Kuba 3 - Cayo Levisa und Las Terrazas

Heute ist ein guter Tag zum Schreiben. Hamburg hat sich wieder in dezentes Grau gehüllt und die Temperatur auf Kühlschrankniveau gesenkt. Also kann man den Tag super schreibend vorm Computer verbringen. Und in Erinnerungen schwelgen...
Unsere Casabesitzerin in Viñales hat uns ein reichhaltiges Frühstück zusammengepackt. Da wir vorausschauend aus Hamburg eine Thermoskanne im Gepäck haben, bekommen wir sogar Kaffee mit auf die Fahrt. Super! Nach unseren Erfahrungen mit den Straßenverhältnissen bei unserem Tagesausflug nach Cayo Jutias (Kuba 2 - Vinales und Abenteuer Cayo Jutias), machen wir uns frühzeitig auf den Weg, wer weiß schon welche Schlaglochpisten dort auf uns warten...
Doch die Straße zwischen Vinales und der Fähranlegestelle in Palma Rubia ist besser als erwartet, wir kommen gut voran. So nehmen wir uns die Zeit für ein Frühstück am Straßenrand, während vorbeikommende Bauern in Gummistiefeln auf ihren Pferden oder samt Familie in einer Kutsche freundlich grüßen oder auch mal erstaunt gucken. Die Gegend ist sehr ländlich und scheint gänzlich untouristisch. Tatsächlich schwitzen wir ausnahmsweise mal nicht, die Luft ist für kubanische Verhältnisse noch kühl und feucht, der Himmel bedeckt. 
Hoffen wir, dass das besser wird, im Regen auf einer Karibikinsel wäre irgendwie schlechtes Timing.
Als wir schließlich viel zu früh am winzigen Fährhafen ankommen, den Wagen auf dem bewachten Parkplatz geparkt und an der kleinen, bereits zum Hotel gehörenden Bar einen Kaffee getrunken haben, reißt die Wolkendecke auf, hurra!
Auf einmal wirkt alles wie in Blau getaucht, während wir uns auf den Weg zur inzwischen angekommenen Fähre machen, unsere Plätze einnehmen und Richtung Cayo Levisa tuckern. Die Fähre scheint ihre besten Tage schon hinter sich zu haben, bringt uns aber zuverlässig in etwas mehr als einer halben Stunde zur Insel.
Cayo Levisa liegt ungefähr 3 Kilometer vor der Nordküste Kubas im Golf von Mexiko und gehört zum Archipel Los Colorados. Die Insel ist klein, lediglich etwas über 4 Kilometer lang und einen Kilometer breit. Wir landen im Süden an, irgendwo mitten in einem scheinbar undurchdringlichem Mangrovenwald. Ein kleiner hölzerner Pfad führt dann quer über die Insel an die Seite mit dem traumhaften Karibikstrand. Es gibt nur ein staatliches Hotel auf der Insel, hier begrüßt man uns mit Plastikbechern voller Eiswürfel und geschmacksneutralem Saft. Einchecken ist natürlich so früh nocht nicht möglich, also lassen wir unsere Pässe an der Rezeption, stellen unsere Koffer unter und machen uns auf den Weg zum Strand. Gemeinsam mit den Tagestouristen, die es aus Viñales oder Havanna hierher verschlägt.
Ja, und dann folgen zwei Tage Strandurlaub. Unter Palmen liegen, sich ins warme, türkisfarbene Wasser gleiten lassen, Getränke aus Kokosnüssen schlürfen, tauchen, Sonnenbrand kriegen, sich perfekte Mojitos vom Barkeeper mixen lassen, der Sonne beim Untergehen zusehen oder auch beim Aufgehen, je nachdem wie man da persönlich aufgestellt ist, die Seele mal so richtig baumeln lassen. Einfach großartig!

Alles perfekt! Naja, außer dem Essen im staatlichen Hotel vielleicht. Konkurenzlos liegt es irgendwo auf Kantinenniveau, gerne auch mal mit Dosengemüse, da waren wir bisher verwöhnt. In den Casas oder Restaurants, die wir bisher besucht haben, war das Essen stets schmackhaft und lecker, hier ist es immerhin sättigend. Doch der Zauber der Karibikinsel wiegt das kleine Manko auf, unser Holzbungalow ist riesig, das Personal überwiegend freundlich und wir genießen unseren Aufenthalt sehr. Ich will euch nicht stundenlang mit Erzählungen vom Puderzuckersand und türkisblauem Wasser langweilen, deshalb belassen wir es dabei.
Nach diesen zwei wunderbaren Tagen verlassen wir Cayo Levisa erholt mit der ersten Fähre, die bereits um 9 Uhr gen Festland tuckert. Wir sind nur wenige Passagiere, da diesmal keine Tagestouristen mit an Bord sind. Vor uns sitzen zwei ältere, alleinreisende Damen - eine mit Hut - und noch eine Handvoll anderer Reisender. Die Dame mit Hut kommt übrigens ohne Hut in Palma Rubia an, der Wind hat ihn mit sich fortgerissen und wir können ihn nur noch auf den Wellen dümpeln sehen, während wir uns immer weiter entfernen.
