Für manche Menschen hat es einen ungeheuren Reiz im Februar mit dem Motorrad nach Wales zu fahren, um dort ganz viele andere Menschen auf einem Campingplatz im Gebirge zu treffen, die das auch toll finden.
Dieses Motorradtreffen findet in der Regel am zweiten Wochenende im Februar statt, und zwar bereits seit 1962. Es wird spartanisch gecampt, ohne Rücksicht auf Wetter oder Platzverhältnisse. Die Anreise zu dem erst kurz vorher bekannt gegebenen Treffpunkt ist nicht unbedingt als Zuckerschlecken zu bezeichnen, die Strecken sollen gelegentlich doch sehr speziell sein. Vergleichbar ist es mit dem Elefantentreffen, das jährlich im Bayrischen Wald stattfindet oder mit der in Norwegen stattfindenden Krystall rally.Nur die Harten kommen in den Garten!
Bekanntlich liegt Wales ja nicht um die Ecke und so entschieden die Beiden, dass zumindest die Strecke bis Calais mit Auto und Anhänger bewältigt werden würde.
Los gings morgens früh vor unserem Haus bei leichtem Frost und Schneeresten. Die über 700 km lange Strecke durch Holland und Belgien bot keine Schwierigkeiten, es war ja auch noch warm und trocken im Auto, sogar die Sonne traute sich heraus.
Am späten Nachmittag erreichten sie dann das Hotel Kyriad Calais, das sie bereits vorgebucht hatten, da es nicht weit vom Fährhafen entfernt lag. Hier blieben Auto und Anhänger auf dem Parkplatz stehen, die bepackten Motorräder durften vorm Hoteleingang übernachten.
Na gut, dann also rauf aufs Schiff und erst mal ein ordentliches Frühstück. Englisch natürlich, was sonst.
Aber da kam auch schon jemand vom Personal und berichtete, dass die Enduro auf der Fahrt umgekippt war. Während um sie herum die LKWs und andere Fahrzeuge die Fähre verließen, nahm ein Offizier erstmal den Unfallbericht auf. Das fing ja gut an. Mit dem Unfallbericht sollte man sich beim Fährbüro melden, die würden alles regeln. Soweit so schlecht.
Also, runter von der Fähre, beim Fährbüro melden, alles zerlegen, um die Schäden zu begutachten und provisorisch oder irgendwie anders zu beheben. Der Tank war undicht. Was nun? War die Reise hier jetzt zu Ende? Nein, sie hatten Glück!
Kurz vor Brighton war nicht nur die Sonne hinter Wolken verschwunden, das Licht an Curds Motorrad war ebenfalls ausgefallen. Also Pause an der berühmten Seebrücke, nicht etwa um den Anblick zu genießen, sondern um den Fehler in der Elektrik zu finden. Wobei das eine das andere ja nicht unbedingt ausschließt.
In den Außenbezirken Brightons fand sich dann ein typischer KFZ-Zubehörladen, der auch diese Sicherung im Angebot hatte.
mehrmals nach, ob sie das Zimmer wirklich nehmen wollten und lächelte dabei auf seltsame Weise. Was die beiden erst verstanden, als sie im Mansardenzimmer das Queensizebed mit nur einer Decke sahen. Naja, egal, schließlich kennt man sich seit über 30 Jahren.
Danach ging es noch in ein Pub auf ein leckeres Bier, um so mit gut gefülltem Magen ordentlich unter die gemeinsame Decke zu verschwinden.
Der nächste Morgen begann wieder ohne Frühstück, aber mit Basteln, weil sich gestern ein neuer Fehler in der Elektrik der Enduro aufgetan hatte. Während die Straßenreinigung um die abgestellten Motorräder herum ihren Job versah, wurde die Enduro erneut zerlegt, bis der Kurzschluss lokalisiert und behoben war. Zusammenschrauben, aufpacken, anziehen und dann endlich losfahren.
Das Wetter war anfänglich trocken, sonnig und kalt. In einem verschlafen wirkenden Nest, Bradford on Avon, gab es die erste Pause zum frühstücken in einem urigen Pub.
Nicht nur die Dekoration in diesem Pub war besonders und hing bis unter die Zimmerdecke, auch die Gäste waren skurill genug, um daran zu erinnern, wo man hier unterwegs war.
Kurz vor dem Cottage, das für heute das Ziel war, musste noch ein Einkauf getätigt werden. Das Cottage war der Treffpunkt mit mehreren Gespannfahrern, die Curd im letzten Jahr auf dem Treffen kennengelernt hatte. Einer davon, aus Wales, hatte das Cottage für alle gemietet. Selbstverpflegung war angesagt, also ein paar Bier und ein bißchen Lamm einkaufen.
