Dublin - ein Ausflug nach Glendalough in den Wicklow Mountains

Das Tal der zwei Seen in den Wicklow Mountains liegt zirka 40 km südlich von Dublin. Luftlinie natürlich. So weit ist das gar nicht, könnte man denken. Stimmt. Allerdings hängt das von der Route ab, die man wählt. Unsere ist wahrscheinlich die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten. Eine enge Straße, die sich irgendwie querfeldein durch die beeindruckende Landschaft schlängelt. Hügelauf, Hügelab, Linkskurve, Rechtskurve.

Der teilweise gänzlich fehlende restliche Verkehr, verleitet wohl zu rasantem Fahrstil, jedenfalls fliegt die ans schottische Hochland erinnernde Landschaft förmlich an uns vorbei. Trotzdem sind wir über eine Stunde unterwegs, bis wir Glendalough erreichen. Es ist früher Vormittag, doch der erste Parkplatz, den wir ansteuern ist bereits komplett belegt. Tja, so ist das mit verlängerten Wochenenden, die sorgen stets dafür, dass Menschenmassen in die Natur aufbrechen.

Auf dem zweiten Parkplatz, der am Upper Lake liegt, finden wir dann doch noch ein Plätzchen für unsere Fahrzeuge. Ein Teil unserer Familie macht sich von hier auf, einen Wanderrundweg zu beschreiten, wir wollen uns die alte
Klosterstadt ansehen. Die liegt allerdings am unteren der beiden Seen.  Dorthin hatte sich im 6. Jahrhundert der heilige Kevin zurück- gezogen, der, anders als viele seiner heutigen Namens- vettern, ganz zurück- gezogen im Einklang mit der Natur leben wollte. Tatsächlich hat das aber mit der Zurückgezogenheit damals auch nicht ganz geklappt, da sich seine Erimetage schnell in ein belebtes kirchliches Zentrum verwandelte. Irgendwas ist ja bekanntlich immer.
Zuvor aber machen wir noch einen Abstecher an den naheliegenden Wasserfall, der nicht so wirklich beeindruckend ist und werfen einen Blick auf den Upper Lake.






















Überall finden sich Reste kirchlicher Stätten und alte Friedhöfe. Diese hier, nahe am Wasserfall, halten einige Forscher für das Grab des heiligen Kevins. Aber wie das mit Theorien so ist, sicher ist natürlich nichts.
Der Bohlenweg ins untere Tal führt uns an Schafsweiden vorbei. Mehrfach sehen wir solche Warnschilder auf denen zu lesen ist:  "No dogs allowed! Dogs worrying sheep will be shot!"  Klare Ansagen hier. Wir fragen uns, ob da wohl häufiger mal etwas vorgefallen ist.
Irgendwann liegt auf unserer linken Seite der Eingang zu den Resten der Klosteranlage, überragt vom 33 Meter hohen Rundturm, der um das Jahr 1066 während der Wikingerinvasionen errichtet wurde, um die religiösen Reliquien, Bücher und Kelche zu schützen.
Ab hier lass ich jetzt mal die Bilder sprechen. Diese alte Klosteranlage hat schon eine besondere Atmosphäre, und das, obwohl mit uns gemeinsam noch zahlreiche andere Besucher dort waren.








Ein letzter Rat noch. Wenn möglich sollte man einen Besuch in Glendalough nicht in die Hauptsaison legen. Der Zauber dieses Ortes erschließt sich mit Sicherheit besser, wenn nicht massenhaft Besucher zwischen den verwitterten Grabsteinen herumstreichen. Herbst scheint mir dafür eine gute Zeit zu sein. Würde ich vermuten. Wenn vielleicht noch leichter Nebel über dem Tal liegt. Dann ist es sicher perfekt. Aber auch so war es ausgesprochen schön.


Dublin - Ein Ausflug nach Malahide Castle

Der kleine Küstenort Malahide liegt nicht weit entfernt nördlich von Dublin. Vom Ort selber haben wir wenig gesehen, eigentlich gar nichts, wir sind lediglich durchgefahren. Unser Ziel ist Malahide Castle, der Ort, an dem vom Jahre 1185 bis zum Jahr 1973 die Familie Talbot lebte. Beeindruckend, nicht? Fast 800 Jahre Familiengeschichte an einem Ort.

