Namibia - das unbekannte Tirasgebirge

Irgendwie ist es mir entgangen, dass dieses Video gar nicht auf meinem Blog zu finden ist. Dabei war sowohl die Strecke dorthin, als auch der Aufenthalt dort großartig. Seid ihr schon einmal im Tirasgebirge gewesen? Kennt ihr die Ranch Koiimasis? Die Fest-In-Fels-Lodge? Nein? Dann lasst euch inspirieren von meinem kleinen Video. Vielleicht findet ihr selber irgendwann den Weg dorthin. Und sei es nur, um die spektakuläre D707 zu fahren. Viel Spaß dabei.


(Werbung, da Unterkunftsnennung)

Der Krügerpark - Tiere, Tiere, Tiere - vom Phalarbowa-Gate zum Olifantcamp

Der Krüger Park. Eines der bekanntesten und größten Naturschutzgebiete der Welt. Schon deshalb ein absolutes Muss für unseren Südafrikaurlaub Nummer vier. Man stelle sich das Bundesland Hessen als Nationalpark vor, dann hat man in etwa die Größe des Parks. 20.000 Quadratkilometer Lebensraum für all die Tiere, von denen viele inzwischen kurz vor der Ausrottung stehen. 13.000 Elefanten soll es dort noch geben, 1600 Löwen, 2000 Leoparden, 40.000 Büffel, 8000 Giraffen, 300 Wild Dogs, 150 Geparden und jede Menge Antilopen. Ihr vermisst die Nashörner? Nein, ausgestorben sind sie noch nicht, keine Angst. Aber nachdem allein im Jahr 2016 mehr als 1000 Nashörner im Krügerpark den Wilderern zum Opfer fielen, damit das Horn irgendwelchen durchgeknallten irrgläubigen Asiaten zu mehr Gesundheit und Potenz verhelfen sollte, wird die Anzahl der verbliebenen Nashörner und auch deren Sichtungen nicht mehr bekannt gegeben. Hoffen wir, dass es hilft.
Wir sind jedenfalls gespannt, auf welche Tiere wir treffen werden, als wir am späten Vormittag am Phalarbowa Gate einchecken. Bekanntes Prozedere am Gate, Anmelden mit Pässen und allem was dazugehört, einschließlich der Frage, ob man Waffen mit sich führe. Eine Frage, die mich erneut jedesmal irritiert. Welcher Normalbürger führt schon Waffen mit sich? Und wenn ich als Wilderer tatsächlich nicht durch irgendwelche Zäune, sondern offiziell durchs Gate anreise, würde ich meine Waffen dann angeben? Nunja, es gehört sicher zur vorgeschriebenen Prozedur und die gehört abgearbeitet.
Unsere ersten Sichtungen sind jede Menge Impalas, die sich von uns nicht wirklich stören lassen und einfach dekorativ am Straßenrand stehen bleiben. Die erste Giraffe dagegen läuft direkt vor uns über die Straße, gut dass wir - wie vorgeschrieben - langsam unterwegs sind. Auf Asphaltstraßen im Park darf man bis zu 50 km/h fahren, auf den restlichen Straßen lediglich 40 km/h. Und das ist auch gut so, denn die Tiere kennen keine Straßenregeln und tauchen manchmal sehr spontan und unerwartet vor einem auf. Übrigens wird tatsächlich auch geblitzt im Krügerpark.
Unsere ersten Elefanten verstecken sich noch verschämt hinter dem Buschwerk, die ersten Zebras stehen dagegen im Sandsturm. Eigentlich ist Frühling in Südafrika, aber hier ist außer ganz vereinzelten grünen Blättern nichts davon zu bemerken. Der Krügerpark hat noch keinen Tropfen Regen abbekommen, deshalb ist es hier noch so kahl wie in den Wintermonaten. Gut für die Tiersichtungen, schlecht für die Tiere.
Wir machen eine Pause in Letaba, trinken einen Kaffee und fahren dann weiter Richtung Olifantcamp. Auch für die kleinen Tiere wird gehalten, es gibt eine großartige Vogelwelt im Park.
