Wales III: Tenby und Manorbier

Der nächste Morgen, das gleiche Ritual. Akrobatische Badbenutzung, danach Frühstück an der frischen Luft. Wir haben nur noch Reste und müssen am Abend irgendwas einkaufen.
Danach machen wir uns auf den Weg- mit ausgeschaltetem Navi- Richtung Tenby. Tatsächlich ist es so einfach, dass man sogar mit der ziemlich groben ADAC-Karte hinfindet.
Tenby wäre meine erste Wahl für eine Unterkunft gewesen. Leider habe ich aber nichts gefunden, was bezahlbar und angemessen gewesen wäre.  Was schade ist, wie wir im Laufe des Tages feststellen werden.
Wahrscheinlich errichteten die Wikinger bereits im frühen Mittelalter eine Siedlung bei Tenby. Die mittelalterlichen Stadtmauern sind heute noch zu sehen und wegen der relativ geschützten Lage blickt Tenby auf eine wechselhafte Geschichte zurück. Im viktorianischen Zeitalter entwickelte es sich dann zu einem Seebad für die wohlhabende Bevölkerung.
Der Ort verfügt über eine super Ausschilderung. Direkt an der Touristeninfo gibt es ein Langzeitparkhaus, das auch verhältnismäßig günstig ist.
Ich muss noch schnell eine kurze Anmerkung zur Toilettensituation in Wales loswerden. Ich habe selten so gut ausgeschilderte, saubere mit allem bestückte Toiletten gefunden wie hier. Darüber hinaus sind diese auch noch kostenlos. Für alle mit schwacher Blase ein absolutes Highlight. Auch an der Touristeninfo finden wir so ein öffentliches Klo, hurra!
Mit einem Stadtplan bewaffnet machen wir uns auf den Weg. In die Altstadt finden wir durch einen Einlass in der alten Stadtmauer.
Kaum durchschritten hat das Städtchen unser Herz schon erobert. Ein wirklich zauberhafter Ort. Wir stehen in mittelalterlichen Straßen und Gassen voller Pubs, Eisdielen und Souvenierläden. Wunderschöne Fassaden in kräftigen Farben, geschmückt mit Blumen. Blumen sind hier wirklich allgegenwärtig. Einfach schön!


Wir schlendern Richtung Wasser. Tenby hat das Glück gleich mehrere Strände zu haben, geteilt durch den Castle Hill gibt es einmal den North Beach mit dem kleinen Hafen, Castle Beach und South Beach. Alles wunderbare Sandstrände, pitoresk umrahmt von Felsen und pastellfarbenen Häusern.
Wir werfen einen Blick in die St. Marys Church aus dem 13. Jahrhundert mit faszinierenden verschnörkelten
Holzschnitzereien. Stille umfängt uns. Ein paar Gläubige entzünden gerade Kerzen und spontan steigt der Wunsch in mir auf es ihnen gleich zu tun.  Manchen Menschen, die ich kenne, würde ein wenig Fürbitte sicher nicht schaden.
Wir beschließen am Hafen einen Kaffee zu trinken, werfen auf dem Weg einen Blick in den chaotischsten, aber liebenswürdigsten Buchladen, den ich bisher gesehen habe.
Er liegt direkt neben dem Tudor Merchants House und ich frage mich, wie der reizende Besitzer hier den Überblick behält.
Jeder Zentimeter scheint von Bücherstapeln belegt, so dass kaum Platz bleibt sich hindurchzuschieben und man mit der Angst leben muss irgendwas zu Fall zu bringen.
Das  schräg daneben liegende Tudor Merchants House ist das Wohnhaus eines Händlers aus dem 15. Jahrhundert und an sich kann man es besichtigen. Nur heute nicht. Heute ist dort eine Schulveranstaltung. Schade!
Im Hafen trinken wir einen Kaffee, knabbern einen Bourbon-Cream-Cookie dazu, schauen den kreischenden Möwen nach, während wir auf einer der zahllosen Bänke sitzen und den Sonnenschein genießen. Perfekt!


