Ein Ausflug nach Leipzig - September 2011

Die Begeisterung für eine Fernsehserie oder einen Film kann schon seltsame Auswüchse annehmen. Fans der Vampirreihe Twillight zieht es nach Forks, einem verschlafenen Städtchen am westlichen Rand des Olympic-Nationalparks im US-Staat Washington, Fans der Herr der Ringe-Triologie machen sich auf den weiten Weg nach Neuseeland, um die Originaldrehplätze zu erkunden und Liebhaber der alten Karl-May-Filme begeben sich auf den Spuren Winnetous nach Kroatien.
So schwierig war das bei uns nicht. Mein Mann outete sich irgendwann als Fan der Tierarztserie  Frau Dr. Mertens. Ja, auch dazu kann man stehen! Und da er schon immer mal den Zoo der Frau Dr. kennenlernen wollte, bekam er als Geburtstagsgeschenk eine Kurzreise nach Leipzig mit Besuch des Leipziger Zoos.
So fuhren wir Anfang September für ein verlängertes Wochenende nach Leipzig.  Wir übernachteten im Best Western Leipzig City Center, das zentral am Hauptbahnhof liegt und von wo aus sich die meisten Leipziger Sehenswürdigkeiten zu Fuß erreichen lassen.
Nachdem wir die Touristeninformation aufgesucht hatten, starteten wir gleich mit einem Stadtrundgang.
Wir erfuhren allerlei Wissens- wertes, auf charmante Weise von einer älteren Dame erzählt, besichtigten die Nikolaikirche, die Ausgangspunkt der Montagsdemonstrationen war, schlenderten durch
die alten Höfe, früheren und heutigen Zentren des Handels und warfen außerdem einen Blick in Auerbachs Keller, den Goethe während seinert Studienzeit oft aufsuchte und dem er durch die Erwähnung im Faust ein literarisches Denkmal setzte.
Nach dem ausgiebigen Stadtrundgang fanden wir uns in einem indischen Lokal wieder und haben dort in einem Innenhof ausgiebig gespeist.
Richtig gut gesättigt machten wir uns auf den Rückweg zu unserem Hotel, einmal quer durch den Hauptbahnhof, der in Leipzig einem Einkaufstempel ziemlich nahe kommt. Da wir doch einige Kilometer zu Fuß abgerissen hatten, waren wir entsprechend müde und haben wunderbar geschlafen.
Am nächsten Tag erkundeten wir die Innenstadt auf eigene Faust....und mit ziemlich viel Entspannungsphasen dabei.
Das Wetter war richtig gut, tatsächlich warm und sonnig. Bei einem Blick in einen dekorativen Hinterhof stießen wir auf eine Absinthkneipe, auf deren Bänken noch einige schwarzgekleidete Überbleibsel der letzten Nacht ihren Rausch ausschliefen. Die Malereien im Inneren der Kneipe hätte ich mir gerne noch in Ruhe angesehen, aber nach einem kurzen Blick hinein, knallte uns die schwere Holztür vor der Nase zu. Schade!
Tja, noch ein Stück weiter und dann war es Zeit für eine Pause. Wir ließen uns auf den Stühlen des arabischen Coffebaums nieder, im Schatten eines großen Sonnenschirmes. Zum arabischen Coffebaum zählt zu Europas ältesten Kaffeehäusern, in dem nachgewiesen seit 1711 Kaffee ausgeschenkt wird. Gleichzeitig beherbergt es ein Museum.
Für Kaffee war es inzwischen aber viel zu warm und wir versuchten es mit einer eiskalten Gose, eine alte Biersorte, die ein bißchen Ähnlichkeit mit Berliner Weiße hat. Sehr lecker!
Danach haben wir das Museum besichtigt, das einen Einblick in 300 Jahre sächsischer Kaffeekulturgeschichte gibt.
Frisch gestärkt nahmen wir dann den Bus zum Gohliser Schlösschen, in der irrigen Annahme man könne es besichtigen. Was nicht der Fall war.
Dafür hatte das Schloßkaffee aber eine exquisite Auswahl an Kuchen und Torten vorrätig, derer wir uns stattdessen erbarmten. Wobei die Bedienung eine gewisse Langsamkeit mitbrachte. Aber egal, wir hatten ja Zeit, konnten zusehen wie die Gäste einer Veranstaltung im Schlösschen eintrafen, teilweise sehr seltsam gewandet und hatten den blauen Himmel über uns. Was will man mehr?
So gestärkt machten wir uns zu Fuß auf den Rückweg, was erstaunlich gut klappte, quer durch den Park, der auch am Leipziger Zoo vorbeiführte. So konnten wir schon mal einen Blick hinein tun.
An der Fassade des Naturkundemuseums hing eine dekorative dicke Spinne, die sicher nicht jedem richtig gut gefallen würde (mir fallen da gleich einige Familienmitglieder ein...).
Wir wollten noch auf das City-Hochhaus Leipzig, das mit 142 Metern das höchste Gebäude Mitteldeutschlands ist. In der 31. Etage gibt es eine Aussichtsplattform von der man einen wirklich hervoragenden Blick über die Stadt hat.
Trotz Fahrstuhl waren wir froh über die Liegestühle, als wir oben ankamen. Wir hatten schon wieder reichlich Kilometer hinter uns
und die Füße taten inzwischen weh.
Wir machten eine ausgiebige Pause und genossen die Aussicht, bevor wir mit dem Fahrstuhl wieder hinunter fuhren.
Auf der Suche nach einem Restaurant gerieten wir in einen Umzug der Untoten und Zombies, die uns im Laufe des Abends mehrmals über den Weg liefen. Sehr interessant geschminkt und ausgestattet. 