Malahide Castle wird inzwischen vom National Trust verwaltet, dementsprechend gut ist alles organisiert. Kein Problem mit Parkplätzen, Wegweisern, Toiletten und allem, was der Durchschnittsbesichtiger so
benötigt. Der Eintritt kostet für Erwachsene 12 € und man kann das Schlösschen nur im Rahmen einer Führung ansehen. Unsere Führung startet um 13 Uhr, wir haben also noch ein wenig Zeit, die der Sohn nutzt, um etwas gänzlich untypisches für ihn zu erledigen. Er kauft ein paar Schuhe in einem angrenzenden Outdoorgeschäft. Und wofür wir in Hamburg Stunden, wenn nicht sogar Tage benötigen, erledigt sich hier innerhalb von 10 Minuten. Ein Wunder, sozusagen das Wunder von Malahide Castle!
Kurz vor 13 Uhr schlendern wir auf angenehm beschatteten Wegen zum Treffpunkt. Es dauert ein wenig, da von der letzten Führung noch 2 kleine Kinder über sind, die augenscheinlich zu niemandem gehören. Was sie aber nicht zu stören scheint. Schließlich findet sich doch die zugehörige Familie und es kann losgehen.


Die Besichtigung startet im 1. Stock, den man über eine Wendeltreppe erreicht. Erstaunlicherweise für so ein altes Gemäuer gibt es für Gehbehinderte sogar einen Aufzug in den 1. Stock. Unser weiblicher Guide (wie ist es im Englischen eigentlich mit dem Gender oder sind die Berufsbezeichnungen geschlechtsneutral....?) führt uns zuerst in den Eichensaal, der dominiert wird von der dunklen
Wand- vertäfelung aus dem 16. Jahrhundert mit vielen Schnitzer- reien.  Die gute Dame weiß eine Menge zu berichten und sie erzählt auch für uns Nicht-Iren sehr verständlich.
Danach durchschreiten wir einen kleinen und einen großen Salon mit beeindruckenden Stuckarbeiten an der Decke und jeweils einem angrenzenden Türmchen, bevor wir hinaufsteigen in den zweiten Stock. Dorthin gibt es übrigens keinen Fahstuhl mehr.
Hier befinden sich diverse Schlafzimmer und auch ein Badezimmer mit Wasserklosett, von den letzten Mitgliedern dieser Jahrhundertfamilie installiert oder besser installiert worden lassen. Tatsächlich hat man hier das Gefühl die Räumlichkeiten wären vor zirka hundert Jahren einfach verlassen worden und niemand hat erneut etwas angerührt.




Nachdem wir mit zahlreichen Detailles der Familiengeschichte vertraut gemacht worden sind, geht es wieder hinab in den 1. Stock, der nämlich noch 2 Räumlichkeiten mehr zu bieten hat.


Den großen Saal, in dem am Morgen der Schlacht von Boyne 14 männliche Talbots das letzte Frühstück ihres Lebens eingenommen haben sollen. Hintergrund der historischen Schlacht an den Ufern des Boyne im Jahr 1690 war der Kampf zwischen Wilhelm von Oranien, einem Protestant, der auf den englischen Thron gelangt war, und dem katholischen Jakob II., der 1688 abgesetzt wurde und mit französischer und irischer Unterstützung versuchte, den englischen Thron zurückzuerobern. Tja, immer diese Machtkämpfe unter dem Mantel der Religion... Der große Saal bat auf jeden Fall eine angemessene Kulisse für so ein letztes Essen.
Davon abgehend befindet sich auch noch eine ehrwürdige Bibliothek, in die man einen Blick werfen kann und es gibt, natürlich, auch einen Schlossgeist, namens Puck, den wir aber nicht haben kennenlernen dürfen. Wahrscheinlich war es noch zu hell dafür.
Insgesamt eine kleines, sehr lebendig wirkendes Schlösschen, dessen Besichtigung uns viel Spaß gemacht hat. Die zahllosen Einzelheiten über die Familie Talbot gibt es für Interessierte hier:
https://www.malahidecastleandgardens.ie/TheCastle/HistoryOverview/
Wir haben uns danach noch den Garten angesehen, in dessen Größe das kleine Castle fast verloren wirkt. Hier lasse ich dann einfach mal die Bilder sprechen.

Blick auf die Rückseite des Schlosses aus dem Park
Eine ganz besondere Eiche, deren Äste sich wieder im Boden verwachsen haben

Fast ein wenig verwunschen lädt dieser Ort zum fotografieren förmlich ein


Victorias Haus - das Zentrum des Mauergartens
Am Ende haben wir uns deutlich länger an diesem Ort aufgehalten als geplant. Doch das ist egal, wir haben ja Urlaub. Und Malahide Castle und der dazugehörige Park sind es auf jeden Fall wert, dass man sich dafür Zeit nimmt.























Dublin - St. Michan´s Church - Grüfte und Mumien

Unser erster Anlaufpunkt in Dublin an diesem verregneten Tag unter tiefhängenden, stahlgrauen Wolken ist die St. Michan´s Church nördlich des Liffey in einem weniger touristischem Viertel. Auf den ersten und auch auf den zweiten Blick eine für diese Gegend typische  Kirche aus grauem Felsgestein, eher unspektakulär, eingeklemmt zwischen modernen Häusern aus Stahl, Beton und Glas. Ein Ensemble, so typisch für diese Stadt.

