Marokko 1. Teil - Marrakesch

Marrakesch. Schon der Name klingt magisch. Nach einem weit entfernten Ort. Geschichtsträchtig. Mit besonderem Zauber. Nach einem Hauch von Abenteuer und fremden Düften. Nach einer anderen Welt.


Eigentlich wollte ich schon lange dorthin. Aber irgendetwas kam immer dazwischen. So ist diese Reise tatsächlich mein erster Berührungspunkt mit der magischen Stadt, der Perle des Südens. Und ich war ziemlich gespannt, ob ihr wirklich dieser besondere Zauber innewohnt.
Allerdings stehen wir in Hamburg erstmal mit technischen Problemen auf dem Rollfeld und warten, während irgendjemand die Zeit nutzt, um unablässig und leider nicht geruchsneutral seine Winde fahren zu lassen. Bei mir führt das dazu, dass ich beginne die umliegenden Personen misstrauisch zu mustern. Meine Verdächtigungen hängen dann meist stark von der Körperfülle der Personen ab und die Verdächtigen sind meist Männer. Soviel zu meiner Vorurteilslosigkeit.
Glücklicherweise sind die Probleme, also die technischen in diesem Fall, nach zwanzig Minuten behoben und wir können starten. 45 Minuten später
ist dann bereits der Flughafen Schiphol in Amsterdam erreicht. Das ist zur Zeit mein Lieblingsdrehkreuzflughafen. Viele verfluchen ihn, wegen der gigantischen Entfernungen, die zwischen den Gates zurückzulegen sind. Mir gefällt er trotzdem. Wobei ich zugeben muss, dass man immer wieder Personen durch den Flughafen laufen sieht mit panischen Gesichtsausdrücken unterschiedlicher Ausprägung, die wirken, als würden sie einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufstellen wollen.Wir haben immer einen komfortablen Zeitpuffer in der Planung eingebaut, so dass alles entspannt bleibt.
Schiphol hat angenehm gestaltete Aufenthaltsbereiche, Restaurants mit für Flughäfen bezahlbaren Preisen, Spielecken für die Kleinen und tatsächlich einen für alle frei zugänglichen Flügel. Was erstaunlicherweise nicht zu grauenvollen Beschallung führt, sondern stattdessen der Gang zur Toilette gelegentlich von Chopin begleitet wird, da der Flügel direkt vis-a-vis steht. Und obwohl ich kein Raucher bin, freue ich mich über die gut ausgestatteten Raucherbereiche, aus denen tatsächlich keine Geruchsbelästigung entweicht. Da könnte sich der Hamburger airport durchaus eine Scheibe von abschneiden.
Weiter geht es dann nicht mit klm, wie gedacht, sondern mit einer Tochter, Schwester oder Schwägerin, der Transavia.com. Tatsächlich wohl eine Billigfluglinie. Hier sind nicht mal die Getränke inklusive, aber natürlich kann man alles kaufen. Allerdings dauert der Service durch das Kassieren mindestens doppelt so lange. Beim nächsten Mal nehmen wir ein Wasser vom Flughafen mit in den Flieger. Also, nur falls man Durst bekommt.
Als wir nach dreieinhalb Stunden Flug in Marrakesch landen geht gerade die Sonne unter und taucht die schneebedeckten Gipfel des Atlasgebirges in rötliches Licht. Zum Flughafengebäude schlendert man entspannt zu Fuß, Busse oder ähnliches gibt es hier nicht. Wunderbar warm ist die Luft, eine echte Wohltat nach den langen Monaten nordischer Kälte. Die Passkontrolle ist gut organisiert, die Damen lächeln sogar und sind irgendwie schneller als ihre männlichen Kollegen. Wir tauschen unsere Euros in marokkanische Dirhams, holen die Koffer vom Band

