Island - auf dem Weg nach Akureyri


Wir machen uns früh auf den Weg. Auf der Strecke nach Akureyri liegen so viele Highlights, an denen wir stoppen wollen, da werden wir einige Zeit brauchen. Das Wetter ist super, die Morgenluft frisch, klar und kühl, der Himmel blau mit Klecksen von watteweichen, weißen Wolken. Anfänglich führt uns die Straße noch an grünen Gebirgshängen mit Wasserfällen unterschiedlichster Größe vorbei, bis sich unsere Umgebung plötzlich in eine Mondlandschaft verwandelt. Alle Verschwörungstheoretiker, die die amerikanische Mondlandung für einen Fake halten, finden in dieser Gegend schon mal die passende Kulisse, um ihre Argumente zu unterstreichen...
Wir sind auf der Jökuldalsheiði, einer hügeligen Hocheb­ene, die ehemals grün und bewohnt war. Ja, man glaubt es kaum! Doch dann kam das, was hier auf Island immer wieder mal passiert, ein Vulkan brach aus. Die Askja im Jahre 1875. Der Ausbruch war so stark, dass auch in Stockholm noch ein Ascheregen niederging. Er verwandelte die Gegend in das, was wir hier heute vorfinden, in eine unbewohnte Hochlandeinöde, die gerade wegen ihrer schroffen Kargheit unglaublich faszinierend wirkt. Würde uns nicht ab und zu ein anderes Auto entgegenkommen, wähnten wir uns in einem Endzeit-Sciencefiction.
Jeder gefahrene Kilometer scheint andere Farben in die Landschaft zu bringen. Sie bleibt karg, aber Moose und Flechten verwandeln die Berge, verzaubern die Hänge, Wolkenspiele erschafft immer neue Panoramen. Selten so eine gigantische Landschaft gesehen. Wie in einem Traum gefangen fahren wir staunend Kilometer für Kilometer.
Unseren ersten Stop haben wir am Dettifoss geplant. Hierfür müssen wir die Ringstraße verlassen, allerdings gibt es zwei Möglichkeiten dorthin zu gelangen. Wir entscheiden uns für die aspahltierte 862, die westlich des Gletscherfluß Jökulsá á Fjöllum bis zu einem Besucherparkplatz führt. Während wir durch eine graue Steinwüste fahren, die wirkt, als hätte ein Riese hier mit gigantischen Basaltbrocken Murmeln gespielt, fragen wir uns, wo in dieser Ödniss sich denn einer der wasserreichsten Wasserfälle Europas verstecken soll. Es sieht hier wahrlich nicht nach Wasserreichtum aus.
Vom Parkplatz aus - auf dem wir irritiert auch einige aufgebaute Zelte stehen sehen - führt ein Weg durch die Steinwüste, in der Ferne erkennt man bereits eine tiefe Schlucht. Man hört das dunkle, grollende Rauschen des Wasserfalls, lange bevor man ihn sieht. Dann biegt man um eine Ecke und steht staunend vor dem donnernden Giganten.
Das Gletscherwasser stürzt auf einer Breite von rund 100 Meter über 44 Meter in eine Schlucht. Im Sommer liegt die Wassermenge bei unglaublichen 1500m3 pro Sekunde. Ein gigantischer Ausblick!
Der dafür sorgt, dass man sich in den seltsamsten Verrenkungen wiederfindet, um den besten Winkel für ein optimales Foto zu erreichen.
Es gibt verschiedene Aussichtspunkte, die gut angelegt am Rande der Schlucht über abgesicherte Pfade zu erreichen sind. Aus den Tiefen der Schlucht steigt  Sprühnebel herauf und die kleinen Tröpfchen sorgen dafür, dass zumindest die westliche Seite grün bewachsen ist. Sonnenschein zaubert Regenbögen in den feinen Nebel, wären nicht so viele Menschen hier, hätte der Ort sicher etwas mystisches...
