Frühstücken, zahlen, Koffer runter zum Parkplatz und um kurz nach sieben sind wir bereits wieder unterwegs. Das ist auch gut so, denn vom Dolomitecamp bis Okaukuejo sind es immerhin knappe 180 km, durch den Park kann das schon eine Weile dauern. Gerade auch wenn man viele Tiere sichtet, was wir natürlich hoffen.
Auf der weiteren Fahrt wundern wir uns ein wenig über die trostlose Ausstattung der Rast- und Toilettenplätze, die ein wenig wie Strafgefangenenlager wirken, es fehlt nur das Schild "Willkommen in Guantanamo". Darüber hinaus sind die Toiletten absolut ungepflegt und teilweise echt nicht benutzbar. Schade! Das kennen wir aus dem Krügerpark anders.
Dafür gibt es aber großartige Wasserlöcher auf unserem Weg, mit einer Tiervielfalt, die sich kaum vorstellen lässt. Zebraherden in großer Zahl wandern an und wieder ab, Springböcke über Springböcke, Warzenschweine, Schakale, Strauße, Oryxantilopen und Gnus, dazwischen auch einige schwimmende Entenpaare. Man könnte stundenlang mit offenem Mund sitzen und staunen.
Das Camp ist recht groß, wir beziehen unsere einfachen Bushchalets und stellen dabei fest, dass der Strom bei zweien nicht funktioniert. Während wir den Nachmittag umherstreifend entweder am Pool oder am Wasserloch verbringen, hoffen wir, dass die benachrichtigten Techniker die Sache schon richten werden. Aber Pustekuchen! Nichts passiert, der Strom ist immer noch weg. Denken die, wir schwitzen hier und arrangieren uns mit der Situation? Nachdem sich unsere Tochter massiv an der Rezeption beschwert hat, wird umgezogen. In ein Premium-Water-Chalet. Mit Blick auf das beleuchtete Wasserloch. Grandios!
Nach dem Dinner, das es hier als Buffet gibt - hurra, endlich kann man der extremen Fleischlastigkeit für kurze Zeit entfliehen - können wir vom Balkon das rege Treiben am Wasserloch beobachten, ganz entspannt mit einem Bier oder Wein in der Hand. Eigentlich ist Okaukuejo ein einfaches staatliches Camp, aber das Wasserloch ist ein echtes Highlight!
Am nächsten Tag müssen wir bereits weiterfahren, in den Osten des Parks, Richtung Namutoni. Doch unsere Tochter hat seit gestern ganz starke Magen-Darm-Probleme und Fieber und nur hier beim Hauptcamp gibt es ein medizinisches Zentrum. Hört sich gut an, aber ihr müsst euch von eurer Vorstellung eines medizinischen Zentrums verabschieden. Stellt euch ein kleines umzäuntes Haus vor, die Türen weit offen, einen Raum, durch dessen offene Fenster der Wind ein wenig Kühlung bringt, im Raum stehen Stühle hintereinander in Reihe und einfache Holzbänke an den Wänden. Dort sitzen oder liegen die wartenden Patienten. An einem Schreibtisch in der Ecke sitzt die Ärztin, als wir ankommen ist sie grad bei der Vorsorgeuntersuchung eines Säuglings. Die Babywaage widersetzt sich ihren Bemühungen, sie muss sie immer wieder neu justieren. An den Wänden Plakate, die über Malaria oder Aidsübertragung aufklären. Privatsphäre bei der Untersuchung gibt es hier nicht. Trotzdem wird hier gründlich untersucht, gewogen, Blut abgenommen, erklärt. Sogar ein Malariatest wird gemacht, glücklicherweise ist der negativ. Mit einem Beutel Medikamenten verlassen wir etwas über eine Stunde später diesen Raum und haben umgerechnet keine fünf Euro bezahlt.
Das absolute Highlight auf der Strecke ist aber nicht die grandiose Landschaft, sondern drei Löwen am Pistenrand. Einer von ihnen schlendert langsam, Schritt für Schritt, auf mein fürs Fotografieren geöffnetes Fenster zu, so dass ich vor dem Dilemma stehe entweder das Fenster zu schließen, bedeutet kein Foto, aber Sicherheit, oder das Fenster geöffnet zu lassen, bedeutet tolle Fotos, aber evtl. einen Löwen auf dem Schoß. Ich warte solange ich kann und schließe es dann hektisch. Er quert direkt vor unserem Auto die Piste, nicht ohne uns einen verachtenden Blick zuzuwerfen.
