Dresden - die Altstadt - ein barockes Disneyland?

Nun also Dresden.
Im Februar 1945 wütete nach einem alliierten Bombenangriff ein Feuersturm, der die Altstadt fast vollständig zerstörte. Semperoper, Frauenkirche, Taschenbergpalais, Residenzschloss, Zwinger, alles Opfer der Flammen und Bomben und deshalb mehr oder weniger ein Trümmerhaufen. So ist das, was wir heute als Altstadt Dresdens bezeichnen, nicht wirklich alt, sondern in den vergangenen Jahrzehnten neu aufgebaut oder bestenfalls teilrestauriert. Tatsächlich hatte ich darum ein wenig Angst auf ein barockes Disneyland zu stoßen.
Unser Hotel, das Ramada Resident Hotel Dresden, befindet sich in Laubegast, im südöstlichen Randgebiet der Stadt. Wir haben da ein absolutes Schnäppchen ergattert und zahlen nur 49 Euro inkl. eines hervorragenden Frühstücks für die Übernachtung. Und zwar fürs Doppelzimmer und nicht pro Person. Darüber hinaus gibts dort Fahrräder zu mieten, der Elbradwanderweg ist nicht weit entfernt und wir wollen mit den Fahrrädern in die Innenstadt fahren. Das Wetter zeigt uns noch einmal, dass auch der Oktober ein bißchen Sommer beinhalten kann, es ist wunderbar warm und sonnig. Den ersten Abend nehmen wir die kleine Personenfähre und essen am anderen Ufer im Licht der Abenddämmerung. Im Freien. Ohne zu frieren. Wahnsinn.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück gehts dann los. Mit dem Rad immer die Elbe entlang.
Der Weg ist super ausgebaut, lässt sich einwandfrei fahren und bietet wirklich tolle Ausblicke auf die Elbschlösser samt Weinberge und auf die zauberhaften Villen am anderen Ufer. Unzählige Jogger, Radfahrer, Inlineskater und Kinderwagenschieber nutzen den Radweg.
In der Innenstadt angekommen schieben wir unsere Räder durch die Münzgasse und schließen sie vor der Hochschule für bildende Künste gegenüber der Frauenkirche an. Von hier aus gehts zu Fuß weiter. Erstmal Karten fürs historische grüne Gewölbe besorgen. Dort erhält immer nur eine bestimmte Anzahl Besucher innerhalb bestimmter Zeitkontingente Einlass. Wir haben versäumt Tickets im Internet zu ordern, doch tatsächlich ist das kein Problem, für heute gibts noch reichlich Tickets. 12 Euro zahlen wir inkl. eines Audioguides.
Hier muss ich jetzt einmal kurz August den Starken vorstellen. Sächsischer Kurfürst von 1694 - 1733. Nicht dass ich ihn tatsächlich kennen würde. Allerdings scheint er mir ein recht goldgieriger, sich wichtigmachender Herrscher gewesen zu sein, anders kann ich mir seine Hinterlassenschaften nicht erklären. Unter seiner Herrschaft entstanden die meisten der barocken Bauten und das historische grüne Gewölbe diente schon damals der Ausstellung seiner Sammlerleidenschaft. Nichtsdestotrotz ist der Rundgang durch die Ausstellung wirklich beeindruckend, genauso wie die bauliche Wiederherstellung der Einrichtung. Fotografieren ist im historischen grünen Gewölbe nicht erlaubt, wer also Fotos möchte klickt einfach auf den Link: Historisches grünes Gewölbe
Nächster Stop Frauenkirche.
Von 1726 - 1743 erbaut stürzte die ausgebrannte Kirche zwei Tage nach den verheerenden Bombenangriffen im Februar 1945 ein. Die Ruine war jahrzehntelang Mahnmal, bis einige Jahre nach der Wende mit dem Wiederaufbau begonnen wurde. Was nicht unumstritten war, es gab viele Stimmen, die die Ruine als Mahnmal gegen Krieg erhalten wollten. Doch nun ist sie fertig. Steht auf dem Neumarkt, fast als wäre nichts geschehen. Nur die verwendeten alten, dunklen Sandsteinziegel innerhalb der Fassade erinnern daran, dass dies keine alte Kirche ist.

Zur Kuppel hinauf fährt heute ein Aufzug, um hinaufzukommen müssen 8 Euro gezahlt werden. Nicht grad wenig, muss ich da denken, für den Hamburger Michel, der deutlich höher ist, werden lediglich 5 Euro fällig. Aber egal, der Blick von oben lohnt sich genauso wie der Blick ins Innere der Kirche.

Als wir später am Neumarkt in einem Eiscafé ein Eis bestellen wollen, erklärt uns der Kellner, es täte ihm









Leid, Eis gäbe es heut keines, da grad eine große Ladung Christstollen gekommen wäre. Tja, auch wenn es sich
draußen nach Sommer anfühlt, ist wohl doch schon ein bißchen Weihnachten in diesem Monat.
Wir bummeln
weiter durch die Innenstadt, finden immer wieder neue Detailles, die faszinieren, doch tatsächlich vermisse ich ein wenig Authentizität in diesem Viertel. Es ist vielleicht nicht unbedingt ein Disneyland, aber auf mich wirkt es nicht wirklich historisch gewachsen. Mir fehlt ein wenig echtes Leben rundherum. Doch das ist mein persönlicher Eindruck.
Nächster Stop: Semperoper


Auch ein beeindruckendes Gebäude. Wir hätten gerne einen Blick hineingeworfen, doch die nächste mögliche Führung ist erst um 22.30 Uhr, das ist uns dann doch ein wenig zu spät. So schlendern wir über den Platz Richtung Zwinger, schauen noch einmal kurz auf die Hofkirche und das Residenzschloss, die erhaben gegenüber thronen, bevor wir an der Schinkelwache vorbei den zwinger betreten.





Für die sich im Zwinger befindlichen Museen sind wir ein wenig spät, es haben auch nicht alle auf und wir sind wohl auch nicht die richtigen Museumsgänger. So sitzen wir ein wenig an den plätschernden Brunnen, machen einen Rundgang über die Zwingerbalustrade, bewundern das Nymphenbad, bevor wir in der Münzgasse noch etwas deftiges essen. Wir schaffen es grad noch vor dem Dunkelwerden mit dem Fahhrad zurück zum Hotel, der Radweg ist nämlich nicht beleuchtet. Für morgen ist die Neustadt geplant, die vielleicht irgendwie mehr die Altstadt ist. Schauen wir mal.

2 Kommentare:

  1. Dresden ist immer eine Reise wert. Die Museen, die Ausstellungen und die Architektur. Ich erinnere mich noch an meine Kursfahrt in der 12. Klasse nach Dresden. Damals meinte der Stadtführer zu uns: "Die Sachsen haben viel mehr wert auf Kunst und Kultur gelegt, als die Preußen, die nur Kriege im Kopf hatten." Naja ganz so krass ist es vielleicht nicht, aber die in Dresden spielt Kunst, Kultur und Architektur eine sehr große Rolle. :) Ich empfehle zum Ausklingen einen Abend im Sophienkeller. LG Myriam

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  2. Den Sophienkeller müssen wir dann beim nächsten Mal machen, wir sind bereits wieder im Hamburger Schietwedder...
    Die barocken Gebäude Dresdens sind schon beeindruckend, keine Frage, aber so ganz unkriegerisch war zumindest August der Starke auch nicht ;) Tatsächlich hat mir die äußere Neustadt irgendwie besser gefallen und würde ich wählen müssen zwischen Dresden und Leipzig, würde ich Leipzig wählen. LG

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