Wir wandern noch hinüber zur ersten Fallstufe, dem Selfoss, der etwas oberhalb des Dettifoss liegend die Wasser 12 Meter in die Tiefe fallen lässt. Die Sonne steht irgendwie nicht so wirklich gut zum fotografieren, ohne Gegenlicht geht es nicht.
Durch viele kleine Seitenarme gurgelt und spritzt das Wasser in die Tiefe, im Flussbett selbst schäumt es aufgewühlt und wütend. Reinfallen möchte ich hier keinesfalls, die Gewalt der Wassermassen ist schon beeindruckend. Zurück auf dem Parkplatz nutzen wir einen der Picknicktische und trinken in der Sonne unseren mitgebrachten Kaffee. Hier gibt es tatsächlich auch Toiletten, die ja sonst auf den isländischen Parkplätzen eher selten anzutreffen sind. Ansonsten gibt es aber nichts. Keine Möglichkeit irgendetwas zu kaufen, sei es eine Flasche Wasser oder was auch immer. Selbst mitbringen ist angesagt. Unser Wasser geht dem Ende zu, wir werden am Myvatn einen Supermarkt ansteuern müssen.
Doch bevor wir den See Myvatn mit seinen grünen Ufern und Inseln erreichen, erhebt sich links der Straße ockerfarben der Námafjall vor dem tiefblauen Himmel. An seinem Fuße breitet sich eine Art Hexenküche aus - das Solfatarenfeld Namaskard. Weiße Dampfsäulen zischen scheinbar zornig aus dem Boden, überall qualmt, brodelt, blubbert und kocht es. Der Geruch von faulen Eiern liegt in der Luft und ich bekomme eine Vorstellung davon, wie die Welt vor Urzeiten ausgesehen haben mag.
Ein wenig zaghaft setze ich einen Fuß vor den anderen, immer im Hinterkopf, welche enormen Kräfte da unter uns am arbeiten sind. Doch die faszinierenden Ausblicke lassen mich das und auch den unangenehmen Schwefelgeruch schnell vergessen. Was uns die Natur hier auf Island doch für Schauspiele gönnt... unglaublich!
Wir fahren weiter, doch nur wenige Minuten später stehen wir erneut. Ein türkisblauer, milchiger See liegt strahlend und dampfend rechts der Straße im Sonnenschein, seine Farbe wirkt fast unwirklich. Was ist das? Man möchte spontan hineinspringen, so schön ist er. 
Doch das sollte man lieber unterlassen, wie man den Warnschildern am Ufer entnehmen kann. Baden ist strikt verboten, denn hier wird das heiße Wasser des Geothermalkraftwerks Bjarnarflag eingeleitet. Was seiner Schönheit keinen Abbruch tut.. oder vielleicht auch erst dafür sorgt.
Wir fahren weiter nach Reykjahlíð, das direkt am Myvatn liegt, decken uns dort mit Lebensmitteln ein, essen ein Eis und machen uns wieder auf den Weg. Am "Mückensee" mit seinen unzähligen grünen Inseln entlang, bis wir einen Platz zum picknicken finden. Schmieren uns Brote, die wir mit Blick in die weite Landschaft genießen. Es ist warm im Sonnenschein, nur vereinzelt segeln weiße Wölkchen am Himmel entlang. Hier unterwegs zu sein macht mein Herz leicht, gibt mir Wurzeln, obwohl ich nirgendwo bleibe. Die Welt ist ein Wunder. Lässt uns staunend mit offenen Mündern dastehen.

Ein wenig erinnert mich der flache Myvatn mit all seinen Inseln und der Vegetation an Landschaften in Schweden, doch hier findet man auf kleiner Fläche so unterschiedliche Landschaftsformen, dass es eigentlich nicht reicht nur hindurchzufahren. Sucht euch eine Unterkunft in der Nähe und lasst euch Zeit. Es ist traumhaft schön hier. 
