Route 62, Hermanus und Stellenbosch - oder auch ein Sexshop, fehlende Wale, Laufenten und Weingenuss

Zeit Oudtshoorn ( Oudtshoorn - wo man auf Höhlen, Erdmännchen und Union Berlin trifft ) zu verlassen. Tasächlich ist nicht mehr so viel Strecke nach, wir haben noch je einen Stop in Hermanus und Stellenbosch vor uns, bevor wir unser letztes Ziel Kapstadt erreichen.
Der Morgen ist kalt, aber klar. Wir sind als erstes im Frühstücksraum des de Zeekoe, die sind noch gar nicht vorbereitet. Dann geht es aber ganz schnell und so schaffen wir es tatsächlich schon früh auf der Straße zu sein.
Wir fahren die Route 62, die kleine Schwester der Gardenroute, eine einsame Strecke, die durch verschlafene Dörfer und eine grandiose Landschaft führt. Verlassen diese dann kurz hinter Barrydale, um wieder an die Küste zu kommen. Allerdings nicht ohne vorher Ronnies Sex Shop einen Besuch abzustatten.
Ronnies Sex Shop? Man könnte auf seltsame Gedanken kommen. Tatsächlich aber ist es ganz harmlos. Hier - in the middle of nowhere - hat Ronnie vor etlichen Jahren einen Coffeeshop eröffnet und beklagte sich darüber, dass kaum ein Tourist den Weg zu ihm fand. Freunde ergänzten dann das Wort Sex in einer Nacht- und Nebelaktion an seinem Shop und damit war das Problem behoben. Inzwischen ist das ganze eine Institution an der Route 62, kaum ein Reisender, der hier nicht für eine Pause hält, auch Prominente wie z. Bsp. Götz George haben sich bereits hierher verirrt. Was lernen wir dadurch? Sex sells...
Da wir bereits am frühen Vormittag die Stufen zur Veranda hinaufsteigen, ist es hier noch ziemlich leer. Ronnie sitzt mit Kaffeebecher an einem der Tische, ansonsten ist niemand zu sehen. Wir kriegen eine Cola und ein wenig smalltalk, bewundern die über der Bar hängenden BH´s, lesen uns durch die vielfältigen Aufkleber und Papierhinterlassenschaften, die hier Wände, Türen, Glasflächen und einfach alles zieren und freuen uns über die Vereinigung von Eisern Union und St. Pauli auf einer winzigen Glasscheibe. Was es nicht alles gibt!
Als sich die leeren Stühle auf der Veranda langsam füllen, machen wir uns wieder auf den Weg. Dieser Platz bietet die Möglichkeit einer ziemlich kurzweiligen Pause, ich kann nur jedem raten hier einzukehren.
Wir nähern uns wieder der Küste und links und rechts der Straße tauchen unvermittelt blühende Rapsfelder auf. Ich fühle mich ein wenig, als wäre ich in Schleswig-Hostein unterwegs, auch die Windstärke stimmt, es pustet ordentlich. Allerdings ragen die Hügel in der Ferne zuweit hinein in den blauen Himmel, das ist nicht so wirklich norddeutsch.
Hermanus haben wir mit in die Reiseroute aufgenommen in der Hoffnung dort noch einmal Wale sehen zu können. Bei unserem letzten Besuch hatten wir dazu nicht so wirklich Zeit, da uns deren Anblick so ablenkte, dass wir beim Einparken nur Augen für diese großartigen Geschöpfe hatten und das entgegenkommende Fahrzeug einfach übersahen. Statt Wale hatten wir dann einige Stunden auf einer südafrikanischen Polizeistation, was durchaus auch interessant war, aber wenig vergleichbar.
Diesmal haben wir Glück, insofern, als dass kein Wal zu sehen ist. Keine Möglichkeit für Unfälle also, wobei wir nun auch nur zu Fuß unterwegs sind. Auf dem Cliffpath, der idyllisch über die Klippen am Ufer entlangführt. Wir starren gebannt auf die schäumende Gischt der Brandung, aber es hilft nichts, die Wale glänzen heute durch Abwesenheit. Auch der Whale Crier, der hier jeden gesichteten Wal sozusagen mit seinem Horn markiert, ist nirgendwo zu sehen. Schade eigentlich! Gut, dass wir die Wale bereits in St. Lucia gesichtet haben...St. Lucia - Wale und Wunder
Dafür laufen uns jede Menge der possierlichen Klippschiefer über den Weg, die zwar größenmäßig nicht mit den Walen mithalten können, aber durchaus auch eine Augenweide sind.