und ab gehts zum Taxistand. Möglichst sicheren Schrittes, als würde man sich auskennen, dann wird man nicht so schnell angesprochen. Mein Französisch reicht nicht, um den Preis auszuhandeln, doch der Fahrer kann ein wenig Englisch und es gelingt uns seine überhöhte Forderung auf einen annehmbaren Preis zu drücken. Die Koffer kommen auf den Beifahrersitz, wir auf die Rückbank des petit taxis und los gehts. Marrakesch liegt inzwischen im Dunkel, ist dabei aber gut beleuchtet. Wir müssen in die nördliche Medina, dort liegt unser Riad. Die Medina ist der Teil Marrakeschs, der sich innerhalb der alten Stadtmauern befindet, hier sind viele der Gassen so schmal, dass man nur zu Fuß, mit dem Fahrrad, Mofa oder Esel durchkommt. Auch unser Riad ist mit dem Taxi nicht direkt zu erreichen. So werden wir an der Rue Doukkola abgesetzt und einem Jugendlichen übergeben, der uns zu Fuß durch den Trubel führt.
Eine schmale Gasse, links und rechts kleine, offene Läden, vor denen Fleischteile irgendwelcher Tiere am Haken hängen und die nicht nur lebendige Hühner in Käfigen beherbergen,  sondern auch sonst alles, was der Marokkaner so zu brauchen scheint. Auf der Gasse sind Frauen beim Einkaufen unterwegs, mit Tüchern, ohne Tücher, lang oder auch halblang bekleidet, Männer auf Fahrrädern, Eselkarren mit Waren aller Art und immer wieder hupende Mofas. Unser Kofferjunge hat einen schnellen Schritt, behält uns aber im Auge. Unsere Sinne sind überfordert, während wir ihm folgen durch all die Geräusche, Gerüche und wechselnden Szenarien.

Irgendwann biegt er in eine kleine Gasse ab und wir machen Halt vor einem altertümlichen Holztor. Das Riad Armelle. Der junge Mann erhält sein Bakschisch, wahrscheinlich mit 50 Dirham, was knappen 5 Euro entspricht, viel zu viel. Aber egal!
Nach reichlichem Klopfen öffnet sich die Tür, wir treten ein und stehen in...Stille. Die Geräusche bleiben draußen und dafür befinden wir uns in Tausend und einer Nacht. Ein Innenhof, auf den sich die Zimmer öffnen, wunderschönes Licht, eine Oase der Ruhe.
Unser Zimmer ist über die Dachterrasse zu erreichen und scheint einem Traum entsprungen. Alles prunkt in orientalischer Üppigkeit, man könnte fast meinen, es wäre zuviel, aber uns erscheint es irgendwie passend. Wir fühlen uns wie im Märchen, warten eigentlich jeden Augenblick auf den Geist aus der Wunderlampe.


Kurz frisch gemacht und dann erneut auf in den Trubel, bewaffnet mit dem Stadtplan aus unserem Marrakesch-Reiseführer. Wir haben Hunger.
Unser Riad liegt in einem wenig touristischen Viertel der Altstadt, das auf uns einen authentischen Eindruck macht. Hauptsächlich Einheimische, nur wenig Touristen. Ursprünglich wollten wir noch zum Djemaa el fna, doch das erscheint uns zu weit für den ersten Abend. Wir schlendern also Richtung Souks und schauen, ob wir auf dem Weg dahin etwas Nettes finden, wo wir essen können. Schließlich landen wir im Café Arabe, ein Restaurant untergebracht in einem alten Riad und essen unsere erste Tajine. Sehr lecker. Das Café Arabe verfügt über eine Alkoholkonzession, so dass wir dazu einen gutem marokkanischen Wein genießen dürfen. Mit wohl gefülltem Bauch finden wir tatsächlich den Weg zurück durch die verwinkelten Gassen in unser Riad und fallen ziemlich erschöpft, aber zufrieden in unsere Betten.