Das Camp erreichen wir um 17 Uhr, checken ein, zahlen die Parkgebühren und beziehen unsere Perimeterbungalows. Die stehen immer an der Außengrenze des Camps und im Olifant überblickt man den Fluss, der unterhalb fließt. Es ist allerdings ziemlich kalt und windig geworden, so dass wir uns schnell ins Restaurant verziehen, um uns den Bauch vollzuschlagen. Danach gehts früh ins Bett, denn für den nächsten Morgen haben wir einen Morningdrive gebucht, der bereits um 5 Uhr startet.
Das ist ziemlich früh! Es ist kalt und stockfinster. So stehen tatsächlich nur sechs Personen am Treffpunkt und wir haben einen riesigen Safaritruck nur für uns. Und unglaubliches Glück an diesem Morgen.
Als es beginnt zu dämmern, überaschen wir eine Hyäne, die sich im Buschwerk zur Ruhe begeben wollte. Immer diese Störungen! Dann geht es Schlag auf Schlag, ein Highlight folgt dem nächsten. Nachdem wir um eine holperige Kurve gebogen sind, stopt der Truck und unser Guide zeigt mit dem Zeigefinger in einenen Baum. Ein Leopard! Mit seinem Futter - einer Antilope - die elegant über einem Ast drapiert auf ihre Verwertung wartet. Wir wagen kaum zu atmen...
Was für ein Erlebnis! Irgendwann macht sich er Leopard von dannen, wahrscheinlich steht er nicht so auf Zuschauer beim Schlafen. Doch wir sind nur eine kurze Weile unterwegs, da wartet schon der nächste Leopard am Wegesrand. Entspannt liegt er in den Büschen und beobachtet uns, während wir ihn beobachten.
Was für eine wunderschöne Katze. Und was für ein Glück, dass wir gleich zwei Sichtungen hintereinander haben. Dieses Tier ist eigentlich nicht so leicht zu finden und fehlt vielen Leuten, die im Urlaub auf der Suche nach den Big Five sind, die da wären: Elefant, Büffel, Nashorn, Löwe und Leopard. Und nur eine kurze Wegstrecke weiter liegt dann auch noch ein Löwenrudel. Ihre zarten Näschen scheinen die Luft zu überprüfen, kritisch und vorsichtig, während sie entspannt eine Siesta halten. Wahrscheinlich wittern sie den Leoparden, der seinen Platz verlassen hat und sich geschmeidig und langsam in Richtung Löwenrudel bewegt.
Der Leopard scheint abgedreht zu haben, es kommt zu keiner Begegnung. Wir machen uns auf den Weg zurück ins Camp, mehr geht eigentlich gar nicht. Aber weit gefehlt. An einer Brücke über den Olifants halten wir erneut, dürfen den Wagen verlassen und realisieren erst dann, dass sich unter uns auf den grünen Wiesen neben Impalas und Wasserböcken ein Rudel Wilddogs befindet. Wir können kaum fassen was für ein Glück wir haben, denn wie ihr oben sicher gelesen habt, gibt es davon nur zirka 300 Tiere im Park.
Das Rudel besteht aus vier erwachsenen Tieren und einer Menge verspielter Halbwüchsiger, die viel Spaß daran haben sich gegenseitig durch das Gelände zu jagen. Immer beäugt von den skeptischen Wasserböcken auf der anderen Seite des Flusslaufes. Die afrikanischen Wildhunde, wie sie auf Deutsch heißen, sind vom Aussterben bedroht, es gibt nur noch knappe 5000 Tiere auf dem afrikanischen Kontinent. Dabei handelt es sich um sehr soziale Tiere, die ungemein fürsorglich und hilfsbereit miteinander umgehen und sich sogar um die verletzten und kranken Tiere in ihren Rudeln kümmern. Sie sind erfolgreiche Jäger, erfolgreicher als ein Löwenrudel, und da liegt wahrscheinlich einer der Gründe für ihre Ausrottung. Bauern betrachten die Hunde als Gefahr für ihren Wildbestand und erschießen generell jeden Wildhund, den sie sehen. Ich hoffe nur, dass es den Wölfen bei uns nicht bald ähnlich ergeht.