Unser nächstes Ziel ist das in der Hügellandschaft der Sierra del Rosario gelegene Soroa. Das ist nicht so furchtbar weit weg und führt durch eine landschaftlich schöne Strecke. Schon kurz vor Mittag erreichen wir unsere Casa, die unweit der Autopista an der Hauptstraße des Ortes liegt. Hier werden wir nur einmal übernachten, deshalb wollen wir den Rest des Tages optimal nutzen. Also stellen wir nur unsere Sachen ab, klären, ob wir hier am Abend essen können und machen uns erneut wieder auf den Weg. Das Ziel: Las Terrazas. Was das ist? Ein Unesco Biosphärenreservat. Hier begann der kubanische Staat Ende der Sechziger Jahre ein gigantisches Wiederaufforstungsprojekt, Terrassen wurden angelegt, 6 Millionen Bäume wurden gepflanzt, es gibt einen künstlichen See, eine ökologische Siedlung wurde gebaut. Darüber hinaus soll es auch diverse touristische Angebote geben. So sind wir relativ neugierig was uns da erwartet, während wir tatsächlich von der Autopista links abbiegen müssen - ja, auch das ist möglich - und kurze Zeit später an der Einfahrt sogar einen Flyer - der erste und einzige, den wir auf Kuba erhalten haben - in die Hand gedrückt bekommen und darüber hinaus auch noch einen Lageplan.
Die damals angelegte Siedlung Las Terrazas gefällt uns dann doch eher weniger. Bröckelnde sozialistische Betonbauten, sicher ehemals ein wunderbares Ökoprojekt, sieht es hier heute aus, als hätten seit dem Erstbezug keine Instanthaltungsarbeiten mehr stattgefunden. Schade! Nachdem wir eine Weile den behelmten Nutzern der Canopytour zugesehen haben, trinken wir noch einen Kaffee in einem Betonbootshaus am See, in dem ganz klar vorgeschrieben ist mit welchem Verzehr man wo sitzen muss, bevor wir uns wieder vom Acker machen.
Ein Blick in den Reiseführer und auf den vergilbten Flyer, schon haben wir das nächste Ziel ausgemacht. Die Casa del Campesino. Das originalgetreu wiederaufgebaute Wohnhaus eines Kaffeebarons wird heute als Landgasthof genutzt, in dem so gekocht wird wie ehemals bei den kubanischen Bauern - über dem Holzfeuer nämlich. Es liegt von hohen Bäumen beschattet in der Mittagshitze, eine Combo spielt für eine große Gruppe in gelben T-shirts bekleideten Tourismusanwärtern und eine spärliche Anzahl versprengter Touristen. Hier sind wir richtig. Wir verzehren so eine Art Spanferkel mit Reis, dunklen Bohnen und Bananenchips - total lecker - untermalt von  kubanischer Musik. Ein vorbeistolzierender Pfau schlägt ein Rad, die Hühner gackern, ein älterer Herr fegt mit seinem Reisigbesen den Hof und die Welt scheint so friedlich und mit sich im Reinen zu sein.
Gleich hinter der Casa, einige ungleichmäßige Steinstufen tiefer, liegen die Ruinen einer Kaffee
hacienda verträumt in einer Art blumigen Regenwald. Auf jeden Fall einen Spaziergang wert, auch wenn sich die Moskitos wahrscheinlich sehr über solche Besucher freuen, wie wir haben feststellen dürfen.
Wir fahren noch eine zweite ehemalige Kaffeeplantage an, die Buenavista heißt und genau das hat man von dort, einen großartigen Blick.  Auch hier gibt es Ruinen, wunderbar bewachsen und vogelumschwirrt und darüber hinaus ein Restaurant mit Schaukelstühlen auf der Veranda. Eigentlich räumt das Personal bereits zusammen - irgendwie scheint hier alles gerne bereits um 17 Uhr zu schließen und Kasseneinnahmen werden auch schon mal eine Stunde vorher gezählt - aber wir haben Glück, bekommen noch einen Kaffee und eine Cerveza, womit wir uns auf den Schaukelstühlen niederlassen und den Blick in die Weite genießen. Ein Traum!
Abends essen wir dann auf dem Hof der Casa. Vor der Garage. Ein junges Mädchen übernimmt die Bedienung, hat auch eine Menükarte und wir verstehen uns sogar, trotz unserer miserablen Spanischkenntnissen und ihren nicht vorhandenen Englischen. Allerdings schmettert die Köchin jeden ihr überbrachten Essenswunsch, den wir aus der Menükarte wählen, ab, so dass das arme Mädchen diverse Male hin und her laufen muss, bis wir zum Schluss natürlich einfach das essen, was auch tatsächlich da ist. Für uns ist das Prozedere eher erheiternd und ein Grund zum Schmunzeln, während wir in der Dämmerung unsere Getränke schlürfen, für die Kubaner aber dürfte das tatsächlich weniger lustig sein. Unserem Eindruck nach scheint sich die Versorgungslage während unseres Aufenthaltes verschlechtert zu haben, mal stehen die Leute für Gefügelfleisch an, mal gibt es in manchen Regionen kein Speiseöl. Hoffen wir auf eine bessere politische Entwicklung...
Zeit schlafen zu gehen. Morgen wollen wir weiter Richtung Playa Larga an die Karibikküste. Vielleicht lesen wir uns dort :)

(Kostenlose Werbung, da Ortsnennung,etc.)


Kuba 2 - Viñales - oder wie bekomme ich einen Mietwagen, alles über Tabak und Abenteuer Cayo Jutias

Heute werden wir Havanna verlassen. Um weiter Richtung Viñales zu fahren. Also wenn alles gut geht. Denn zuvor müssen wir unseren Mietwagen abholen. Und nach allem was ich gehört habe, gestaltet sich das nicht immer so einfach. Doch glücklicherweise sind wir nicht allein. Vanessa wird uns zur Seite stehen, eine junge deutschsprechende Kubanerin. Sie holt uns auch in Havanna Vieja ab, wir verstauen unser Gepäck im Auto ihres Freundes und fahren an diesem ruhigen Sonntagmorgen wieder zurück zum Flughafen. Dort - genauer am Terminal 3 - soll unser Mietwagen für uns bereitstehen. Sagt zumindest unser Voucher. Doch was der Voucher sagt interessiert hier eigentlich niemanden so wirklich. Unser Auto steht wahrscheinlich bald an Terminal 2. Sagt der Señor Autovermieter unverbindlich mit einem Lächeln im Gesicht. Also wieder ab ins Auto, um dorthinzufahren.