Wir müssen allerdings weiter, unsere nächste Unterkunft ist eine Wohnung im Herzen von Akureyri. Also tschüss, du zauberhafter See. Wir fahren nun Richtung Wasserfall der Götter - dem Goðafoss. Warum der so heißt? Das können wir in der Ljósvetninga-Saga nachlesen. So um das Jahr 1000 herum hatte der Gode Þorgeir auf der Þingsitzung dafür gesort, dass auf Island das Christentum als offizielle Religion angenommen wurde. Wahrscheinlich wegen eines angedrohten Holzembargos des norwegischen Königs Olaf, falls die Isländer weiterhin ihre heidnischen Götter anbeten würden. Schon damals gingen wohl Politik und Religion Hand in Hand... Naja, jedenfalls entsorgte er die heidnischen Götterbilder dann kurzerhand in diesem Wasserfall. Daher der Name.
Auch ohne dass jemand seine Götterbilder dort versenkt hätte, strahlt der Wasserfall etwas göttliches aus, so wie er dort in der Nachmittagssonne glitzert. Die natürlich wieder aus der falschen Richtung kommt und das Fotografieren nicht unbedingt vereinfacht. In einem fast perfekten Halbkreis, nur unterbrochen von einer Felsformation, fällt das Wasser 12 Meter in die Tiefe, um dann weiter durch die Schlucht zu gurgeln. Wirkt trotz der geringen Fallhöhe auf seine Art imposant und bietet von unterschiedlichsten Standpunkten die verschiedensten Ausblicke. Wirklich schön. Es gibt ein kleines Besucherzentrum mit Laden und Toiletten. Vom Parkplatz, der direkt an der Ringstraße liegt, führt beiderseitig der Schlucht ein kleiner Wanderweg zum Wasserfall.
Wir verlassen den Götterfall bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel, um uns kurze Zeit später auf der anderen Seite eines kleinen Passes an einem nebeligen Eyjafjörður wiederzufinden. Akureyri begrüßt uns mit schlechtem Wetter, leichtem Nieselregen und einem Himmel in stahlgrau. Doch unsere Wohnung liegt absolut zentral, ist hervorragend ausgestattet und hat Blick auf den Fjord. Bestimmt wird das Wetter morgen aufklaren. Schließlich wollen wir von hier aus Wale sehen...
 



Island - der Osten

Wenn man ein bißchen traurig ist, soll man sich an schöne Dinge erinnern. Also:
Standortbestimmung: Gästehaus Dynjandi in der Nähe von Höfn. Wir wollen heute weiter in den Osten bis kurz hinter Egilstadir. Nach unserem leckeren Frühstück mit ofenwarmen Küchlein und dem unübertroffenen isländischen Skyr versammeln wir uns mit unserer Gastgeberin Inga vor der Landkarte im Flur. Wir lernen: viele Wege führen nach Egilstadir, aber nicht alle sind wirklich gut zu befahren. Also je nach Fahrzeugtyp. Für die Fahrzeuge mit Allrad und die verwegenen Kleinwagenfahrer, die einen Autovermieter haben, der diese Strecke nicht ausdrücklich ausgeschlossen hat oder mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs sind, bietet sich bei gutem Wetter die 939 "Öxivegur" an, die mit extremen Steigungen schon Ansprüche an den Fahrer stellt, aber gigantische Aussichten bieten soll und Kilometer spart. Dann gibt es die Ringstraße, auf der ein Teilstück von zirka 60 km leider noch nicht asphaltiert ist und den langen Weg, bei dem man diverse Fjorde komplett umrundet. Der aber durchgehend asphaltiert ist. Das Wetter ist mittelprächtig, die Wolken umschmeicheln die Berge - allerdings sehr tiefhängend, teilweise fast unterwürfig zu ihren Füßen. Kein Grund also das fahrerische Können zu testen, man würde sowieso nur Wolken sehen. Das Geholper auf den Schotterstrecken ist auch nicht unbedingt schön, also entscheiden wir uns für die entspannte Fjordstrecke.
Schon nach kurzer Fahrt merken wir, dass wir den touristischen Teil Islands verlassen haben. Es ist deutlich weniger los auf den Straßen. Die Strecke entpuppt sich als wunderschön, vor allen Dingen nachdem der frische Seewind die Wolken vertrieben hat. Ständig gibt es neue Ausblicke, mal fallen die Felsen schroff zum Fjord hin ab, mal ergießt sich eine blumenbesprenkelte Wiese sanft zum Meer hin. Wunderschön!