Irgendwann verlassen wir unseren Aussichtspunkt auf der Brücke und erreichen schließlich total geflasht das Camp. Zeit für Frühstück und Pause, um all das Erlebte zu verarbeiten. Am Nachmittag machen wir uns aber erneut mit unserem eigenen Fahrzeug wieder auf den Weg. Wir nehmen fast die gleiche Strecke und sehen völlig andere Tiere. Erdhörnchen zum Beispiel.
Viele Elefanten. Entspannte Elefanten, die keine Angst haben auch mal auf Tuchfühlung zu gehen.
Auch ein Krokodil gibt sich die Ehre.
Wir halten an der Nwamanzi Beobachtungsstelle, hier darf man das Auto auf eigene Gefahr verlassen. Nach wie vor ist mir unklar, warum die Tiere wissen sollten, dass sie hier nichts zu suchen haben. Manche Tiere wissen das auch tatsächlich nicht. Wie die kleinen Äffchen im Baum, die sich aus einem leichtsinnigerweise offenstehendem Auto eine leere Chipstüte geklaut haben. Wahrscheinlich haben sie Hunger, die Bäume sind ja noch kahl, der Tisch ist also nicht wirklich reichlich gedeckt. Doch die leere Chipstüte hilft ihnen auch nicht weiter und scheint sie eher zu frustrieren.
Sie versuchen ihr Glück auch bei unserem Auto, doch wir haben ordnungsgemäß abgeschlossen.
Von hier aus kann man wunderbar auf die vielen Hippos im Fluss herabsehen, die auf eine der Vielen Inseln liegen und ihre dicken Leiber der Sonne entgegenstrecken. Apropos Sonne. Es ist deutlich wärmer geworden, fast schon Sommertemperatur.
Auf dem Rückweg zum Camp queren wir noch einmal die Brücke, doch es sind keine Wilddogs mehr zu sehen. Lediglich einige Wasserböcke, die scheinbar entspannt im Wasser stehen.
An diesem Abend können wir im Restaurant draußen sitzen., während die Sonne spektakulär im Westen untergeht und gefühlte Tausende von Fledermäusen über uns hinwegflattern. Morgen verlassen wir das Olifantcamp und es geht weiter nach Skukuza- Mal sehen was sich noch alles am Straßenrand findet.



Kosi Bay - ein Paradies

Wir waren auch im Jahr 2017 in Südafrika und mehrere Tage in einem kleinen Guesthouse in St. Lucia. Die beiden entzückend hilfsbereiten Damen, die dieses Gästehaus führen, erzählten uns, dass sie noch eine weitere Unterkunft eröffnen wollten, und zwar in Kosi Bay. Und dann schwärmten sie davon, wie paradiesisch es dort wäre, wie unberührt und so ganz anders, als alles was wir bisher gesehen hätten. Tja, was blieb uns anderes übrig als uns das in diesem Jahr mal anzusehen.
Und was soll ich sagen? Es ist einfach großartig!
Der äußerste Nordosten KwaZulu-Natals von der mosambikanischen Grenze bis nach Sodwana Bay ist wirklich noch eine recht ursprüngliche Region Südafrikas. Die Küstenregion gehört zum Isimangaliso Wetlandpark und Kosi Bay ist ein Teil davon.  Vier Seen sind hier über eine Reihe von natürlichen Kanälen miteinander verbunden, es gibt ein sandiges Mündungsbecken, das alles auch noch mit dem indischen Ozean verbindet. Man findet dort Palmen- und Mangrovenwälder, Papyrus und Feigenbäume, die Vegetation ist wunderbar exotisch. Im Wasser sollen sich Flusspferde, Krokodile und auch Zambesi-Haie tummeln, aber auch jede Menge andere bunte Meerestiere. Das wollen wir uns natürlich ansehen und deshalb verbringen wir zwei Tage in der Kingfisher Bush Lodge.
Von hier aus ist es nicht weit bis zum Eingang des Nationalparks und nach einer kurzen Badepause im Pool machen wir uns auf, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Für alle, die ohne Allrad unterwegs sind, sei gesagt, dass hier mit der Fortbewegung durchaus Probleme auftreten könnten. Unser Ford Ranger bringt uns zuverlässig zum Parkeingang und tatsächlich dürfen wir auch ohne Ticket für 30 Minuten schauen gehen.