An Terminal 2 scheint es gerade etwas umsonst zu geben, so voll ist es. Nachdem Vanessa festgestellt hat, dass wir hier grundsätzlich richtig sind, laden wir unsere Koffer aus... und warten. Der Wagen ist leider noch nicht da. Sagt ein anderer Señor Autovermieter - ebenfalls unverbindlich lächelnd - aber er ist immerhin bereits auf dem Weg hierher. Von wo auch immer. Na dann... So warten wir gemeinsam noch einmal fast 2 Stunden bis der Wagen tatsächlich da ist. Das gesamte Prozedere bleibt für uns durchschnittliche Mitteleuropäer - vielleicht auch wegen der sprachlichen Hürden - irgendwie undurchsichtig und wir sind froh, dass Vanessas Lächeln dem der Señores Autovermieter in keinster Weise nachsteht und wir dank ihres Beistandes weder verzweifeln noch einem Herzinfarkt erliegen, sondern sogar eine gewisse Gelassenheit bewahren können.
Kurz vor Mittag sind wir dann schließlich mit unserem fast nagelneuem Peugeot auf der Autopista Richtung Viñales. Die Autopista zieht sich quer durch Kuba und lässt sich keinesfalls mit dem vergleichen, was ihr als eine Autobahn kennt. Nicht nur ihre Beschaffenheit ist - obwohl durchaus dreispurig - eine gänzlich andere, es findet sich auch eine sehr breite Auswahl unterschiedlichster Verkehrsteilnehmer auf ihr. Außer wenigen Autos und Lastwagen, die einer anderen Epoche zugehörig scheinen, auch Fußgänger, jede Menge Pferdefuhrwerke, Ochsengespanne oder Reiter. Und zwar gerne auch mal entgegen der Fahrtrichtung, auch auf der linken Spur. Wenn das Feld ungünstig auf der anderen Seite liegt, was soll man machen? Auch Hunde oder Kühe queren unbekümmert die zum Glück wenig befahrene Straße, Anhalter warten auf Sammeltaxis oder andere Mitfahrmöglichkeiten, langweilig wird es eigentlich nur, wenn niemand anders auf der Straße unterwegs ist. Auch das ist übrigens nicht selten, Kubas Straßen sind eher leer. Insgesamt aber ist die Autopista eine der guten Straßen, wir werden da später durchaus noch andere erleben dürfen.
Das dörfliche Viñales erreichen wir nach zwei Stunden Fahrt, die uns zum Schluss durch eine zauberhafte Gegend führt. Unsere Casa Particulares ist genauso zauberhaft wie die Gegend und unsere Gastgeber, so dass wir uns entscheiden den ersten Abend unser Dinner dort einzunehmen. Viele Casa Particulares kochen auch für ihre Gäste, das Essen ist häufig schmackhafter und auf jeden Fall authentischer als in den Restaurants, darüber hinaus meist auch günstiger. Es gibt eine ziemlich knoblauchhaltige Suppe vorweg, Fleisch mit diversen Beilagen und ein leckeres Törtchen als Dessert. Dazu einen großartigen Mojito und Blick in den Garten und auf die Hügel. Was will man mehr?
Viñales selber erkunden wir bei einem ersten kurzen Spaziergang und erfreuen uns an all den bunten Häusern - mit Veranden und zahllosen Schaukelstühlen - und dem friedlichen Landleben um uns herum. Überall gackern Hühner mit ihren Küken durchs Grün, Hunde und Katzen sind auf den Straßen unterwegs, sogar Schweine scheinen hier ein besseres Leben zu haben als bei uns, sie sind an der frischen Luft und können teilweise auch frei herumlaufen. Jedes Haus verfügt wohl über einen kleinen Garten mit Gemüse und Kräutern, es gibt auch eine kleine Kirche, Menschen schaukeln entspannt im Abendlicht auf ihren Veranden, das Ganze scheint fast zu idyllisch um wahr zu sein. Wir werden das morgen mal genauer erkunden.
Um 9 Uhr am nächsten Morgen werden wir nach einem guten Frühstück mit ausgesprochen leckerem Kaffee von unserem Guide abgeholt. Er wird uns auf einer Wanderung sein Tal und den Tabakanbau vorstellen. Wir bekommen eine Menge Flora und Fauna erklärt, während wir unsere Fußspuren auf der roten Erde hinterlassen, die Sonne am Himmel höher steigt, genauso wie die Temperatur. Immer wieder überholen uns Reitergruppen, viele Urlauber erkunden das Tal auf dem Rücken der Pferde, wobei sich die Reitkünste auf sehr unterschiedlichem Niveau bewegen. Nicht jeder scheint sich dort oben so sicher zu fühlen und ich könnte mir vorstellen, dass in einem solchen Fall das Hauptaugenmerk nicht auf der wunderbaren Landschaft liegt. Was schade ist.
Als wir schließlich die Tabakplantage erreichen, sind wir völlig durchgeschwitzt. Es ist wirklich sehr heiß, jedenfalls wenn man aus dem kühlen Norddeutschland kommt. Wir sitzen eine Weile unter einem schattenspendenden Dach, trinken etwas, plaudern über die verschiedensten Musikrichtungen, bevor es weitergeht in den Tabakschuppen. Im mystischen Zwielicht der Sonnenstrahlen, die durch die Palmenblätter blitzen, erklärt uns ein wettergegerbter Caballero mit Gouchohut den Herstellungsprozess der Zigarren. Sehr anschaulich, indem er eine Zigarre komplett fertigstellt. Anzündet. Und raucht. Auch wir bekommen alle eine. Und versuchen uns im Zigarrenrauchen. Das ist eigentlich gar nicht so schwer. Man muss nur daran denken, dass man den Rauch nicht inhaliert. Dann funktioniert das einwandfrei. Sogar ohne Husten.
