Namibia 6 - Swakopmund, die Wüste von oben und Tiere im Wasser

Frühstück gibt es in der Sossus Dune Lodge ( wie es dort war, lest ihr unter http://mischas-reisen.blogspot.de/2015/06/namibia-5-sossusvlej-gewitterwolken.html ) ab halb sieben... allerdings ist es noch nicht fertig, als wir um die Uhrzeit dort auftauchen. Doch was macht das schon? Wir warten ein wenig mit Blick in die Weite und kurze Zeit später steht alles bereit. Außer uns sind noch mehr Touristen unterwegs, die bereits an den Tischen sitzen. Auch ein hier ansässiger Skorpion scheint zu den Frühaufstehern zu gehören, er versetzt alle in helle Aufregung, während er unbeirrt unter den Tischen hindurchkrabbelt. Vielleicht hat er auch Hunger?
Das Kreditkartengerät funktioniert aber immer noch nicht, wir müssen zum Parkeingang und dort bezahlen, was glücklicherweise reibungslos klappt.
Los gehts Richtung Swakopmumd, unserem nächsten Ziel. Erster Tankstop: Solitaire. Hier kreuzen sich die C 14 und die C 24, wichtige touristische Verbindungsstrecken, für namibianische Verhältnisse also ein Hauptverkehrsknotenpunkt. Tatsächlich ist das hier nicht nur eine Tankstelle, sondern auch Hauptversorgungspunkt zwischen der Küstenstadt Walvis Bay, Windhoek und den Dünen in Sossusvlej. Der einzige Versorgungspunkt übrigens. Hier gibt es einen Shop, mit für deutsche Verhältnisse sehr übersichtlichem Angebot, eine ausgezeichnete Bäckerei, die auch hervorragende Pies verkauft und einen Campingplatz. Der Ort Solitaire hatte übrigens im Jahr 2013 genau 92 Einwohner. Sehr überschaubar halt...
Wir werden von einem südafrikanischem Radfahrer angesprochen, dessen Fahrrad sich zerlegt hat und der eine Mitfahrgelegenheit nach Windhoek sucht. Falsche Richtung, sorry. Wie man bei diesen Straßenverhältnissen hier mit dem Fahrrad unterwegs sein kann, ist mir ein Mysterium. Hut ab!
Bis Walvis Bay liegt kein weiterer Ort auf unserer Strecke. Beim Kuiseb-Canyon führt die C 14 durch eine landschaftlich schöne Strecke, es geht in Kurven bergauf und bergab, in den Tiefen neben der schmalen Straße sind die Bäume frisch begrünt. Bei einer kurzen Pause entdecken wir eine Herde der seltenen Hartmann-Bergzebras, die uns aufmerksam beäugen. Es folgt eine Strecke mit Mondlandschaften links und rechts der Piste, bevor wir in der Ferne ein Wolkenband erkennen können. Darunter versteckt sich der Atlantik. Der kalte Benguelastrom fließt hier an der Küste und die starke Verdunstung sorgt dafür, dass fast beständig eine Wolkendecke über der Küstenlinie liegt. So erinnert Swakopmund an eine windige Nordseestadt, als wir es endlich am Nachmittag erreichen.
Wir beziehen unsere Villa im The Stiltz, eine Bungalowsiedlung an der Mündung des meist wasserlosen Flusses Swakop, in der alle Häuser auf Stelzen stehen.
Nach kurzer Pause gehts los in die Stadt. Entgegen des gutgemeinten Rats der Dame an der Rezeption doch lieber den Wagen zu nehmen, machen wir uns zu Fuß auf den Weg. Angeblich ist die Gegend im Dunkeln nicht sicher und wir wollen erst nach dem Dinner zurückkommen. Doch wir sind in der Gruppe unterwegs und haben bereits in Südafrika festgestellt, dass wir nicht zu den übervorsichtigen Reisenden gehören. Bisher sind wir damit ganz gut gefahren.
19° C, grauer Himmel, Wind und ganz viele deutsch anmutende Häuser. Eine irgendwie unafrikanische Stadt. Swakopmund war als Teil der Kolonie Deutsch-Südwestafrika der wichtigste Hafen für Einwanderer aus Deutschland. Die gesamte Versorgung der Kolonie wurde damals über diese kleine Stadt abgewickelt. Das sieht man ihr heute noch an.

