Türkei 9 - Iyi günler Cappadocia! Du hast uns eine Woche verzaubert - Teşekkür ederim.

Und -zack- ist unser letzter Tag angebrochen. Irgendwie scheint Zeit im Urlaub diametral zu verlaufen, was bei uns heißt, die Tage sind prall gefüllt, aber vergehen viel zu schnell. Morgen geht es mit dem Flieger wieder nach Hause.























Das Wetter passt zum Abschied, Wolken sind aufgezogen, es ist kühler und windiger geworden. Am letzten Tag versuchen wir uns noch einmal an einer Wanderung. Oberhalb des Göreme-Freilichtmuseums beginnt ein Pfad, der sich in eine immer enger werdende Schlucht hineinfrisst, steile Wände
rechts und links, Felsbrocken, abgerundet, als hätten sie tausende von Jahren im fließenden Wasser gelegen, im Weg. Wir treffen ein deutsches Pärchen, die uns entgegen- kommen und von
Leitern be- richten, mit denen steile Stellen über- wunden werden müssen. Hurra! Da ich mich nicht als Nachfahre einer Berggemse betrachte, lege ich hier mein Veto ein. Wir kehren um. Klettern ist so gar nicht meins. Da bin ich wirklich eine Spaßbremse.
Wieder am Ausgangspunkt angekommen, beobachten wir oberhalb des Freilichtmuseums sitzend, wie sich die Reisebusse durch die engen, kopfsteingepflasterten Kurven quälen. Erstaunlich, dass diese großen Gefährte überhaupt da herumkommen. Manche Autofahrer scheinen nicht zu ahnen, dass diese Kurven Probleme bereiten können und fahren gnadenlos weiter. Was zu gelegentlichem Stilstand führt.























Wir wandern dann unterhalb des Freilichtmuseums zwischen den Felskegeln, finden noch die eine oder andere Höhlenkirche und vertrödeln hier tatsächlich einige Stunden.



























Am späten Nachmittag packen wir dann unsere Sachen, zahlen unsere Rechnung, gehen noch einmal hinab nach Göreme, um noch ein wenig einzukaufen und, natürlich, noch einmal das wunderbare türkische Essen zu genießen. Wir sitzen, warm in eine Decke eingepackt, oben auf der Dachterrasse des Manzara, das einen herrlichen Blick auf den Sonnenuntergang gewährt, wenn die Sonne nicht wie heute hinter der Wolken versteckt ist.





















Schlagen uns ein letztes Mal den Bauch voll, spülen das gute Essen mit dem guten kappadokischen Wein herunter, bevor wir wieder hinauf zu unserem Höhlenhotel stapfen.

 Iyi günler, Cappadocia. Du hast uns eine Woche verzaubert. Teşekkür ederim.

Türkei 8 - Kappadokien - auf der Suche nach den Sultanssümpfen und ein Abstecher nach Keşlik Monastery