Zehn Prozent ihrer Erzeugnisse dürfen die Tabakbauern privat verkaufen, der Rest geht an den kubanischen Staat zu festgelegten Preisen. Auch wir kaufen einige Zigarren, fest in ein Palmenblatt eingewickelt, was ein Zeichen für den Zoll sein soll. Angeblich darf man auf diese Art 25 Zigarren pro Person ausführen. Schauen wir mal...
Der kilometerlange Rückweg durch die Mittagshitze wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Nicht nur, weil meine Kleidung hinterher wirklich pitschnass ist, sondern auch weil wir zu den Klängen von AC/DC und Rammstein zurückwandern. Unser Guide ist nämlich Metalfan, freut sich, dass auch wir dieses Musikgenre mögen und hofft vielleicht uns müde und verschwitzte Nordeuropäer damit zu einem schnelleren Schritt bewegen zu können. 
Nach einer kalten Dusche und nachdem wir uns eine Weile von der Klimaanlage in unserem Zimmer haben runterkühlen lassen, machen wir uns am Nachmittag erneut auf den Weg. Wir wollen uns die Cueva del Indio ansehen, eine berühmte Höhle, durch die ein Fluss fließt. Tatsächlich überzeugt die uns aber nicht wirklich, die vielgerühmte Bootsfahrt dauert nur wenige Minuten, mit einem laut knatternden Motorboot, so dass so etwas wie Atmosphäre erst gar nicht aufkommen kann. Sie ist zwar durchaus schön, aber in keinster Weise so spektakulär wie dargestellt. Wahrscheinlich hatten wir inzwischen zuviele Höhlen in unseren Urlauben, die letzten haben uns alle nicht überzeugt.
Danach bummeln wir dann erneut durchs beschauliche Viñales mit all seinen gackernden Hühnern und streunenden Hunden und versuchen im Etecsashop Internetkarten zu erstehen. Was nicht klappt, denn die haben Systemausfall und schicken uns in... die Pharmacia. Da hätte ich solche Karten nicht einmal im Traum versucht zu kaufen. Doch der gute Mann hat reichlich und wir legen uns vorsichtshalber gleich einen Vorrat an. Wer weiß, wann es wieder welche gibt.

Abends essen wir dann mit Aussicht. Im Balcon de Valle ist das Essen gut und günstig, die Aussicht über das Tal ist einfach unschlagbar. Das wissen natürlich auch die Reisegruppen, von denen man hier nicht wenige findet, doch wir haben Glück und ergattern auch ohne Reservierung den letzten Tisch mit Blick über das Tal. Ein angemessener Ausklang für diesen großartigen Tag!
Der nächste Tag wird unser Abenteuertag, doch das wissen wir nocht nicht, als wir unser Frühstück auf der Terrasse einnehmen. Der Himmel hat sich leicht bewölkt, aber es ist immer noch sehr warm. Wir wollen heute einen Tagesausflug nach Cayo Jutias unternehmen. Eine kleine Koralleninsel, die mit einem Steindamm mit dem Festland verbunden ist und einen großartigen Südseestrand haben soll. Knappe 60 Kilometer entfernt, eine Stunde Fahrt. Sagt der Reiseführer. Und Maps me, unsere Navigationshilfe, bestätigt das. Wir haben nur eine Badetasche und Getränke dabei, als wir uns nach dem Frühstück auf den Weg machen. Am Tag zuvor hatten wir versucht in den Geschäften irgendetwas zur Selbstverpflegung zu kaufen. Doch außer Keksen gab es derartiges nicht in dem Touristenladen im Ort. Oder wir waren einfach zu blöd dafür. Denn nicht jedes Geschäft auf Kuba ist von außen auch als solches zu erkennen. Man muss wissen wo es was zu kaufen gibt. Und wann. Oder sich durchfragen. Oder auf die Hilfe des Zufalls hoffen. Hatten wir nicht. So sind wir also nur mit Bananen, Wasser und Badesachen unterwegs. Es wird schon irgendwas geben auf dieser Insel.
Schon nach kurzer Zeit stellen wir fest, dass wir bisher auf grandiosen kubanischen Straßen unterwegs waren. Hier scheint Asphalt einer aussterbenden Art anzugehören und die Straße mehr Löcher zu haben als ein Schweizer Käse. Die Bezeichnung Straße bietet sich eigentlich schon mal gar nicht mehr an, es ist eher eine zerstückelte Asphaltpiste der übelsten Art, fahren ist nur in Schlangenlinien möglich, will man ohne Achsbruch und mit heilen Reifen ankommen. So ernten wir auch verwunderte Blicke und breites Grinsen, als wir mit unserem Mietwagen durch die Dörfer hoppeln. Auf den letzten Kilometern - man mag es kaum glauben - verschlimmert sich der Zustand noch, man kann sich eigentlich nur noch entscheiden durch welches der diversen Löcher man fährt...
