Um kurz nach acht sind wir dann schon auf der Straße. Die Etappe heute beträgt 250 Kilometer, wir kommen gut voran. Die Sonne scheint, wie schon an den vorangegangenen Tagen vom strahlend blauem Himmel und wir sind froh, dass unser Suzuki eine
Klimaanlage hat. Wir treffen auf relativ viele Polizeikontrollen, werden aber immer durchgewunken. In Marokko wird häufig geblitzt und kontrolliert, die Strafgelder sind mit 300 Dirham für bis zu 10 km Übertretung der Höchstgeschwindigkeit und 600 Dirham für bis zu 20 km nicht eben gering. Gerade auch für die einheimische Bevölkerung, die über kein hohes Einkommen verfügt.
Die Landschaft wird immer trister, was anfänglich braun war, wird jetzt grau oder schwarz. Irgendwann dann die erste Sanddüne neben der Straße, kurz nachdem wir ein paar Radfahrer auf ihren Mountainbikes überholt haben. Davon sind hier doch einige unterwegs, die werden einen großen Wasservorrat brauchen, denn gefühlt ist es hier doch schon über 30°.
Wir kaufen noch ein paar Getränke und fahren dann nach Merzouga hinein.
Wo uns ein Berber, der ein wenig an einen Touareg erinnert, erzählen möchte, dass es bis zu unserem Hotel noch 20 Kilometer sind... und er eine wirklich tolle Unterkunft gleich hier kennt. Mein Reiseführer sagt mir aber, es sind noch drei Kilometer und wir finden das Mohayut, das aussieht wie eine alte Kasbah, auch ohne den Berber.
Wir tauschen ein wenig Erfahr- ungen aus, kühlen uns im Pool ab, essen Obst, lesen und schließen für einen Moment die Augen.
Dann erkundigen wir uns an der Rezeption nach einem Kamelritt in die Wüste... eigentlich für morgen. Doch morgen herrscht Kamelknappheit, vielleicht aber geht heute abend noch etwas. Ganz kurzfristig haben wir zwei Kamele und zehn Minuten Zeit uns fertig zu machen.
So bleibt nicht viel Zeit darüber nachzudenken und einen Moment später sitzen wir auf unseren Kamelen auf dem Weg in die Sanddünen, die untergehende Sonne im Rücken. Mohammed, unser Führer, schreitet gemächlich voran, die goldfarbenen Dünen hinauf.
Es dauert eine Weile, bis wir uns an den schaukelnden Gang gewöhnt haben und die verkrampften Finger vom Haltegriff lösen können. Dann aber ist dieser Ritt ein Genuss, das Licht ein Traum, das einzige was stört, ist das Geröhre der Quads, die sich an einer Nachbardüne verausgaben.
klimmen den Rest der Düne zu Fuss, während unsere namen- losen Kamele mit angebundenem Vorderhuf im Sand auf uns warten. Wir warten derweil auf den Sonnenuntergang.
Die Sonne verleiht dem feinen Wüstensand einen rötlichen Glanz, alles bekommt einen bronzenen Schimmer. Der Farbton scheint minütlich zu wechseln. Es ist so schön, hier könnte man Stunden verbringen.
das wir im dicht bewachsenen Garten unseres Hotels einnehmen. Kleine Tische stehen in lauschigen Nischen, so dass jeder ein passendes Plätzchen für sich findet. Die Luft hier zwischen den Mauern ist immer noch angenehm warm, das Essen endlich wirklich landestypisch. Ganz toll.
Am nächsten Tag wollen wir uns Merzouga einmal genauer ansehen. Nachdem wir begleitet von reichlich
Vogelgezwitscher unser Frühstück wieder in dem kleinen Garten eingenommen haben, machen wir uns mit dem Suzuki auf den Weg. Weit ist es nicht, wir parken auf dem Marktplatz. Stellt euch unter Merzouga keinen Ort vor, wie ihr ihn kennt. Der Marktplatz gleicht einem umbauten Sandplatz, alles ist wirklich ganz einfach, zwar durchaus auf Touristen ausgerichtet, aber noch im Anfangsstadium.
Es gibt ein Café, tatsächlich das einzige das wir gesehen haben. Dort setzen wir uns auf einen der Plastikstühle und beobachten das Treiben aus dem Schatten heraus bei einem Minztee.
Besonders angetan sind wir von der Mühe, die man sich hier mit der Dekoration der Plastikblumen gemacht hat. Mit einfachsten Mitteln wird versucht das Café ein wenig zu verschönern.
Unserem Reiseführer können wir entnehmen, dass es hier tatsächlich auch einen See geben soll, den Dayet sri, wo in regenreichen Jahren tatsächlich sogar Flamingos anzutreffen sein sollen. Allerdings scheint dieses Jahr nicht so regenreich zu sein, denn wir finden trotz intensiver Suche weder den See noch irgendwelche Flamingos. Also gehts zurück ins Mohayut, die Temperatur spricht ziemlich für einen Aufenthalt im Pool. Dort verbringen wir den Nachmittag auf
einer Liege im Schatten, lesend oder mit geschlossenen Augen bevor wir uns, diesmal zu Fuß erneut in die Wüste aufmachen. Wir haben noch etwas Wein von gestern über, nehmen Gläser mit und stapfen dann die Sanddünen hoch. Heute ist der Himmel leider ein wenig diesig, dafür sind aber keine Quads unterwegs.
Trotz Wolken verabschiedet sich die Sonne majestätisch in rotgoldenen Tönen. Wir befreien den Käfer, packen alles wieder in den Rucksack und wandern durch die Dünen zurück zu unserer Kasbah. Ein zweites Mal genießen wir das gute Essen in dem heimeligen Garten, flüchten dann aber vor einer lärmenden Gruppe Franzosen auf die Dachterrasse des Mohayut. Hier ist kein Licht an, das dem Sternenhimmel die Show stehlen könnte. Am samtschwarzen Himmel funkeln Millionen von ihnen, nichts übertrifft den Sternenhimmel über der Wüste. Kein Foto kann das widergeben, so kann man es nur im Kopf speichern und vielleicht telepathisch verschicken.
Wir gehen früh ins Bett, morgen müssen wir über 400 km nach M´Hamid schaffen, eine Strecke, die uns nach den Erfahrungen der letzten Etappen doch ein wenig Sorge bereitet.
Ja, Wüste macht süchtig... also mich zumindest. Und ich kenne inzwischen auch viele andere, denen es ähnlich geht. Das nächste Mal werden wir länger in der Wüste bleiben. LG
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