Wien im Oktober 2012 -eine Dreigenerationen-Kurzreise

Vom 25.10 bis 28.10.2012 sind wir in Wien. Wir, das sind in diesem Fall Oma, Mutter und Tochter, also drei Generationen gemeinsam unterwegs.
Los gehts, wie meistens, vom Hamburger Flughafen, diesmal schon ganz früh, wir wollen ja was haben von unserer Städtereise. Wir fliegen mit Austrian Airways und sind bereits um 11.45 Uhr in Wien. Hamburg haben wir bei kaltem Regenwetter verlassen, in Wien begrüßt uns strahlender Sonnenschein am klaren, blauen Himmel. Super! Kurzfristig überlegen wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu unserer Ferienwohnung zu fahren, aber Oma sponsort das Taxi und wir werden komfortabel bis vor die Tür gebracht.

Unsere Ferien- wohnung liegt am Rand des ersten Bezirks am Wiener Rathaus, viele Sehenswürdigkeiten wie die Hofburg und die spanische Hofreitschule sind bequem zu Fuss zu erreichen. Unseren Schlüssel erhalten wir in einem Münzgeschäft und die Vermieterin bringt uns mit dem Lift in den 5. Stock eines Jahrhundertwendehaus, das durch einen Hinterhof zu erreichen ist. Die Wohnung ist gut ausgestattet, alles da, was man braucht. Der Blick aus den Fenstern in den Hinterhof und auf eine Gebäudemauer ist nicht ganz so toll, aber wir sind ja nicht wegen der guten Aussicht hier.
Wir stellen unser Gepäck ab und machen uns wieder auf den Weg. Erstmal was essen gehen. Wir betreten ein typisches Wiener Caféhaus und nachdem wir einen leicht blasierten Kellner überzeugen konnten, dass es nicht weh tut uns zu bedienen, klappt alles reibungslos. Kurze Zeit später stehen gigantische Wiener Schnitzel vor uns. Die schmecken nirgends so gut wie in Wien!
Weiter gehts! Wenn man in Wien ist, muss man natürlich eine Fahrt im Fiaker unternehmen. Angesichts der Preise entscheiden wir uns für die kürzeste Variante, eine halbe Stunde durch die Altstadt, Kostenfaktor 55 Euro. Wahnsinn. Unsere Kutscherin ist sehr gesprächig, gibt uns ein paar Tipps und steuert uns entspannt durch die kleinen Gassen. Wir erfahren, dass morgen am österreichischen Nationalfeiertag, sämtliche Regierungsbehörden wie das Außenministerium, das Parlament und ähnliche Geschichten Tag der offenen Tür haben. Vor der Hofburg ist schon ein riesiges Budenareal aufgebaut, so volksfestmäßig.
Abschied vom Fiaker und ab in den Bundesgarten Volksgarten. Oma muss Batterien wechseln am Fotoapparat, wir setzten uns so lange auf die bereitstehenden Stühle in die Sonne.
Wir wollen heut nachmittag noch in den Stephansdom, Oma muss noch einen Schal kaufen, denn trotz der Sonne ist es kalt in Wien, so machen wir uns nach einem Blick in den Reiseführer auf in Richtung Stephansdom. Wir kommen an der Pestsäule vorbei, die in der Einkaufspassage Graben steht. Sie wurde während der Pestepedemie 1679 von einem Kaiser Leopold I. gestiftet. Nie von ihm gehört.
Oma findet einen Schal und auch noch ein Geschenk für die Enkelin, die in Hamburg in ein paar Tagen Geburtstag hat.
Wir finden den Stephansdom und versuchen krampfhaft ihn vernünftig auf ein Foto zu bekommen. Er ist einfach zu groß und es sind so viele Gebäude, die ihn umzingeln...
Im Inneren wird grad eine Messe gelesen, so dass nicht alle Bereiche zugänglich sind. Eigentlich wollten wir in die Katakomben, das ist aber grad nicht möglich. Die Größe und Ausstattung ist schon beeindruckend, baugeschichtlich im Jahr 1137 mit einer romanischen Anlage begonnen, zog sich das ganze bis ins Jahr 1455 hin. So lange dauert es dann mit dem Bau der Elbphilharmonie in Hamburg noch gar nicht...
Wir brauchen eine Pause und suchen ein Café in der Nähe des Stephansdoms. Ist aber alles ziemlich voll. Schließlich sitzen wir in einem verqualmten Eiscafé an einem Bistrotischchen und trinken einen Cappuccino. In Österreich ist das Rauchen in Cafés und Restaurants grundsätzlich noch erlaubt. Das gefällt mir nicht! Ich kanns aber nicht ändern.