Danach gehts hoch zum Castle Hill, auf dem noch die Ruinen der normannischen Burg stehen, ganz oben auf dem Hügel ein einsamer Turm, umgeben
von Bänken, die wiederrum zu einer Rast einladen. Bänke gibt es hier unendlich viele, häufig mit einer Gedenktafel versehen, die an einen Ver- storbenen erinnert. Eine schöne Sitte, die dafür sorgt, dass wir uns ständig irgendwo hinsetzen. Und die Aussicht genießen. Aber wir haben ja auch Urlaub.
Wir besuchen noch einige Geschäfte, kaufen für unser Mittagspicknick ein paar Cornish Pasties, wunderbar herzhaft gefüllte Teigtaschen unterschiedlich in Form und Geschmack, die wir wiederrum auf einer der vielen Banken sitzend, genüsslich verzehren.
Am frühen Nachmittag beschließen wir dann weiterzufahren. Eigentlich wollen wir nach Pembroke, um uns die dortige Burg anzusehen, aber wir entscheiden spontan anders und biegen Richtung Manorbier ab. Ein schöner Name übrigens, er wird tatsächlich Män-er-bier ausgesprochen, was bei mir erneut Kopfkino auslöst. Manorbier ist ein kleines Dorf mit einem schönen Sandstrand, an dem sich Manorbier-Castle schroff aus dem Grün erhebt.


Also Auto auf dem obligatorischen Parkplatz abstellen, Parkgebühr bezahlen und hoch zur Burg stiefeln. Eintritt   5 £, das ist in Ordnung. Die Burg, oder was davon übrig ist, gefällt uns ausgesprochen gut. Die Gebäude gruppieren sich um einen schönen Garten, es wirkt fast, als wäre das ganze in privater Hand.















Die Lage am Wasser macht es noch reizvoller, die vielen Lücken im Mauerwerk gewähren immer neue, interessante Ausblicke. Ein schöner, irgendwie verwunschen wirkender Ort. Übrigens im Jahr 1146 der Geburtsort einer der größten Gelehrten des Landes, eines gewissen Giraldus Cambrensis oder Gerald von Wales. Ich muss zugeben, ich habe noch nie von ihm gehört, aber er soll sich als Historiker, Schriftsteller und Dichter einen Namen gemacht haben. Er hat einen wirklich schönen Geburtsort, das muss man ihm lassen.

 
Danach laufen wir zum Sandstrand, den wir von den Türmen der Burg bereits gesehen haben. Das Wasser ist ziemlich weit weg, es ist Ebbe.
Wir machen eine lange Pause, schaffen es sogar ins kalte Wasser der irischen See, bevor wir irgendwann feststellen, dass nicht mehr viel Zeit ist, wenn wir noch etwas einkaufen wollen.
Zurück fahren wir über Pembroke, um kurz zu schauen, ob es sich lohnt dort morgen die Burg zu besichtigen. Sie ist absolut imposant, es wird sich lohnen. Dann werden wir leichtsinnig und schalten das Navi an. Tja, und befinden uns kurze Zeit später wieder auf einer dieser wunderbaren, heckengesäumten, kurvenreichen Single-Track-Roads in the middle of nowhere. Der Sparladen, in der Nähe unserer Ferienwohnung, schließt demnächst, uns sitzt ein wenig die Zeit im Nacken. Ich habe das dringende Bedürfnis die Dame in diesem Navi ordentlich zu würgen und das Gerät anschließend aus dem Fenster zu werfen. Sollen sich doch die Schafe damit vergnügen. Mäh!
Als wir dann gerade noch rechtzeitig dort ankommen, kaufen wir als erstes eine ordentliche Waleskarte. Damit das endlich ein Ende hat. Und natürlich alles, was wir fürs Abendessen brauchen. Zurück in der Ferienwohnung begrüßen uns die Mücken dann hocherfreut und während wir unser Abendbrot essen, tun sie sich an uns gütlich. Ein allgemeines Festmahl also! Aber im Grunde genommen ist es alles nicht so schlimm. Als die Sonne untergeht, sitzen wir mit einem Wein auf einer Bank mit Blick auf Moor, ignorieren die Mücken und lassen den Tag entspannt ausklingen.







1 Kommentar:

  1. Ein toller Bericht, Tenby scheint wirklich hübsch zu sein. Und dieser Buchladen.

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