Wir lassen uns Zeit... und nur deshalb entdecken wir sie: die Rentiere des Weihnachtsmanns! Auf Sommerurlaub. Total entspannt liegen sie am Strand vor gigantischer Landschaftskulisse. Nur ihre Handtücher haben sie nicht dabei. Den Weihnachtsmann haben wir hier übrigens nicht gesehen. Aber auf den werden ich noch zu sprechen kommen. Später.
In Stöðvarfjörður oder Kirkjuból, wie der Ort verwirrenderweise auch heißt, treffen wir das erste Mal wieder auf eine Ansammlung von Autos und Reisebussen. Hier gibt es ein kleines privates Museum, das die riesige Steinsammlumg von Petra Sveinsdóttir beherbergt. Angesichts des Massenauflaufes entscheiden wir uns aber gegen einen Besuch und genießen stattdessen in einem Café oberhalb der Tankstelle des kleinen Ortes eine wunderbare Tortenkreation mit Blick auf den Fjord. Bestimmt absolut kalorienarm.
Egilsstadir erreichen wir am Nachmittag, der Himmel hat sich wieder zugezogen und es ist kühler geworden. Wir machen unsere Einkäufe und uns dann wieder auf den Weg. Unser Ferienhäuschen liegt 25 Kilometer außerhalb und wie wir feststellen ziemlich einsam auf einer großen Wiese des Vermieters. Wir hatten uns die Umgebung irgendwie anders vorgestellt, aber nun machen wir das Beste daraus. Nämlich erstmal was zu essen. Und dann ausgiebig Pause.
Heute wollen wir uns auf den Weg nach Bakkagerði am Fjord Borgarfjörður eystri machen. Ein kleines Nest am Ende der Welt, zirka 100 Einwohner soll es haben und die Residenz der Elfenkönigin und ihres Hofstaates soll dort liegen. Und zwar unter dem Felsen Álfaborg. Klingt spannend. Also nichts wie los.
Schon der Weg dorthin ist ein Traum, obwohl oder vielleicht auch grade weil es schmale Schotterstrecken sind, die uns hügelauf - hügelabwärts unserem Ziel näher bringen. Der Ort ist nur über einen nicht asphaltierten Pass zu erreichen, der allerdings gut zu befahren ist. Als wir die Passstraße hinauffahren haben wir strahlenden Sonnenschein, auf der anderen Seite hängt dann der Nebel zwischen den Bergen fest.
Es ist frisch als wir unseren Wagen abstellen, also verziehen wir uns erstmal in das rustikale und besonders dekorierte Álfacafé. Da wir inzwischen Mittagszeit haben, versuchen wir die wunderbare Fischsuppe, von der zusammen mit frischem Brot und Butter, Wasser und Kaffee so viel genommen werden kann, wie man möchte. Absolut köstlich. Und umgerechnet 15 Euro pro Person sind auch nicht zuviel dafür.
So gestärkt ersteigen wir den eher unspektakulären Elfenhügel, den ich tatsächlich wenig geheimnisvoll finde. Ich als Elfe hätte mir einen anderen Ort gesucht. Naja, aber ich bin insgesamt eher wenig elfenhaft und habe schon deshalb wahrscheinlich keine Ahnung.
Der Ort hat aber noch mehr zu bieten. Unweit des Álfacafés ist noch ein altes hölzernes Fischtrockengestell in Betrieb, allerdings baumeln hier heute hauptsächlich Fischköpfe, die mit leeren Augen in die Weite gucken. Auch ein altes, pittoresk wirkendes, grasgedecktes Torfhäuschen steht hier noch.