Es reicht uns erst- mal und nach- dem wir uns an der U- Bahn ein 72 Stunden-Ticket für die öffentlichen Verkehrs-mittel in Wien gekauft haben, für nur 19,90 €, schönen Gruß an den HVV, fahren wir zurück in unsere Ferienwohnung. 2 Stunden Pause sind angesagt.
Der Plan für abends:  mit der U-Bahn zum Prater fahren, die obligatorische Riesenradrundfahrt machen und dort irgendwas leckeres essen. Es sind nur ein paar Stationen bis wir beim Prater ankommen. Dunkel ist es inzwischen. Und kalt. Auf dem Pratergelände ist nichts los. Nur vereinzelt laufen uns andere versprengte Touristen über den Weg.
Wir kaufen uns Tickets, unglaubliche 9 Euro pro Ticket, und ab gehts in die bauwagenähnlichen Gondeln. Das 1897 gebaute Teil dreht uns bis auf einer Höhe von knapp 65 Metern. Die Aussicht über das nächtlich beleuchtete Wien ist schon besonders, zumal auch noch ein fahler Mond am Himmel hängt.
Leider lassen sich nur zwei der Fenster herunter- schieben, so dass fotografieren ein wenig schwierig ist.
Wir beenden unsere Runde und halten Ausschau nach einem Restaurant. Leider sind die direkt am Prater alle geschlossen. Außer einem. Das befindet sich im Ticketgebäude für das Riesenrad. Eine Erfahrung, die man nicht machen muss. Lauwarmes, geschmacksneutrales Essen, unfreundliche Bedienung, nicht schön!
Danach sind wir noch eine Weile auf dem Gelände unterwegs. Viele Fahrbetriebe haben tatsächlich offen. Oma und Enkelin entschließen sich zu einer Achterbahnfahrt. Ein ganz besonderes Erlebnis. Alleine in der Achterbahn!
Kalt ist es geworden. Handschuhe wären jetzt super. Haben wir aber nicht. Deshalb geht es zurück in die Ferienwohnung. Wir sind ja alle keine zwanzig mehr, selbst die jüngste von uns nicht.
Der 26.10. ist österreichischer Nationalfeiertag. Wir wollen in die Hofburg, genauer gesagt ins Sissi-Museum. Für den Nachmittag haben wir eine Führung durch die spanische Hofreitschule gebucht. Aber erst wollen wir natürlich frühstücken. In der Nachbarschaft finden wir ein weiteres Caféhaus, dessen Einrichtung sich in den vergangenen sechzig Jahren sicher nicht verändert hat.
Es wirkt ein wenig angestaubt, unansehnliche Pflanzen wuchern die eigentlich großen Fenster zu und die Lampen sind so häßlich, dass sie schon fast wieder retro sind. Das Frühstück ist allerdings ausgezeichnet, die Bedienung hat ein freundliches Lächeln im Gesicht und während unseres Frühstücks stellt im Nachbarraum ein leicht verwirrt wirkender älterer Herr den Fernseher an. Sitzt ganz allein an seinem Bistrotischchen mit Zeitung und Fernbedienung. Irgendwie charmant das Lokal. Außer dem unvermeidlichem Geruch nach Qualm.
Wien ist voll heute. Vor dem Rathaus, vor der Hofburg, überall Volksfeststimmung. Menschenmassen vor dem Parlament, vor dem Außenministerium, vor jedem öffentlichen Gebäude, das heute besichtigt werden kann. Das kann ja heiter werden.
Wir sind gehfaul und nehmen die Straßenbahn. Dann ab ins Museum. Zuerst werden wir durch Räume mit Vitrinen voller Porzellan und Tafelsilber geschleust. Wir fragen uns, wie die armen Bediensteten das von A nach B geschleppt haben. Bestimmt kein schöner Job! Nach dem zehnten Raum, in dem Tassen, Teller und Besteck zu bestaunen sind, fängt das ganze an uns zu langweilen. Die Dekore werden auch nicht schöner, es geht von röhrenden Hirschen bis zu chinesisch anmutenden Pinselzeichnungen.
Ein Blick aus dem Fenster zeigt uns, was Österreichern zu ihrem Nationalfeiertag so alles einfällt. Hübsch arangiert, so in Reih und Glied, stehen die jungen Männer im Innenhof der Hofburg.