Cayo Jutias hat genau einen Strand, türkisblaues Wasser, Mangroven wachsen teilweise bis ans Ufer. Schon hübsch. An diesem Strand gibt es einen konkurenzlosen Liegenvermieter, der möchte für seine zwei Liegen samt Sonnenschirm 13 CUC haben. Ups! Das ist irgendwie ganz schön viel... Für alle, die es nicht wissen, der CUC ist dem Dollar angeglichen, insofern ist das ganze auch in Euro nicht viel billiger. Aber egal. Wir wollen uns ja einen schönen Tag machen. Es gibt auch ein kleines Strandbistro, ein junger Mann hat gerade den Tonnengrill mit Holz bestückt und ein Feuer entfacht. Das verspricht zumindest etwas essbares in nächster Zeit. Aber erstmal ab ins Wasser, eine Runde schwimmen und dann auf der Liege trocknen.
Ich mache mich auf den Weg den Strand entlang, um Fotos vom toten Mangrovenholz im türkisblauen Wasser zu machen. Als ich mich umdrehe, sehe ich eine bedrohliche Wolke auf unseren Paradiesstrand zusegeln. Also nichts wie zurück. Wir sind gerade dabei unsere Sachen zusammenzuraffen, als der Himmel seine Schleusen öffnet.
Das ist kein Regen. Das ist ein überdimensionierter Wasserfall. Der kommt von alles Seiten. Alle flüchten sich unter das kleine Palmendach des Strandbistro, das nur in der Mitte etwas Schutz bietet. So stehen wir dichtgedrängt, während der Himmel seine Schleusen so richtig aufdreht und das vorher türkisblaue Traummeer ganz andere Seiten aufzieht. Übrigens haben auch sämtliche Moskitos unterm Palmendach Zuflucht gesucht und freuen sich über die reichliche Auswahl an Nahrung. Das Miteinander gestaltet sich nicht ganz unkompliziert, von überall her erklingt lautes Klatschen und Fluchen.
Irgendwann hört der Regen schließlich auf, doch der Himmel hängt weiterhin voller Wolken. Die Sonnenschirme hat der heftige Wind in die Mangroven geweht, teilweise auch zerissen. Wenn das der normale Verschleiß ist, wird der exhorbitante Preis auf jeden Fall verständlicher... Der junge Mann hat den Grill gerettet, indem er sich heldenhaft an den Schirm klammert und gleichzeitig das Feuer in Gange hält. Dabei gelingt es ihm sogar noch entspannt zu lächeln. Unglaublich!
Soviel Einsatz muss belohnt werden, also bestellen wir uns etwas zu essen. Tatsächlich gelingt es uns auch noch das zu verspeisen, bevor der monsunartige Regen erneut einsetzt und dann auch nicht mehr aufhören will. Wir beschließen zurückzufahren, schaffen es irgendwie aus unseren nassen Klamotten und ins Auto. Mit leicht akrobatischen Einlagen kann man sich auch im Auto umziehen.
Tja, und dann machen wir uns auf den Rückweg. Der sich irgendwie noch schlimmer gestaltet als der Hinweg. Durch das viele Wasser auf den Straßen lassen sich die Schlaglöcher nicht immer lokalisieren und über ihre Tiefe können wir nur mutmaßen. Auf dem Damm, der Cayo Jutias mit dem Festland verbindet, sammeln wir einen völlig durchnässten Mann ein, der stoisch durch den Regen stiefelt. Er spricht nur spanisch, scheint aber ziemlich froh zu sein, dass wir ihn bis zu seinem Dorf mitnehmen.
Manchmal müssen wir anhalten, da auch mit Scheibenwischerstufe zwei einfach nichts mehr zu sehen ist und der Regen gebirgsbachmäßig über die maroden Straßen fließt. Unglaublich! Wir schaffen es trotzdem irgendwann zurück nach Viñales. Auch hier stehen viele Pfützen auf der Straße, der Regen hat aber aufgehört und eine verschämte Sonne schaut zwischen den Wolken hervor.
Als wir am Abend unter einem Verandadach an der Dorfstraße beim Essen sitzen, sind die Pfützen bereits getrocknet. Ein Hund auf der Straße verbellt und verfolgt jeden vorbeikommenden Fahrradfahrer gnadenlos - der scheint Radfahrer nicht zu mögen - ein anderer sitzt auf dem Gehweg vor unserem Restaurant und schaut uns aus traurigen Augen jeden Bissen in den Hals. Die Straßenhunde sind mager, ihnen scheint es hier nicht so gut zu gehen. Auf der gegenüberliegenden Seite steht eine Menschentraube geduldig vor einem Geschäft. Es geht quälend langsam voran, trotzdem wirken die Leute entspannt bei ihrer Warterei. Wer wieder herauskommt, hat einen oder zwei große Kartons dabei, in denen sich augenscheinlich Hähnchenfleisch befindet. Schnallt ihn auf sein Fahrrad - um dann wieder von dem Hund verfolgt zu werden - läd ihn auf die Pferdekutsche, klemmt ihn unter den Arm, um zu Fuß nach Hause zu gehen... Das Leben hat hier einen anderen Rhytmus und andere Prioritäten... Während wir unser Essen verspeist haben, müssen die Kubaner dafür teilweise lange anstehen. Mit gemischten Gefühlen trinken wir unseren Wein aus und schlendern zurück zu unserer Casa.
Wir sind müde und wollen morgen früh los. Unsere Fähre nach Cayo Levisa fährt bereits um 10 Uhr und wer weiß schon, wie die Straße bis zum Fährhafen ist?

(Kostenlose Werbung, da Ortsnennung, Automarkennennung, Restaurantnennung etc.)



  


Kuba 1 - Havanna - Perle der Karibik

Kuba liegt im Trend. Ich höre es aus allen Ecken. Ich lese es in vielen Blogs. Auch in den Sozialen Medien. Viele scheinen in den letzten Jahren dort gewesen zu sein. Viele haben noch vor dahinzufliegen. Was fasziniert so an dieser Karibikinsel? Ist es das karibische Lebensgefühl? Ist es der Einblick in ein isoliertes kommunistische System, das sich dem Tourismus öffnet? Ist es einfach nur ein Badeurlaub?