Die erste dänische Kapelle stand hier bereits im Jahr 1095, der heutige Bau stammt wohl aus dem Jahr 1685.
Wir durchschreiten die quietschende Pforte, streifen die feuchten Kapuzen ab und stehen im altmodisch anmutenden Eingangsbereich. Ein älteres Paar verkauft dort die Tickets. Nein, nicht für die Kirche, obwohl, natürlich kann man die auch besichtigen, sondern für die Führung durch die darunter liegende Krypta. In deren Gewölben liegen nämlich zahlreiche
mumifizierte Leichen, die erstaunlich gut erhalten sind. Angeblich wurde Bram Stoker durch seinen Besuch dieser geheimnis- vollen Unterwelt zu seinem Dracula- roman  inspiriert. Das macht neugierig.
Wir haben noch ein wenig Zeit bis die Führung beginnt und werfen einen Blick in den Kirchenraum. Der zeigt sich eher schlicht, wirkt auf uns ein wenig wie ein Wohnzimmer. Allerdings steht hier die älteste noch in Gebrauch befindliche Orgel des Landes, auf der bereits Georg Friedrich Händel gespielt haben soll.
Hier holt uns Peter, der Cryptkeeper ab. Er ist unser Führer durch die Unterwelt und tatsächlich wird diese Führung durch ihn erst richtig skurril. Er schlurft vor uns her, zieht das Bein nach, eine Mischung aus Quasimodo, Severus Snape und dem Butler Riff Raff aus der Rocky Horror Picture Show und er verbreitet morbiden Charme, während er den Eingang in die Gruft aufschließt. Steile ungleichmäßige Felsstufen führen hinab in die Tiefe und enden an einem langen Gang, an dessen beiden Seiten sich die Grabkammern befinden. Jede dieser Grabkammern gehört einer einzigen Familie, von denen manche auch heute noch den Schlüssel dazu haben.

In den Kammern stapeln sich die Särge, spinnenwebenbehangen, verfallen, der Boden bedeckt mit feinem Staub, die alten Kränze, staubgekrönt, noch obenauf liegend.


Der Cryptkeeper führt uns durch zwei dieser Grabgewölbe, es gibt hier noch einige mehr, die aber nicht zu besichtigen sind. In einem wirklich gut verständlichem Englisch, gespickt mit allerlei teils amüsanten, teils morbiden Anekdoten ist das ein wirklich kurzweiliger, unterhaltsamer Rundgang.
Absolutes Highlight dieser Führung sind natürlich die Mumien von St. Michan´s. Die trockene, methanhaltige Luft in der düsteren Gruft soll dazu geführt haben, dass die hier liegenden Leichname so gut konserviert sind.

Das Alter der Mumien ist ein wenig umstritten. Für den fußlosen mittelalterlichen Kreuzfahrer, habe ich Altersangaben zwischen 300 und 650 Jahren gefunden, die Kreuzzüge waren da auf jeden Fall bereits durch. Die fehlenden Füße erklärte der Cryptkeeper mir einem Seitenblick auf meinen 1,92 m großen Sohn mit den Worten " to tall..."
Es soll übrigens Glück bringen über den langen, abstehenden Finger dieses angeblichen Kreuzfahrers zu streichen, was wir natürlich getan haben. Ledrig fühlt es sich an und kühl, eigentlich gar nicht so gruselig.

Der Weg nach draußen führt uns an der Totenmaske des uns unbekannten Freiheitskämpfers Theobald Wolfe Tone vorbei und den Särgen anderer Rebellen aus dem irischen Aufstand von 1798. Tja, und dann stehen wir wieder draußen im Regen. Werfen noch einen Blick auf den ummauerten Friedhof mit seinen alten verwitterten Grabsteinen und machen uns dann auf den Weg.

Vielen Dank noch einmal an Maegwin vom 
Ihr Bericht hat uns erst auf die Idee gebracht diesen Ort zzu besuchen. Den kleinen Hinweis in unserem sonst sehr guten Reiseführer für Dublin und Umgebung hätten wir wahrscheinlich übersehen.

