Wir wechseln ins Sissi-Museum und die kaiserlichen Gemächer. Die sind es wirklich wert sich Zeit dafür zu nehmen. Eindrucksvoll, all der Prunk, die Bilder, das Möbiliar und dabei doch in manchen Räumen die persönliche Note einer Frau, die dieser Zeit ihren Stempel aufdrückte. Fotografieren verboten, leider!
Nach einer Pause in der Ferienwohnung machen wir uns zu Fuß auf in die spanische Hofreitschule. Im dazugehörigen Café gibts erstmal Wiener Apfelstrudel und Melange.
Durch die Hofreitschule führt uns eine Elevin, das heißt eine Schülerin, die dort ausgebildet wird. Wir besichtigen die Winterreitschule, die Sattelkammer und natürlich die Stallungen. Erfahren unter anderem, dass es sogar Wohnungen für Eleven innerhalb der Hofreitschule gibt. Man kann diese nur nicht heizen, deshalb wohnt niemand dort. Alles in allem eine wirklich inter essante Führung, die in etwa eine Stunde dauert. Wirklich zu empfehlen!


Nach der Führung ist es noch zu früh, um zu Abend zu essen. Also setzen wir uns in eine Straßenbahn und fahren Richtung Hundertwasserhaus.
In dem Zusammenhang eine kurze Bemerkung zum Wiener Nahverkehr. Ich habe noch nie einen so gut aufeinander abgestimmten Fahrplan in einer Großstadt erlebt. Wir warten zu keinem Zeitpunkt länger als 5 Minuten. Wirklich vorbildlich!

Als wir am Hundertwasserhaus ankommen, ist es schon ein wenig dämmerig. Fotos machen ist schwierig, aber wir versuchen unser bestes!
Das Haus hat schon etwas skurilles, nimmt die Schlichtheit der alten Fassaden mit auf und präsentiert sich trotzdem im Harlekinskleid. 1983-1985 wurde es vom Maler Friedensreich Hundertwasser und dem Architekten Josef Krawina errichtet. Ein Gemeindebau, der sich in Ökoarchitektur zeigt.  Mit vielen Wellen und Bögen, Mosaiksteinchen, gedrehten Säulen, Zwiebeltürmen und  Erkern ist es ein Schmuckstück in diesem Stadtteil.
Wir nehmen die Tram und fahren zurück Richtung Ferienwohnung.  Zum Essen gehts nochmal ins angestaubte Caféhaus in der Nachbarschaft, ein bißchen voller ist es dort jetzt, ein bißchen mehr Qualm, auch im Nichtraucherteil, durch die Küche marschieren Gäste aus einem Spieleraum, um zur Toilette zu gelangen, das Essen aber ist gut und reichlich.

Am nächsten Morgen starten wir dort auch wieder, treffen den Herrn mit der Fernbedienung erneut an seinem Tisch, frühstücken und machen uns dann mit der Tram auf zum Schloss Schönbrunn, der Sommerresidenz der Habsburger. Als wir dort durchs Tor treten, fängt es an zu regnen. Und hört auch erstmal nicht wieder auf.
Schönbrunn im Regen. Ist im Gebäude nicht so schlimm. Den Schirm können wir an der Garderobe abgeben. Um danach durch die vielen Salons und Gemächer zu schlendern. Die wirklich sehenswert sind. Mit den vielen anderen Menschen. Irgendwann kommt dann der letzte Salon. Wir holen den Schirm an der Garderobe wieder ab. Gehen raus.
Inzwischen ist es ein stetiger Nieselregen geworden. Wir wollen aber trotzdem die Gartenanlagen besichtigen. Schließlich sind wir Regen gewohnt, kommen ja aus Norddeutschland!
Also machen wir uns auf den Weg in den Garten, immer mit dem Schirm in der Hand. Wobei die Hände natürlich stetig kälter werden. Der Garten ist nach typisch französischer Gartenarchitektur angelegt worden. Gestutze Bäume, schnurgerade Hecken, alles in symetrische Formen gebracht. Geplant, geometrisch, Ordnung überall. Bitte keine vorwitzigen Blätter, die sind hier nicht vorgesehen!
Nachdem wir zum Neptunbrunnen hinauf gegangen sind, stehen wir kurz vorm Erfrierungstod. Glücklicherweise entdecken wir am Eingang zum Tierpark ein Café. Leider kann man nur draußen sitzen. Aber dort stehen Heizstrahler. Und es gibt Glühwein.
Wir setzen uns und versuchen ein wenig Wärme von außen und innen zu bekommen. Beobachtet von vorwitzigen Vögeln. Ob die auch Glühwein wollen?
Oder wie das Eichhörnchen lieber ein paar Nüsse? Das lässt sich tatsächlich aus der Hand füttern.Was wir auch gerne tun. Nach dem Glühwein versuchen wir uns noch am nahegelegenen Labyrinth und machen ein paar Fotos von den herbstfarbenen Hecken.
Inzwischen ist uns so kalt, dass wir beschließen uns auf den Rückweg zu machen. Die Temperatur scheint auch gefallen zu sein. Während wir auf die Tram warten, fegt ein eisiger Wind über die Straßen. Wir fahren wieder in den inneren Bezirk, weil wir noch einen Tisch für abends im Esterhazy-Keller bestellen wollen und sind froh, als wir danach endlich in der warmen Ferienwohnung sind.
Wir brauchen eine ganze Weile, bis wir wieder warm sind.
Abends machen wir uns dann wieder auf den Weg. Der Esterhazy-Keller ist ein Heurigenlokal mit langer Tradition. Schon als die Türken 1683 Wien belagerten, soll dort Graf Esterhazy die Verteidiger der Stadt mit Freiwein versorgt haben. Danach haben sie die Türken vertrieben. Sicherlich gutgelaunt.
Eine steile Treppe führt nach unten ins alte Gewölbe. Wir können uns vorstellen, dass es nach einigen Weinschoppen durchaus schwierig sein kann wieder nach oben zu kommen.
Es war gut, dass wir einen Tisch bestellt haben, fast alle der einfachen Holztische sind besetzt. Jedenfalls im Nichtraucherteil. Der hier übrigens tatsächlich gefühlt rauchfrei ist. Die einzelnen Gewölbe sind zwar mit Quergängen verbunden, der Rauch scheint da aber nicht durchzuziehen. In der urigen Atmosphäre kann man Wein und Bier genießen, die, genauso wie eine Auswahl von drei Gerichten serviert werden. Ansonsten gibt es einen Küchentresen, an dem man sich bedienen kann. Alles deftige Hausmannskost. Das Essen ist gut, der Wein süffig und es ist kuschelig warm. Empfehlenwert.
Wir schaffen die Treppe nach oben und stehen in leichtem Schneeregen. Gut, dass wir aus den Kellergewölben so aufgeheizt sind. Ab mit der Wiener U-Bahn nach Hause und die letzte Nacht in unserem Feriendomizil. Morgen Abend geht unser Flieger nach Hamburg.
Am nächsten Morgen sortieren wir erstmal unsere Sachen. Dann gehts zum Frühstück ins Café Central. Ein Tipp der Fiakerkutscherin. Das beste Frühstück Wiens. Zum Abschluss wollen wir uns das dann mal gönnen.
Um zehn öffnet es seine Türen und wir ergattern noch einen der guten Plätze.

Beim Eintreten empfängt uns der "Dauergast".
Das Frühstück ist genauso wie ver- sprochen. Schon das Studieren der Speisekarte bereitet Wonne. So viele verschiedene Möglichkeiten. Tatsächlich gibt es auch gesunde Frühstücksvarianten, ein Traum! Wir schlemmen also ausgiebig, genießen den selbstgepressten Orangensaft und fühlen uns richtig gut. Und das Café ist rauchfrei!dem Fahrstuhl erreichbaren unvollendeten Nordturm, zur Pummerin, einer der größten Glocken derSo gestärkt machen wir uns erneut auf den Weg zum Stephans dom, immer noch in der Hoffnung auf einen Blick in die Katakomben. Aber mit den katholischen Messezeiten kommen wir Norddeutschen irgendwie nicht klar.  Wieder wird grad eine Messe gelesen und die erste Führung in die Katakomben beginnt erst um 14.30 Uhr. Das werden wir nicht mehr schaffen. Also entscheiden wir uns, statt nach unten, nach oben zu begeben, nämlich auf den mit Welt.
60 Meter hoch ist der Turm, ermöglicht einen wirklich guten Überblick. Allerdings fegt der Wind hier oben so eisig, dass wir es nicht lange aushalten und nach ein paar Fotos wieder in den Fahrstuhl flüchten. Wir werfen noch einen kurzen Blick in die Peterskirche, eine Barockkirche mit Kuppel, die nicht allzuweit entfernt ist. Auch hier wird grad die Messe gelesen, aber ein kurzes Foto ist möglich.
Danach gehts zurück in unsere Wohnung, wir packen die Koffer und machen uns mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auf zum Flughafen Wien.

Die S7 Richtung Flughafen gehört nicht zu den Wiener Linien. Sie fährt nur halbstündig und glücklicherweise wählen wir die Station Praterstern zum einsteigen. So haben wir noch einen Sitzplatz. Reisende, die später zusteigen, müssen sich mit dem Reisegepäck in die engen Gänge quetschen. Wer vor Erreichen des Flughafen aussteigen möchte, sieht sich unüberwindlichen Hindernissen entgegen.
Am Flughafen angekommen, haben wir noch eine Weile Zeit, länger als erwartet, da der Flieger Verspätung hat. Wir nutzen die Zeit und teilen uns ein Stück Sachertorte zu dritt. Haben wir vorher noch nicht probiert. Die habe ich mir wirklich spektakulärer vorgestellt.
Austrian Airlines bringt uns dann schließlich wieder nach Hamburg. 
 





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