Burg Hanstein und die Teufelskanzel

Als Liebhaber alter Steine haben wir unseren Aufenthalt im Klausenhof natürlich gleich mit dem Besuch der darüber liegenden Burg verbunden. Wobei... Burg ist vielleicht nicht ganz richtig, eher Burgruine oder irgendetwas dazwischen.
Die Burg Hanstein kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Erstmals erwähnt im 11. Jahrhundert, wechselte sie die Eigentümer, wurde zerstört, wieder aufgebaut und gelangte schließlich in den Besitz des Mainzer Erzbischofs. Ja, man wundert sich zuweilen welches Eigentum in welche geografischen Gebiete gehört. Nicht dass das von Bedeutung wäre. Doch jener (also der Mainzer Erzbischof) gab den Bau der heutigen Burg in Auftrag. Heinrich und Lippold von Hanstein machten sich also ans Werk und auch nachfolgende Generationen taten das ihrige dazu. Zu guten Zeiten gehörten 21 Dörfer zum Gericht Hanstein. Doch da den Herren von Hanstein der Erwerb einer Stadtherrschaft nicht gelang, waren sie im 14. und 15. Jahrhundert von der wirtschaftlichen Entwicklung abgeschnitten und sahen sich zeitweise zum Raubrittertum gezwungen. Irgendwas ist ja bekanntlich immer. Die Schweden zerstörten die Burg dann teilweise im dreißigjährigen Krieg, seitdem ist sie nicht mehr dauerhaft bewohnt.
Vom Klausenhof im Ort Bornhagen brauchen wir zwanzig Minuten hinauf bis zur Burg, die widerrum in Rimbach liegt. Für 3 Euro Eintritt erhalten wir einen Flyer und dürfen selbständig übers Burggelände streifen.
Wir steigen hinauf auf einen der Türme und suchen von hier oben nach sichtbaren Zeichen, wo genau die innerdeutsche Grenze verlief, werden aber nicht fündig. Da die DDR-Grenztruppen den Nordturm der
Burg aber als Be- obachtungsturm nutzten, muss die Grenze von hier aus sichtbar gewesen sein. Später zeigt uns der junge Mann am Ticketschalter, wo genau sie lag, inzwischen nur noch zu erkennen dadurch, dass die Bäume dort weniger hoch   sind. Nach 25 Jahren wachsen die letzten Spuren langsam zu.
Die Räumlichkeiten der Burg Hanstein kann man übrigens mieten, auch Hochzeiten im restaurierten Rittersaal sind möglich. Viele Veranstaltungen finden dort statt, unter
anderem ein gut besuchtes jährliches Mittelalter- spektakel. Die Burgruine war auch Drehort für den Kinofilm "Der Medicus".
Im Sommer gibt es am Eingang der Burg auch die Möglichkeit eine Kleinigkeit zu essen oder etwas zu trinken, bei unserem Besuch im Oktober ist das Mini-Restaurant leider geschlossen.
Den zweiten Tag unseres Aufenthaltes im Klausenhof wollen wir eigentlich für eine Wanderung nutzen. Wobei ich dabei noch vorausschicken muss, dass wir nicht wirklich die Wanderer sind. Nicht , dass ihr da zuviel erwartet. Unsere Art der Fortbewegung beschreibt sich eher durch das Wort Spaziergang. Außerdem neige ich dazu in irgendwelche Löcher zu treten, über Wurzeln zu stolpern oder auszurutschen. Bin also nicht so die Hardcorewanderin.
Der Morgen begrüßt uns nach Tagen des Sonnenscheins mit freundlichem Nieselregen, der bereits das ganze Land nett durchtränkt hat. Na, toll! Nach ausgiebigem Frühstück beschließen wir trotzdem loszugehen, schließlich sind wir ja nicht aus Zucker. Also rein in die Regenklamotten und ab in den Wald. Wir wollen zur Teufelskanzel auf einem Rundwanderweg, der so zirka sieben Kilometer ausmacht. Das sollte zu schaffen sein.
Die Teufelskanzel. Klingt mystisch und geheimnisvoll. Eigentlich ein Aussichtspunkt von einer Klippe auf den hufeisenförmigen Werralauf, steckt hinter dem Namen natürlich eine alte Sage.
In einer Walpurgisnacht vor langer Zeit prahlte der Teufel, dass er den gewaltigen Felsen, auf dem er stand, auf den hohen Meißen in Hessen tragen könne, ohne einmal zu ruhen oder den Felsen gar abzusetzen. Die Hexen wetteten dagegen. Natürlich hat er dann geschummelt, sich auf dem Höheberg zur Ruhe gelegt und die misstrauischen Hexen haben ihn dort überrascht. Erschrocken fuhr er aus dem Schlaf und so ertappt stapfte er wütend mit dem Huf auf. In dem Abdruck dieses Hufeisens fließt jetzt die Werra, der Felsblock liegt noch heute auf dem Höheberg, der Teufel aber verschwand.
Während wir so durch den Wald wandern ohne jemand anderem zu begegnen, liegt Nebel zwischen den Bäumen und stetig tröpfelt es aus deren Wipfeln. Tatsächlich hat der feuchte Wald etwas verzaubertes, man erwartet fast den Teufel oder die Hexen aus dem Nebel auftauchen zu sehen. Passiert aber nicht. Stattdessen taucht irgendwann das Wirtshaus zur Teufelskanzel über uns zwischen den Bäumen auf, was uns freut, da wir inzwischen ziemlich durstig sind.
Zuerst aber wollen wir den Ausblick genießen, der aber heute durch Abwesenheit glänzt. Das ganze Tal ist nebelverhangen. Man sieht gar nichts! Na gut, dann verziehen wir uns halt in die Gaststube.
Hier brennt ein Feuer im Ofen, alte Kessel hängen von der Decke und es ist wirklich urgemütlich. Wir hängen unsere Regenjacken zum trocknen auf, bestellen etwas zu trinken und lassen die Atmosphäre auf uns wirken. Trotz des schlechten Wetters ist hier einiges los, allerdings ist das Wirtshaus auch mit dem Auto zu erreichen. Doch scheinen auch eine Menge Wanderer hier zu sitzen, sogar ein Mountainbiker trocknet grad vor dem Feuer.
Als wir wieder aufbrechen hat es endlich aufgehört zu regnen. Richtung Junkerkuppe geht es allerdings stetig bergauf und es wird immer nebeliger. Die Wegzeichen werden spärlicher, so dass wir uns zwischendurch beklommen fragen, ob wir hier immer noch richtig sind. Doch irgendwann taucht das Schild "Junkerkuppe, höchste Erhebung des Höhebergs 511 m" auf. Wir werden noch echte Pfadfinder!
Weiter gehts Richtung Lindewerrablick. Wobei wir schon vermuten, dass das bei dieser Wetterlage mit dem Blick wohl nichts werden wird. Der Wald hat hier fast etwas urtümliches. Entwurzelte Bäume am Boden, dazwischen wabern die Nebelschwaden, es fehlt nur noch der Ruf einer Schleiereule oder etwas ähnliches.