Wir statten der kleinen Bankfiliale noch einen Besuch ab, denn einen Geldautomaten suchen wir hier vergeblich. Nachdem wir artig unsere Schuhe im Vorraum ausgezogen haben, tapsen wir auf Socken an den Schalter, um etwas Geld abzuheben. Unser Ferienhäuschen müssen wir nämlich in bar bezahlen und haben soviel Bares nicht mehr in der Tasche. Man gewöhnt sich schnell daran jeden noch so kleinen Betrag mit der Karte zu bezahlen.
Danach verlassen wir den kleinen Ort, folgen der Straße, die uns zu einem winzigen Hafen führt. Dort gibt es eine Beobachtungsplattform oben in den Klippen und wir haben unsere Hoffnung auf verspätete Papageientaucher immer noch nicht aufgegeben. Doch leider sind auch hier keine mehr zu finden, sie haben sich alle schon wieder auf die Weiten des Atlantiks verzogen. Schade!
Auf dem Rückweg gibt es Kaffee und Kekse auf einer wilden Wiese, die einsam in der Stille liegt. Hier sind außer uns keine anderen Reisenden unterwegs. Langsam kommt auch die Sonne wieder durch. Man braucht auf Island nur wenige Kilometer fahren und kann plötzlich ganz anderes Wetter haben. Kurz vor unserem Ferienhaus liegt am Straßenrand mitten im Grün unverhofft eine rekonstruierte Torfkirche. Wunderschön!

Wir haben noch einen weiteren Urlaubstag in unserem kleinen Ferienhäuschen, den wir aber faul in der Sonne verbringen. Heute kein Fahren. Keine Besichtigungen. Keine Wanderungen. Nur die Sonne. Die Wiese. Das Buch. Muss auch mal sein. Schließlich geht es morgen schon wieder weiter Richtung Akureyri. Schon auf der Strecke dorthin sind unzählige Dinge, die man gesehen haben sollte. Ich bin schon gespannt...






Island - der eisige Süden

Vorweg erstmal: lasst euch nicht durch den Titel irritieren. Islands Süden ist natürlich nicht unbedingt eisig. Also von den Temperaturen her. Doch im Süden-Osten dieser Insel reichen die Gletscher bis dicht an die Küste und auch im Sommer findet man hier Eis in all seinen Variationen.
Wir haben auch heute wieder Glück mit dem Wetter. Die Sonne strahlt am blauen Himmel, als wir unser Gästehaus am frühen Morgen verlassen. Weiter geht es auf der Ringstraße, immer entgegen dem Uhrzeigersinn. Die Landschaft verändert sich ständig, so dass wir tatsächlich manchmal minutenlang nur schweigend aus dem Fenster sehen. Einfach unglaublich! Unseren ersten Stop machen wir an einem Ort, der sich Laufskálavarða nennt. Wobei wir das vorher nicht wussten. Wir haben nur einen kleinen Parkplatz gesehen, auf dem ein paar Autos stehen. Bei genauerem Betrachten, stellen wir fest, dass auf einem kleinen Lavahügel unendlich viele Steinwarten errichtet sind, also, zu einem Turm geschichtet Steine. Was es wohl damit auf sich hat?
Alten Überlieferungen zufolge stand hier ein großes Gut, das im Jahr 894 bei einem verherrenden Ausbruch der Katla vernichtet wurde. Der Lavahügel trägt den Namen dieses Guts und einer alten Tradition entsprechend, errichtet jeder Reisende, der hier das erste Mal vorbeikommt eine Steinwarte. Das soll einem das Glück auf der Reise sichern. Dafür stellt das isländische Straßenverkehrsamt wohl extra Steine bereit. Natürlich errichten wir auch ein solches Türmchen, Glück auf unserer Reise können wir auf jeden Fall gebrauchen.
Weiter gehts durch eine Landschaft, die von Vulkanen geprägt wurde und wird, wie kaum eine andere. Während wir durch die riesigen Schuttflächen fahren, die die berüchtigten Gletscherläufe der unter dem Mýrdalsjökull gelegentlich brodelnden Katla hinterlassen haben, wird mir langsam klar, warum es auf diesem Streckenabschnitt nur so wenige bis gar keine Unterkünfte gibt. Hier scheint es nicht viel nutzbares Land zu geben und wer möchte sich mit der ständig drohenden Gefahr im Nacken hier etwas aufbauen?
