Der landschaftlich traumhafte Farmpfad wirft unseren Schnitt natürlich von vornherein erstmal ordentlich zurück. Eine Stunde für die ersten zwanzig Kilometer. Leider hält auch der Rest der D707 nicht das, was der erste Abschnitt versprochen hat. Sowohl von der Fahrbahnbeschaffenheit, als auch landschaftlich. Bis wir die Abzweigung zur C 27 erreichen, vergeht eine erneute Stunde voller Geholper. Wir tanken an einer verschlafenen Tankstelle in Betta, wollen noch einmal Luft kontrollieren - der linke Hinterreifen sieht irgendwie nicht gut aus - aber die Tankstelle hat kein Reifendruckprüfgerät. Bis Sossusvlej, weitere 150 Kilometer entfernt, liegt keine Tankstelle mehr auf dem Weg. Soweit so schlecht. Wir beschließen den Abstecher zum Schloss Duwisib ausfallen zu lassen, machen uns direkt auf den Weg und sind uns sicher, bei einem nächsten Mal gibt es ein Allradfahrzeug.
Wir erreichen Sossusvlej erst am späten Nachmittag, um dann an der Tankstelle festzustellen, dass unser Reifen auf der Strecke fast ein Bar verloren hat. Das ist nicht mehr komisch und muss behoben werden. Ein Blick auf den Reservereifen offenbart uns, auch der kann nicht verwendet werden. Hätten wir wohl zu Beginn unserer Reise tun sollen. Unsere Unterkunft, die Sossus Dune Lodge liegt innerhalb des Nationalparks, allerdings ist sie vom Eingang nur 6 Kilometer entfernt. Wir beschließen die Reparatur auf morgen Mittag zu verschieben, da wir noch für morgen früh die Tour zu den Dünen buchen wollen.
Einchecken, unser Gepäck wird derweil über den langen Holzsteg zu unseren Bungalows gebracht. Tatsächlich sind diese fast 500 Meter von Rezeption, Swimmingpool und Restaurant entfernt, da werden am Tag einige gelaufene Kilometer zusammenkommen. Wir haben einen gigantischen Blick in die Weite und einen großzügig ausgestatteten Bungalow. Inzwischen ist es aber so heiß, dass wir als erstes den Pool aufsuchen müssen. Herrlich erfrischend.
Während wir essen, beobachtet von einem augenscheinlich hungrigen Schakal unterhalb der Plattform, können wir zusehen, wie der funkelnde afrikanische Sternenhimmel nach und nach von einem schwarzen Tuch verdeckt wird. Starker Wind kommt auf und pustet unsere Servietten davon. Besser wir machen uns auf den Weg, 500 Meter würden durchaus reichen, um komplett durchnässt zu werden. Außerdem gehts morgen früh los, wir werden um 4 Uhr (!) geweckt, damit wir bereits um 4.30 Uhr Richtung Namibwüste starten können.
Tatsächlich erledigen wir das morgendliche Prozedere am nächsten Tag wie ferngesteuert. Es hat in der Nacht geregnet, die Luft ist angenehm frisch zu dieser frühen Stunde, allerdings nicht frisch genug, als dass man eine Jacke bräuchte. Unser Guide Sammy empfängt uns am Restaurant mit Kaffee und Tee. Nach einer sehr informativen Einführung in den südlichen Sternenhimmel gehts los. Außer uns sind noch drei englische Ladys in unserer Gruppe.
Mit dem Safarifahrzeug geht es erstmal 60 Kilometer durch den dunklen Park. Ab und zu reflektiert das Scheinwerferlicht sich auf einer Wasserfläche. Es hat wohl tatsächlich nicht wenig geregnet. Die Sandpiste ist holperig, wir haben ein wenig das Gefühl in einer Achterbahn zu sitzen, so sehr hebt es uns gelegentlich aus den Sitzen. Auch das allgemeine Gejauchze ist vergleichbar. In den Spurrillen steht ebenfalls das Wasser. Regen in der Wüste. Wie schräg ist das denn?
Als wir den Parkplatz für Allradfahrzeuge erreichen, beginnt es grad zu dämmern. Perfektes Timing!