Auch wir haben uns auf den Weg gemacht. Mit einer bestimmten Vorstellung im Kopf. Mit vielen Informationen aus Reiseführern, Blogs und Youtube-Videos. Vielleicht habt ihr Lust uns zu begleiten. Auf dieser Reise in eine andere Welt. Mal sehen, ob all die Klischees in unseren Köpfen der Wahrheit entsprechen.
Um 2.45 Uhr mitteleuropäischer Zeit heißt es aufstehen. Wir fliegen von Hamburg über Amsterdam nach Havanna. Allerdings müssen wir in Hamburg am Flughafen unsere Visa vorzeigen. Jeder Tourist benötigt für die Einreise nach Kuba ein Visum. Das erhält man über seinen Reiseanbieter oder über die kubanische Botschaft. Tatsächlich muss auf dieser Touristenkarte aber ein Stempel des jeweiligen Reisebüros sein. Ist bei unseren leider nicht drauf. Schreck in der Morgenstunde, was nun? Doch die Flughäfen sind vorbereitet, am Tui-Schalter können wir unkompliziert ein Neues erstehen. Mit Stempel des Reisebüros.
Danach klappt alles ohne Probleme. Drei Stunden Aufenthalt in Amsterdam, dann 10 Stunden Flug und wir sind im Landeanflug über der Karibik. Die Farben des Meeres sind bereits aus dem Flieger wirklich beeindruckend. Zuvor haben wir sorgfältig unsere Visa und die Einreiseerklärung für den Zoll ausgefüllt, die dann am Flughafen tatsächlich niemand so richtig sehen will. Genauso wenig wie die Bestätigung der Auslandskrankenversicherung in spanischer Übersetzung. Überhaupt sind die Einreiseformalitäten nicht mal halb so schlimm wie gedacht. Ein kurzer Blick auf Pass und Visa, einmal in die Kamera schauen, jemand sammelt die Zollerklärung ein und schon stehen wir hinter der Absperrung. Finden unseren Taxifahrer - der Transfer wurde vom Reiseanbieter organisiert - müssen aber noch schnell Geld tauschen. Schnell wird schon mal nichts, von den vier Maschinen, an denen man Bargeld tauschen kann, funktioniert nur eine, es geht quälend langsam voran. Die spanische Bedienungsanleitung ist irgendwie nicht selbsterklärend, jeder Nutzer braucht die Unterstützung der jungen Dame, die gelangweilt danebensteht. Wahrscheinlich hält sie Touristen inzwischen für eine selten dumme Spezie, sie hat kein Lächeln mehr für uns übrig. Irgendwann haben wir dann aber unsere CUC (das ist die Touristenwährung, auf Kuba gibt es nämlich zwei unterschiedliche Währungen, doch dazu später mehr), nur um beim Rausgehen festzustellen, dass sich außerhalb des Terminals eine Wechselstube befindet, inklusive dafür vorgesehenem Personal. Unser Taxifahrer ist wahrscheinlich Kummer gewohnt, er hat die ganze Zeit entspannt und ohne murren auf uns gewartet.
In Havanna ist es inzwischen 16 Uhr, in Hamburg zur selben Zeit 22 Uhr. Sechs Stunden Zeitverschiebung! So sind wir schon ein wenig müde, als auf unserer Fahrt zu unserer Casa Particular in Havanna Vieja das kubanische Alltagsleben an uns vorbeifliegt. Es hat kurz zuvor einen tropischen Regenguss gegeben, riesengroße Pfützen stehen auf den Straßen. Es spritzt zu allen Seiten, wenn Oldtimer, gelbe Taxen, altertümlich anmutende Lastwagen, Motorräder russischer Bauart, mit und ohne Beiwagen, gerne auch mal voller Bananen, durchs Wasser fahren, Pferdekutschen finden sich zwischen all den Fahrzeugen, Menschen halten Pappen über ihre Köpfe, um sich vor dem Regen zu schützen, der immer noch nicht völlig aufgehört hat. Kinder spielen mit einem zerfledderten Ball auf einem Platz Fußball, Menschen tragen ihre Einkäufe nach Hause.
Wir sind angekommen. Havanna Vieja - die Altstadt von Havanna. Hier liegt unsere Casa Particular. Was das ist? So etwas wie ein Gästehaus oder Bed and Breakfast. Eine Möglichkeit außerhalb der Hotels bei Kubanern zu übernachten. Diese müssen hierfür eine teure Lizens erwerben und dürfen dann einen Teil ihrer Häuser an Touristen vermieten. Für Urlauber eine Möglichkeit in Kontakt mit dem kubanischen Alltagsleben zu kommen, für die Kubaner eine lukrative Einnahmequelle.
In der kleinen Gasse, in der noch die Pfützen stehen, sind Häuser eng an eng, viele in unterschiedlichsten Stadien des Verfalls. Zu unserem Zimmer geht es reichlich schmale Stufen hinauf, es liegt auf gleicher Höhe wie die Dachterrasse, die sich widerrum irgendwie zwischen den Häusern mit Blick auf andere Wohnungen, Baustellen und scheinbar unbewohnten Ruinen befindet.

Wir gönnen uns eine kurze Pause, von der schnell angestellten Klimaanlage beweht. Wenig später machen wir uns aber erneut auf den Weg - ignorieren unsere von der Zeitverschiebung rührende Müdigkeit - und erkunden die Gassen der Altstadt.