Im Merianheft über Kappadokien hatte ich bereits vor dem Urlaub einen Bericht über die Sultanssümpfe gelesen. Sultanssümpfe! Das klingt ursprünglich. Geheimnisvoll. Königlich. Doch durch die Eingriffe des Menschen sollen diese seit den siebziger Jahren bereits 90 % ihres Wassers verloren haben, Tendenz steigend. Was liegt also näher, als sie sich jetzt anzusehen, wer weiß, ob sie in einigen Jahren noch existieren. Zumal die Türken in Sachen Umweltschutz nicht unbedingt Vorreiter sind. Wie man in diesem Bericht noch sehen wird.
der erloschene Vulkan Erciyes
Für diesen Tag haben wir also eine Fahrt in die Sultanssümpfe geplant. Allerdings ohne ganz genau zu wissen, wo die eigentlich liegen. Schon in Kappadokien, aber weitab der Gegend in der wir bisher unterwegs waren. Unsere Kappadokienkarte zeigt in der Nähe des erloschenen Vulkans Erciyes eine große gepunktete
Fläche mit einzelnen Seen, die wir ganz frei als Sümpfe interpretierten. Das müssen sie sein! Und so machen wir uns nach dem Frühstück auf den
Weg. Schon kurz nachdem wir Ürgüp durchquert haben, wird klar, dass wir die touristische Gegend verlassen haben. Wir sind völlig einsam auf den Straßen unterwegs. Hurra!
Um möglichst viel zusehen, wählen wir die kleinen Straßen. Auf unserer Karte sind hier und da Sehenswürdigkeiten eingezeichnet, ohne dass genauer ersichtlich ist, um was es sich dabei handelt.
Manchmal finden wir ein verrostetes Schild, das auf eine Kirche hinweist, die dann verschlossen ist, manchmal fahren wir durch Orte, bei denen nicht wirklich klar wird, was hier eigentlich die Sehenswürdigkeit sein soll. Außer bellenden Hunden und einsamen, angeketteten Eseln treffen wir kaum auf Lebewesen.
Was wir aber leider immer wieder sehen auf unserem Weg durch diese teilweise wunderschöne Bergwelt ist Müll. Wilde Müllkippen scheinen hier Normalität zu sein, selbst oben auf dem Pass mit
Blick auf den schnee-
be- deckten Erciyes türmen sich die Müll- beutel, treibt der scharfe Wind die Plastikfetzen vor sich her, durchstöbern wilde Hunde den Abfall nach etwas essbaren. Ein Trauerspiel! Was die genauen Ursachen dafür sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht hat es sich in Zentralanatolien noch nicht
herumgesprochen, dass Kunststoffverpackungen nicht verrotten, Plastik über Jahrzehnte durch die Gegend geweht werden kann und alte Batterien das Grundwasser verseuchen. Vor noch nicht allzulanger
Zeit bestand der Müll hier hauptsächlich aus kompostier- barem Unrat und wahrscheinlich sind seitdem noch nicht genug Jahre vergangen, um ein Umdenken einzuleiten. Schade!

Nachdem wir den Pass überquert haben und durch das absolut flache Gelände unterhalb des Erciyes fahren, wissen wir: hier sind keine Sultanssümpfe! Ehemals mag hier Wasser gewesen sein, die vielen Störche samt ihren Nestern sprechen durchaus dafür, aber jetzt grad ist es hier absolut trocken. So drehen wir irgendwann um, essen an einer Raststätte zu einem Spottpreis ein Mittagsgericht und wählen einen anderen Weg zurück Richtung Göreme. Eine gute Idee, wie sich herausstellt. An einem braunen Hinweisschild biegen wir spontan von der Straße ab, parken unseren Wagen auf dem winzigen Parkplatz und befinden uns urplötzlich in einem wie verzaubert wirkenden Garten inmitten einer alten, in den Felsen getriebenen Klosteranlage. Keşlik Monastery!  Ein Traum!