Der Muezzin weckt uns das erste Mal bereits um viertel vor vier. Allerdings klingt er hier schöner als in Ägypten. Oder sie haben hier bessere Lautsprecher. Mir ist nicht klar, warum die Muslime bereits zu dieser nächtlichen Zeit beten müssen. Da ist doch keiner bei der Sache. Vielleicht sollte ich das mal nachlesen. Wir müssen es glücklicherweise nicht und schlafen schnell wieder ein. Am Morgen weckt uns Vogelgezwitscher von der Dachterrasse. Das marokkanische Frühstück wird im Innenhof des Riads serviert. Kaffee, Brot, süße Aufstriche, Joghurt und einen wunderbaren Orangensaft.
Dann machen wir uns auf den Weg durch die Souks zum Djemaa el fna.
Hier noch ein
kurzes Wort zum foto- grafieren. Im Islam ist das Abbilden von Menschen und Tieren verboten (haraam), insofern haben wir versucht mit Finger- spitzengefühl zu fotografieren oder ggfs. zu fragen. Will man aber das alltägliche Leben auf den belebten Plätzen und in den Gassen abbilden, geht das ohne Menschen schwerlich. Wir haben uns bemüht niemanden in den Fokus zu setzen und hoffen, dass es einigermaßen gelungen ist.
Dank unsere Karte kommen wir tatsächlich gut alleine zurecht und finden ihn, den grand place. Eine gute halbe Stunde sind wir unterwegs und saugen all die Eindrücke in den Gassen in uns auf.
Um uns dann auf einer der zahlreichen Dachterrassen, mit Blick auf den Djemaa el fna bei einem Minztee zu erholen. Die erste Tasse wird übrigens mit drei Stück Zucker getrunken, unglaublich süß. Wir genießen ihn trotzdem, schauen dabei dem Treiben unter uns zu. Vormittags ist es hier noch relativ ruhig, richtig zum Leben erwacht der Platz am Abend. Jetzt findet man Orangensaftstände, das Glas gibts übrigens für lächerliche 4 Dirham, Damen, die die Hände mit Henna schmücken, einige wenige Schlangenbeschwörer und Berber, die ihre Mützen vor den Touristen schwingen oder ihre Affen in Puppenkleidern präsentieren, um dann für das Foto zu kassieren.


Wir verbringen eine entspannte Stunde auf der Dachterrasse, bevor wir uns erneut aufmachen. Unser nächstes Ziel sind die Ruinen des el-Badi-Palastes. Ab 1578 vom Saadier-Sultan Ahmed-el-Mansour mit kostbarsten Materialien erbaut, hielt der Prunk nicht allzulange und wurde nur wenige Jahrzehnte später von einem anderen Sultan für die Errichtung und Ausstattung der Königsstadt Meknès geplündert. Tja, so geht es manchmal. El Badi heißt übrigens der Storch und von denen gibt es im riesigen Palastkomplex reichlich.

Den Weg dorthin finden wir, aber den Eingang nicht, stehen mit unserer Karte suchend auf einem Platz. Ganz schlecht! Prompt erscheint ein hilfsbereiter Marokkaner, erzählt uns, der Palast hätte Mittags zu und die benachbarte Mellah, also das Judenviertel, samt der alten Synagoge wären besonders sehenswert und führt uns zum... Gewürzladen eines Cousins. Na super!
Er wirkte wirklich absolut überzeugend in seiner Hilfsbereitschaft. Wir brauchen ein bißchen, um uns loszueisen, kaufen nichts und finden alleine zurück. Tatsächlich ist der Eingang um die Ecke des Platzes, auf dem wir standen und natürlich hat der Palast Mittags nicht zu. Zehn Dirham Eintritt, das ist wirklich nicht viel.
Kaum sind wir durch die Mauern getreten, bleibt der Straßenlärm hinter uns und erhabene Stille umgibt uns. Die Ruinen dieses alten Palastes sind wirklich mit Storchennestern gespickt.

Wo auch immer man hinschaut, scheint jemand ein Nest gebaut zu haben. Scheinbar
jede der zahlreichen sandfarbenen Mauern ist gekrönt mit Storchennestern. Elegant drehen sie ihre Runden vor den schneebedeckten Gipfeln des Atlasgebirges. Als würden sie posieren für die Kameras der umherstreifenden Touristen.
Wir ver- bringen eine lange Zeit in
der Stille zwischen den Storchenmauern und genießen die immer neuen Ausblicke, bevor wir auf die Dachterrasse der Kosybar wechseln, um eine Kleinigkeit zu essen und um unsere Füsse ausruhen zu lassen. Auch von hier hat man Blick auf die zerfallenen Mauern des Storchenpalastes und kann bei Tee oder Wein ihre Flugkünste bewundern. Bewundern kann man außerdem das Personal der Kosybar, das zum Bedienen der Gäste unheimlich viele eng gewendelte Treppen auf und absteigen muss und das sicher auch bei noch wärmeren Temperaturen, als den heutigen 26°. Das Essen ist übrigens ausgezeichnet, die Preise sind etwas höher, der Blick von dort oben ist das aber auf jeden Fall wert.
Ein Blick auf unseren Stadtplan zeigt uns, die Saadiergräber sind nicht weit. Also machen wir uns erneut auf den Weg und finden diesmal sogar den relativ versteckt liegenden Eingang.