Impressionen aus Dublin

Vor einem Monat waren wir einige Tage in Dublin. Ein Familienfest war der Anlass dazu und da drumherum ein paar Feiertage den Kalender zierten (deutsche und irische) haben wir das ganze in einen Kurzurlaub eingebettet. Was sich als Superidee herausstellte.
Der Flug mit Aer Lingus gestaltet sich völlig unproblematisch, obwohl oder vielleicht auch weil wir wegen der Extrakosten sehr gepäckarm reisen. Eine Menge Riesenhandgepäck findet sich im Flieger in den Gepäckablagen. Jeder scheint hier günstig reisen zu wollen. Der Flughafen in Dublin ist insgesamt übersichtlich, nur wer einen Mietwagen gebucht hat, darf sich auf einen Shuttleservice einstellen, denn der Parkplatz der Mietwagenfirmen ist etwas weiter entfernt. Leider ist das mit den Shuttlebussen zumindest an unserem Anreisetag eine etwas langwierige Geschichte, der eine oder andere findet nicht sofort einen Platz in den Bussen und muss einen oder auch mehrere Shuttles abwarten. Wir haben Glück... oder können gut drängeln... Auf den Mietwagen warten wir dann auch noch einmal fast eine dreiviertel Stunde bis er tropfnass endlich auf dem Parkplatz steht, die scheinen irgendwie einen Auto-Notstand zu haben.
Dann aber geht alles problemlos, spätes Frühstück mit Irish Stew und einem wunderbarem Cheddar mit Schnittlauch wartet auf uns, das Guinness ist kaltgestellt und wir werden herzlich empfangen. Später checken wir in unserem Hotel ein und treffen uns Abends im Pub zum Essen und auf ein Pint oder mehr.
Die Familienfeier findet in Maynooth statt, ein kleines Städtchen ein wenig außerhalb Dublins. Den nächsten Tag nutzen wir, um die Hauptstadt der Republik Irland zu erkunden. Es regnet, in Irland nicht unbedingt ungewöhnlich, als wir auf unseren Bus warten. Irritiert stellen wir fest, dass der Fahrpreis in Münzgeld zu entrichten ist und der Busfahrer nicht wechseln kann. Andere Länder, andere Sitten. Doch einige andere Touristen können wechseln. Hurra!
Dublin zu beschreiben ist nicht einfach. Im Stadtviertel Temple Bar findet man noch ein wenig kopfsteingepflasterte, enge Straßen und einen Pub neben dem anderen, aus dem die Musik auf die Gasse schallt. Straßenmusiker, Künstler oder was sich dafür hält, ein Stadtviertel das pulsiert. Es scheint, als wären hier hauptsächlich Touristen unterwegs, doch tatsächlich ist es wohl durchmischter als ich denke.




Doch Dublin ist auch bunt und schrill und jung. 53 % der Bevölkerung ist nämlich unter 35 Jahren. Man hat Mut zur Farbe und zum anders sein.







Alt und neu fügt sich nicht unbedingt immer harmonisch zusammen. Aber das scheint hier niemanden zu stören. Ein wenig vermisst habe ich die wirklich beeindruckenden historischen Gebäude, aber das mag durchaus ein subjektiver Eindruck sein, denn ich habe ja lediglich einen Ausschnitt des Dubliner Stadtbereichs gesehen und bin da sicher auch etwas verwöhnt.


Der Liffey durchschneidet die Stadt in zwei Teile, den angeblich ärmeren Nordteil und den traditionell wohlhabenderen Süden. Wir sind das Flußufer entlang gewandert bis zu den Docklands, die sich in den letzten Jahren wohl rapide verändert haben sollen. Hohe Glaspaläste zieren die Ufer, an denen man inzwischen auf Holzbänken sitzen kann, um auf die Schiffe zu warten, die hier wohl gar nicht bis äußerst selten auftauchen. Bei Flut ist der Wasserpegel nämlich so hoch, dass kein Schiff mehr unter die Brücken passt. Bei Ebbe ist der Pegel dann so niedrig, dass bestenfalls kleine Ruderboote nicht auf Grund laufen würden.




Ein wenig traurig bin ich auch, dass wir die Jeanie Johnson nicht besichtigen können, wir sind einfach zu spät. Die Jeanie Johnson ist der Nachbau eines Segelschiffes, das im 19. Jahrhundert die Menschen, die in ihrer Not Irland verlassen mussten, in die neue Welt nach Nordamerika gebracht hat. Die geführte Tour soll sehr eindrucksvoll sein und dem Besucher das eine oder andere Einzelschicksal der damaligen Passagiere nahebringen . Tja, dazu kann ich hier leider nichts sagen. Das Segelschiff von außen ist allerdings tatsächlich beeindruckend.


Am beeindruckendsten ist mir allerdings unser Besuch der St. Michan´s Church samt ihren Katakomben und den Mumien in Erinnerung geblieben. Hier nochmal ein großes Danke an  Maegwin vom http://altesteine.blogspot.de/. Vor einiger Zeit habe ich dort einen Bericht darüber gelesen und wusste sofort, wenn ich in mal Dublin bin, muss ich genau dahin. Der Bericht darüber folgt in Kürze. Bis dahin erstmal "Slán".