Nach all diesen unschönen Bildern, die den G 20-Gipfel begleiteten, tut es gut zu sehen, wie schnell ganz viele Hamburger ganz unkompliziert helfen.
So eine Veranstaltung ist auf Facebook schnell erstellt. Dass sie aber innerhalb kürzester Zeit solchen Zulauf haben würde, haben die Veranstalter sicher nicht zu träumen gewagt. Ein Aufruf an die Facebookgemeinde, am Tag nach dem Gipfel die verwüsteten Stadtteile zu säubern und am nächsten Tag stehen einige tausend Freiwillige am Bahnhof Sternschanze, um die Scherben zu beseitigen, die der G 20-Gipfel hier hinterließ.
Wir sind zu früh und machen uns mit Besen und Mülltüten bewaffnet erst einmal auf in den Schanzenpark. Sammeln einige Säcke zusammen. Plauschen mit einem Obdachlosen, der auf der Wiese sitzt und uns ein paar Tipps gibt. Bilden eine Art Arbeitsgruppe mit einem syrischen Flüchtling aus Aleppo und einer Dame, die extra aus Bad Segeberg angereist sind. Sind nach einer Stunde zurück am Bahnhof Sternschanze. Hier ist die Stimmung ausgelassen. Ein kleiner Junge verteilt bunte Lollis an die wenigen Polizisten. Der Hagebaumarkt verteilt Eimer, Mülltüten und sogar Besen. Dazwischen gibt es kostenlose Wasserflaschen für alle, die möchten.
Nach einer kurzen Ansprache geht es dann los. Die Hamburger Stadtreinigung hat gut vorgearbeitet, viel gibt es an und auf den Straßen nicht mehr zu entsorgen. Doch fleißig wird jede noch so kleine Glasscherbe zusammengefegt und in die Mülltüten verfrachtet. Anwohner freuen sich. Aus einem Fenster ruft eine weibliche Stimme: "Ihr seid die Geilsten!"
Jede noch so kleine Straße findet ein Aufräumteam. Menschen verteilen selbstgebackenen Kuchen und Getränke. Wir arbeiten uns in Richtung Rote Flora vor. Streiten uns dabei augenzwinkernd um den wenigen noch verbliebenen Müll. Eine ältere Dame beteuert stets aufs Neue wie toll sie das alles findet. An einem Geschäft versucht eine Gruppe junger Leute mit Schwam und Wasser die militanten Sprüche von den Jalousien zu waschen. Und das ganze immer wieder musikalisch untermalt von einer ganz in pink gekleideten Rhythms of Resistance Gruppe.
Vor der Roten Flora sieht es aus wie bei einem Straßenfest. Wir setzen uns an die Bordsteinkante. Eine junge Frau fragt, ob wir einen Burger möchten. Verteilt kostenlos Tüten mit köstlichem Inhalt. Es wird gelacht, es wird gescherzt, alle sind mit offenen Herzen unterwegs. Hier ist es wieder, das Hamburg das ich kenne.
Hab ich schon mal irgendwo gesagt, dass ich meine Stadt und ihre Menschen toll finde?
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