Diese Gräber hatte der oben bereits erwähnte plündernde Sultan, sein Name war übrigens Moulay Ismail, zumauern lassen. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er die Saadier aus irgendwelchen Gründen nicht leiden konnte. Jedenfalls entdeckten die Franzosen diese Gräber erst im Jahr 1917 wieder.
Wieder empfängt uns Stille und es ist auch nicht so voll wie im Reiseführer angekündigt.
Wir müssen nirgendwo anstehen und können sowohl in die etwas schlichteren Säle des Mihrab und der drei Nischen, als auch in den beeindruckenden Saal der zwölf Säulen einen ausgedehnten Blick werfen, ohne dass hinter uns jemand ungeduldig werden würde. Wunderbar!

Es ist mir nicht gelungen alle zwölf Säulen auf ein Foto zu bekommen. Schade!

Die Architektur ist in ihrer Symetrie absolut beeindruckend, der blaue Himmel über uns auch.Wir streifen gemeinsam mit einigen Katzen, die sich hier irgendwie überall finden, durch die Anlage bis eine größere Reisegruppe eintrifft und die Stille verscheucht. Zeit sich wieder auf den Weg zu machen.
Wir finden eine Abkürzung zum Djemaa el fna abseits der Touristen- pfade, eine Straße, die gleichzeitig als Werkstatt fungiert. Hier werden auf der Straße auf, für deutsche Verhältnisse, abenteuerliche Art und Weise Autos repariert. Thias kommt mit zweien ins Gespräch, KFZler unter sich halt, und wir dürfen ein Foto machen.

Zurück auf dem Djamaa el fna gönnen wir uns erst einen frisch gepressten Orangensaft an einem der zahlreichen Stände und verziehen uns dann wieder auf die Dachterrasse, um dort erschöpft am Tisch noch einen Minztee zu trinken. Irgendwie sind wir ein wenig erschlagen und während wir beobachten, wie die Logistik für die abendlichen Garküchen anrollt, absolut spannend übrigens, beschließen wir mit einer Kalesche zum Bab Doukalla zu fahren und im Riad noch ein wenig Pause zu machen.


Zwei Stunden Pause auf einer der Liegen auf dem Dach unseres Riad, dann feste Schuhe an und los geht es wieder.
Wir wählen einen anderen Weg zum Platz, der sich als deutlich unattraktiver entpuppt, als der Bummel durch die
Souks. Macht nichts! Nach zwanzig Minuten sind wir da und der Platz hat ein gänzlich anderes Gesicht. Er brodelt förmlich. Die Garküchen liegen in gleißendem Licht und gefühlte zehntausend Menschen bewegen sich auf dem Platz. Man fühlt sich, als wäre man Bewohner eines Ameisenstaates, so wuselt es um einen herum. Schnell hat uns jemand geangelt und an einen der langen Tische verfrachtet. Es gibt sogar so etwas wie eine Speisekarte. Unser Hunger hält sich in Grenzen, also bestellen wir lediglich Couscous und Tajine mit Lamm. Es gibt Brot und Oliven dazu, zwei unterschiedlich scharfe Saucen und es ist absolut lecker. Dazu eine Cola, eine Fanta, Alkohol gibt es keinen auf dem Platz. Aber unendlich viel zu sehen.