Bis wir das Besucherzentrum des Gletscherparks Vatnajökull erreichen wechseln sich unglaubliche Landschaften ab. Und nachdem wir dieses nach einem kurzen Toilettengang wieder verlassen haben, wird es noch gigantischer. Apropos Toilettengang - hier ist ein kurzer Exkurs nötig. Island hat für alle Reisenden wunderschöne Picknickplätze an grandiosen Orten errichtet. Was aber fast überall fehlt, das sind öffentliche Toiletten. So bleibt dem Reisenden manchmal nichts anderes übrig, als hinter einem Felsen in der Natur zu verschwinden - wenn er einen solchen findet... Normalerweise habe ich damit auch überhaupt kein Problem. Die isländische Natur ist aber so einzigartig und so empfindlich, dass ich jedesmal ein schlechtes Gewissen hatte und natürlich akribisch jedes Fitzelchen Papier wieder eingesammelt habe. Doch bei der Masse an Touristen, die dieses Land inzwischen besuchen, bin ich mir nicht sicher, ob das tatsächlich jeder macht. Hier sollte man über andere Lösungen nachdenken.
Die erste Gletscherlagune, die wir erreichen, ist Breiðárlón. Ja, es gibt nämlich mehrere. Die Touristen versammeln sich an der bekannteren Jökulsárlón, der einzigen, die einen Zugang zum Meer hat. Hier treffen sich die Reisebusse, der Parkplatz ist voll, Amphibienfahrzeuge fahren auf der Lagune und es ist schwer eine ruhige Stelle zu finden. An der kleineren Lagune Breiðárlón stehen nur wenige Fahrzeuge, noch... denn es wird gerade ein Besucherzentrum gebaut, so dass es mit der Ruhe hier im nächsten Jahr sicher vorbei sein wird.

Wir sitzen am Kiesstrand in der Sonne, trinken unseren mitgebrachten Kaffee und freuen uns über die unglaublichen Wunder der Natur. Wie kann etwas so wunderschön sein?
Zur Jökulsárlón ist es von hier nicht mehr weit. Bekannt aus dem James Bond Film "Stirb an einem anderen Tag" ist sie nicht nur deutlich größer, es ist eben auch deutlich trubeliger hier. Als wir aus dem Auto steigen, schaut eine Robbe neugierig aus dem Wasser. Eisberge treiben unter der Brücke dem Meer entgegen, drehen sich dabei mit knackenden Geräuschen. Die auf der Lagune scheinbar still liegenden Eisstücke glitzern in unterschiedlichsten Blautönen, manche scheinen gar auf dem Wasser zu schweben. Eine Dame im viktorianisch anmutenden weißen Kleid entsteigt anmutig dem eisigen Nass. Natürlich für einen Fotografen und mit einem anständigen Neoprenanzug unter dem Kleid. Sonst würde sie diesen Aufenthalt wohl nicht überleben. Wir wandern am Ufer entlang bis zu der Stelle, wo die Amphibienfahrzeuge ins Wasser rollen. Schauen eine Weile zu und bemerken dabei einen jungen Mann, der von einem Steg in das Wasser der Lagune springt. Lebensmüde? Tatsächlich kann der menschliche Organismus das nur wenige Minuten aushalten. Doch so schnell wie der junge Mann im Wasser ist, ist er auch schon wieder draußen.


Wir setzen uns am Parkplatz auf die Wiese und verzehren unsere mitgebrachten Brote. Der Himmel hat sich ein bißchen zugezogen, leicht bewölkt beschattet er die Lagune. Es ist bereits später Nachmittag, Zeit sich auf den Weg zu machen. Unser nächstes Gästehaus liegt bei Höfn, die Strecke dorthin führt uns wieder durch grünere, lieblichere Landschaften. Allerdings sind wir etwas unentspannt, da unser Tank fast leer ist, die nächste Tankstelle aber erst kurz vor unserem Ziel an der Ringstraße liegt. Was für eine Erleichterung, dass unser kleiner Mietwagen es bis dahin schafft. Ein Tipp, den man auf Island beherzigen sollte, nutzt die Tankmöglichkeiten, die sich euch bieten. Es gibt Strecken, da sind Tankstellen Mangelware. 
