher kaum Autos getroffen und um uns herum hören wir nur vereinzeltes Vogelgezwitscher und den Wind in den hohen Gräsern.
Die Rastplätze in diesem Park sind übrigens wunderbar angelegt, meist mit einer fantastischen Aussicht. mit Bänken, Tischen und Grills ausgestattet und natürlich den wichtigen Toiletten. Woher die Raubtiere eigentlich wissen, dass sie nicht hierherkommen sollen, hat sich mir allerdings noch nicht so richtig erschlossen, aber wahrscheinlich duftet unsere Spezie nicht so ansprechend.
Weiter gehts, man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben!
Und tatsächlich, da frisst genüsslich rechts des Weges ein Elefantenbulle, bewegt sich dabei langsam Richtung Straße. Wir schalten den Motor aus, bleiben einfach am Rand stehen und warten. Geschlagene 20 Minuten, aber wir haben ja Zeit. Busch für Busch arbeitet sich der nette Elefantenherr vorwärts, um schließlich direkt vor unserem Auto die Straße zu überqueren. Also, geht doch! Geduld zahlt sich aus... manchmal zumindest.
Zum Essen fahren wir das Hilltop-Camp an, das von weit oben einen grandiosen Ausblick bietet. Vielleicht sollte man demnächste mal hier übernachten?
Wir beschließen in den südlichen Teil, den Imfolozipark zu fahren. Und hier beginnt unsere Glückssträhne, übrigens nicht in den frühen Morgenstunden, sondern in den warmen Nachmittagsstunden. Ich kann die Tiere gut verstehen, morgens ist es in dieser Jahreszeit einfach noch recht kühl, da würde ich auch länger im Bett bleiben...
Wir treffen nicht nur Elefanten direkt an der Straße, so dicht, fast könnte man sie berühren, sondern darüber hinaus Rhinos an einer Wasserstelle, nicht nur zwei oder drei, sondern wirklich viele.
Sie suhlen sich auf der anderen Seite eines Wasserloches im Schlamm, so dass es eine wahre Freude ist ihnen zuzusehen. Die Vorstellung, dass diese großartigen Tiere kurz vor der Ausrottung stehen, macht mich traurig. Menschen! Was haben wir nicht schon alles kaputt gemacht...
Tatsächlich fahren wir dieses Wasserloch noch ein zweites Mal an, bevor wir den Park verlassen wollen. Ein Hippo lugt aus dem Wasser, wir zücken die Fotoapparate. Merken nicht, was sich von links nähert. Die Nashörner haben die Seite gewechselt, plötzlich stehen sie direkt neben unserem Auto. Trinken und lassen uns dabei nicht aus den Augen. Mit Sicherheit haben sie genausoviel Respekt vor uns, wie wir vor ihnen.
Es werden immer mehr, die ihren Durst löschen wollen, dieser Moment fühlt sich inzwischen fast unwirklich an. Die untergehende Sonne taucht die Szenerie in ihr goldenes Licht, das ganze wirkt geradezu verzaubert. Was haben wir für ein Glück! Wir können es gar nicht fassen. Als wir schließlich unseren Motor wieder anmachen, da wir den Park ja rechtzeitig verlassen müssen, beschließen auch die Nashörner das Weite zu suchen. Das war einfach unglaublich!
Wir verlassen den Park kurz vor Toreschluss. Ziemlich geflasht. Doch die einsetzende Dunkelheit holt uns ziemlich schnell wieder runter. Bis St. Lucia im Dunkeln zu fahren, ist ein Abenteuer, auf das man wirklich verzichten kann. Es sind nicht nur unendlich viele Menschen in der Dunkelheit unterwegs, nein, auch Fahrzeuge ohne Licht oder wahlweise mit Fernlicht oder nur einem Licht, mit funktionierenden oder fehlenden Bremslichtern, eigentlich alles was man sich vorstellen kann und nicht wünscht. Darüber hinaus sind die Speedbumps, die dazu führen sollen, dass man die Geschwindigkeit verringert, absolut nicht zu erkennen und oftmals leider auch nicht angezeigt. Vorausschauendes Fahren ist nur möglich, wenn man über mystische Fähigkeiten verfügt. Tun wir leider nicht. Positiv lässt sich nur vermerken, dass in der Dunkelheit nicht mehr so viele Kühe und Ziegen auf den Straßen unterwegs sind, aber das ist es dann auch schon.
Wir schaffen es trotzdem heil nach St. Lucia und sind uns ganz sicher: im Dunkeln fahren wir hier nicht noch einmal! Was für ein Tag!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen