Namibia 4 - die Tirasberge - für nur eine Zwischenübernachtung viel zu schade!

Zeit  auch Lüderitz wieder zu verlassen. Wie es dort war, könnt ihr nachlesen unter Namibia 3 - Wildpferde, Lüderitz und die Geisterstadt Kolmannskuppe
Heute begeben wir uns das letzte Mal für viele Tage auf eine Teerstraße, nämlich den Weg zurück, den wir auch gekommen sind. Ab Aus gibt es dann erstmal nur noch Pisten. Hoffentlich werden wir nicht so durchgeschüttelt wie auf der C 12. Die C 13, die kurz hinter Aus abzweigt, entpuppt sich zwar als holperig, ist aber eigentlich ganz gut befahrbar. Um unsere Gästefarm, die Fest-in-Fels-Lodge auf der Koiimasis Ranch zu erreichen, müssen wir auch die C 13 wieder verlassen und auf die D 707 wechseln. In meinem Reiseführer konnte ich lesen, dass die Fahrt entlang dieser Straße zu den landschaftlichen Highlights Namibias gehört und das kann ich nur bestätigen.
Die recht gut befahrbare Piste führt durch eine traumhafte Landschaft in unterschiedlichsten Variationen von braun und rot, links die Namibwüste, rechts das Tirasgebirge. Auf der gesamten Strecke begegnet uns nicht ein einziges Fahrzeug, es gibt auch keinen Handyempfang. Absolut einsam ist es hier und dabei wirkt die majestätische Umgebung schon fast unwirklich. Die vorüberziehenden Wolken zaubern zusätzlich Licht- und Schattenspiele auf das Panorama. Nichts scheint beständig und irgendwie gerade doch, so als würden Berge und Wüste schon Jahrmillionen so unter der Sonne liegen.
Irgendwann geht rechts der Farmpfad ab. Tor auf - durchfahren - Tor zu. Das ganze viermal auf zwanzig Kilometern. Schmal und sandig ist die Piste. Aber das merken wir gar nicht, so fasziniert sind wir von der Landschaft. Eigentlich sitzen wir die ganze Zeit mit offenen Mündern staunend im Auto und halten ständig zum fotografieren an.
Wir benötigen über eine Stunde um unsere Lodge zu erreichen. Sie liegt versteckt an einem Berghang und wüsste man nicht, dass sie da ist, würde man sie vermutlich übersehen. Unsere  Bungalows sind wirklich nicht zu übertreffen. In die Felsen gebaut, die gleich auch noch in die Zimmer integriert wurden.
Begrüßt werden wir von Brigitte, die uns durch die Lodge führt. Hier hat jemand mit einem Blick für Harmonie seinen Traum verwirklicht, allerdings mit viel harter Arbeit, wie eine ausliegende Fotodokumentation der Bauphase zeigt. Diese Lodge wird auf jeden Fall in meine Rubrik Besondere Unterkünfte aufgenommen, sobald das passiert ist, findet ihr hier einen Link.
Ein Teil unserer Gruppe beschließt eine kurze Wanderung auf einem ausgeschilderten Pfad zu unternehmen, wie ich finde tatsächlich eher für Bergziegen geeignet. Ich entscheide mich deshalb für den Pool, von dem aus man ins Tal blicken kann. Die Tochter und ihr Freund machen sich mit unserem Toyota wieder auf, um die Reitmöglichkeiten auf der dazugehörigen Ranch Koiimasis zu nutzen.
Irgendwann ziehen Wolken über dem Gebirge auf, wir können sehen, dass sich über einigen Nachbartälern Schauer abregnen. Auch hier fallen einige Tropfen, die es aber nicht schaffen den ausgetrockneten Boden zu durchnässen. Unsere beiden Reiter, die in so einem Nachbartal unterwegs sind, werden ziemlich durchnässt. Der Ranchbesitzer, der mit ihnen reitet, freut sich und meint, wenn sie jedesmal Regen mitbringen dürfen sie gerne wiederkommen.
Pünktlich zum Sonnenuntergang reißen die Wolken wieder auf und tauchen die Landschaft in rotgoldenes Licht. Der Wechsel des Farbspieles wirkt, als hätte ihn jemand extra choreografiert. Irgendwann ist die Sonne dann entgültig untergegangen und wir treffen uns zum gemeinsamen Dinner. Wir sind alleine in der Lodge, die nur vier Chalets hat, sitzen an einem großen hölzernen Tisch im vom flackernden Kerzenschein erhellten Speiseraum und genießen die leckere Hausmannskost. Es ist wirklich sehr schade, dass wir hier nur eine Zwischenübernachtung haben, hier hätte man deutlich länger bleiben müssen.


Namibia 3 - Wildpferde, Lüderitz und die Geisterstadt Kolmannskuppe


Noch einmal frühstücken im Canyon Roadhouse - diesmal mit Giraffe Melmann - und dann ein früher Aufbruch, bis Lüderitz sind es fast 400 Kilometer, das kann dauern. Wie es hier am Fishriver-Canyon war, könnt ihr nachlesen unter: Namibia 2 - der Fishriver Canyon und das Canyon Roadhouse
Doch zuerst heißt es tanken und erneut Luft auffüllen. Irgendwie verliert der linke Hinterreifen Luft. Das muss im Auge behalten werden. Melman nimmt seinen Platz an der Windschutzscheibe ein und ab gehts auf die Piste.
Gut dass wir trotzdem früh loskommen, die C 12 zwischen Gawachab und Seeheim entpuppt sich nämlich als Katastrophenstrecke. Eine Wellblechpiste vom allerfeinsten! Alles an unserem Toyota klappert, die vielen Plastikteile, die hier in Schwingung geraten, habe ich vorher gar nicht bemerkt. Unmöglich eine passende Geschwindigkeit zu finden. Es kann sich auch niemand erinnern, dass wir diesen Streckenabschnitt bereits auf dem Hinweg gefahren sind. Da war die Straße gar nicht so furchtbar. Ein Blick auf die Karte zeigt uns, dass wir hier tatsächlich bisher noch nicht waren. Wir müssen auf dem Hinweg die D 545 am Nautedamm genommen haben. Tja, aber nun müssen wir hier durch. Und schneller als 20 km/h zu fahren ist unerträglich. Das senkt unseren Schnitt natürlich total und kratzt darüberhinaus an unseren Nerven. Als wir bei Seeheim endlich die Asphaltstraße erreichen, sind wir alle heilfroh.
Auch hier lässt wieder mit jedem gefahrenen Kilometer die Vegetation nach. Es ist unendlich einsam, jedenfalls im Vergleich zu deutschen Straßenverhältnissen. Nur selten kommt uns ein Fahrzeug entgegen. Ein kurzer Abstecher führt uns zu einer Wasserstelle ( Garub wild horses ) am Rande der Namib. Fast fahren wir daran vorbei, das Hinweisschild ist winzig und zugestaubt. An dieser Wasserstelle kann man die sagenumwobenen Wildpferde treffen... wenn man Glück hat. Über die Herkunft dieser Wildpferde gibt es die unterschiedlichsten Theorien. Man vermutet, dass es Nachfahren der Millitärpferde der deutschen Schutztruppe sein könnten oder Nachfahren entlaufener Pferde eines Gestüts ( Duwisib ) oder was auch immer sonst. Nur keine "echten" Wildpferde, da es solche im südlichen Afrika nicht gegeben hat.

Wir haben Glück. Zwei einsame, magere, braune Wildpferde teilen sich die Wasserstelle in der endlosen, von Bergen eingerahmten Weite mit zwei Oryxantilopen und drei Straußen. Die Stille ist fast schmerzhaft in den Ohren und wird nur vom Klicken der Fotoapparate unterbrochen. Ein erhebendes Gefühl hier in der Hitze zu sitzen mit Blick auf diese archaische Kulisse.
Die restliche Strecke der B 4 Richtung Lüderitz führt durch eine Mondlandschaft, das Wenige an Vegetation, das bisher noch vorhanden war, Buschwerk und vereinzelte kleine, staubige Bäumchen verschwinden völlig. Stattdessen sandiger Untergrund, dekoriert mit schwarzem Gestein, das mich irgendwie an Lavagestein erinnert. Begleitet werden wir wiederum von einer Bahntrasse lnksseitig, an der der eine oder andere Geisterbahnhof liegt. Eine Bahn fährt auch hir nicht.
Kurz vor Lüderitz schließlich Sanddünen, die Ausläufer der Namib. Wie jemand auf die Idee kommen kann, in dieser kargen, wasserlosen Gegend eine Stadt zu gründen, ist mir ein Rätsel. Die spinnen, die Deutschen! Irgendwann glitzert hinter den Sanddünen verheißungsvoll der Atlantik in der Sonne und etwas später fahren wir in das kleine Stadtchen Lüderitz. 
An der ersten Tankstelle (vielleicht ist es auch die einzige?) prüfen wir erstmal wieder den Reifendruck. Wieder muss etwas aufgefüllt werden, aber er hat nur wenig Luft verloren. Tja, der Gedanke an einen Reifenwechsel drängt sich inzwischen irgendwie auf. Hat eigentlich irgendjemand den Reservereifen überprüft?
Wir wohnen im Nesthotel, unsere Zimmer haben Blick auf den Atlantik. Kurze Pause, dann gehts zu Fuß in die Stadt. Wer Lüderitz touristisch nennt, der prahlt, trotz schöner alter Bausubstanz hat die Stadt irgendwie den Anschluss verloren.
Obwohl einiges dafür getan wird Lüderitz attraktiver zu machen, bestehen wirklich schöne Straßenzüge hauptsächlich aus leerstehenden Gebäuden, alles wirkt ein wenig angestaubt. Schade! Die deutschen Wurzeln sind tatsächlich noch überall in der Stadt sichtbar. Es gibt Gebäude, die könnten auch an der Ostseeküste stehen, die Straßen heißen Bismark- oder Nachtigallenstreet und viele Firmennamen sind eindeutig deutsch.
Auch die neue Waterfront hält nicht das, was ich mir davon verspreche. Allerdings muss ich sagen, dass man einen Vergleich mit der Victoria & Albert Waterfront in Kapstadt eigentlich auch nur verlieren kann. Trotzdem, es gibt nur wenige Shops, von denen auch noch einige geschlossen haben und selbst die verschlossene Touristeninfo liegt einsam und verstaubt da. Hier ist definitiv noch Luft nach oben. Vielleicht wird das ja noch, viele Kreuzfahrtschiffe haben Lüderitz inzwischen mit im Programm und tatsächlich hat das Umland ja einiges zu bieten.
Wir essen eine Kleinigkeit, Lüderitz ist ja bekannt für seine Austern, der eine oder andere muss diese unbedingt probieren. Ich bin da eher ein Banause und schlürfe nicht so gerne nach Seewasser
schmeckenden Schleim. Aber wahrscheinlich habe ich da nicht die richtige Austerneinstellung.
Als die Sonne untergeht, machen wir uns zurück auf den Weg ins Hotel. Unterwegs finden sich auch noch die etwas anderen Fotomotive...
Im Restaurant unseres Hotels erhalten wir ein umfangreiches Dinner. In Erinnerung bleiben wird mir auf jeden Fall der Kellner, der sehr viel Wert auf Etikette zu legen scheint, so dass ich unbewusst irgendwann auch die entsprechende Haltung am Tisch einnehme. Rücken gerade, Arme im 90°-Winkel, keinesfalls mit den Unterarmen aufstützen...
Die Lüderitzbucht wurde schon zum Ende des 15. Jahrhunderts vom portugiesischen Seefahrer Bartholomeu Diaz entdeckt, aber erst zum Ende des 19. Jahrhunderts gründete ein Bremer Kaufmann namens Lüderitz hier eine Niederlassung. Warum er das gerade hier tat, entzieht sich meinen Kenntnissen.1884 übernahm das deutsche Kaiserreich die Besitzungen und legte damit den Grundstein für die Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Doch fristete der Ort ein eher unbedeutendes Dasein bis zum Jahr 1908, als beim Bau der Bahn (ahja, die Bahnschienen...) die ersten Diamantenvorkommen entdeckt wurden. Innerhalb kürzester Zeit wuchs nicht nur Lüderitz, sondern vor allem das ein wenig ausserhalb gelegene Kolmanskuppe, wo enorme Mengen Diamanten gefunden wurden. Alles stürmte in die Wüste in der Hoffnung auf das schnelle Glück. Innerhalb von zwei Jahren entstand in der kargen Sandwüste ein kompletter Ort mit Kasino, Schule, Krankenhaus und exklusiven Wohnhäusern. In riesigen Fabrikanlagen wurde der diamanthaltige Kies gesiebt und gewaschen. Bis zum ersten Weltkrieg konnten über 1000 Kilo Diamanten gefördert werden. Nach dem Krieg gingen die Diamantenfunde sehr stark zurück. Ausserdem wurden weiter südlich bei Oranjemund erheblich größere Diamanten gefunden. Nach und nach verließen die Menschen Kolmannskuppe. Die Wüste holte sich im Laufe der Jahrzehnte zurück, was der Mensch ihr abgerungen hatte. Die Häuser verfielen zusehends und in ihnen häufte sich der Sand meterhoch. Die Inneneinrichtung wurde teilweise zerstört oder mitgenommen. Kolmanskuppe wurde endgültig eine Geisterstadt. Ja, und die wollen wir heute besuchen.
Nach dem Frühstück fahren wir los, damit wir rechtzeitig zum Einlass um 9.30 Uhr dort sind. So stand es jedenfalls in unserem Reiseführer. Tatsächlich öffnen sie aber heute schon um 8 Uhr. Egal! Wir parken mit unserem Toyota vor dem ehemaligen Kasino, das inzwischen ein kleines Café beherbergt. Ein Teil schließt sich einer Führung auf Deutsch an, die gerade gestartet ist, wir verzichten auf die Führung. Lieber besichtigen wir die sandverwehten Häuser, solange die Hitze noch nicht ihren Höhepunkt erreicht hat und die Gruppen noch anderweitig unterwegs sind.
Kolmannskuppe ist ein Traum, für alle die verfallene Gebäude, alte Ruinen, Spuren des Vergangenen schätzen. Diese Stadt hält uns vor Augen, dass nichts Irdisches auf Dauer Bestand hat, dass alles stets im Wandel ist. Sie bietet ständig neue Ausblicke und wirkt unter der strahlenden Sonne und dem blauen Himmel irgendwie verzaubert. Wieviele Träume und Wünsche mögen die Bewohner hier gehegt haben? Wieviel Liebende haben sich hier gefunden, wieviele Illusionen sind hier vom Wüstensand verweht worden? Ein Ort der nachdenklich stimmt. Und für den meine Worte nicht ausreichen, deshalb folgen jetzt viele Fotos.
Meterhoch türmt sich der Wüstensand in den Häusern
Die alte Ladenzeile. Eine Schmalspurbahn brachte die Hausfrauen zum Einkaufen hierher. Es gab einen Bäcker, einen Schlachter, eine Eisfabrik und, und, und...
Türen, die auf Dauer offenstehen...
Bordüren an der Küchenwand...
Badewannen, die niemand mehr zum Bade nutzt...
hier wird nichts mehr geschaltet...
ein Haus nach dem anderen erobert sich die Wüste zurück...
keine trappelnden Füße mehr auf den Treppen...
Zimmerfluchten, durch die der heiße Wüstenwind die Sandkörner treibt...
Sonnenlicht fällt durch die Dachskelette, zaubert Muster auf Wände und Wüstensand
Einam liegen die Ruinen unter der heißen Sonne...
Die Tür zum Krankenhaus. Kein Arzt, keine Schwester, warten dahinter auf Kranke...
Im langen Krankenhausflur: Stille
Niemand fegt den Sand zusammen, keine fleißige Hand putzt den Staub von den Fenstern...
Wir streifen drei Stunden über das Gelände, klettern auf Dünen, duken uns durch versandete Türen, betreten vorsichtig knarrende Stufen, immer mit der Angst, dass das brüchige Holz nachgeben könnte. Selten wurde Vergänglichkeit so fotogen präsentiert.
Kurz vor eins sind wir wohl die Letzten, die das Gelände verlassen. Nachdem wir noch einen Blick auf die Kegelbahn geworfen haben, die übrigens daliegt, als hätte die letzte Kegelgruppe sie gerade verlassen. Beäugt von ein paar Springböcken, die sicher froh sind, endlich wieder ihre Ruhe zu haben, fahren wir zurück Richtung Lüderitz. Kolmannskuppe solltet ihr auf keinen Fall verpassen, wenn ihr Namibia besucht.
Danach Badepause am Hotelstrand. Das Wasser präsentiert sich mit einer Temperatur von 16°. Hier fließt der kalte Benguelastrom, selten, dass die Wassertemperatur mal 20° erreicht. Ich entscheide, dass es reicht sich bis zu den Knien zu erfrischen und mache lieber die Fotografin. Vier von uns schaffen es aber tatsächlich in die Fluten.
Den Rest des Tages füllt ein erneuter Stadtbummel, mit Besichtigung der Felsenkirche, die hoch oben über der Stadt thront. Die bunten Glasfenster sind eine Spende von Kaiser Wilhelm II. Vor dem blauen Himmel wirkt sie imposant, das Innere finde ich eher unspektakulär. Die Kirche öffnet nur für eine Stunde am Tag ihre Pforten.
Danach bummeln wir noch eine Weile durch die Stadt, kaufen eine Auswahl in einem Biltong-Geschäft, besuchen den Sparmarkt, decken uns dort mit Leckereien ein und bewundern immer wieder die alten wilhelminisch anmutenden Bauten.
Das abendliche Dinner im Nesthotel ist wieder lecker und reichhaltig, unsere Bedienung für den heutigen Abend lockerer, als der Kellner von gestern. Morgen heißt es erneut Weiterfahren, es geht Richtung Sossusvlej, wegen der langen Strecke mit einem Zwischenstop in den Tirasbergen. Wir sind schon ganz gespannt.



Namibia 2 - der Fishriver-Canyon und das Canyon Roadhouse

Heute ist Ostersonntag und wir müssen weiterreisen. Die Aniblodge mit ihrem tollen Personal verlassen. Wie schön es dort war, könnt ihr hier lesen: Namibia 1: die ersten Tage - die Kalahari .
Erstmal gibt es aber noch ein Osterfrühstück in der Lodge, serviert von den fantasievoll mit rosa Hasenohren kostümiertem Personal. Die scheinen tatsächlich ihren Spaß daran zu haben.
Dann bezahlen wir und es geht zurück auf die Straße. Erster Halt Marienthal an der B1, tanken und unsere Wasservorräte aufstocken. Tatsächlich verbrauchen wir hier deutlich mehr Wasser, als an normalen Tagen in Deutschland. Bis Keetmanshop bleibt die B1 asphaltiert, die Qualität der Straße ist allerdings etwas schlechter, hier und da ein paar Potholes und andere Unebenheiten. Kein Grund sich zu beschweren. Da kommen noch ganz andere Strecken auf uns zu.
Die Landschaft ist trist, in Variationen von Braun gesprenkelt, mit niedrigen Büschen. Trocken ist es, hier scheint kein Regen gefallen zu sein. Auf der linken Straßenseite begleiten uns Bahnschienen, allerdings ist kein Zug zu sehen, ein langgestrecktes Tafelgebirge schmiegt sich mal dichter, mal weiter entfernt an das schnurgerade Straßenband. Sonst gibt es nichts, was dem Auge Halt bietet, so dass sich, noch begünstigt durch die Wärme, eine gewisse Schläfrigkeit breit macht.
So machen wir am vielgepriesenen Köcherbaumwald kurz vor Keetmanshoop eine Pause. Die Zubringerstraße mit den vielen Wellen in der staubigen Piste gibt uns einen Vorgeschmack auf Namibias Schotterpisten.
Den Köcherbaumwald finde ich tatsächlich eher enttäuschend. Ich weiß nicht was ich mir darunter vorgestellt habe. Hier stehen Köcherbäume auf felsigen Hügeln in der staubigen Mittagshitze. Jeder für sich durchaus sehenswert, aber nicht meinen Vorstellungen von Wald entsprechend. Wahrscheinlich kommt er aber im eher baumarmen Namibia einem Wald noch am nächsten, wer weiß? Spätestens nach dem Dritten ist mein Interesse entgültig erloschen und wir verziehen uns zu dritt in den Schatten eines Unterstandes, um auf die anderen zu warten. Uns fehlt da wohl ein Botanikergen.
Weiter gehts auf der B4, immer noch geteert, Richtung Seeheim. Dann aber, endlich, links ab die C 17, denken wir, zum Fishriver Canyon. Tatsächlich aber ist es die D 545, wie sich auf der Rückfahrt herausstellen wird. Wir queren die Bahnschienen, die mit ihren großen Stopschildern im Nichts durchaus etwas Surreales haben. Eine Bahn ist bisher immer noch nicht aufgetaucht. Vielleicht sind die Schienen und Übergänge nur Tarnung?
Hier ist jetzt erstmal Ende mit den Asphaltstraßen. Ab jetzt ist der Belag gewöhnungsbedürftig.
Kurze Zeit später müssen wir mit unserem Toyota Quantum sogar so etwas wie einen Fluss durchqueren. Wirklich! Richtig mit spritzenendem Wasser! Also, wenigstens ein bißchen...
Die Schotterstraße führt durch absolut einsames Gebiet, mit jedem gefahrenen Kilometer lässt die Vegetation noch mehr nach. Kurz vor unserer Unterkunft, dem Canyon Roadhouse, gibt es ein Warnschild. No Fences! Keine Zäune mehr. Man muss mit Tieren auf der Straße rechnen. Kurze Zeit später sehen wir sie auch schon, Springböcke, Oryxantilopen und Strauße. Einfach so. Zu keinem Gameresort gehörend. In ihrer natürlichen Umgebung. Wahnsinn!
Wir erreichen das Canyon Roadhouse am Nachmittag, beziehen unsere Zimmer und wandern zwischen den spektakulären Autowracks hin und her, die hier überall auf dem Gelände verteilt sind. Autowracks in einem Zustand, der bei uns undenkbar wäre. So viel Trockenheit kann auch ihre Vorteile haben.

Nachdem wir alle ausgiebig Flüssigkeit getankt haben, nutzt jeder den restlichen Nachmittag auf seine Art, die einen besteigen einen Berg, um von dort den Sonnenuntergang zu bewundern, die anderen streifen über das Gelände auf der Suche nach dem besten Licht zum Fotografieren der Autowracks.
Es ist ziemlich warm, auch abends noch, als wir uns zum Dinner draußen versammeln. Wir können aus verschiedenen Gerichten wählen, diverse Wildgerichte sind dabei, Kudusteak oder Springbock. Serviert mit Sauerkirschen. Was für eine geniale Idee. Alles ist reichlich und oberlecker. Und macht in Verbindung mit Alkohol müde. Wie die Tage zuvor sind wir erneut früh im Bett.
Der nächste Tag ist der Tag, an dem ich Melman treffe. Aber das weiß ich natürlich morgens noch nicht. Wir frühstücken rechtzeitig und reichhaltig, bevor wir den Reifendruck unseres Toyotas im Roadhouse überprüfen lassen. Der linke Hinterreifen wirkt nach der letzten Fahrt doch ziemlich platt. Was er auch tatsächlich ist, also wird der Luftdruck wieder auf ein angemessenes Maß erhöht. Hoffentlich hält er, nicht dass irgendwo ein Loch ist. Wäre ja nicht ungewöhnlich bei den Straßenverhältnissen.
Dann gehts los Richtung Fishriver-Canyon, nach dem Grand Canyon in Colorado tatsächlich der zweitgrößte der Welt. Eine halbe Stunde benötigen wir, sichten derweil links und rechts der Piste erneut Springböcke und Oryxantilopen, dann stehen wir mit wenigen anderen Fahrzeugen am Viewpoint.
Wirklich beeindruckend, die Tiefe dieses Canyons. Da wir kurz nach der Regenzeit hier sind, führt er sogar Wasser. Auch hier präsentiert sich die Landschaft in unterschiedlichen Brauntönen unter einem tiefblauem Himmel. Es könnte trist wirken, aber irgendwie tut es das nicht. Das Szenario ist einfach zu gewaltig.
Mehr als View und Fotos machen ist hier aber nicht möglich, Wanderungen im Canyon werden erst ab Mai wieder angeboten, wenn die Regenzeit entgültig vorbei ist und der Canyon trocken. Nicht dass ich das Bedürfniss hätte in diese Tiefen hinabzusteigen. Bei meinem Geschick würde ich mit mindestens zwei gebrochenen Beinen dort wieder herauskommen. Wenn überhaupt. Mir reicht der View völlig.
Den Rest des Tages verbringen wir im Roadhouse am Pool. Sehr erfrischend mit Blick in die Weite.
Übrigens lieben auch Tiere, vor allem Insekten und Vögel die Möglichkeit sich zu erfrischen...
Aber nicht jeder mag es erfrischend. Ein Teil der Männer zieht es erneut auf den Berg, selbst die Nachmittagshitze vermag sie nicht zu bremsen. Tatsächlich sehen sie Bergzebras auf ihrer Wanderung. Was für ein Glück, denn allzuviele gibt es davon nicht mehr.
Als wir uns am späten Nachmittag zum Kartenspielen treffen, wird es schwül und eine Gewitterwolke zieht auf. Es fällt sogar etwas Regen auf den Boden. Auf der heißen Erde ist die Feuchtigkeit aber in kürzester Zeit wieder verdunstet.
Das Dinner wird deshalb am Abend drinnen im Roadhouse serviert. Man sitzt an Tischen neben den Oldtimern und findet immer neue Dekostücke. Nicht nur die Ausstattung des Roadhouses ist fantasievoll, das Essen ist erneut ein Traum. Mit Speck gefüllte Springbocksteaks...mmmhmm, lecker!
Beim Rausgehen fällt mir im Shop eine große Kiste auf, in der sich Löwen und Hippos befinden. Und zwischen ihnen eine einsame Giraffe. Melman! Ich muss sie kaufen! Womit ich zur allgemeinen Erheiterung des Personals beitrage. Aber egal! Fortan wird Melman unser Reisebegleiter.