Spaziergänge machen ja bekanntlich hungrig und wir sind froh, als wir sozusagen fast über ein beschauliches Restaurant direkt am Wasser stolpern. Bientangs Cave ist vielleicht nicht wirklich eine Höhle, eher ein Felsüberhang, aber das Essen und der Wein sind gut und das Panorama unbezahlbar.
Nach einer ruhigen Nacht im Guesthouse geht es am nächsten Tag weiter Richtung Stellenbosch. Im Weingebiet waren wir bei unserem letzten Besuch nur für eine kurze Stunde auf dem Weingut Groot Constantia, ich erinnere mich an die wunderschönen Gebäude, eine Atmosphäre von Gediegenheit und mein Unverständniss, dass dieser Reichtum an die ausufernde Armut der Townships grenzen kann ohne dass sich alle gegenseitig umbringen.
Diesmal liegt ein anderes Weingut auf unserem Weg, das wir uns ansehen wollen. Vergenoegd Wine Estate heißt es und wenn ich ehrlich bin, kommen wir weniger des Weines wegen, sondern eigentlich wegen der Laufenten. Laufenten? Ja, die werden hier eingesetzt zur Schädlingsbekämpfung und sind dabei irgendwie zur Touristenattraktion mutiert. Wir hatten selber einmal Laufenten für unseren Garten - drei Stück an der Zahl - die sich in einer Art selbstmörderischem Drang aber nach und nach dezimierten, bis wir die letzte Überlebende an eine Freundin mit Bauernhof übergaben, die sich rührend um all ihr Getier kümmert. Hier auf dem Weingut haben sie über siebenhundert dieser lustigen Geschöpfe und dreimal täglich paradieren sie quakend um das Haupthaus.
Als wir ankommen ist allerdings kein Federvieh in Sicht. Die morgendliche Parade ist bereits Geschichte und bis zum Mittag noch reichlich Zeit. Was also liegt näher, als sich mit den Köstlichkeiten dieses Weingutes unter einem Sonnenschirm niederzulassen und es sich dabei richtig gutgehen zu lassen? Wir verbringen eine angenehme Stunde bei Rotwein, Käse, Schinken, Nüssen und selbstgebackenem Brot. Beäugt von einer etwas aufgringlichen Gans, die gerne an unserem Mahl teilhaben möchte.
Und dann kommen sie schließlich, laut quakend und eiligen Schrittes mit ihren langen Hälsen umrunden sie hektisch das Haupthaus. Wahrscheinlich überlegen sie jedes Mal aufs neue was das denn soll. Keine Schnecken auf dem Weg, einfach nur laufen, welchen Sinn soll das haben? Doch die Touristen packen zufrieden ihre Kameras weg, trinken noch ein Weinchen, kaufen ein paar Souvenirs und machen sich dann auf den Weg. Wir auch. Richtung Stellenbosch.
Stellenbosch ist die zweitälteste Stadt Südafrikas und außerdem Universitätsstadt. Weinherstellung ist hier natürlich ein Studienfach, Önologie heißt es, ein Wort, dass ich vorher noch nie gehört habe. Besonders symphatisch an dieser Stadt finde ich, dass der gute Professor Abraham Isak Perold hier die Pinotage Rebe gezüchtet hat. Damit ist er der Schöpfer meiner absoluten Lieblingsrebe, die übrigens auch nur hier in Südafrika wächst.
Unser Gästehaus ist alt und sehr viktorianisch, mit Himmelbett, knarrenden Dielen und Ahnengalerien an der Wand. Es gibt auch ein Pool, das hier im Winter wohl noch niemand benutzt hat, denn als wir uns zu Wasser lassen bekommen wir Applaus von einem Gentleman, der bis dahin hinter seiner Zeitung versteckt war. Es ist aber auch ziemlich kalt, das Wasser!
Ansonsten eignet sich Stellenbosch hervorragend zum Bummeln, bietet reichlich Auswahl an Geschäften, Restaurants und alter Bausubstanz und in den warmen Monaten beschatten uralte Eichen die Gehwege und man kann im botanischen Garten der Universität vor der Hitze Zuflucht suchen.
Morgen geht es weiter in die Stadt der Städte - nach Kapstadt - wir lesen uns....











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