Hamburg entdecken - Hamburger Unterwelten

Viele Städte haben ja unterhalb des Erdbodens noch zusätzliche Sehenswürdigkeiten zu bieten. Spontan fallen mir dazu die Katakomben in Paris mit ihrem morbiden Charme ein oder auch die in Rom, das fast komplett unterhöhlt sein soll. Auch in Berlin sind wir bereits einmal tief in die Erde hinabgestiegen, nämlich im Zuge einer Führung der Berliner Unterwelten, die uns ziemlich beeindruckt hat.
Tja, und auch Hamburg hat seine Unterwelten. Und wie es so oft ist, man braucht erst einen Besuch, um in seiner eigenen Stadt solche Dinge zu besichtigen.
Wusstet ihr, dass es unter dem Hamburger Hauptbahnhof einen Atomschutzbunker gibt? Nein? Ich auch nicht. Doch tatsächlich gehört dieser zu den seltsamen Blüten, die der kalte Krieg in den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts hervorgebracht hat.

Ursprünglich während des zweiten Weltkrieges erbaut für durchreisende Bahngäste, geriet die dreistöckige Anlage nach dem Krieg ertstmal in Vergessenheit. Doch nachdem sich die Fronten zwischen Ost und West verhärteten und jede Seite aufrüstete, was das Zeug hielt, versah man den alten Luftschutzbunker mit modernen Drucktüren und Lüftungs-, Filter-, Notstrom- und anderen Versorgungsanlagen.
Wer heute im Zuge einer geführten Besichtigung durch diese Räume schreitet, fühlt sich versucht irritiert den Kopf zu schütteln angesichts der seltsamen Vorkehrungen, die damals für den Fall eines Atomangriffes getroffen wurden. Als wäre das ganze eine vorübergehende Angelegenheit, die für einen kurzen Zeitraum ausgesessen hätte werden müssen.
Der Bunker war für 2700 Menschen ausgelegt, ein Zählgerät hätte verhindert, dass sich mehr Menschen in den Bunker  flüchten. Es gab 900 Liegen sowie 1800 Sitze mit Gurten, um der Verletzungsgefahr bei Erschütterungen vorzubeugen. Jede Person sollte folgende Ausstattung erhalten: Trinknapf, Suppenschüssel, Metallöffel, 2 Rollen Klopapier, Handtuch, Decke und eine Plastiktüte, um die Sachen zu verstauen.
Es gab auch Vor- sichts- maß- nahmen: keine Türen vor den Toilet- ten, keine Messer oder Gabeln und statt Glasspiegel Plastikspiegel, damit sich niemand mit irgendwelchen Scherben selber umbringt. Schon irgendwie strange!
Außerdem sollte eine eigene Wasserversorgung über einen 118
Meter tiefen Brunnen erfolgen. Der Bunker war für einen vierzehntägigen Aufenthalt gedacht. Danach? Irgendwie schien man davon auszugehen, dass danach alles wieder in Ordnung sei.
Während der Führung des Vereins Hamburger Unterwelten, für die 7 Euro zu bezahlen sind und eine Voranmeldung erforderlich ist, erfährt man viel Wissenswertes über die Geschichte des Bunkers und auch über die technische Anlage. Die Tour dauert etwa 100 Minuten und irgendwie waren wir danach froh, als wir wieder im hier und jetzt über der Erde angekommen waren.




























2 Kommentare:

  1. Das ist ja mal sehr interessant, Hamburg von unten. Ich war nun schon öfter in Hamburg, aber so eine Besichtigung war bisher nicht dabei. Vielen Dank für diesen Tipp.
    Ich wünsche euch auch an dieser Stelle einen guten Rutsch und ein gutes 2014. Ich freue mich jetzt schon auf viele weitere informative, spannende und unterhaltsame Reiseberichte.

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  2. Danke dir! Auf die Unterwelten sind wir nach einem Berlinbesuch gekommen, dort gibt es tatsächlich noch viel mehr faszinierende Führungen als in Hamburg.
    Dir auch hier noch einmal einen guten Rutsch und ein tolles 2014.

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