Von hier an müssen wir laufen bis zum Fuß von Big Daddy, der größten Düne in diesem Teil der Namib. Tatsächlich zählen die das Deadvlej umgebenden Dünen mit zu den höchsten der Welt. Hinter Big Daddy versteckt sich nämlich das Deadvlej mit seinen toten Akazienbäumen und auf die, also die Düne, nicht die Bäume, müssen wir hinauf, um von dort den Sonnenaufgang über der Wüste zu erleben.
Wir haben Glück, es hat so sehr geregnet, dass der Sand nass und schwer ist, was das Laufen auf dem schmalen Grad der Düne deutlich erleichtert. Sammy hat uns derweil verlassen, er bereitet an einem anderen Ort unser Frühstück vor, bevor er wieder zu uns stößt.
Die Sonne erhebt sich recht schnell über den Horizont und teilt die Dünen an ihrem Grat in rostrot und dunkel. Ein einmaliges Schauspiel.
Wir wollen nun allerdings hinunter ins Deadvlej. Früher endete der Tsauchab dort, dann änderte er seinen Lauf, deshalb strecken im Deadvlej nun diese abgestorbenen Akazienbäume ihre kahlen Äste der Sonne entgegen. Manche von ihnen sollen über 500 Jahre alt sein.
Hinunter geht es ja bekanntlich deutlich schneller, ratzfatz stehen wir am Fuß der Düne. Erstaunlicherweise ohne dass sich jemand dabei überschlagen hat.
Wir haben eine Stunde Zeit diesen magischen Ort zu durchstreifen. Diese Baumgerippe im roten Licht der aufgehenden Sonne auf uns wirken zu lassen. Nach dem nächtlichen Regen steht Wasser in der Lehmpfanne. An manchen Stellen ist es regelricht glitschig. Am Rand der Pfanne gibt es auch noch Bäume in grün, die sich in riesigen Pfützen spiegeln.
Wir sind mit vielen Fotoapparaten unterwegs und es entstehen Unmengen an Fotos. Keine Ahnung, wie wir die jemals aussortieren sollen.
Wir genießen unser Frühstück im Sossusvlej. Nach der Regenzeit entsteht dort manchmal ein See, heute ist hier aber keiner zu entdecken. Macht aber gar nichts! Frühstück in der Lehmpfanne mitten in der Namibwüste an einem Tisch mit weißer Tischdecke, das ist auch ohne See ein besonderes Erlebnis.
Auf dem Rückweg kommen wir an der bekannten Düne 45 vorbei, doch die Dünen rund ums Deadvlej waren wirklich noch beeindruckender.
Zurück in der Sossus Dune Lodge hat das Thermometer bereits die 30° überschritten und wird es im Laufe des Tages noch auf 35° bringen. Wir beschließen den Tag am Pool zu verbringen, der einzige kühlere Platz weit und breit. Zuvor fährt eine Abordnung (die mit viel technischem Verständnis..., deshalb bin ich nicht dabei...) zurück zur Tankstelle, um den Reifen reparieren zu lassen. Das ist in Namibia wohl total unkompliziert und innerhalb kürzester Zeit erledigt. Kostenpunkt: umgerechnet zirka 6 Euro! Und ein Eis für die tollen Reifenprofis.
Abends gibt es erneut Dinner mit Blick in die Wüste. Auch der Schakal ist wieder da, wahrscheinlich gibt es doch eine Menge Touristen, die so ein Tier mit Resten ihrer Mahlzeit füttern. Schade!
Da wir am nächsten Morgen früh los wollen, der Weg nach Swakopmund ist weit, versuchen wir schon einmal zu bezahlen. Das Kreditkartengerät verweigert aber seine Dienste, was nicht das einzige Mal auf dieser Reise sein wird. Gut, dann starten wir also morgen früh einen erneuten Versuch.
Und lesen uns wieder in Swakopmund.
Genau diese Route sind wir vor zwei Jahren auch gefahren. Es war einfach genial! Durch deine Beschreibung ist dieses Namibia-Gefühl wieder da. Ein Gefühl, das man in Worte eigentlich kaum fassen kann, trotzdem schaffst du es, dass ich das alles noch einmal erleben darf ... die tollen Fotos tun ihr Übriges. Herzlichen Dank, Mischa!
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