Neben einem plätschernden Brunnen inmitten des frischen Grüns empfängt uns der Gartenbesitzer, der gleichzeitig diese historische Stätte betreut. Wir bekommen eine kurze Einführung auf englisch, bezahlen unseren Eintritt und dürfen alles frei erkunden.
Zwei Haupt- kirchen gibt es hier in diesen Felskegeln mit teilweise sehr schön erhaltener Bemalung, die Stephanos und die Archendos Kirche.
Das Refektorium, in dem die Mönche gespeist haben, bietet Platz für mehr als 100 Menschen, die Klostergemeinschaft muss also keine
kleine gewesen sein. Es gibt so viele Räume, Gänge, Schächte und Pfade inmitten dieses wunderbar
gepflegten Gartens, dass man hier sicher mehrere Stunden zubringen kann.
Wir bekommen zum Abschied noch einen Tee und -hurra- die Erklärung, wo wir die Sultans- sümpfe finden. So steht einem erneuten Versuch am nächsten Tag nichts mehr im Weg.
Auf dem Rückweg nach Göreme halten wir noch in dem kleinen Ort Mustafapaşa, der ehemals Heimat einer großen griechischen Gemeinde war. Die Eleni-Kirche im Zentrum ist aber bereits geschlossen, so dass wir nach einem kurzen Bummel durch die Stadt wieder zurück nach Göreme fahren.
Abends sitzen wir das erste Mal zum Essen im Restaurant drinnen. Es ist deutlich kälter geworden und ziemlich windig. Doch im Kamin des Restaurants brennt ein Feuer, das Essen ist hervorragend und wir freuen uns auf den nächsten Tag.
Tatsächlich gelingt es uns am nächsten Tag dann dank der guten Beschreibung auch die Sultanssümpfe zu finden. Obwohl wir zwischendurch mehrmals vermuten nicht auf dem richtigen Weg zu sein. Außer uns scheint hier nicht ein einziger Tourist unterwegs zu sein, da fragen wir uns ein wenig zaghaft, ob das eine gute Idee war. Doch, egal, nun sind wir schon einmal hier, da werden wir uns diese Sümpfe auch ansehen. 
Eine staubige Straße im unspekta- kulären Ort Ovat- ciftlikköy führt uns an den Rand der Sümpfe, über die wir nicht mehr wissen, als dass sie in einer abflusslosen Senke liegen und Heimat von unzähligen Wasservögeln gewesen sein sollen. 
Wie immer haben wir Glück. Am Ende der Straße liegt ein kleines Hotel und kaum dass wir den Wagen geparkt haben, steht auch schon jemand neben uns mit der Frage, ob er uns helfen könne. Klar, wir wollen gerne die Sümpfe sehen. Kein Problem! Innerhalb kurzer Zeit ist ein Boot organisiert, dazu ein Mann, der uns durch die Sümpfe staken wird, Proviant und Getränke. 


Drei Stunden sind wir unterwegs. Und obwohl wir zahlreiche Wasservögel sehen, Flamingos, Kraniche, diverse Entenarten, einen riesigen Greifvogel, den wir als absolute Vogellaien nicht identifizieren können, gelingt es uns nicht ein vernünftiges Foto zu machen. Immer wenn wir auf den Auslöser drücken, sind die Vögel schon auf der Flucht und fliegen laut schimpfend über die Störung davon.
Da der Wind inzwischen stark aufgefrischt hat, bedauern wir den armen Mann, der sich ordentlich ins Zeug legen muss, um unser Boot im unruhigen Nass sicher über die größeren Wasserflächen zu staken. Er kommt ganz schön ins pusten. Da hilft auch die Essenspause auf einer Insel nicht, die so friedvoll liegt, dass hier kein Wind weht. In gebrochenem Englisch erzählt uns unser Bootsführer, dass hier auch ein Rudel Wölfe lebt, die morgens in der Frühe hier manchmal zu beobachten sind.
Am späten Nachmittag setzt er uns dann sichtlich erschöpft wieder an dem kleinen Hotel ab. Wir machen uns auf den Rückweg, die stille Hoffnung im Herzen, dass diese wunderschöne Sumpflandschaft noch eine Weile erhalten bleibt und nicht der Gier nach Ackerland und Profit zum Opfer fällt. Hoffentlich!










