Postkarte aus Island

Nun haben wir bereits über die Hälfte unserer Reise durch Island hinter uns und ich habe bisher nicht eine Zeile geschrieben. Jetzt aber sitze ich in einer Wohnung in Akureyri, lasse meinen Blick aus dem Fenster über den nebelverhangenen Eyjafjörður schweifen und beschließe, während neben mir das Internetradio Musik der Siebziger präsentiert, dass es Zeit ist all die Technik dieser Wohnung zu nutzen. Also los.
Doch welches Motiv soll ich euch zeigen? Welches gibt auch nur halbwegs wieder, was an diesem Island so faszinierend ist? All diese Fotos von unendlichen Wasserfällen, von Gletschern, die ihre Zungen über das steinige Erdreich den Hang hinunterstrecken, von Eisbergen, die in gespenstischem Blau über die eisig schimmernden Gletscherseen zu schweben scheinen, all die blubbernden Schlammtöpfe, die zischenden Geysire, die dampfenden Quellen, die Landschaften, die irgendwo zwischen Tolkiens Mordor und Schottlands grünen Hügeln angesiedelt sind? In denen ich in Versuchung komme an Elfen, Trolle und andere Fabelwesen zu glauben. Vielleicht aber auch die Rentiere, die wir in den Ostfjorden am Strand gesehen haben? Als wären sie im Sommerurlaub. Oder die majestätischen Buckelwale, die gestern um unser Schiff herum ab- und wieder auftauchten? Die robusten, kälteerprobten Islandponys, ohne die dieses Land nicht hätte werden können, was es heute ist? Die allgegenwärtigen Schafe? Ich weiß es einfach nicht. Es wäre immer nur ein winziger Ausschnitt von etwas ganz Großem. Etwas, das man nicht erklären kann. Das auch kein Bild der Welt wiedergeben kann. So kann ich euch nur ans Herz legen: Kommt selber her. Erst dann werdet ihr verstehen was ich hier versuche zu sagen. Vorerst müsst ihr mit den Momentaufnahmen zurechtkommen, die ich an diese Postkarte hänge. Ganz liebe Grüße aus dem verzauberten Island.



Island - Vorfreude

Nach der EM in diesem Sommer ist Island ja in aller Munde. Jeder hat das "Huh" der isländischen Fans noch im Ohr und erinnert sich mit Freuden an die Überraschungsmannschaft der Europameisterschaft. Ein bißchen Wissen über dieses Land hat dabei die Runde gemacht. Dass die Telefonbücher nach Vornamen sortiert sind, die eine oder andere Straße in einem Bogen um Elfenbehausungen herumführt, dass es im Winter beheizte Bürgersteige gibt, dass ein Komiker und Musiker dort Bürgermeister sein kann und ähnlich Ungewöhnliches mehr...
Als ich im letzten Sommer anfing diesen Urlaub zu planen, war Island mehr durch den Vulkanausbruch des Eyjafjallajökull in 2010 bekannt, der große Teile von Europas Flugverkehr für mehrere Tage zum erliegen brachte. Man kannte sie als eine Insel der Vulkane, einsamer Landschaften, eisiger Temperaturen, halt eine Insel aus Feuer und Eis kurz unterhalb des Polarkreises. Eine zauberhafte Insel. Scheint mir.
Doch schon nach wenigen Tagen Recherche wusste ich, der Tourismus boomt dort, im Jahr 2015 kamen 1,3 Millionen Touristen auf diese Insel, die doch nur 300.000 Einwohner hat. Und hierbei ist die zunehmende Zahl der Kreuzfahrttouristen noch gar nicht eingerechnet. Gut für die isländische Wirtschaft - weniger gut für die isländische Natur. Auch Teile der Bevölkerung stöhnen über die ständig zunehmenden Touristenzahlen, führen sie doch dazu, dass viele Eigentümer ihre Immobilien lieber kurzfristig und teurer an Touristen vermieten statt an permanente Mieter. Ein Jahr im voraus zu buchen, wäre schon erforderlich, konnte ich in einschlägigen Foren nachlesen. Das habe ich dann auch beherzigt, bereits Ende September hatte ich den Flug und alle Unterkünfte unter Dach und Fach.
Freitag geht es nun endlich los. Drei Wochen lang werden wir die Insel mit unserem Mietwagen erkunden, haben bei jedem Stop mindestens zwei, manchmal sogar fünf Übernachtungen. So bleibt Zeit für Ziele rechts und links der Ringstraße, für Unerwartetes und Begegnungen, für Wanderungen und auch dafür, die Natur einfach mal auf sich wirken zu lassen.  Ihren Zauber zu finden. Hoffentlich.
Ich freu mich :)