Insgesamt ziemlich blutig!
Nach einem netten Essen bei einem Italiener machten wir uns mondbeschienen auf den Rückweg durch die Leipziger Innenstadt zu unserem Hotel. Und schliefen nach all den gelaufenen Kilometern wie tot.
Für den nächsten Tag war dann der Besuch im Leipziger Zoo geplant. Nach dem Hotelfrühstück machten wir uns- natürlich erneut zu Fuß- auf den Weg. Fünfzehn Minuten, und schon waren wir da. Am Eingang empfingen uns die Pelikane auf ihren langen Beinen und von dort gingen wir direkt ins recht umfangreiche Aquarium.
Die Pinguine hatten uns am Boulders Beach in der Freiheit Südafrikas besser gefallen, hier in Leipzig waren wir rechtzeitig zur Fütterung da. In einer benachbarten begehbaren Halle hingen die Flughunde kopfüber von der Decke. Sehr besondere Tiere, wie ich finde.
Danach eines der Highlights des Leipziger Zoos, das erst vor kurzen eröffnete Gondwanaland. Wie in einem Riesengewächshaus präsentiert sich hier der Regenwald Afrikas, Asiens und Südamerikas, den man vom Boot aus oder über einem Pfad mit Hängebrücken erkunden kann. Wir wählten die lange Schlange an den Booten, um uns zuerst hindurchfahren zu lassen. Bei den
vorherrschenden feucht-warmen Temperaturen sicher keine schlechte Wahl. Eine durchaus beeindruckende Bootsfahrt, die einem durch den gewundenen Flussverlauf eine Größe der Anlage vorgauckelt die diese gar nicht hat.
Danach gings zu Fuß weiter, was dann doch schon leicht schweißtreibend war. Auch hier durch die Streckenführung immer neue Einblicke, wirklich eine faszinierende  Pflanzenwelt.
Von den Tieren haben wir hier eher weniger gesehen, was vielleicht daran lag, dass noch einiges im Aufbau war. Es gab zum Beispiel ein Gehege mit Leoparden, die aber so versteckt waren, dass man sie höchstens erahnen konnte. Naja, das war bei den Leoparden in Südafrika auch nicht anders.
Gehen in der Hitze schlaucht und so machten wir eine Pause in einem dazugehörigem Restaurant, das vor allen Dingen eins war, nämlich klimatisiert. Eine Wohltat, noch dazu mit einem eisgekühltem Getränk.
Als wir die Halle verließen hatten wir das Gefühl die Luft draußen ist auch nicht besser als in der Halle. Es war schwül und sehr warm geworden.
Egal. Unser nächstes Ziel war das Pongoland, eine weltweit einzigartige Menschen- affenanlage. Hier gibt es nicht nur Schimpansen, Bonobos, Gorillas und Orang-Utans. Hier forscht auch das Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie.
Tatsächlich gibt es unheimlich viele Rückzugs- möglichkeiten für die unterschiedlichen Arten. Außerdem Beschäftigung durch verstecktes Futter. Und auf mich biologischen Laien macht es zumindest den Eindruck, als wenn man alles für eine artgerechte Haltung tut. Wirklich sehenswert, selbst wenn es so heiß und stickig ist
wie an diesem Nachmittag.
Damit wir gleich in der Hitze bleiben konnten, gings danach ins wilde Afrika. Auch sehr nett angelegt, mit großen Freilaufflächen und durchmischten Gehegen. Einen komischen Beigeschmack hat das ganze aber nach unser Südafrikareise schon. Nichts ist vergleichbar damit, diese Tiere in freier Wildbahn zu erleben.
Trotzdem waren die Erdmännchen tatsächlich eine Augenweide, ständig nach Feinden ausspähend, eine Lust sie dabei zu beobachten.
Langsam machte sich bei uns der Hunger bemerkbar, trotz der heißen Temperaturen. Wir suchten uns im Außenbereich eines Restaurants einen Tisch im kaum kühleren Schatten eines Sonnenschirms und bestellten eine Kleinigkeit zu essen.
Puuuuuh, was für eine Hitze!
Selbst die Tiere konnten nur noch ermattet auf den Bäumen herumhängen.
Wir beschlossen uns langsam auf den Rückweg zu machen. Schnell wäre auch nicht möglich gewesen.
Im Hotel angekommen schmissen wir uns ermattet auf die Kissen. Und konnten zusehen, wie sich ein richtiges Unwetter zusammenbraute. Es wurde immer dunkler.
Von unserem Zimmer hatten wir Blick auf den Hauptbahnhof. Der kurze Zeit später in den Fluten unterging. Wahre Sturzfluten kamen da vom Himmel, die sich in Kaskaden vom Dach des Bahnhofes ergossen.
Menschen flüchteten unter schützende Dächer, Straßen verwandelten sich in Flüsse, Plätze in Seen. Wir konnten bei offenem Fenster das Schauspiel genießen, was die meisten Passanten wahrscheinlich nicht von sich sagen konnten.
Der Spuk dauerte nicht lange, aber setzte innerhalb kürzester Zeit alles unter Wasser. Glücklicherweise waren wir rechtzeitig im Hotel angekommen. Wo wir auch blieben und den Tag ziemlich faul ausklingen ließen.
Am nächsten Tag auf dem Rückweg nach Hamburg, konnten wir die Ausmaße des Unwetters immer noch sehen. Ganze Autobahnabschnitte waren unter Wasser gesetzt. Doch alles war inzwischen wieder passierbar, so dass wir ohne Probleme in Hamburg ankamen.
Leipzig hat uns gut gefallen. Es hat für eine Städtereise tatsächlich deutlich mehr zu bieten, als man denkt.

















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