Landen schließlich in einem Paladar - das ist ein privat geführtes Restaurant - auf einem kleinem Balkon mit schmiedeeisernem Gitter und Blick auf das Treiben in den Gassen. Lauschen den Klängen einer kubanischen Combo, während wir den ersten Mojito trinken und unser kubanisches Essen verspeisen. Am Ende des Abends haben wir nicht nur ihre CD gekauft, sondern auch mit ihnen getanzt. Hola Cuba, wir sind angekommen.

Trotz des schmalen Bettes und des tobenden Lebens in den Gassen um uns herum, haben wir gut geschlafen. Vielleicht wegen des leckeren Mojitos? Wir frühstücken in der Küche unserer Casa, reichlich Früchte, gepressten Saft, Eier, so eine Art Brötchen, Butter und Marmelade. Ein Frühstück, das sich auf unserer Reise ziemlich beständig wiederholen wird. Übrigens mit immer der gleichen Art von Brötchen und für diejenigen, die keine Eier essen, auch gerne mal ohne Frühstücksteller. Manchmal gibt es auch Käse, selten Schinken dazu. Eine der Frauen in der Küche spricht ein wenig Englisch, erklärt uns die Früchte, welche mit und welche ohne Schale zu verzehren sind und fragt nach den Kaffeewünschen. 
Nach dem Frühstück holt uns ein junger Mann zu einem Stadtrundgang ab. Er hat Übersetzer studiert, spricht deshalb ein ziemlich flüssiges Deutsch und führt uns die nächsten Stunden mit interessanten Geschichten durch die Straßen und über die Plätze von Havannas Alststadt. Viele der großen Plätze sind restauriert, die Häuser strahlen in bunten Farben in der Sonne. In den Gassen aber sieht man immer noch reichlich Gebäude, an denen die blasse Farbe von den Wänden blättert und die in den verschiedensten Stadien des Verfalls einen ganz eigenen morbiden Charme versprühen. Was für uns Touristen irgendwie pittoresk erscheinen mag, ist aber für Havannas Bevölkerung Alltag, sie leben innerhalb dieser zerbröckelnden Mauern. Manchmal wirken die Balkone, als würden sie nur noch aus Gewohnheit an der Fassade kleben und bei der kleinsten Berührung zu Staub verfallen. Einigen Häusern scheint genau das zugestoßen zu sein, aus riesigen Schutthaufen ragen einsam noch einzelne Mauern empor. Doch auch in den verfallenen Mauern wohnen noch Menschen, flattert Wäsche auf den Leinen, spielen Kinder im Staub.
Zur Mittagszeit sind wir ziemlich erschlagen von all den Eindrücken und der tropischen Hitze und froh, dass wir in einem klimatisiertem Restaurant - erneut eines der privaten Sorte - eine Pause machen können. Das Essen ist super, der Service großartig und wir haben reichlich Zeit mit unserem Guide über Kuba zu plaudern. Wir erfahren, dass seine Ausbildung nichts kostet, er aber verpflichtet ist für einen bestimmten Zeitraum an bestimmten Tagen für die staatlichen Tourismusorganisationen zu arbeiten. Die Privaten zahlen allerdings deutlich mehr. Langsam werden uns die Tücken dieses Systems bewusst. Die Paralelwelten. Die Unterschiede zwischen denen, die in der Tourismusbranche vom Boom profitieren und denen, die ihre Arbeit außerhalb dieses Bereiches haben. Sie müssen mit dem staatlichen Einkommen ihr Auskommen haben. Und das ist wahrlich nicht hoch, liegt umgerechnet irgendwo zwischen 20 und 50 CUC. Wir werden nachdenklich. In diesem Land profitieren alle von der kostenlosen Bildung, der kostenlosen ärztlichen Versorgung und den Libretas, Lebensmittelmarken über die jeder Bürger etwas Öl, Kaffee, Reis, Bohnen, Nudeln, Eier, Hackfleisch oder Hähnchen erhält. Doch nur einige haben die Chance auf mehr Einkommen, diejenigen die irgendwie im touristischen Bereich tätig sind. Das führt zu der absurden Situation, dass wirklich hervorragende Fachkräfte, wie Ärzte als Kellner in Restaurants arbeiten. Da wird sich Kuba wohl noch etwas einfallen lassen müssen.
Am Nachmittag starten wir dann gemeinsam mit unserem Guide zu einer Stadtführung im Oldtimer, ein unvergessliches Erlebnis. Diese Oldtimer prägen Havannas Straßenbild und wahrscheinlich ist es nur dem Improvisationstalent und Erfindungsreichtum der Kubaner zu verdanken, dass diese alten Fahrzeuge trotz des Embargo der USA, dem Zerfall des ehemals wichtigstem Partner, der Sowjetunion und dem Zahn der Zeit immer noch laufen. Eigentlich unglaublich. Die bunten Oldtimer haben inzwischen Preise von bis zu 70.000 CUC, sind sie doch der Einstieg in eine bessere Welt, denn dank ihnen ergeben sich völlig neue Einkommensmöglichkeiten. 
Wir fahren den Malecon entlang, diesen berühmten Boulevard am Meer, den ich tatsächlich eher enttäuschend finde. Eine Mauer am Meer, eine staubige Asphaltstraße, von Zauber keine Spur. Vielleicht liegt das aber auch im Auge des jeweiligen Betrachters. Wir fahren durch Viertel mit prächtigen Villen in üppigen Gärten, besichtigen Parks, in denen riesige Ficusbäume Schatten spenden. Kein Vergleich zu unseren erbärmlichen Zimmerpflanzen.