Wir statten der Seebrücke, the Jetty, einen Besuch ab. Der Wind zerrt an unseren Haaren und wir sind froh, dass wir unsere Vliesjacken angezogen haben, es ist wirklich ungewohnt frisch nach den letzten heißen Tagen. Der ehemalige Landungssteg zur Versorgung der Kolonie wurde inzwischen durch eine Eisen- und dann Stahlbetonkonstruktion ersetzt und im Jahr 2005 aufwendig renoviert.
Dinner gibts in Kücki´s Pub, einer Empfehlung unseres Reiseführers, die wir uneingeschränkt weiter geben können. Kückis ist Treffpunkt, Pub und
Restaurant in einem und das sehr authentisch. Was bei uns so vielleicht nicht funktionieren würde, macht hier Spass und es gibt auch noch verdammt gutes Essen. Frischer Fisch (sogar Austern), beste Steaks und das in uriger Atmosphäre und für kleines Geld. Man könnte so ein typisches Touristenteil erwarten, aber das ist es glücklicherweise nicht. Hier sind mindestens genauso viele Swakopmunder wie Touristen unterwegs.
Zu Fuß gehts dann zurück ins The Stiltz und wir kommen heil und absolut unbelästigt wieder an.
Nach einem guten Frühstück am nächsten Morgen nutzen wir den Vormittag für einen erneuten Stadtbummel, sitzen einen Augenblick im Brauhaus, absolut deutsch mit deutschen Gerichten und deutsch sprechender Bedienung, lernen dort eine ältere Dame kennen, die mit Bierchen und deutscher Zeitung dort sitzt und uns erzählt, dass sie hier seit vielen Jahren ihren Seniorenwohnsitz in einer Art Seniorenwohnanlage hat. Viele deutsche Rentner verbringen hier wohl ihren Lebensabend. Sie gibt uns noch ein paar Tipps, bevor sie sich verabschiedet.
Nach unserem Stadtbummel werden wir abgeholt für unseren Flug über die Namibwüste. Ja, wir fliegen heute! Das haben wir nämlich zu unserer Silberhochzeit geschenkt bekommen und wir sind schon total aufgeregt. Zwei junge Männer erwarten uns am Eingang der Lodge. Ansage war luftige, dunkle Kleidung, damit es sich nicht so sehr in den Scheiben der Cesna spiegelt. Das stört nämlich beim fotografieren.