Türkei 7 - Kappadokien - Derinkuyu, Uçhisar und das Love valley

In Kappadokien gibt es unterirdische Städte. 36 Stück wurden bisher entdeckt, aber nur wenige kann man besuchen. Nach Kaymakli ist Derinkuyu die berühmteste dieser Städte und da sie nicht so beengt sein soll wie Kaymakli, entscheiden wir uns dafür dorthin zu fahren.
Von Göreme aus brauchen wir tatsächlich eine Stunde, zumal in der Stadt Derinkuyu die Beschilderung etwas zu wünschen übrig lässt. Die kleinen braunen Hinweisschilder zur Undergroundcity sind häufig kaum auszumachen.Wir lassen unseren Wagen auf einem Parkplatz stehen, an dem viele Frauen sitzen, die ihre selbstgemachten Püppchen verkaufen möchten. An der Kasse zur unterirdischen Stadt treffen wir endlich wieder auf... ja, ihr habt richtig geraten, Reisegruppen. Beim Abstieg über die enge Treppe geraten wir diesmal zwischen eine Schulklasse und eine asiatische Gruppe. Keine Chance, dem zu entgehen!
Für sich betrachtet wirken die engen hinab- führenden Treppen, die zahlreichen Räume im grauen Felsgestein wenig spektakulär. Nur wenn man sich vor Augen führt, dass hier schon vor wahrscheinlich Jahrtausenden ein ausgeklügeltes Belüftungssystem angelegt wurde, mit dem es gelang diese achtstöckige Anlage, deren tiefster Punkt 55 Meter unter der Erde liegt, auch nach Verschluss mit den wie Mühlsteine aussehenden Steinen, genug Sauerstoff zuzuführen, dann kommt man ins Staunen. Auch Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Stockwerken und mit der Außenwelt war möglich, über horizontale Schächte, die auch heute noch alles verbinden. Warum diese Städte angelegt wurden, darüber streiten sich die Gelehrten. Weit verbreitet ist die Meinung, dass es sich um Fluchtburgen handelt, die schon unter den Hethitern, also vor über 4000 Jahren erbaut wurden. Vielleicht aber wurden sie auch nur zum Schutz vor den extremen klimatischen Bedingungen dieser Gegend erbaut. Genau weiß das wohl niemand.
Auf jeden Fall ist der Besuch dieser Stätte nichts für Leute, die unter Klaustrophobie leiden. Die Gänge sind schmal, die Treppen teilweise nur gebückt begehbar, was eingezwängt zwischen den Reisegruppen nicht unbedingt ein Genuß ist. So sind wir froh, als wir schließlich wieder über der Erde sind.
Auf dem Parkplatz angekommen geraten die Damen mit den Püppchen darüber in Streit, wem wir denn nun ein oder zwei dieser handgefertigten Püppchen abkaufen sollen.  Eigentlich wollen wir gar keines davon, aber es bleibt uns wohl nichts anderes übrig. Also kaufen wir zwei, doch die Damen streiten unbeeindruckt davon weiter. Irgendwie fluchtartig verlassen
wir dann den Parkplatz. Wenn wir hier jedem so ein Püppchen abkaufen würden, müssten wir wahrscheinlich ein Im- und Exporthandel damit aufmachen und unser Gepäck hätte auf dem Rückflug sicher reichlich Übergewicht.




So! Der Tag ist noch nicht so alt, also wohin nun? Statt unter die Erde vielleicht mal über die Erde? Also ab gehts nach Uçhisar, denn hier überragt ein 1460 Meter hoher Felsen den Ort. Zudem soll sich von dort oben ein wundervoller Blick über das Göreme Tal bieten. Was auch stimmt, wie wir dann feststellen. Nachdem wir gefühlte tausend Treppenstufen durch diesen Felsen und um ihn herum nach oben geklettert sind. Der Ausblick ist fantastisch und die Mühe, die es macht oben anzukommen, verhindert, dass man auch hier auf Reisegruppen trifft. Außer uns sind nur sehr wenige Personen dort oben und trotzen den heftigen Winden. Im Normalfall scheint es dort auch so etwas wie eine Teeküche zu geben, doch heute ist diese auf jeden Fall nicht besetzt.

Wir pausieren ein wenig in einer geschützten Nische, verspeisen dabei unser mitgebrachtes Obst und Brot mit Schafskäse, bevor wir die zahlreichen Treppenstufen wieder hinuntersteigen.
Da auch nach dieser Aktion noch reichlich Tag über ist, beugen wir uns am Auto angekommen noch einmal über unsere Kappadokienkarte. Was gibt es hier denn noch in der Nähe? Zwischen Uçhisar und Göreme liegt das sogenannte Love Valley, das uns unser Hotelbesitzer bereits bei der Ankunft empfohlen hat. Love Valley? Was sich dahinter wohl versteckt? Doch seht selbst:


Schnell wird klar, wie dieses Tal seinen Namen bekam. Wie Wächter ragen sie in den blauen Himmel, stramm und hoch aufgerichtet. Kein Bildhauer hätte sie besser fertigen können. Liebestal, na klar.
Wir wandern eine Weile zwischen diesen speziellen Kegeln herum, genießen die Sonnenstrahlen und die Abwesenheit von Reisegruppen, trinken noch einen Tee bei einem findigen Bauern, der hier alles verkauft, was er nicht mehr braucht, aber ein Tourist vielleicht brauchen könnte und machen uns dann auf den Rückweg.
Am Abend geht es dann wieder hinunter nach Göreme, nicht ohne zuvor in unserem bevorzugten Lebensmittelgeschäft noch einige Getränke zu kaufen. Es ist ein winziger Laden, kurz unterhalb unseres Hotels und meist, wenn wir ihn betreten, steht ein kleiner, etwas pummeliger Junge von vielleicht sieben, acht Jahren hinter dem Tresen. Er arbeitet dort wirklich häufig ganz allein, zeigt mit seinen kleinen Fingern für uns Touristen, die wir des türkischen nicht mächtig sind, die zu zahlenden Beträge an, oft untermalt mit seiner Version der englischen Zahlen. "  Zrü!" und drei Finger werden in die Höhe gestreckt. Gibt dann auch noch das passende Wechselgeld heraus. Sicher entspricht das nicht unserer Vorstellung einer glücklichen Kindheit, doch wenn ich in der Schule bei uns einen Blick auf manch Sechzehnjährigen werfe, wünsche ich mir nur ein wenig dieser lebenspraktischen Fähigkeiten. Hier werden die Kinder früher erwachsen. Und selbständig.
Wir landen im selben Lokal wie gestern, essen etwas im Tontopf gegartes, das von iranischem Personal serviert wird und wirklich extrem lecker ist. Auch in der Türkei gibt es so etwas wie Gastarbeiter, wie wir aus einem kurzen Gespräch mit dem Kellner
erfahren. Im Iran sei es schwierig Arbeit zu finden und darüber hinaus lockt die Türkei gerade junge Leute, da der Islam hier bisher weniger streng ausgelegt wird.
Nach dem Essen bummeln wir noch ein wenig durch Göreme und freuen uns an all den besonderen Fahrzeugen, die man hier finden kann, bevor wir wieder auf unseren Berg steigen, um dann müde ins Bett zu fallen.





   

Türkei 6 - Kappadokien - Avanos, das Tal der Mönche und Zelve

Unser Höhlenzimmer hat eine Glastür, die auf eine Art Balkon führt, von dem man wunderbar über den Ort Göreme schauen kann. An diesem frühen Morgen begrüßen uns schwebend über Göreme, im Licht der aufgehenden Sonne, zahlreiche Heißluftballons in unterschiedlichen Farben. Ein wahrhaft erhebender Anblick.