Just hundret meters, sagt die junge Dame an der Rezeption, ein bißchen weiter ist es dann schon, aber fünf Minuten später stehen wir am kristallklaren Wasser. Traumhaft! Wir beschließen, dass wir morgen einen Bootsausflug machen werden.
Den Abend verbringen wir in der Lodge, wo zum Dinner der Grill angeschmissen wird. So sitzen wir lecker schmausend in der Dämmerung und genießen die Stille. Naja, richtig still ist es nicht, es gibt jede Menge Grillen und andere kleine Lebewesen, die durchaus in der Lage sind Krach für mindestens doppelt so große Tiere zu machen.
Am nächsten Morgen werden wir nach dem Frühstück abgeholt und zum Strand gebracht, übrigens mit einem Fahrzeug ohne Allrad. Das geht tatsächlich auch, allerdings muss man die Strecke wohl sehr gut kennen und eine dementsprechende Fahrweise haben. Kurze Zeit später sitzen wir auf unseren Plastikstühlen an Bord und werden über den ersten See geschippert. In der Ferne können wir die ersten traditionellen Fish Kraals der Thongas erkennen. Ihr wisst nicht was das ist? Als Kraal bezeichnet man normalerweise einen Viehpferch, doch ein Fischkraal ist eher eine Art Reuse, aber deutlich größer. Aus Ästen wird ein Kanal gebaut, an dessen Ende sich ein Korb mit einem ventilartigem Eingang befindet. Hier können die Fische hinein, aber nicht mehr hinaus schwimmen. Die Strömung spielt dabei ebenfalls eine wichtige Rolle. Diese nachhaltige Methode wird hier schon seit hunderten von Jahren genutzt. Kleinere Fische werden wieder ins Meer entlassen, die größeren auf einen Speer gespießt.
Die Kanäle, die die einzelnen Seen verbinden, geben uns das Gefühl irgendwo in der Karibik unterwegs zu sein. Kristallklares Wasser, Palmen, Mangroven und eine spektakuläre Vogelwelt säumen die Ufer. Hier lass ich einfach mal die Bilder sprechen:
Tatsächlich gehört zu unserem Ausflug auch noch ein Schnorchelabenteuer. Man kann nämlich in diesen Seen auch wunderbar schnorcheln. Allerdings nur, wenn man weiß wo sich die Hippos und die Krokodile gerade aufhalten. Die hatten wir nämlich kurz zuvor im Wasser entdeckt. Also die Hippos.
Unser Kapitän weiß das natürlich und sondiert noch einmal ordentlich das Gelände, bevor er uns zu Wasser lässt. Zuvor hat er das Boot so am Ufer positioniert, dass es auch für uns nicht mehr ganz so jungen Leuten möglich ist, entspannt in die Fluten hinein und auch wieder herauszukommen. Das Wasser ist wunderbar warm, kristallklar und zum schnorcheln einfach großartig. Obwohl so ein leicht mulmiges Gefühl bleibt, denn wer weiß schon, ob die Krokodile und Hippos auch wissen, dass sie hier nichts zu suchen haben.
Nachdem wir eine Weile geschnorchelt haben, klettern wir wieder ins Boot, ziehen uns um und machen uns auf den Rückweg. So einen Bootsausflug kann ich wirklich nur empfehlen, denn nirgendwo bekommt man einen so guten Einblick in die Lebensweisen und diese Region, wie vom Wasser aus. An den Ufern wird noch traditionell das Ried geerntet, man sieht farbenfroh gekleidete Frauen Garben daraus binden, Fischer sind im Wasser unterwegs, um ihre Reusen zu leeren. Es gibt ein kleines Floss, das als Fähre dient, um die Kanäle überqueren zu können und kleine Felder, auf denen Gemüse wächst, in den Buchten liegen traditionelle Boote, die aus langen Ästen zusammengebunden sind. Alles wirkt auf uns irgendwie pittoresk, spiegelt aber doch nur wieder, wie die Menschen in dieser Gegend leben.