Die Nebelfetzen sind dann immerhin so freundlich uns einen kurzen Blick auf das Werratal zu erlauben. Im Sonnenschein sicher wunderschön hat der Ausblick jetzt doch eher etwas deprimierendes.
Zurück geht es dann über die alte Grenzkontrollstrecke der  DDR-Grenztruppen. Inzwischen ziemlich zugewachsen kann man sich kaum noch vorstellen, dass hier ehemals Grenzsoldaten mit ihren Fahrzeugen Patrouille fuhren.
Auf dem Parkplatz mit Blick auf Burg Hanstein bauen grad zwei Leute eine Verpflegungsstation für irgendeine Veranstaltung auf. Sofort bekommen wir Wurst und Kaffee angeboten. Wir müssen wohl ziemlich verhungert aussehen. Zeit, dass wir wieder in den Klausenhof kommen, um uns im Badezuber aufzuwärmen und noch etwas richtig gutes zu essen.
  
  


2 Kommentare:

  1. Oh, alte Steine und sagenhafte Orte...das ist was für mich. Die Burg kenne ich, aber ich war noch nie dort. Meine Eltern wohnen in der Nähe von Kassel, da ist der Weg wirklich nicht weit. Hab es schon auf meine Merkliste gesetzt.
    Die Nebelfotos sind wirklich sagenhaft.

    LG!

    AntwortenLöschen
  2. Die Burgruine wird dir sicher gefallen, viel Spaß dabei. Und als Unterkunft dazu passend kann ich dir tatsächlich den Klausenhof empfehlen. Liebe Grüße aus dem Hamburger Schietwedder :)

    AntwortenLöschen