Zum Schluss stehen wir auf dem wenig ansprechenden Platz der Revolution, wo die riesigen Konterfeis von Che Guevara und Camilo Cienfuegos an sozialistischen Bauten prangen. Die riesige Asphaltfläche des Platzes wirft die Hitze um ein vielfaches zurück. So sind wir dann schließlich froh, als wir in der Altstadt wieder aus dem Auto steigen können. Unser Guide hilft uns noch beim Geld abheben und Telefonkartenkauf, bevor er sich verabschiedet. Wir werden in Kontakt bleiben.
Zeit für eine Pause in unserem klimatisiertem Zimmer - man muss sich zwischendurch einfach mal runterkühlen - bevor wir uns am Abend erneut auf den Weg machen. Wir suchen das Café Paris, stolpern dabei über einen parkähnlichen Platz, auf dem jede Bank besetzt ist von Menschen, die auf ihr Handy starren. Ah, das muss einer dieser Etecsa-WiFi-Plätze sein, auf denen man mit Rubbelkarte ins Internet kommt. Wir finden noch eine freie Bankecke, rubbeln vorsichtig die Telefonkarte frei - mit einem gefalteten Geldschein, bei Münzen kann es passieren, dass die Geheimzahlen verschwinden und auf ewig geheim bleiben - und stellen fest, dass das mit dem Intenet hier gar nicht so schwer ist und überaschenderweise gut klappt.
Das Essen im Café Paris ist eher unterer Durchschnitt, wahrscheinlich handelt es sich hierbei auch um eines der staatlichen Restaurants, der Mojito ist großartig und auch ohne Zucker zu haben, die Musik ist wunderbar. Menschen bleiben stehen, tanzen auf den Gehwegen, zeigen dabei lächelnd ihre Zahnlücken und bewegen sich auf eine unnachahmliche Weise. Die gute Laune ist ansteckend, die Musiker begeisternd. Ein wirklich toller Abend!
Ein Tag bleibt uns noch in Havanna, bevor es mit dem Mietwagen nach Vinales weitergeht. Wir wollen zur Calejon de Hamel, die außerhalb der Altstadt im Stadtteil Centro liegt, in etwa zwei Kilometer Entfernung von unserer Unterkunft. Hierbei handelt es sich um eine Art Zentrum der afrocubanischen Kultur, Kunst und ihrer Religionen. Ein Künstler hat hier im Jahr 1990 begonnen diese Häuserzeile mit quietschbunten Graffitis zu bemalen. Heute wird hier getrommelt, Rumba zelebriert und überhaupt nehmen Musik, Kunst und der Santeria-Kult einen großen Raum ein. Das wollen wir uns ansehen. Wir beschließen den Weg dorthin zu Fuß zu machen, da wir uns noch mehr Eindrücke vom Alltag der Menschen in Havanna erhoffen. Eine gute Idee, so können wir bei Autoreparaturen zusehen und kommen tatsächlich mit Leuten ins Gespräch. Es scheinen nicht so viele Touristen durch dieses Viertel zu laufen. 
Es ist noch ziemlich leer, als wir am frühen Vormittag dort ankommen. Schon beeindruckend, was hier an fantasievollen, farbenfrohen Sachen entstanden ist. Leider scheinen wir die falsche Zeit gewählt zu haben. Nirgends ist Musik zu hören und alles wirkt ein wenig schläfrig. So sitzen wir eine Zeit lang mit einem Café in der Bar el Barracon de Hamel und bummeln eine Weile zwischen der Kunst herum, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen.
Weil es auf die Mittagszeit zugeht und uns jetzt schon ziemlich heiß ist, gönnen wir uns dafür so eine Art Fahrradrikscha, die hier überall auf Kunden warten. Der arme Fahrer muss sich ganz schön anstrengen, um uns zwei Europäer wieder in die Altstadt zu kriegen. Er bekommt dafür aber auch ein ordentliches Trinkgeld und eine große Flasche Wasser. In der Altstadt findet grad so eine Art Festival statt, von überall dröhnt die Salsamusik, bunt gekleidete junge Männer und Frauen machen Musik, tanzen, das ganze wirkt wie ein gesamter, pulsierender Organismus. Wir lassen uns eine Weile treiben, essen noch etwas in einer hippen Bar mit Blick auf die Plaza Vieja, bevor wir einen Teil des Nachmittags wieder unter unserer Klimaanlage verbringen. 
Die Zeit des frühen Abends nutzen wir um auch einmal einen Blick auf das Capitolio im Herzen Havannas zu werfen. Als eine der meist besuchtesten Sehenswürdigkeiten, darf das natürlich auch hier nicht fehlen. Der bewölkte Himmel gibt dem ganzen heute ein eher düsteres Ambiente, hoffen wir, dass es sich dabei nicht um eine Art Omen handelt. Nachempfunden wurde dieser Bau dem Kapitol in Washington, was man unschwer erkennen kann, fertiggestellt wurde es 1929.
Für den Abend haben wir einen Tisch im Restaurant Elizade bestellt, in dem wir bereits am gestrigen Tag mit unserem jungen kubanischen Reiseführer waren. Hier gibt es nicht nur ausgesprochen leckeres Essen, sondern darüber hinaus auch einen guten chilenischen Wein und einen ganz besonderen Koberer, der vor dem Restaurant wirklich eine sehr gute Show abliefert. 
Den Rest des Abends genießen wir die laue Luft, freuen uns über die Möglichkeit endlich mal leicht bekleidet durch eine Stadt zu schlendern - noch dazu eine so großartige wie Havanna - schlürfen den ein oder anderen Mojito, während die Salsamusik den Weg in unsere Ohren findet und in unseren europäisch steifen Gliedmaßen ungeahnte Bewegungswünsche entstehen lässt...
Havanna, du hast uns verzaubert. Wir sind schon sehr gespannt auf den Rest Kubas.


(Kostenlose Werbung, da Orts- und Restaurantnennung)