Am Himmel sind inzwischen etliche Wolken erschienen, der Wind hat aufgefrischt, als wir erneut an unserem Steg im Nationalpark anlegen. Nachdem das Boot gut vertäut ist, klettern wir wieder ins Auto, um uns zurück in unsere Lodge fahren zu lassen. Wir haben nur einen kleinen Einblick in diese Region erhalten, sind uns aber sicher, dass man hier auch einen längeren Aufenthalt haben kann. Also, Kosi Bay, vielleicht bis zum nächsten Mal.

(Werbung, da Ortsnennung, Lodge- und Automarkennennung)


Der Sani-Pass von Südafrika nach Lesotho - ein letztes Abenteuer

Unser Südafrikaurlaub ist inzwischen auch schon wieder Geschichte. Vier Wochen haben wir in unserem Lieblingsland verbracht, viele Orte zum zweiten oder dritten Mal besucht, viele Sachen das zweite oder dritte Mal gemacht. Wiederholungen vertiefen den Eindruck, Orte sind nicht immer gleich, Dinge ändern sich. Manches ist schöner, manches weniger schön, als beim letzten Mal, aber auf jeden Fall nie gleich.
Aber natürlich haben wir auch Neues in unsere Reiseroute eingebaut und davon will ich euch heute berichten. Wir haben im letzten Winter viel über den Sani-Pass gelesen. Das ist eine Passstraße, die den Osten Lesothos mit Südafrikas Provinz KwaZulu-Natal verbindet. Die einzige Passstraße übrigens. Und die führt hinauf in die Drakensberge auf eine Höhe von 2873 Meter über den Meeresspiegel. Unendliche viele Serpentinen warten dort auf den Reisenden, die letzten 1330 Höhenmeter werden auf einer Länge von 6,5 km mittels zahlreicher haarstäubender Haarnadelkurven überwunden. Damit ist der Pass der drittsteilste der Welt. Und natürlich ist er nicht asphaltiert, obwohl die Südafrikaner da tatsächlich zur Zeit dran arbeiten. Ohne Allradantrieb darf der Pass nicht befahren werden und das hat seine guten Gründe. Erst haben wir überlegt das Abenteuer organisiert anzugehen, aber nach Abwägen des Für und Wider haben wir uns dagegen entschieden. Wir hatten einfach keine Lust eng aneinandergepresst und schwitzend in einem Fahrzeug durchgeschüttelt zu werden, noch dazu ohne die Entscheidungsmöglichkeit an den Stellen zu halten, um zu fotografieren oder was auch immer, an denen wir das für richtig halten. Also haben wir für diesen Urlaub das erste Mal ein Allradfahrzeug gemietet. So eins, bei denen ich in Deutschland immer denke, wofür braucht man das hier? Für unsere Südafrikareise war es aber goldrichtig.
Auf dem Weg zu unserer Unterkunft in Underberg bekommen wir reichlich Regen ab. Für Südafrika toll, für Urlauber eher weniger und für das Befahren des Sanipasses schon mal gar nicht. Doch während wir in unserer schottisch anmutenden Unterkunft, der Umzimkulu River Lodge,  Nachmittags die Umgebung erkunden, reißt der Himmel auf, die Sonne lugt hinter den Wolken hervor und wir können die Regenjacken wieder beiseite legen.
Der Frühling hält hier gerade Einzug, überall grünt und blüht es, die männlichen Webervögel bauen eifrig an ihren Nestern, immer in der Hoffnung, dass ihre kunstvollen Bauten vor den Augen der Damen Gnade finden und nicht gleich wieder zerstört werden. Während unseres Spazierganges haben wir einen treuen Begleiter, der zur Lodge gehörige Hund, Pims, ist uns stets ein wenig voraus, als wolle er uns die schönsten Stellen des Grundstückes persönlich vorstellen. Die Katze der Lodge - Cleo ist ihr Name - ist dagegen selten draußen zu sehen. Sie hält sich bevorzugt in der Bar auf, entweder gleich direkt auf dem Tresen oder anmutig auf einem der Barhocker.