In unserem Gästehaus Dynjandi begrüßt uns Inga, die mit ihren Eltern vor vielen Jahren von Hamburg nach Island ausgewandert ist. So viele gute Tipps wie hier, haben wir in unserem Urlaub nirgendwo bekommen. Am Abend gehen wir dann das erste Mal auf Island im Restaurant essen. Auch ein Tipp von Inga, das Z-Bistro in Höfn. Absolut leckeres Essen, großartiges Bier und mit umgerechnet 50 Euro vom Preis her durchaus noch im Rahmen.
Den nächste Tag beginnen wir mit einem ausgezeichneten Frühstück, um danach die Umgebung zu erkunden. Als erstes geht es über eine holperige Piste zu einer weiteren Gletscherlagune. Tatsächlich habe ich den Verdacht, dass man danach süchtig werden kann.
Wir haben heute strahlendes Wetter, der Himmel ist blau, Sonnenschein und 12° machen das Herz warm. Eigentlich genau richtig für so eine heiße Quelle. Die liegt auf dem Rückweg an der Strecke. Man zahlt einen Obolus in ein kleines Holzkästchen, kann sich in einer Hütte umziehen, im Freien duschen und dann geht es ab ins warme Wasser. Außer uns sind anfänglich noch ein paar andere Menschen in den unterschiedlich warmen Bottichen, am Schluss sind wir nur noch alleine dort. Schon ein besonderes Erlebnis im warmen Wasser zu sitzen mit Blick auf die grandiose Landschaft. Auf jeden Fall empfehlenswert.
Ein Wikingerdorf soll auch noch in der Nähe sein... also kein richtiges. Nein, eine Filmkulisse. Wobei ich nicht habe herausbekommen können, ob und welcher Film dort gedreht worden ist. Auf dem Weg dahin picknicken wir neben einem Feldweg, argwöhnisch beobachtet von einigen mißtrauischen Schafen. 

Das Wikingerdorf selber, das wir nach einem kurzen Spaziergang über einen stürmischen Weg erreichen, ist dann eher enttäuschend und auch als Filmkulisse nicht mehr wirklich zu gebrauchen. Wir wandern eine Weile zwischen den verfallenen Holzhäusern herum, immer mit der leichten Angst, dass die maroden Bohlen unser Gewicht nicht mehr halten werden. Was glücklicherweise nicht passiert. Irgendwann hat uns der fiese Wind so durchgepustet, dass wir froh sind, dass sich am Parkplatz ein kleines Café befindet, in dem wir uns bei einem ziemlich teuren Kakao mit reichlich Sahne aufwärmen können.


Aber erst nachdem wir noch einen Abstecher zum schwarzen Sandstrand gemacht haben. Manchmal soll man hier Robben sehen können, wir haben allerdings nicht das Glück. Doch der Strand selber ist schon eine Augenweide, auch wenn uns der Wind den feinen Sand ins Gesicht pustet, so dass wir ein kostenloses Peeling erhalten.
Zum Abschluss des Tages holen wir uns fish und chips an einem Wagen im Hafen von Höfn. Um die Urlaubskasse zu schonen, soll das Essen heute mal wieder etwas günstiger sein. Es pustet immer noch ordentlich und ist ziemlich kühl. Wir beschließen das Essen mitzuznehmen und im Gästehaus zu essen. Der gute Mann, der uns das alles in seinem Wagen zubereitet ist so gesprächig, dass er vergisst, dass wir nur eine Portion bestellt haben. Er macht uns zwei, die wir beide mitbekommen, aber nur eine bezahlen müssen. Ein netter Mensch.
Morgen geht es schon wieder weiter in den Osten der Insel. Mal sehen was uns dort erwartet.