Namutoni erreichen wir am frühen Nachmittag, natürlich nicht ohne zuvor noch auf das eine oder andere Tier zu treffen. Interessant auch die Kuhantilope, die uns bisher noch nicht begegnet ist, mit ihrem ungewöhnlichen Aussehen.
Namutoni scheint irgendwie einsam, als wir dort ankommen, kaum ein Haus, das belegt ist. Allerdings ändert sich das zum Abend. Innerhalb dieses Camps befindet sich ein altes deutsches Fort, eine ehemalige Polizei- und Militärstation der deutschen Truppen. Optisch von außen wirklich schön, ist der Innenhof leider nur mit wenig Leben gefüllt, die meisten der dort untergebrachten Geschäfte und Restaurants sind leer, die Wallanlage lässt sich nicht betreten, das Holz dort ist irgendwie verrottet und den Eingang zum Turm findet man nur, wenn man sich viel Mühe gibt. Auch das aus der Ferne schöne Pool, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als nicht so ganz sauber. Schade!
Unsere Bungalows sind aber frisch renoviert, verfügen über eine tadellos funktionierende Klimaanlage und sind deshalb für den Krankenaufenthalt ganz gut geeignet. Den Rest des Tages verbringen wir im Camp, jeder wie er mag oder kann.
Am nächsten Tag ist die Tochter immer noch krank und beschließt die Malariatablette wegzulassen, da genau die Krankheitssymtome dort als Nebenwirkung beschrieben sind. Das ist natürlich ein Risiko, obwohl wir Mücken bisher so gut wie gar nicht gesehen haben. Doch so geht es auch nicht weiter.
Ein Teil macht sich auf, die Wasserstellen der Umgebung zu erkunden, die als besonders tierreich beschrieben werden. Ich bleibe in Namutoni zum pausieren, ebenso wie Milena, um sich weiter auszukurieren.
Die anderen können doch tatsächlich einen Geparden sichten, der sich im Schatten einer Akazie ausgiebig seiner Müdigkeit hingibt. Flamingos storchen langbeinig durch das Wasser, gemeinsam mit diversen anderen Wasservögeln und es findet sich sogar mein Lieblingsvogel, der Gelbschnabeltokko.
Nach dem Dinner, an dem die Tochter vorsichtig wieder teilnimmt, machen wir eine Nachtsafari. Ein offenes Safarifahrzeug fährt uns durch die im Dunkeln liegende, nur von Mond und Sternenhimmel schemenhaft beschienene Landschaft. Auch jetzt noch ist einiges los an den Wasserlöchern. Nachtaktive Tiere sind unterwegs, Antilopen liegen zwischen den Büschen, wir scheuchen Giraffen aus dem Schlaf und nehmen die intensiven Gerüche viel deutlicher wahr. Unser Fahrer und Guide ist ein Multitalent, er schafft es gleichzeitig auf die Fahrbahn zu achten, das Fahrzeug zu lenken, die Scheinwerfer, die die Dunkelheit jenseits der Piste erhellen sollen, zu bedienen und die Spuren der Tiere zu entdecken. Wahnsinn! Ein wunderbares Erlebnis, das ich euch nur ans Herz legen kann. Fotos gibt es von dieser Fahrt leider nicht, das konnte unsere Kamera nicht leisten.
Für unsere Verhältnisse ist es spät, als wir nach drei Stunden Fahrt Namutoni wieder erreichen. Das war unser letzter Tag im Etoshapark. Morgen müssen wir ihn verlassen und weiter zum Waterberg fahren.
Schmacht... die Fotos sind wirklich toll, aber so ein umgekippter Jeep macht mir schon ein mulmiges Gefühl. Die Bilder sehen so menschenleer aus, das ist ungewöhnlich, zumindest in solchem Chalet hätte ich irgendwie "Betrieb" erwartet.
AntwortenLöschenNamibia hat zirka 2 Millionen Einwohner und ist dreimal so groß wie die Bundesrepublik, dieses Land ist im wahrsten Sinne des Wortes "menschenleer". meines Wissens nach der Mongolei das am dünnsten besiedelte Land. Man trifft trotzdem Menschen im Nationalpark, aber eben wenige. Die Chalets in den Camps waren meines Wissens gut belegt, aber viele Touristen nutzen sie wirklich nur zum Übernachten, so dass so ein Camp tagsüber ausgestorben wirkt. Am Tag sind alle auf der Suche nach Tieren. Die Restaurants im Camp am Abend sind durchaus voll, davon sind hier nun grad keine Fotos.
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