Es sind auch nicht nur Touristen hier, wie man vielleicht denken könnte. An vielen Ständen sitzen Marokkaner beim essen, es gibt Geschichtenerzähler, die wir leider nicht verstehen können, Geschicklichkeitsspiele, bei denen man sich beispelsweise eine Cola angeln muss, und Musiker. Dieser Platz lebt.
Wir sind allerdings inzwischen von all den Eindrücken erschlagen, schlendern noch ein bißchen herum, kaufen ein paar Süßigkeiten und machen uns dann auf den Weg zurück ins Riad.
Am nächsten Morgen hat Thias Geburtstag. Die Kinder wecken uns per Handyanruf und mein Geburtstagsständchen muss ich dann alleine singen. Danach duschen, frühstücken im beschaulichen Innenhof des Riads und los. Geplant für heute: der Souk der Wollfärber, eine Gerberei, die Medersa ben Yousouf und, wenn noch Zeit ist, den Jardin Majorelle. Schauen wir mal.
Wir schlendern durch die inzwischen schon halbwegs bekannten Gasssen, finden tatsächlich auch einen Wollfärber, der aber wenig spektakulär ist, vielleicht weil er gerade schwarz färbt. Weiter gehts, doch irgendwann wissen wir nicht mehr so genau, wo wir unterwegs sind und die Souks sehen alle gleich aus. Aber wir haben Glück und kommen vor dem Platz der Gehängten an einer Stelle raus, die wir von gestern bereits kennen.
Wir beschließen den weiteren Tag auf einer der Dachterrassen zu planen, also Stufen hoch, Minztee bestellen und die Karte auf den Tisch. Ein Blick darauf offenbart uns, dass die Gerbereien ein ziemliches Stück entfernt sind. Erst haben wir die Idee wie gestern eine Kalesche zu nehmen, aber irgendwie klappt das heute nicht, die wollen nur Rundfahrten für 500 Dirham an den Mann bringen.
Unser Blick fällt auf eine Mofarikscha. Klar, die nehmen wir! Kurze Frage nach dem Preis, der ist akzeptabel und los gehts. Leider habe ich das falsche Stadttor genannt, was uns aber zu spät auffällt und der Fahrer spricht nur arabisch. Egal. Es ist nicht so weit weg. Scheint aber so, als ob hier selten Touristen durchkommen, wir werden mit großen Augen angesehen und belächelt, während wir durch einen auf der Gasse stattfindenden Gemüsemarkt fahren, natürlich laut hupend. Ein echtes Erlebnis.
Der gute Mann setzt uns am verlangten Tor ab und wir machen uns auf den Weg immer an der Stadtmauer entlang. Entgegenkommende Schulkinder lachen uns an und tuscheln hinter vorgehaltenen Händen. Doch sie weisen uns auch den Weg und tatsächlich finden wir den Gerberhof.  Sofort findet sich auch ein selbsternannter Guide, der uns erst ein Büschel frischer Minze in die Hand drückt und uns dann mit einigen Erklärungen in einer Mischung aus Englisch und Deutsch hindurchführt. Es stinkt schon ziemlich und die Minze ist durchaus hilfreich. Unter diesen Bedingungen zu arbeiten ist für uns nicht wirklich vorstellbar. Den Gestank hatte ich mir aber tatsächlich noch schlimmer vorgestellt.
Während die anderen Touristen wieder in ihre wartenden Taxis steigen, machen wir uns zu Fuß auf den Weg zur Medersa ben Yousouf, einer Koranschule aus dem 14. Jahrhundert. Das Viertel, das wir auf dem Weg dorthin durchqueren, scheint ein eher ärmeres zu sein. Auch Bauarbeiten gehen hier anders vonstatten. Der Schutt aus dem Haus wird direkt auf Eselskarren umgeladen. Wie mühselig hier alles ist.
Den nicht ausgeschilderten Eingang zur Koranschule finden wir inzwischen wie selbst-
verständlich. Hier kostet es 50 Dirham pro Person, bisher der teuerste Eintrittspreis. Wir haben erneut
Glück, auch hier ist es nicht sehr voll, ist ja auch schon wieder Mittag, die Reisegruppen sind wohl schon durch. So können wir die Koranschule, die noch bis 1960 als solche genutzt wurde, mit ihren Fresken und Mosaiken in Ruhe auf uns wirken lassen.
Im oberen Geschoss befinden sich noch 132 Kammern, in der damals jeweils zwei bis drei Studierende unter-
gebracht waren, teilweise bestückt mit Gebrauchsgegenständen. Insgesamt wirklich sehenswert.


