Das war bei uns irgendwie anders. Natürlich war auch unsere Hochzeit geplant. Allerdings mit einer Menge Freiraum und wenig Pomp. Das wäre mit unserem Budget sowieso nicht drin gewesen, war aber auch nicht gewollt. Wir wollten feiern und tanzen. Was wir auch gemacht haben. Danach saßen wir mit schmerzenden Füßen und einem Eisblock voll eingefrorener DM-Scheine in unserer Wohnung und überlegten was wir mit den etwas über zwei Wochen anfangen wollten, die uns nun vom Urlaub noch blieben. Nachdem wir die Geldscheine zum Trocknen über der Badewanne auf die Leine gehängt hatten, stand das Ziel fest: Griechenland. Wegen der knappen Zeit mit dem Auto statt mit dem Motorrad. Also Zelt, Campinggerödel und was man sonst noch so braucht, hinein in den Passat und ab ging es auf die Straße. Ans Packen für Motorradreisen gewöhnt, bot unser Auto schier unendliche Platzreserven.
Die erste und einzige Schlafpause machten wir an einer Raststätte des jugoslawischen Autoputs. Für alle, die ihn nicht mehr kennen, das war die Verbindungsstrecke nach Griechenland und in die Türkei, der Weg aller Gastarbeiter in ihre Heimat in den Urlaub, einspurig und viel befahren, die damals unfallträchtigste Strecke Europas. Geschlafen haben wir im Passat bei umgeklappter Rücksitzbank auf Isomatten. Ging wunderbar so in jungen Jahren.
Unser erster Anlaufpunkt in Griechenland war Kassandra, der erste Finger der Chalkidiki-Halbinsel. Ein Campingplatz war schnell gefunden und auf unseren Erkundungsfahrten verschwand das Blau des Passats langsam unter einer dicken Staubschicht.
Tatsächlich war es hier noch relativ untouristisch, klar, es gab schon einige kleinere Hotels, aber die meisten Menschen verdienten ihren Lebensunterhalt auf andere Weise. Viel Landwirtschaft und Fischerei gab es, man sah noch Männer, die auf Eseln unterwegs waren, Schäfer mit ihren Schafen und grandiose Sonnenuntergänge, die die heimkehrenden Fischerboote in rot-goldenes Licht tauchten.
Die Fischerboote konnte man auch vom Strand aus beobachten, während man von der Sonne gebraten wurde.
Und die Popen waren energiegeladen auf staubigen Straßen unterwegs.
Wir sind schon immer unruhige Reisende gewesen, die nicht lange an einem Ort blieben. So ging es also zurück Richtung Thessaloniki und von dort aus weiter in den Süden.
Erstaunt waren wir auch über die ausgestellten Lebensmittel an Hauptverkehrsstraßen. Ob die tatsächlich später noch ins Öl geworfen wurden?
Auf unserem Weg in den Süden kamen wir am Olymp vorbei und beschlossen spontan uns auf die Suche nach den Göttern zu machen. Die blaue Farbe unseres Passats war inzwischen fast gänzlich unter einer staubig-weißen Kalkschicht verschwunden. Achja, die Götter haben wir übrigens nicht gefunden.
Auch das Schnorchelequipment wirkt inzwischen irgendwie historisch.
Es gab einfache Tavernen direkt am Wasser, die für unseren Geldbeutel noch erschwinglich waren. Die meisten Tage kochten wir selber, aber manchmal gönnten wir uns den Luxus essen zu gehen. Auf die karierten Tischdecken kam eine Plastikdecke, mit Wäscheklammern befestigt, der Retsina und das Essen waren unglaublich lecker und der Blick aufs Meer unbezahlbar.
Vielleicht schmeckte der Wein so gut, weil er hier noch auf die traditionelle Weise hergestellt wurde.
Es gab noch richtige Viehmärkte in der Umgebung, auf denen Touristen eigentlich gar nicht zu sehen waren.
Auf den Märkten gab es frische Lebensmittel direkt vom Erzeuger.
Manchmal so frisch, dass sie noch gackerten und rumliefen.
Zwei Wochen sind kurz und so war es Zeit wieder Richtung Norden zu fahren. Wir beschlossen die Fähre von Korfu Richtung Italien zu nehmen, um die Rückreise ein wenig entspannter zu gestalten. Doch vorher statteten wir dem antiken Olympia noch einen Besuch ab.
Ein riesengroßes Gelände, heute bestimmt mit Busladungen voller Touristen überschwemmt, während wir damals teilweise ganz alleine unterwegs waren.
Weiter gehts also Richtung Norden. Nachdem wir auf Korfu die Fähre verlassen hatten, braute sich über der Insel ein Gewitter zusammen. Die erste Nacht dort verbrachten wir also wieder schlafend im Passat, es war nicht möglich das Zelt aufzustellen.
Korfu entpuppte sich als ziemlich grüne Insel, vielleicht gab es dort öfter solch ergiebige Gewitter? Vor allen Dingen nach unserem Aufenthalt auf dem heißen, sandigen Peleponnes kam uns das Klima hier fast erfrischend vor. Ob man wohl heute immer noch so von den Klippen springen darf?
Zum Schluss musste auch noch ein Reifen gewechselt werden, da ein eingefahrener Nagel dafür gesorgt hatte, dass dieser komplett platt war. Wir haben ihn dort gleich reparieren lassen, das hat damals umgerechnet nicht einmal 5 DM gekostet. Wahnsinn!
Die Rückreise mit der Fähre erschien uns übrigens unheimlich luxuriös. Es gab sogar ein Pool an Bord.
Geschlafen haben wir natürlich an Deck. Auf unseren Isomatten in unseren Schlafsäcken. Wo auch sonst?
Und ein Souvenir haben wir auch mitgebracht. Das kam neun Monate später auf die Welt. Und ist heute 25 Jahre alt. Wie schnell doch die Zeit vergeht.
WOW! Vor allem das Bild vom Schiff ist ja großartig! Ich finde das echt super. Ist einfach nicht so standard 0815 Malediven Flitterwochen. Richtig cool :)
AntwortenLöschenDanke. 1989 waren wohl auch die Malediven noch nicht Standard, aber wahrscheinlich der Traum jedes Hochzeitspaar. LG
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