Wir werden in die Office gefahren, unterschreiben unsere Flugtauglichkeit, bekommen sogar noch Flugtickets und weiter gehts Richtung Flughafen Swakopmund. Der Flughafen liegt ein wenig außerhalb Swakopmunds, hier sind keine Wolken, strahlend steht die Sonne am tiefblauen Himmel. Aufregung macht sich breit. Noch ein schneller Toilettengang, die nächsten zwei Stunden gibt es keine Möglichkeit mehr, dann werden wir vom Piloten gebrieft. Unser Pilot heißt Andy, verteilt uns souverän auf die fünf Sitze der Cesna, schließt die Tür, checkt seine Instrumente und wirft den Motor an.
Der Rotor wirbelt den Sand durch das noch offene Fenster, wir erhalten ein kostenloses Peeling. Dann setzt sich der kleine Flieger in Bewegung Richtung Startbahn. Fenster zu und los gehts. Was für ein Gefühl!
Es geht Richtung Walvis Bay und dann ins Landesinnere. Laut ist es und warm in der ziemlich kleinen Kabine, doch der Ausblick ist so faszinierend, dass er für alles entschädigt. wie eine Miniaturlandschaft liegen die roten Dünen der Namib auf der einen Seite und die felsige Mondlandschaft auf der anderen. Dazwischen schlängelt sich das begrünte Band des Kuiseb. Vereinzelt sind kleine, einfache Dörfer sichtbar.
Wir überfliegen die Canyons, die unterschiedlichen Dünenformen der Namib, können einen Blick von oben auf das Deadvlej werfen, bevor wir wieder Richtung Küste abdrehen.
Auf dem Weg dorthin Tiefflug über alte Diamantenstädte und einen einsam in der Wüste stehenden Ochsentreckwagen. Absolut skurril auch das Schiffswrack der Eduard Bohlen, das inmitten der Wüste ziemlich fehl am Platz wirkt.
Weitere Schiffswracks und Robbenkolonien vervollständigen das ganze. Pilot Andy schreit gegen den Lärm an, um uns für alles die passenden Erklärungen zu geben. Nach 600 km und etwas über zwei Stunden Flugzeit landen wir wieder in Swakopmund. Ein einmaliges Erlebnis!
Ziemlich erschlagen von all diesen Eindrücken pausieren wir Nachmittags in unserer Villa. Soviele Eindrücke müssen verarbeitet werden. Nach dem Essen im Brauhaus (heute sind wir wegen Müdigkeitserscheinungen mit dem Auto dort) bin zumindest ich ziemlich früh ziemlich erschlagen im Bett.
Unseren dritten Tag in Swakopmund verbringen wir nicht gemeinsam. Ich brauche eine Pause, ganz fit bin ich eben doch noch nicht. Thias und ich verbringen den Tag in Swakopmund, mit ausschlafen, ohne Besichtigungen und einfach ein bißchen faul. 
Der Rest unserer kleinen Truppe macht einen Katamaranausflug von Walvis Bay zu all den Pelikanen, Flamingos, Seehunden und Delfinen, die dort leben. Inklusive Sektfrühstück mit Austern. Die Fotos möchte ich euch nicht vorenthalten.

Abends essen wir im The Tug, ein Restaurant an
der Jetty, das uns die Dame im Brauhaus empfohlen hatte. Eine wirklich gute Empfehlung, wie sich herausstellt. Ein außergewöhnliches Fischrestaurant, dessen Inneres einem Schiff nachempfunden wurde. Ohne Reservierung geht hier gar nichts, das haben Thias und ich aber bereits am Vormittag erledigt. Das Essen, auch die Nicht-Fisch-Gerichte, ist hervorragend. Und das beste von allem, es gibt auch Essen ohne Fleisch und Fisch. Pasta mit Cocktailtomaten und Rucola... mhmm, was für ein Genuß nach all den fleischlastigen Tagen.
Morgen werden wir Swakopmund wieder verlassen. Weiter gehts Richtung Norden ins Damaraland in der Hoffnung auf Wüstenelefanten zu treffen.








4 Kommentare:

  1. Die Fotos sind sehr beeindruckend, besonders das Schiffswrack. Was ist mit dem Schiff passiert, liegt es in Strandnähe?
    LG Myriam

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    1. Das Schiff liegt heute 200 m vom Strand entfernt im Landesinneren, inmitten der weiten Sandwüste. Die Benguela-Strömung und der „Südwester“ (Wind) verändern die Küstenlinie ständig... Die Eduard Bohlen ist 1905 auf dem Weg nach Kapstadt auf eine Sandbank gelaufen und konnte nicht freigeschleppt werden. Alle Passagiere wurden gerettet, Ausrüstung und Inventar wurden versteigert. Ein Teil der Möbel ist dann im Hotel Bismark in Swakopmund genutzt worden. Dieses Wrack in der Wüste sieht schon schräg aus!

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  2. Tolle Bilder - ganz im Ernst. Einige haben Postkartenqualität. Die Schiffe die dort "mitten" in der Wüste liegen sind als Fotomotiv einfach der Hammer. Ich war vor einigen Jahren selbst mal in Afrika unterwegs, allerdings eher Richtung Ostküste, wo es ja bekanntermaßen ein wenig anders aussieht.

    Werde mit Sicherheit öfter mal vorbeischauen, gefällt mir sehr gut, was ich hier sehe & lese. Danke.

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    1. Es freut mich, dass es dir gefällt und schön wenn du öfter mal vorbeischaust :)

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