Danach wird es wieder Zeit für eine Pause, der Magen und die Füße melden sich.
Wir finden um die Ecke ein umgebautes Funduq, also eine Karawanserail, in der zu früheren Zeiten die eintreffenden fremden Kaufleute und Karawanen untergebracht wurden. Die Dachterrasse wird heute als Restaurant genutzt und wir genießen an niedrigen Tischen Brochettes ( Fleischspieße ) und Paninis ( hier gefüllte Brote ) und die stets vorweg gereichten ausgesprochen schmackhaften Oliven.
Nach dem Essen entscheiden wir uns gegen den Jardin Marjorelle, obwohl dieser mit Sicherheit sehenswert ist und uns bestimmt noch weitere hundert Fotos beschert hätte. Doch er liegt in der Neustadt, zu Fuß für uns heut wahrscheinlich zu weit,
zumal wir auch noch packen müssen, denn morgen gehts weiter nach Ouarzazate.  Statt dessen schlurfen wir zurück Richtung Riad Armelle, um endlich wieder auf...ratet mal...ja, einer Dachterrasse Pause zu machen. Was wir dann auch ausgiebig tun.
Abends nehmen wir das Dinner im Riad ein. Schließlich hat Thias Geburtstag und es sollte etwas besonderes
sein.
Tat- sächlich ist es das auch. Ein wunderschön gedeckter Tisch, wirklich hervorragendes Essen, das kann ich nur weiterempfehlen, und ein ausgezeichneter marokkanischer Wein dazu. Außer uns nur ein weiteres Pärchen im Innenhof , eine total schöne Atmosphäre. Was will man mehr?
Wir genießen unseren letzten Abend in Marrakesch, geben uns der Füllerei hin und verziehen uns danach in unser märchenhaftes Zimmer, damit die dienstbaren Geister in der Küche auch endllich Feierabend haben.
Unsere Koffer sind schon gepackt, morgen früh kommt unser Mietwagen und wir nehmen die Passstraße übers Atlasgebirge nach Ouarzazate.


8 Kommentare:

  1. wie immer, ein Bericht, der beim Lesen den Gedanken aufkommen lässt, sich ein Flugticket zu besorgen, Urlaub zu nehmen und abzureisen

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  2. Es freut mich, dass er dir gefällt. Ich kann das auch wirklich nur empfehlen, Marokko ist ein so vielfältiges, sehenswertes Land.

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  3. Du hast einen so wunderschönen Reisebericht geschrieben, dass ich das Gefühl habe, selbst dabei gewesen zu sein. So detailreich. Ihr hattet aber ein sehr straffes Tagesprogramm. :) Im Juni wollen wir 2 Wochen Urlaub in Marokko machen und da fange ich langsam mit der Planung an. Es passt also perfekt, dass ich auf deinen Blog gestoßen bin. Deine Reiseberichte werden mir bestimmt noch den ein oder anderen schönen Ort zeigen und Tipp geben. Morgen werde ich die weiteren Teile lesen. :)
    Grüße Myriam

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  4. Schön, dass dir der Reisebericht gefallen hat. Wenn du darüber hinaus noch Tipps brauchst, kannst du mich gerne kontaktieren. Marokko ist ein Traum! Wenn es in eure Planung passt, fahrt auf jeden Fall nach Essaouira am Atlantik. Eine wirklich einmalige Stadt, die mich absolut beeindruckt hat.

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  5. Super text & tolle Bilder Mischa! danke dafür, dass du die richtigen Worte findest & diese mit uns teilst. :) Macht richtig Lust auf einen Marrakesch Besuch.

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    1. Es freut mich, dass dir mein Blog gefällt. Marrakesch ist sowieso immer eine Reise wert, genauso wie das restliche Marokko. Schau doch sonst auch einmal bei http://namida-magazin.blogspot.de . Myriam war auch grad in Marokko und ich finde ihre Berichte und Fotos wirklich ganz wunderbar

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  6. Hallo Mischa,

    ich war vor ein paar Tagen schon einmal hier und habe mir ein paar Bilder von Deinen Reisen angesehen. Heute bin ich noch einmal hier, weil ich mir in Ruhe noch einmal die Bilder von Marokko ansehen wollte.

    Ich möchte nächstes Jahr endlich dort hin fahren. Es ist schon lange ein Traum von mir und nächstes Jahr möchte ich mir diesen erfüllen :)

    Durch Deine Bilder habe ich nun noch mehr den Wunsch dort hin zufahren :)

    Auf Deinen weiteren Reisen wünsche ich Dir alles Gute.

    Lieber Gruß
    Nuriyya :)

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  7. Es freut mich, dass meine Bilder deinen Wunsch nach Marokko zu reisen noch vergrößern. Das Land ist nämlich tatsächlich ein Traum und zählt eindeutig zu meinen Reisehighlights. Nimm dir Zeit für dieses Land, soweit es dir möglich ist, es gibt nämlich soviele wunderschöne Ecken dort. Für mich ein Muss ist auf alle Fälle Marrakesch, Essaouira, Erg Chebbi und Aït Benhaddou am Fuße des Hohen Atlasgebirges. Ich wünsche dir ganz viel Spaß bei deiner Reise.
    Liebe Grüße zurück
    Mischa

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