Türkei 7 - Kappadokien - Derinkuyu, Uçhisar und das Love valley

In Kappadokien gibt es unterirdische Städte. 36 Stück wurden bisher entdeckt, aber nur wenige kann man besuchen. Nach Kaymakli ist Derinkuyu die berühmteste dieser Städte und da sie nicht so beengt sein soll wie Kaymakli, entscheiden wir uns dafür dorthin zu fahren.
Von Göreme aus brauchen wir tatsächlich eine Stunde, zumal in der Stadt Derinkuyu die Beschilderung etwas zu wünschen übrig lässt. Die kleinen braunen Hinweisschilder zur Undergroundcity sind häufig kaum auszumachen.Wir lassen unseren Wagen auf einem Parkplatz stehen, an dem viele Frauen sitzen, die ihre selbstgemachten Püppchen verkaufen möchten. An der Kasse zur unterirdischen Stadt treffen wir endlich wieder auf... ja, ihr habt richtig geraten, Reisegruppen. Beim Abstieg über die enge Treppe geraten wir diesmal zwischen eine Schulklasse und eine asiatische Gruppe. Keine Chance, dem zu entgehen!
Für sich betrachtet wirken die engen hinab- führenden Treppen, die zahlreichen Räume im grauen Felsgestein wenig spektakulär. Nur wenn man sich vor Augen führt, dass hier schon vor wahrscheinlich Jahrtausenden ein ausgeklügeltes Belüftungssystem angelegt wurde, mit dem es gelang diese achtstöckige Anlage, deren tiefster Punkt 55 Meter unter der Erde liegt, auch nach Verschluss mit den wie Mühlsteine aussehenden Steinen, genug Sauerstoff zuzuführen, dann kommt man ins Staunen. Auch Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Stockwerken und mit der Außenwelt war möglich, über horizontale Schächte, die auch heute noch alles verbinden. Warum diese Städte angelegt wurden, darüber streiten sich die Gelehrten. Weit verbreitet ist die Meinung, dass es sich um Fluchtburgen handelt, die schon unter den Hethitern, also vor über 4000 Jahren erbaut wurden. Vielleicht aber wurden sie auch nur zum Schutz vor den extremen klimatischen Bedingungen dieser Gegend erbaut. Genau weiß das wohl niemand.
Auf jeden Fall ist der Besuch dieser Stätte nichts für Leute, die unter Klaustrophobie leiden. Die Gänge sind schmal, die Treppen teilweise nur gebückt begehbar, was eingezwängt zwischen den Reisegruppen nicht unbedingt ein Genuß ist. So sind wir froh, als wir schließlich wieder über der Erde sind.
Auf dem Parkplatz angekommen geraten die Damen mit den Püppchen darüber in Streit, wem wir denn nun ein oder zwei dieser handgefertigten Püppchen abkaufen sollen.  Eigentlich wollen wir gar keines davon, aber es bleibt uns wohl nichts anderes übrig. Also kaufen wir zwei, doch die Damen streiten unbeeindruckt davon weiter. Irgendwie fluchtartig verlassen
wir dann den Parkplatz. Wenn wir hier jedem so ein Püppchen abkaufen würden, müssten wir wahrscheinlich ein Im- und Exporthandel damit aufmachen und unser Gepäck hätte auf dem Rückflug sicher reichlich Übergewicht.




So! Der Tag ist noch nicht so alt, also wohin nun? Statt unter die Erde vielleicht mal über die Erde? Also ab gehts nach Uçhisar, denn hier überragt ein 1460 Meter hoher Felsen den Ort. Zudem soll sich von dort oben ein wundervoller Blick über das Göreme Tal bieten. Was auch stimmt, wie wir dann feststellen. Nachdem wir gefühlte tausend Treppenstufen durch diesen Felsen und um ihn herum nach oben geklettert sind. Der Ausblick ist fantastisch und die Mühe, die es macht oben anzukommen, verhindert, dass man auch hier auf Reisegruppen trifft. Außer uns sind nur sehr wenige Personen dort oben und trotzen den heftigen Winden. Im Normalfall scheint es dort auch so etwas wie eine Teeküche zu geben, doch heute ist diese auf jeden Fall nicht besetzt.