Die Lodge kann ich übrigens uneingeschränkt empfehlen, wir haben uns während unseres Aufenthaltes dort wirklich sehr wohl gefühlt.
Doch ich schweife ab. Wir waren beim Wetter, das sich grad deutlich gebessert hat. Und auch die Wettervorhersage für den nächsten Tag ist ausgezeichnet. Es soll ein klarer, sonniger Tag werden, also steht unserem Ausflug nach Lesotho nichts im Wege.
Um neun Uhr geht es los. Von Underberg führt die Strecke nach Himeville - übrigens ein sehr pittoresk wirkendes Städtchen - und hier befindet man sich bereits auf einer Höhe von 1500 Metern über dem Meeresspiegel. Die Bergkette der Drakensberge sticht ihre zackigen Gipfel in den blauen Himmel, die Luft ist klar und frisch. Kurze Zeit später ist Schluss mit Asphalt, die Holperstrecke beginnt. Allerdings führt sie uns erst einmal durch diverse Baustellen. Immer wieder müssen wir auf der schmalen Fahrbahn Baufahrzeugen ausweichen, stehen vor einem Stopschild oder müssen warten bis die Lastwagen ihren Sand abgekippt haben. Es tut sich was am Sanipass, Südafrika ist dabei diesen Pass zu asphaltieren, vielleicht ist das Abenteuer Sanipass in den kommenden Jahren gar kein Abenteuer mehr. Gut dass wir jetzt unterwegs sind. Allerdings gehen Kritiker davon aus, dass diese Arbeit frühestens 2026 oder auch gar nicht beendet werden wird. Was für die Anbindung Lesothos sicher nicht schön ist, für das Abenteuerfeeling aber schon.
Langsam schrauben wir uns höher, unser Ford Ranger tut zuverlässig das, was man von ihm erwartet. Wir werden ordentlich durchgeschüttelt, noch haben wir aber auch kein Allradantrieb zugeschaltet. Bis zur südafrikanischen Grenzstation auf 1900 Metern ist das auch nicht nötig. Hier muss man sein Auto verlassen, den Pass für das obligatorische Gestempel bereithalten und schon geht es weiter. Dann steht auch schon die erste Wasserdurchfahrt an. Nichts spektakuläres, nur das Regenwasser des gestrigen Tages, das sich in einer Senke gesammelt hat. Aber durchaus eine neue Erfahrung.
Die Ausblicke sind sensationell, das Geschüttel auch. Die Strecke ist schmal und steinig, an einigen Stellen ziemlich steil und schließlich ist der Zeitpunkt gekommen den Allradantrieb dazuzuschalten. Hach, was für eine Erleichterung. Der Wagen scheint sich fast selbständig stetig und langsam bergan zu schrauben. Wir nutzen fast jede Ausweichstelle um anzuhalten und den gigantischen Ausblick zu genießen. Unfassbar, dass wir soviel Glück mit dem Wetter haben. Übrigens haben wir unterwegs auch einige Wanderer überholt, die den Pass zu Fuß bewältigen wollen. Sicher auch kein Spaziergang, da lasse ich mich doch lieber durchschütteln.
Bevor man die Passhöhe erreicht, hat man die engsten Kehren mit den schwierigsten Steigungen vor sich. Hier muss außerdem der Gegenverkehr abgewartet werden, zwei Fahrzeuge nebeneinander sind in den Kehren gar nicht möglich, manchmal muss sogar zurückgesetzt werden, um die Wendung zu bewältigen. Zeit das Auge schweifen zu lassen und den anderen Fahrzeugen zuzusehen.
Nach knappen drei Stunden ist es dann aber geschafft! Wir sind oben! Auf 2873 Metern erwartet uns das Passschild und Lesothos Grenzübergang.
