Der Morgen ist kalt, aber klar. Wir sind als erstes im Frühstücksraum des de Zeekoe, die sind noch gar nicht vorbereitet. Dann geht es aber ganz schnell und so schaffen wir es tatsächlich schon früh auf der Straße zu sein.
Wir fahren die Route 62, die kleine Schwester der Gardenroute, eine einsame Strecke, die durch verschlafene Dörfer und eine grandiose Landschaft führt. Verlassen diese dann kurz hinter Barrydale, um wieder an die Küste zu kommen. Allerdings nicht ohne vorher Ronnies Sex Shop einen Besuch abzustatten.
Als sich die leeren Stühle auf der Veranda langsam füllen, machen wir uns wieder auf den Weg. Dieser Platz bietet die Möglichkeit einer ziemlich kurzweiligen Pause, ich kann nur jedem raten hier einzukehren.
Wir nähern uns wieder der Küste und links und rechts der Straße tauchen unvermittelt blühende Rapsfelder auf. Ich fühle mich ein wenig, als wäre ich in Schleswig-Hostein unterwegs, auch die Windstärke stimmt, es pustet ordentlich. Allerdings ragen die Hügel in der Ferne zuweit hinein in den blauen Himmel, das ist nicht so wirklich norddeutsch.
Hermanus haben wir mit in die Reiseroute aufgenommen in der Hoffnung dort noch einmal Wale sehen zu können. Bei unserem letzten Besuch hatten wir dazu nicht so wirklich Zeit, da uns deren Anblick so ablenkte, dass wir beim Einparken nur Augen für diese großartigen Geschöpfe hatten und das entgegenkommende Fahrzeug einfach übersahen. Statt Wale hatten wir dann einige Stunden auf einer südafrikanischen Polizeistation, was durchaus auch interessant war, aber wenig vergleichbar.
Diesmal haben wir Glück, insofern, als dass kein Wal zu sehen ist. Keine Möglichkeit für Unfälle also, wobei wir nun auch nur zu Fuß unterwegs sind. Auf dem Cliffpath, der idyllisch über die Klippen am Ufer entlangführt. Wir starren gebannt auf die schäumende Gischt der Brandung, aber es hilft nichts, die Wale glänzen heute durch Abwesenheit. Auch der Whale Crier, der hier jeden gesichteten Wal sozusagen mit seinem Horn markiert, ist nirgendwo zu sehen. Schade eigentlich! Gut, dass wir die Wale bereits in St. Lucia gesichtet haben...St. Lucia - Wale und Wunder
Dafür laufen uns jede Menge der possierlichen Klippschiefer über den Weg, die zwar größenmäßig nicht mit den Walen mithalten können, aber durchaus auch eine Augenweide sind.
Spaziergänge machen ja bekanntlich hungrig und wir sind froh, als wir sozusagen fast über ein beschauliches Restaurant direkt am Wasser stolpern. Bientangs Cave ist vielleicht nicht wirklich eine Höhle, eher ein Felsüberhang, aber das Essen und der Wein sind gut und das Panorama unbezahlbar.
Nach einer ruhigen Nacht im Guesthouse geht es am nächsten Tag weiter Richtung Stellenbosch. Im Weingebiet waren wir bei unserem letzten Besuch nur für eine kurze Stunde auf dem Weingut Groot Constantia, ich erinnere mich an die wunderschönen Gebäude, eine Atmosphäre von Gediegenheit und mein Unverständniss, dass dieser Reichtum an die ausufernde Armut der Townships grenzen kann ohne dass sich alle gegenseitig umbringen.
Als wir ankommen ist allerdings kein Federvieh in Sicht. Die morgendliche Parade ist bereits Geschichte und bis zum Mittag noch reichlich Zeit. Was also liegt näher, als sich mit den Köstlichkeiten dieses Weingutes unter einem Sonnenschirm niederzulassen und es sich dabei richtig gutgehen zu lassen? Wir verbringen eine angenehme Stunde bei Rotwein, Käse, Schinken, Nüssen und selbstgebackenem Brot. Beäugt von einer etwas aufgringlichen Gans, die gerne an unserem Mahl teilhaben möchte.
Unser Gästehaus ist alt und sehr viktorianisch, mit Himmelbett, knarrenden Dielen und Ahnengalerien an der Wand. Es gibt auch ein Pool, das hier im Winter wohl noch niemand benutzt hat, denn als wir uns zu Wasser lassen bekommen wir Applaus von einem Gentleman, der bis dahin hinter seiner Zeitung versteckt war. Es ist aber auch ziemlich kalt, das Wasser!
Ansonsten eignet sich Stellenbosch hervorragend zum Bummeln, bietet reichlich Auswahl an Geschäften, Restaurants und alter Bausubstanz und in den warmen Monaten beschatten uralte Eichen die Gehwege und man kann im botanischen Garten der Universität vor der Hitze Zuflucht suchen.
Morgen geht es weiter in die Stadt der Städte - nach Kapstadt - wir lesen uns....
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