Wir pausieren ein wenig in einer geschützten Nische, verspeisen dabei unser mitgebrachtes Obst und Brot mit Schafskäse, bevor wir die zahlreichen Treppenstufen wieder hinuntersteigen.
Da auch nach dieser Aktion noch reichlich Tag über ist, beugen wir uns am Auto angekommen noch einmal über unsere Kappadokienkarte. Was gibt es hier denn noch in der Nähe? Zwischen Uçhisar und Göreme liegt das sogenannte Love Valley, das uns unser Hotelbesitzer bereits bei der Ankunft empfohlen hat. Love Valley? Was sich dahinter wohl versteckt? Doch seht selbst:


Schnell wird klar, wie dieses Tal seinen Namen bekam. Wie Wächter ragen sie in den blauen Himmel, stramm und hoch aufgerichtet. Kein Bildhauer hätte sie besser fertigen können. Liebestal, na klar.
Wir wandern eine Weile zwischen diesen speziellen Kegeln herum, genießen die Sonnenstrahlen und die Abwesenheit von Reisegruppen, trinken noch einen Tee bei einem findigen Bauern, der hier alles verkauft, was er nicht mehr braucht, aber ein Tourist vielleicht brauchen könnte und machen uns dann auf den Rückweg.
Am Abend geht es dann wieder hinunter nach Göreme, nicht ohne zuvor in unserem bevorzugten Lebensmittelgeschäft noch einige Getränke zu kaufen. Es ist ein winziger Laden, kurz unterhalb unseres Hotels und meist, wenn wir ihn betreten, steht ein kleiner, etwas pummeliger Junge von vielleicht sieben, acht Jahren hinter dem Tresen. Er arbeitet dort wirklich häufig ganz allein, zeigt mit seinen kleinen Fingern für uns Touristen, die wir des türkischen nicht mächtig sind, die zu zahlenden Beträge an, oft untermalt mit seiner Version der englischen Zahlen. "  Zrü!" und drei Finger werden in die Höhe gestreckt. Gibt dann auch noch das passende Wechselgeld heraus. Sicher entspricht das nicht unserer Vorstellung einer glücklichen Kindheit, doch wenn ich in der Schule bei uns einen Blick auf manch Sechzehnjährigen werfe, wünsche ich mir nur ein wenig dieser lebenspraktischen Fähigkeiten. Hier werden die Kinder früher erwachsen. Und selbständig.
Wir landen im selben Lokal wie gestern, essen etwas im Tontopf gegartes, das von iranischem Personal serviert wird und wirklich extrem lecker ist. Auch in der Türkei gibt es so etwas wie Gastarbeiter, wie wir aus einem kurzen Gespräch mit dem Kellner
erfahren. Im Iran sei es schwierig Arbeit zu finden und darüber hinaus lockt die Türkei gerade junge Leute, da der Islam hier bisher weniger streng ausgelegt wird.
Nach dem Essen bummeln wir noch ein wenig durch Göreme und freuen uns an all den besonderen Fahrzeugen, die man hier finden kann, bevor wir wieder auf unseren Berg steigen, um dann müde ins Bett zu fallen.





   

2 Kommentare:

  1. Oh prima, noch mehr Kapadokien. Tja, das mit den Kindern denke ich immer in südlichen Ländern. In Nordafrika ist es ja nicht anders. Kindheit? Da gibt es sehr wenig von, würde ich sagen.

    AntwortenLöschen
  2. Hallo!

    ein schöner Beitrag. Mir gefallen die Fotos aus Derinkuyu besonders gut. Darüber haben noch nicht so viele Blogger etwas geschreiben.

    Die meisten Fotos aus Kappadokien haben irgendwie immer etwas mit den Heißluftballonen über Uchisar zu tun. :)

    Es freut mich, dass ihr bei meiner Blogparade über die Türkei mitmacht.

    lg Thomas

    AntwortenLöschen