Überflüssig, wie sich später herausstellte. Besagter Gespannfahrer aus Wales stand nämlich in der Küche des Cottages und zauberte für alle ein aus verschiedenen Speisen bestehendes Mahl. Das Cottage selber war eher Anwesen als Cottage, zwei solide, sehr geräumige Häuser, toprenoviert und trotzdem mit Charme. Ach, und mit knapp Fünfzig waren sie die jüngsten.
Das Frühstück am nächsten Morgen war genauso reichhaltig wie das Dinner und schaffte somit eine gute Grundlage für den Tag. Danach war wieder Aufpacken angesagt, um rechtzeitig am Checkpoint zu sein, der um 10 Uhr aufmachte. Wichtig, um noch einen guten Standort für die Zelte zu finden.
Durch leichten Nieselregen legten sie weiter 50 Kilometer zurück. Früher soll der Checkpoint ein alter Wohnwagen gewesen sein, der aber inzwischen das Zeitliche gesegnet hatte. Nun traf man sich in einem Café.
Der gute Platz war schnell gefunden, die Zelte ebenso schnell aufgebaut. Interessant waren so Vorgaben, dass die Motorräder nicht auf dem Rasen stehen oder fahren sollten, aber die Wege freizuhalten wären. Offenes Feuer war auch nicht erlaubt, aber es wurde Feuerholz verkauft. Hä?
Egal, gehalten hat sich eh keiner dran. Zeit für einmal anstoßen im Nieselregen und danach den Gang zur Rezeption.
So ein Stock war schnell gefunden und dank Leatherman auch gleich zurechtgeschnitzt. So konnte man zwischen den Rundgängen halbwegs trocken sitzen.
Die Dämmerung kam eher unmerklich, da es tagsüber durch den Regen auch nicht wirklich hell war. Überall qualmte das Feuer in den Grills, auch die gute Seele aus Wales hatte Hirschwürstchen und Lamm auf den Grill geschmissen.
Irgendwann war ein Zustand erreicht, in dem die angetrunkenen, nassen, müden Körper nach dem Bett oder besser Lager riefen. Gut, dass Schlafsäcke und Isomatten inzwischen so hervorragende Qualität haben.
Am nächsten Morgen musste alles, was nass war zusammen mit dem wenigen, was trocken geblieben war, wieder verpackt werden. Eine schwierige Aufgabe. Da es immer noch regnete.
Keine Atmosphäre, die zu einem entspannten Frühstück einlud, also wurde nur ein Kaffee getrunken und nachdem alles verstaut war und man sich verabschiedet hatte, ging es los Richtung Oxford. Es regnete und regnete. Irgendwann ein Pub, in dem man sich aufwärmen konnte und frühstücken. Ein wenig trocknen, soweit möglich.
Gegen 16 Uhr erreichten sie schließlich Oxford, natürlich im Regen, nur um festzustellen, dass die Touristeninformation bereits geschlossen hatte. Na, super!
Die Suche gestaltete sich nicht einfach und wurde schließlich in ein Mc Donald Restaurant verlegt, so dass die mit dem Smartphone im Internet gefundenen Bed&Breakfast angerufen werden konnten und man dabei trocken blieb.
Nachdem die erste angefahrene Unterkunft nach der Besichtigung wieder verworfen wurde, überzeugte dann die zweite nach anfänglichen Problemen die tatsächliche Belegung herauszufinden. Ja, das war wirklich ein Problem, das sich nur durch Curds Handy lösen ließ, da die Belegung nur im Internet sichtbar war. Echt schräge!
Der Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen offenbarte eine Wetteränderung. Es regnete nicht mehr, es schneite. Na, super!
Ein reichhaltiges Englisches Frühstück sollte gut auf die Fahrt vorbereiten und danach gings hinaus in die Winterlandschaft, um die restliche Strecke bis Dover hinter sich zu bringen. Im Schnee auf zwei Rädern unterwegs zu sein, ist nicht die optimale Fortbewegungsart.
Kurz vor Windsor wurde das Schneetreiben immer dichter, also kurz an der Staße anhalten, damit das auch auf Fotos festgehalten werden würde.
Passiert ja nicht ganz so oft!
Die englischen Autofahrer erwiesen sich als ausgesprochen rücksichtsvoll bei diesen Witterungsverhältnissen. Ein Glück!
London wurde auf der Umgehungsstraße umfahren, danach wechselten sie auf die Autobahn Richtung Dover. Dort waren inzwischen Streufahrzeuge unterwegs und ich habe mir sagen lassen, dass es ein seltsames Gefühl ist, wenn man mit dem Motorrad ein Streufahrzeug überholt. Was ich mir gut vorstellen kann!
Trotz des Schnees war Dover früher erreicht, als geplant. Ein gewisser Erschöpfungszustand war ihnen durchaus anzusehen.
Dem Personal der 14 Uhr-Fähre waren Sie noch in Erinnerung, vielleicht wurden deshalb die Motorräder besonders gut gesichert. Diesmal blieb auf der Überfahrt alles heil.
Eine denkwürdige Reise!
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