Oktober 2012 Kreta


Mittwoch, 03.10.2012
In den letzten Wochen ist nicht alles so gelaufen wie es laufen sollte. Deshalb entschließen wir uns kurzfristig noch einmal eine Woche Urlaub einzuschieben. Unsere Wahl fällt auf Kreta, wir waren tatsächlich noch nie da, aber jeder hat uns bisher davon vorgeschwärmt. Wir finden ein günstiges Hotel, müssen aber leider von Düsseldorf aus fliegen, da die Nordflughäfen alle schon ausgebucht sind. Macht ja nichts, wir haben ja den Zug zum Flug inklusive.
Also beginnt unsere Reise morgens früh am Hamburger Hauptbahnhof. Wir schaffen es, uns anhand des Lageplanes zu orientieren und platzieren uns strategisch richtig an der Stelle, an der der Wagen mit unseren reservierten Sitzplätzen halten soll.  Denken wir. Die Bundesbahn hat aber umdisponiert und die Wagen in einer ganz anderen Reihenfolge aneinandergehängt. So rollen wir mit unseren Trolleys den anderen Mitreisenden über die Füße, während wir uns durch den Zug bis zu unseren Sitzplätzen drängeln. Puuuh, erstmal aufatmen, die Plätze sind reserviert, Vorfreude macht sich breit, wie schön, eine Woche Urlaub in der Wärme. Bremen, Osnabrück, Münster ziehen an unserem Fenster vorbei, während wir langsam in Urlaubsstimmung kommen.  Bis wir in Duisburg halten. Und die Durchsage ertönt: " Wegen technischer Schwierigkeiten verzögert sich die Weiterfahrt des Zuges auf unbestimmte Zeit." Na, super!  Schön, dass die Bahn immer so klare Aussagen trifft. Nach einigem hin und her, der Unterstützung einer Mitreisenden, die über ein App von der DB verfügt, entscheiden wir uns nach zehnminütigem Stillstand in den Regionalzug zu wechseln, der von einem benachbartem Gleis in kurzer Zeit ebenfalls in Richtung Düsseldorf airport losfährt. Gut, dass wir uns einen komfortablen Zeitpuffer eingebaut hatten.
Natürlich gibt es weder Rolltreppe noch Fahrstuhl. Wir schleppen also das Gepäck treppab und dann wieder treppauf, um dort gemeinsam mit anderen Gestrandeten auf den Regionalzug zu warten. Der wird gleich schon mal mit zehnminütiger Verspätung angezeigt. Und während wir dort so stehen und warten, sehen wir auf dem Nachbargleis unseren IC anfahren und den Bahnhof Duisburg verlassen. Wir schauen ihm mit offenen Mündern nach.
Glücklicherweise kommt dann auch der bummelige Regionalzug und wir schaffen es tatsächlich noch rechtzeitig bis zum Düsseldorfer Flughafen. Nachdem uns die Schwebebahn von der Bahnstation zum Flughafen geschwebt hat, ist hektisches einchecken angesagt. Plätze nebeneinander? Fehlanzeige! Reihe 3 und Reihe 16 sind angesagt. Es folgt ein ganz normaler Flug und wir landen pünktlich in Heraklion. Pauschalreisen haben den Nachteil, dass man immer warten muss, bis auch der letzte den Transferbus erreicht hat. Dafür muss man dann aber im Dunkeln den Weg auch nicht finden.
Nach etwas über einer Stunde sind wir schließlich da, erhalten für 40 Euro Extrazahlung ein Zimmer mit Meerblick und außerdem noch ein etwas spärliches Essen zur späten Stunde. Von der Terrasse aus kann man das Meer im Dunkeln erahnen, wir setzen uns noch eine Weile dorthin und genießen die laue Abendluft. Nicht mal eine Strickjacke braucht man überziehen. Genauso haben wir es uns gewünscht. Es sind nicht viele Gäste zu sehen, vielleicht sind die anderweitig unterwegs oder schlafen schon. Noch ein Barfußspaziergang am Strand bis zum Wasser, die Wassertemperatur testen, die für norddeutsche Verhältnisse warm ist, und dann finden wir auch, dass es Zeit ist schlafen zu gehen.