Die Heißluftballons starten im Morgengrauen, aber nur dann, wenn der Wind nicht zu stark weht und die Thermik stimmt. Was während unseres einwöchigen Aufenthaltes genau dreimal der Fall ist, wovon einmal die Windverhältnisse eher als grenzwertig zu bezeichnen sind und die Ballons wie hilflos ausgelieferte Spielbälle mal hierhin, mal dorthin getrieben werden. Viele Touristen kommen übrigens nur für diesen Ballonflug hierher. Einnmal über die Felskegel fliegen, gemeinsam mit vielen anderen Touristen in einen Korb gezwängt, die obligatorischen Fotos schießen und weiter gehts. Tatsächlich hat die Vorstellung über diese besondere Landschaft hinwegzuschweben auch für uns durchaus ihren Reiz, doch der Preis von 150-180 Euro pro Person hält uns dann davon ab. Wobei man sich vergegenwärtigen sollte, dass man in Deutschland gut das dreifache dieses Preises bezahlt. So genießen wir einfach das Schauspiel und sehen den hoheitsvoll davon schwebenden Ballons sehnsüchtig hinterher.
Für heute haben wir einen Besuch in der kleinen Kreisstadt Avanos geplant. Durch diesen Ort fließt der Kizilirmak und hinterlässt meterhohe Tonablagerungen an seinen Ufern. Kein Wunder also, dass es hier eine jahrhundertealte Tradition des Töpferhandwerkes gibt. Und so werden wir, nachdem wir den Wagen an der Straße geparkt haben, immer wieder gebeten doch die Töpfereien zu betreten. Was wir dann schließlich auch tun und verwundert feststellen, dass sich hinter der schmalen Fassade ein Labyrinth in den Fels gehauener Räume und Gänge befindet. Die Temperatur ist angenehm kühl, wir bekommen Hauswein aus kleinen Tonbechern und eine Vorstellung der
Polizeistation
Stabilität der Ton- kannen. Indem wir nämlich gebeten werden uns darauf zu stellen. Und tatsächlich - sie halten! Natürlich kaufen wir zu guter Letzt auch eine Kleinigkeit, bevor wir die Töpferei wieder verlassen.
Mehr als Töpfereien können wir in diesem Ort auch nicht finden und so suchen wir uns auf unserer Karte ein weiteres Ziel in der Nähe. Glücklicher- weise liegen auf dem Rückweg nach Göreme noch zwei Sehenswürdigkeiten. Paşabağları oder auch das Tal der Mönche ist unser erstes Ziel. Hier in diesem Tal voller eigenwillig aussehender Feenkamine soll ein Eremit, nämlich der heilige Simeon, im 5. Jahrhundert ein sehr zurückgezogenes Leben geführt haben.
Auch hier finden wir erneut Busladungen voller Touristen, diverse Souvenirstände und alles was dazugehört. Tatsächlich toben die Massen aber nur vor der Wohnhöhle des armen Eremiten, der zu seinen Lebzeiten bestimmt davon entsetzt gewesen wäre. Den Rest des Geländes kann man entspannt erkunden.

Das absolute Highlight des heutigen Tages ist aber ein weiteres Open-Air-Museum, nämlich das Museumsdorf Zelve, das nur wenige Kilometer entfernt am Ende einer Straße liegt, die in dieses
wunderschöne Tal führt. Dieser Ort bestand aus Felsenwohnungen, Wirtschaftsräumen und Kirchen, die sich in drei langgezogenen Tälern befinden. Bis zu seiner Räumung im Jahr 1950 gab es
hier außer einer Moschee keine künstlich erstellten Bauten, das gesamte Leben spielte sich innerhalb der Felsen ab. Geräumt wurde dieser Ort übrigens wegen Einsturzgefahr, was sicher eine ernstzunehmende Gefahr war, wie
zahlreiche Abbrüche auf dem Grund des rechten Tals zeigen. Die armen Bewohner wurden umgesiedelt in einen eher trostlosen und staubigen Ort namens Aktepe. Wer einmal durch dieses liebliche, verzaubert wirkende Tal gewandert ist, wird verstehen wie unglücklich sie gewesen sein müssen, diesen Ort zu verlassen.
Erstaunlicherweise sind außer uns hier kaum Touristen unterwegs. Nicht ein einziger Reisebus steht auf dem kleinen Parkplatz, nur einige Mietwagen und eine Gruppe Motorradfahrer. Wenn man durch diese Täler wandert, hört man noch die Bienen summen, sieht zahlreiche Schmetterlinge an üppig blühenden Büschen und Eidechsen auf den Felsen in der Sonne liegen. Wir persönlich fanden diesen Ort um ein vielfaches schöner, als das vielbesuchte Museumsdorf in Göreme.


Wir trinken noch einen frisch ausgepressten Orangensaft unter dem schützenden Dach eines irgendwie improvisiert wirkenden Restaurants und bekommen dazu ebenso frisch zubereitete "Sandwiches", die eher Ähnlichkeit mit einem heißen Wrap haben, ausgezeichnet schmecken und absolut günstig sind. Auch hier scheint alles etwas gemächlicher zu sein und die kleinen Buden und Restaurants passen ebenso in diese friedvolle Landschaft wie das ausgestorbene Dorf in den Felswänden.
Zurück im Hotel pausieren wir eine ganze Weile auf der Dachterrasse, bevor es noch einmal hinunter ins umtriebige Göreme geht, um zu essen.