Die Grenzformalitäten sind schnell erledigt, noch dazu mit freundlichem Lächeln, das sind wir so gar nicht mehr gewohnt. Zeit den höchsten Pub Afrikas zu besuchen. Das Wetter ist so großartig, dass wir unseren "Gluhwein" sogar auf der Terrasse des Pubs trinken können. Eigentlich ist es fast zu warm für einen Glühwein, aber so ein Getränk auf 2873 Metern mitten in Afrika, das hat schon was. Untermalt wird das ganze von einer musikalischen Einlage einiger junger Basothos - so heißen die Einwohner Lesothos - die sich richtig ins Zeug legen. Eingehüllt in Decken, allesamt in Gummistiefeln überzeugen sie sogar ihren Hund davon mitzumachen.
Lesotho ist ein sehr armes Land. Aber auch ein Königreich. Eine parlamentarische Monarchie nämlich. Die meisten Menschen arbeiten unter einfachsten Bedingungen in der Landwirtschaft, die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Aidsrate ebenfalls. Alle Einwohner, die wir sehen, sind in eine Decke gehüllt und ihre Füße stecken in Gummistiefeln. Die Decke ist wohl so etwas wie ein Statussymbol, bei den hier häufig herrschenden Temperaturen aber darüber hinaus sicher auch eine Notwendigkeit. Warum aber die Gummistiefel? Ich kann mich aus meiner Kindheit nur an eisekalte Füße in Gummistiefeln erinnern. Der Wärmefaktor scheint also nicht der ausschlaggebende Faktor für ihre Benutzung zu sein. Vielleicht gibt es eine großartige Gummistiefelfabrik in Lesotho? Oder das Königshaus hat den Anspruch seine Bewohner mit Schuhen auszustatten? Und hat Gummistiefel gewählt? Ich weiß es einfach nicht.

Wir erkunden noch ein wenig die Umgebung. Die Menschen hier leben unter einfachsten Bedingungen in der kargen Umgebung. Irritiert sind wir deshalb über die Straßenverhältnisse hier oben in Lesotho. Eine wunderbar asphaltierte Straße schraubt sich noch höher in das Gebirge. Warum ist die hier? So viele Autos scheint es in Lesotho gar nicht zu geben. Irgendwann werde ich das nachlesen müssen.
Es wird Zeit wieder runter zu fahren. Eigentlich hatten wir hier oben eine Übernachtung gebucht, aber aufgrund eines Zwischenfalls musste die Lodge leider alle Reservierungen canceln. So bleibt uns keine Zeit, um mehr Eindrücke zu sammeln. Da müssen wir wohl noch einmal wiederkommen.
Bergab ist, obwohl kaum möglich, noch anstrengender als bergauf. Zwei Begegnungen werden mir dabei in Erinnerung bleiben. Ein vollbesetzter Toyota Kleinbus - sicher ganz ohne Allradantrieb und auch ohne Bodenfreiheit - kommt uns an einer steilen Strecke entgegen, muss wohl seinen Schwung ausnutzen und hält somit nicht an der Kehre, die tatsächlich Ausweichmöglichkeiten geboten hätte, sondern versucht irgendwie an uns vorbeizukommen. Was nicht klappt. Zentimeterweise schieben wir uns schließlich aneinander vorbei, während aus den offenen Fenstern des Busses lautstarke Musik die Bergwelt beschallt. Manchmal bestimmen die wirtschaftlichen Verhältnisse die Fahrzeugklassen. Und es muss halt irgendwie gehen. Apropos gehen. Das ist die zweite Begegnung. Ein alter Mann mit wettergegerbtem Gesicht, in die obligatorische Decke gehüllt und mit Gummistiefeln an den Füßen stapft uns entgegen die steile Strecke hinauf. Er hat Feuerholz gesammelt, das trägt er in den Armen hinauf nach Lesotho. Dort oben über der Baumgrenze gibt es kein Holz. Seine gesammelten Stöcke ragen soweit in die Straße, dass wir anhalten müssen, damit wir nicht dagegen stoßen. Was für ein mühsames Leben. Wir wissen oftmals nicht zu schätzen, wie priviligiert wir sind.
Endlich wieder auf der Asphaltstraße angekommen, stellen wir fest, dass sich der Himmel wieder zugezogen hat. Die Gipfel der Drakensberge sind inzwischen wolkenverhangen. Was haben wir doch für Glück gehabt!

(Werbung wegen Orts-, Hotel,- und Automarkennennung)