Donnerstag, 04.10.2012
Der erste Tag ist ein Erholungstag. Nichts mit sightseeing oder Ausflügen oder irgendwelchen Aktivitäten. Ausschlafen, frühstücken und den Rest des Tages faul am Strand liegen und die Sonne genießen. Das ist der Plan.
Das mit dem Ausschlafen klappt schon mal nicht, mit Sonnenaufgang bin ich wach. Aber das macht ja nichts, denn ich muss ja nicht aufstehen. Aus unserem Zimmer blickt man direkt aufs Mittelmeer, eine morgendliche Wohltat für die Augen. Nach einem trödeligem Frühstück gehts ab an den Strand, zwei Liegen, ein Sonnenschirm 5 Euro, naja wir haben ja Urlaub. Wir machen uns einen wirklich faulen Tag auf unseren Liegen, bewaffnet mit Zeitschriften und Büchern, unterbrochen nur von zirka stündlichen Wasseraufenthalten. Es ist richtig warm hier am Strand.
Das Wasser lockt, es ist nur etwas schwierig hineinzukommen über Kiesel und Felsen. Wenn man drin ist, kann man sich an der Wassertemperatur von 25° aber wirklich freuen.
Ab 17 Uhr wird es dann langsam kühl, wir packen unseren Kram zusammen und versuchen in der etwas unterdimensionierten Dusche unseres Hotelzimmers das Salz von unserer Haut zu bekommen, ohne alles unter Wasser zu setzen. Was uns nicht gelingt.
Nach dem Abendessen im bahnhofsmäßig erleuchteten Restaurant (leider haben wir Halbpension gebucht), ist aber Schluss mit der Faulheit. Wir besorgen uns für die nächsten Tage einen Mietwagen, einen Fiat Panda in lila, ein echter Traum! Für morgen steht der sagenumwobene Palast von Knossos auf dem Plan, mal sehen, ob wir König Minos, den Minotauros oder andere mythische Gestalten dort treffen.

Freitag, 05.10.2012
Frühstück im Hotel, Rucksack packen und ab gehts mit unserem lila Panda Richtung Heraklion. Nachdem wir die Auffahrt zur Schnellstraße gefunden haben, ist die Strecke kein Problem, gut ausgebaut und landschaftlich schön. Glücklicherweise ist die Beschilderung nicht nur in kyrillischer Schrift, sondern außerdem auch für den durchschnittlichen Mitteleuropäer lesbar. So finden wir auch den Abzweiger Richtung Knossos und dort, oh Wunder, sogar einen Parkplatz direkt vor der antiken Stätte. Trotz früher Stunde, es ist erst 10 Uhr, ist am Ticketschalter bereits eine Schlange.  Wir stehen aber durch Überdachung angenehm schattig. Mit Tickets und Reiseführer bewaffnet gehts ab aufs Gelände.
Der Palast von Knossos zeichnet sich durch eine etwas eigenwillige Rekonstruktion aus, wo andere Archäologen peinlich genau alles im Originalzustand belassen hätten oder versucht hätten diesen wiederherzustellen, wurde hier ergänzt und dazugebaut, wie es hätte sein können. So steht Beton neben altem Gemäuer und man weiß nicht, was der Phantasie des Ausgräbers Evans entsprungen und was Original ist. Geschweige denn wie es tatsächlich aussah.
Es ist schon beeindruckend, aber wir können uns nicht wirklich dafür begeistern, was daran liegen mag, dass wir in den letzten Jahren schon so viel gesehen haben.
Als es auf die Mittagszeit zugeht, haben sich Reisebusladungen voller Touristen auf dem Gelände verteilt, an manchen Stellen ist kaum noch ein Durchkommen. Dabei befinden wir uns in der Nachsaison. Nachdem wir zwanzig Minuten in der Sonne warten mussten, um einen Blick in den Thronsaal zu tun, beschließen wir, dass es jetzt reicht und verlassen das Gelände.
Unser Panda steht in der prallen Sonne und ist phantasievoll eingeparkt. Mit viel hin und her schaffen wir es trotzdem aus der Parklücke und machen uns auf den Weg an die Küste, um einen Badeplatz zu finden und etwas zu essen.  Ein kurzer Blick in unseren Reiseführer und wir wählen die Strecke zum Küstenort Agia Pelagia, der über mehrere Strände verfügen soll. Es ist nicht weit und wir finden ein Restaurant mit Blick über die Bucht, dort kann man unterm Sonnenschirm die Aussicht und das reichhaltige und günstige Essen genießen.
Direkt unterhalb des Restaurants liegt ein kleiner Strand, erreichbar über eine lange Treppe, die durch ein Hotel führt. Dort verbringen wir die Nachmittagsstunden in der Sonne liegend. Für die Liegen brauchen wir nichts bezahlen, der "Liegenverleiher" kann unseren 50 Euroschein nicht wechseln und als wir endlich Kleingeld haben, ist er nicht mehr da. Tja, Pech gehabt! Es geht flach ins Wasser, der Sandstrand ist fußfreundlich, die Bucht von Felsenküste eingerahmt, das Wasser warm, man kann sich drauf treiben lassen und den am Himmel wandernden Wattewölkchen nachsehen, ein wirklich schöner Ort. Wir bleiben bis es kühler wird und steigen dann die vielen Stufen wieder hinauf zu unserem Auto.
Es ist noch nicht so spät, dass wir wieder ins Hotel müssten, Essen gibts sowieso erst ab 19 Uhr und wir sind nach dem ausgiebigen Mittagessen eh noch nicht hungrig, so beschließen wir noch einen Abstecher zum Kloster Arkadi zu machen.
Das befindet sich südöstlich von Rethymnon auf einer Hochebene. Als 1866 die Türken auf Kreta einfallen, begehen in diesem Kloster hunderte Männer, Frauen und Kinder Selbstmord, damit sie ihnen nicht in die Hände fallen. Sie sprengen sich mit dem Munitionsdepot in die Luft. Eine gruselige Vorstellung!
Unser Weg dorthin führt uns an Olivenplantagen vorbei, durch kahle, felsige Gegend mit einsamen Schluchten, nur vereinzelten Pinien, Zypressen und Eichen. Es ist schon später Nachmittag, als wir ankommen und außer uns sind nur noch wenige Besucher dort.
Einige Mönche leben noch im Kloster Arkadi und bearbeiten die umliegenden kargen Felder, hegen einen kleinen Weingarten und halten sogar Schweine.
Über dem Klostergelände liegt Stille, die Abendsonne taucht alles in ein rötliches Gewand und die wenigen Besucher bewegen sich leise und irgendwie ehrfürchtig zwischen den Gebäuden. Ein toter Baum beherbergt immer noch eine Gewehrkugel, die vom türkischen Beschuss stammt. Die Glocken beginnen zu läuten, in Bewegung gesetzt über ein Seil, das vom Glockenturm an der Fassade herunterhängt. Hier wird das Glockengeläut noch mechanisch in Gang gesetzt, einer der Mönche ist dafür verantwortlich.

Es ist eine besondere Stimmung an diesem Ort, der wie verzaubert aus der Zeit wirkt und ich kann allen, die auf Kreta weilen, nur ans Herz legen, ihn zu besuchen.
Wir bleiben etwas eine Stunde, erklettern den Wehrgang, stehen vor den Resten des gesprengten Munitionsdepots, sehen uns das kleine Museum an, schlendern durch die Innenhöfe, in denen wunderschön bepflanzte Terrakottatöpfe stehen, wandeln durch die schattigen Säulengänge und lassen den Zauber dieses Ortes auf uns wirken.
Bei Sonnenuntergang schließt das Kloster, die wenigen Besucher verlassen es durch die Toreinfahrt und auch wir machen uns auf den Weg zu unserem einsamen Panda, der verlassen auf dem riesigen kopfsteingepflasterten Vorplatz steht. Wir werfen noch einen Blick in das Beinhaus, eine ehemalige Windmühle, die einige Schädel der Gefallenen beherbergt, ein makaberer Anblick.
Dann machen wir uns auf den Weg zurück ins Hotel.
Als wir ankommen, ist es schon dunkel und fast hätten wir die Einfahrt verpasst.
Nach dem kulinarisch nicht wirklich ansprechendem Abendessen, das auch durch das Bahnhofsambiente des Restaurants nicht besser wird, setzen wir uns mit einem Wein und einem Glas Ouzo an die Begrenzungsmauer zum Strand und lassen den Tag ausklingen. Bevor wir ins Bett gehen, versuchen wir nochmal auf unsere nicht funktionierende Klimaanlage hinzuweisen, aber so richtig scheint sich keiner zuständig zu fühlen. Also bleibt unsere Balkontür wieder offen, was die Mücken der Umgebung als Einladung verstehen, aber das ist nicht zu ändern.
Vom Bett aus kann man das Wellenrauschen hören, ein guter Rhythmus zum einschlafen...


Samstag, 06.10.2012
Ziemlich zerstochen wache ich an diesem Morgen auf. Ein Mückenabwehrmittel muss her, so geht das nicht weiter! Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg.
Wir wollen an die Südküste nach Matala, dem alten Hippidomizil. Auf dem Weg zur Schnellstraße kaufen wir Mückenmittel und in einer Bäckerei lecker duftende gefüllte Teigwaren. Die Schnellstraße führt uns an Rethymnon vorbei und wir nehmen den Abzweiger Richtung Agia Galini. Über uns hängen Wolken, es ist fast ein bißchen schwül geworden. Vielleicht beginnen jetzt die Regenfälle, die laut unserem Reiseführer ab Anfang, Mitte Oktober zu erwarten sind? Hoffentlich nicht!
Die Straße ist gut ausgebaut und führt uns an hohen Bergen vorbei Richtung Süden. Wenig Verkehr, wir kommen gut voran. Ab Agia Galini allerdings wird es kurvig und unser Plan scheint uns ein wenig unübersichtlich. Wir landen auf einer Sandstraße, die sich durch Olivenplantagen windet, denken wir sind falsch und kommen dann trotzdem in Matala an. Bei der Ortseinfahrt erinnert wirklich nichts an die legendäre Hippievergangenheit, akkurate Bürgersteige und Fahhradwege, im Neubau befindliche Parkbuchten, alles sehr ordentlich und aufgeräumt, irgendwie bürgerlich, wie wahrscheinlich die meisten der Alt-sechziger heute auch.

Wir finden einen  Parkplatz, schultern unsere Taschen und machen uns auf den Weg zum Strand.
Vorbei an dem mit Schnitzwerk verziertem Baum und dem bunt bemalten VW-Bus, beides fotogen für die Touristen in Szene gesetzt. Der Himmel ist hier strahlend blau, keine Wolke ist zu sehen. Da haben wir wohl alles richtig gemacht!
Wir wollen uns die Höhlenwohnungen ansehen, die in einer Felswand neben dem Strand zu finden sind. Ursprünglich als Wohnhöhlen erschaffen, wurden diese von den ersten Christen zu Gräbern umfunktioniert und in den sechzigern von den Hippies entdeckt, die hier vornehmlich in den Sommermonaten lebten. Cat Stevens war hier, Bob Dylan und viele andere mehr, die der Gesellschaft den Rücken zudrehen wollten.
Heute ist davon nicht mehr viel geblieben. Unter einigen Tamarisken liegen relaxed ein paar Gestalten, über ihnen Rauch, der Erinnerungen weckt. Ein paar Aussteiger sind hier noch, die sich mit dem Verkauf von indischem Schmuck und ähnlichem über Wasser halten. Ansonsten hat der Pauschaltourismus auch hier Einzug gehalten und in den Wohnhöhlen hält sich eher ein hartnäckiger Geruch nach Urin. Sehenswert sind sie aber trotzdem.

Wir verbringen einige Stunden am Strand, während die Liegen- und Sonnenschirmverleiher die Sonnenschirme ausgraben und abtransportieren, es geht aufs Saisonende zu. Danach schlendern wir ans andere Ende der Bucht, wo sich Bars und Restaurants am Wasser befinden. Wir haben Hunger und entscheiden uns für das kunterbunte Hakuna matata, eine Mischung aus Südsee- und Hippiestyle, mit einer Speisekarte aus Holz, so groß wie der Tisch, an dem wir sitzen. Bob Marley tönt aus den Boxen, der Meeresfrüchtesalat ist ein Traum, die Franzosen vom Nachbartisch springen von dort aus direkt ins Wasser, setzen sich danach, nass wie sie sind wieder an den Tisch und trinken gemächlich ihre Flasche Rotwein leer, es ist einfach voll chillig hier. Selbst die Katzen sind total entspannt. Wir bleiben eine ganze Weile, trinken noch einen Kaffee und machen uns irgendwann wehmütig auf dem Weg. Bei einem erneuten Aufenthalt auf Kreta würden wir wahrscheinlich hier irgendwo Unterkunft beziehen.
Der Rückweg an die Nordküste führt uns über Nebenwege durchs Gebirge. Schön anzusehen, aber anstrengend zu fahren. Wir brauchen mehr als 2 Stunden für den Weg und beschließen für morgen wieder einen etwas fauleren Tag einzulegen.
Essen wieder im Bahnhofsrestaurant unseres Hotels, den Rest des Tages verbringen wir faul auf dem Baklon unseres Zimmers und genießen die laue Abendluft.

Sonntag, 07.10.2012
Heute beginnen wir den Tag nach dem Frühstück am Strand, mieten uns noch einmal zwei Liegen und einen Sonnen- schirm und machen bis zum Mittag Pause. Danach duschen wir, packen das Auto und fahren von Rethymnon aus ins Hinterland, Richtung Tal von Argiroupolis. Dort sollen unter alten Platanen Quellen entspringen, die mit Ihrem Wasser zu Rethymnons Frischwasserversorgung beitragen. Der Weg ist gut zu finden, die Straße beschattet von hohen alten Bäumen und wir parken unseren Panda an der Straßenseite, neben einem der vielen Restaurants, die sich an den plätschernden Bächen, Wasserbecken und Wasserfällen befinden.
Es ist angenehm kühl, wir klettern ein wenig herum und setzen uns dann mit unserem Picknick unter eine knorrige Eiche. Eigentlich hätte man hier auch schön essen gehen können, aber wir hatten uns bereits in der Bäckerei gefüllte Teigtaschen geholt.
Danach steigen wir wieder in unser Auto und versuchen den antiken Ort Lappa zu finden, der laut Reiseführer irgendwo unterhalb der Wasserfälle zu finden sein müsste. Was uns aber nicht gelingt. Nach einigen Kilometern treffen wir auf einen Bauern, der zwar kein Englisch spricht, uns aber mit Handzeichen bedeutet, dass wir wieder drehen müssen, um dahin zu gelangen. Was wir dann auch tun. Auf dem Weg zurück sehen wir am Straßenrand der einsamen Straße ein geparktes Auto, da muss ja irgendwas sein. Wir parken ebenfalls, überqueren einen kleinen Bach auf einer klapprigen Brücke und treffen vor einer kleinen verfallenen Kapelle auf ein älteres Ehepaar aus Tel Aviv, mit denen wir eine Weile ins Gespräch kommen.
Sie freuen sich, dass es hier so viel Wasser gibt, da das in Israel ja eher Mangelware ist.
Nachdem es uns einfach nicht gelungen ist Lappa zu entdecken, machen wir uns auf den Rückweg zum Hotel. Diesmal schaffen wir es, uns auch noch zu verfahren und irren eine ganze Weile durch einen Ort, wobei wir immer wieder zwei Radfahrer treffen, die wahrscheinlich denken, wir sind irgendwie total verwirrt.
Den Abend verbringen wir wieder im Hotel, beschließen aber, dass wir dort das letzte Mal gegessen haben, da wir mit dem essen dort einfach nicht zufrieden sind. Morgen wollen wir die Gegend westlich von Rethymnon erkunden.
Montag, 08.10.2012
Heute machen wir uns wieder gleich nach dem Frühstück mit gepacktem Rucksack auf den Weg, da wir am Abend unseren kleinen Panda abgeben müssen. Wir fahren Richtung Chania und wollen den Tag eigentlich an irgendeinem schönen Strand verbringen. Haben auch unsere Bücher eingepackt. Strandmäßig werden wir fündig in Kalives, ein langestreckter Urlaubsort an der Souda Bucht. Hier gibt es ein Flüßchen, das im Ortszentrum ins Meer mündet. Sieht in unserem Reiseführer idyllisch aus, ist es auch tatsächlich, obwohl die Flussmündung inzwischen von einem dort liegenden Hotel der Best Western
Gruppe eingefasst wurde und dadurch wahrscheinlich viel seiner Ursprünglichkeit eingebußt hat.
Leider ist es heute ziemlich windig, so dass einem die Lust am Baden ein wenig vergeht. Wir haben zwei Liegen belegt, für die augenscheinlich keiner zuständig ist, denn niemand will von uns Geld dafür. Das mit der Geschäftstüchtigkeit ist noch nicht voll ausgereift, jedenfalls nicht auf Kreta in der Nachsaison...
Doch nachdem wir einige Zeit dort verbracht haben und uns bereits etwas übergezogen haben, verlassen wir die Liegen und schlendern lieber noch ein wenig durch den Ort. Der übrigens sehr schön ist, viele kleine Geschäfte, überschaubar und man findet auch noch hier lebende Einheimische. Wir essen ein Eis auf der Brücke und lassen dem beschaulichen Lebensrhythmus auf uns wirken. Hektik können wir hier nicht entdecken.
Da der Wind einfach nicht abflaut, beschließen wir wieder Richtung Rethymnon zu fahren und einen Stadtbummeltag einzulegen.
Wir finden auf Anhieb einen Parkplatz an der Strandpromenade und sind davon so irritiert, dass wir erstmal eine Passantin fragen, ob man hier auch tatsächlich parken darf. Darf man. Dann schlendern wir Richtung venezianischem Hafen und lassen uns dort in einer Bar erstmal zu einem Capuccino nieder.
Rethymnon ist eine wirklich schöne Stadt. Alte Häuser, schöne Geschäfte, viele Restaurants, wirklich, ein ganz eigenes Flair, das zum gucken und schlendern anregt. Was wir dann auch ausgiebig tun.
Den Tag beschließen wir in einem kleinen ver- stecktem Restaurant, das wir in einer Seitengasse entdecken, in der Nähe des Rimondibrunnens. Karierte Tischdecken auf den quadratischen Holztischen unter einem Dach von Weinreben, in der kleinen Gasse plauschen ein paar Einheimische auf Plastikstühlen, eine Katze streift uns um die Beine, der Kellner ist richtig nett und erprobt an uns seine Englischkünste und vor allen Dingen ist das Essen hervorragend. Ein Genuß! Das hätten wir schon viel früher tun sollen, statt uns über das geschmacksneutrale Hotelessen zu ärgern.
Mit vollem Bauch, ein wenig träge, aber ziemlich zufrieden machen wir uns auf den Weg zu unserem Auto, den wir in einer Stunde im Hotel abliefern sollen. Morgen sind wir dann auf den Bus angewiesen, um uns fortzubewegen, aber das ist sicher auch mal eine interessante Erfahrung.
Den Abend verbringen wir lesend auf unserem Balkon.


Dienstag, 09.10.2012
Eigentlich haben wir für unseren letzten Tag geplant Sonne und Wasser noch einmal ordentlich zu genießen und anschließend, so am späten Nachmittag,  Richtung Rethymnon zu fahren. Soweit der Plan!
Leider haben wir die Rechnung nur ohne das Wetter gemacht. Das will nämlich nicht mitspielen und hat beschlossen heute mal so richtig zu regnen! Wir sind gerade eine Stunde am Strand, als es sich von Westen her zuzieht. Kurze Zeit später fallen dicke Tropfen und es grummelt über dem Meer. Wir raffen unsere Sachen zusammen und zurück gehts ins Hotelzimmer.
Nach dem Guss klart es nicht wieder auf, alles ist nass. Was also anfangen mit dem Tag? Wir nehmen den Bus und fahren nach Rethymnon. Hoffen, dass das mit dem Regen nur ein kurzes Intermezzo war.
Tja, Pustekuchen! Wir sind in Rethymnon auf dem Weg zur Festung, als wir erneut vom Regen überrascht werden. Flüchten uns unter die Markise einer Bar, die wir sonst sicher nicht aufgesucht hätten. So aber bleiben wir eine halbe Stunde, bestellen noch einen Capuccino und warten auf das Ende des Regens. Wir sind nicht die einzigen, der Wirt freut sich wahrscheinlich über das Geschäft seines Lebens.
Irgendwann tröpfelt es nur noch und wir machen uns einfach auf den Weg Richtung Festung. Die Fortezza liegt an einer Steilküste, an drei Seiten ist sie direkt vom Meer umschlossen. Schon vor vielen Jahrhunderten gebaut (1573-1580) fand früher die gesamte Stadtbevölkerung dort Unterschlupf. Dementsprechend groß ist die Festung. Kurzfristig ist es trocken, aber der Himmel sieht aus, als ob er noch weitere Kübel bereithielte.
Die Gebäude innerhalb der Festung sind schlicht, das ganze aber schon wegen seiner Größe eindrucksvoll. Als wir in der Moschee sind, fängt es wieder an zu regnen. Anfänglich versuchen wir es zu  ignorieren, flüchten dann aber doch in die Toreinfahrt. Irgendwie ist das heute nicht der ideale Besichtigungstag.Wir machen uns wieder auf in die Stadt, begleitet durch stetigen Nieselregen. Finden eine Bar hier und ein Cafe da und retten uns so über den Tag.
Auch ein ganz nettes irisches Pub ist dabei, in dem nur leider das Bier zu teuer ist. Aber lecker!

Zum Schluss landen wir wieder in unserem Restau- rant von gestern, sitzen trocken unter den Weinreben und genießen noch einmal das griechische Essen Dann machen wir uns im Dunkeln auf den Rückweg zum Busbahnhof. Wir warten gemeinsam mit anderen .
Touristen auf den Hotelbus, der nach einer Viertelstunde an der Straße in einer Riesenpfütze hält. Den richtigen Ausstieg zu finden ist im Dunkeln auch nicht ganz einfach.
Im Hotel angekommen verziehen wir uns mit einem Wein auf unser Zimmer, besser auf den Balkon, denn es hat aufgehört zu regnen.

Mittwoch, 10.10.2012
Heute ist schon unser Abreisetag. Allerdings geht der Flieger erst abends um 19 Uhr, so dass wir noch den ganzen Tag haben. Das Zimmer können wir bis Nachmittags behalten und da heute die Sonne wieder scheint machen wir uns nach dem Frühstück auf zum Strand. Der Liegenverleiher hat ein Einsehen und berechnet für heute nichts, da wir ja gestern schon nach einer Stunde wegen des Regens flüchten mussten.
Dann geht alles wie man es von Pauschalreisen kennt. Duschen, Koffer packen, nachsehen, dass man nichts vergessen hat, in der Lobby sitzen und auf den Bus warten.
Der kommt pünktlich, fährt sich in der Kehre vor dem Hotel kurzfristig fest und startet dann mit uns und dem Gepäck, all die anderen Gäste aus den anderen Hotels abzuholen. Nach 90 Minuten sitzen wir wieder auf dem Flughafen Heraklion und warten auf den Flieger. Tja, so eine Woche ist kurz.
Der Flug geht pünktlich und wir landen sogar etwas verfrüht auf um 22.45 Uhr auf dem Düsseldorfer Airport. Und jetzt kommt wieder die Deutsche Bundesbahn ins Spiel. Die fährt nach Hamburg nämlich erst um 2.45 Uhr. Was ja nicht so schlimm ist. Man könnte sich ja solange auf dem Flughafen aufhalten. Dachten wir. Ist aber nicht so. Denn die letzte Schwebebahn vom Flughafen zum Bahnhof schwebt bereits um 23.45 Uhr.
Gut, die müssen wir dann nehmen und hoffen, dass es auf dem Bahnhof vielleicht einen Aufenthaltsraum oder ein Mc Donald oder irgendetwas ähnliches gibt. Das ist in Düsseldorf aber leider nicht vorgesehen. Die Bahnsteige sind zugig, da kann man sich nicht aufhalten bei 5 Grad Außentemperatur. Aber zwischen Schwebebahn und Bahnhof gibt es einen beheizten Durchgangsraum mit diversen Schiebetüren und sage und schreibe 10 Sitzplätzen. Wir haben Glück und erwischen zwei Plätze. Neben uns sitzt ein nicht geruchsneutraler Obdachloser, der nach kurzer Zeit schnarcht, überhaupt scheint dieser Platz bei Obdachlosen beliebt zu sein, diverse breiten ihre Schlafplätze um uns herum aus. Hinter uns sitzen 3 Lehrerinnen aus Hamburg, die auf die gleiche Bahn warten und aus einem Buch vorlesen, Zwei Esel auf dem Jakobsweg. Ihr Gelächter ist ansteckend, ob aus Übermüdung oder anderen Beweggründen, weiß ich nicht genau. Jedenfalls kichern wir eine ganze Weile gemeinsam vor uns hin.
Nach etwas über einer Stunde Warten, fallen die Schiebetüren aus, natürlich offen. Es wird empfindlich kühl. Gegen zwei Uhr schrillt eine Alarmglocke penetrant los, die erst nach 5 Minuten wieder ausgeht. Keiner weiß warum oder wofür. Irgendwann machen wir uns auf den Weg zum Bahnsteig und tatsächlich kommt die Bahn fast pünktlich an. Der Wagen, in dem sich unsere reservierten Plätze befinden, ist sicher schon solange im Einsatz, dass ich schon dreijährig mit meinem Opa damit gefahren sein könnte. Nur zur Information, inzwischen bin ich Neunundvierzig.
Schlafen ist so gut wie unmöglich, die Deckenbeleuchtung schrill, die Ansagen der Bahnhöfe zu laut und viel zu häufig. Wir kommen in Hamburg morgens um sieben ziemlich übermüdet an. Danke an die Deutsche Bundesbahn! Mit dem HVV sind wir hinterher tatsächlich komfortabler gefahren...



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