Frankreich damals - geht Kultur mit Kindern?

Bevor ich mich den allgemeinen Jahresrückblickposts anschließe, habe ich ein wenig in meinen alten Fotoalben gekramt. Schön so in Erinnerungen zu schwelgen. Hängen geblieben bin ich in Frankreich. Im Jahr 1996. Das Jahr, in dem für unsere Tochter die Schule beginnen sollte. Also für lange Zeit eine der letzten Möglichkeiten außerhalb der Ferienzeiten zu fahren. So packten wir Ende Mai unseren VW-Bus und machten uns für vier Wochen mit den Kindern auf den Weg.
Mit unseren Kindern konnte man unkompliziert verreisen. Sie schliefen überall, waren zufrieden mit Benjamin Blümchen- und Bibi Blocksbergkassetten und hatten kein Problem damit an Autobahnraststätten irgendwo in Belgien am Campingtisch zu frühstücken. Das Leben war ein Abenteuer und unser kleines Zuhause der VW-Bus. Vielleicht resultierte die entspannte Haltung auch daraus, dass sie das erste Ziel kannten. Disneyland Paris.
Wir campten auf der Davy Crockett Ranch und gönnten uns einen Tag Disneyland.
Nicht nur die Kinder waren begeistert. Irgendwie hatte dieses Traumgebilde uns auch ziemlich schnell in den Bann geschlagen und am Ende des Tages verließen wir diese surreale Welt genauso fasziniert wie unser Nachwuchs.
Unsere Route führte uns vorbei an Versailles und so machten wir auch da einen Stop. Übrigens noch ohne großes Schlangestehen und Audioguide, nein, wir hatten hier noch ein menschliches Exemplar.
Interessiert trotteten beide Kinder mit uns gemeinsam durch die Räumlichkeiten, hüpften durch den Spiegelsaal und erst nach dem zehnten Bett mit Baldachin ermüdete ihre Faszination. Thias schlüpfte mit ihnen durch einen Seiteneingang und sie setzten sich gemeinsam im Park auf den Rasen, was der Parkwächter wenig komisch fand und mit einem Schwall französischer Worte kommentierte. Was niemand verstand, denn außer mir sprach keiner ein Wort französisch und ich war immer noch zwischen den Himmelbetten im Inneren unterwegs.
Unser nächstes Ziel war ein Campingplatz in der Nähe von Amboise. Eine wunderschöne Stadt an der Loire, von der aus wir einige der unzähligen Schlösser dort besichtigen wollten.
Zwischen all dieser Kultur blieb aber immer auch Zeit für all die kindlichen Bedürfnisse. Ob es nun der Bau einer Murmelbahn oder ein Tänzchen mit der niederländischen Caravanreisegruppe war.
Tatsächlich waren beide Kinder aber von der Kultur meist in erster Linie begeistert. Das Schloss Chambord erfüllte alle Vorstellungen rosaner Prinzessinenträume und die Doppelwendeltreppe da Vincis ermöglichte es den kindlichen Bewegungsdrang richtig abzuarbeiten. Ich weiß nicht, ob das heute noch geht, aber damals konnte man treppauf- und ab laufen, um immer wieder aufs neue festzustellen, dass man sich dabei nicht begegnet. Ich habe Leute nie verstanden, die meinen so einen Urlaub könne man mit Kindern nicht machen. Natürlich kann man das. Man muss es nur kindgerecht verpacken.
Weiter ging es zur Isle d`Oleron am Golf von Biskaya nördlich der Girondemündung. Hier machten wir einige Tage Strandurlaub mit allem was dazugehört.
 Baden, Sandburgen bauen, Muscheln sammeln, Fahrradfahren... alles was das Herz begehrt. 
Und Dank eines großartigen Pools mit Rutschenturm wurde - ganz nebenbei - das Schwimmen gelernt.
Der Campingplatz war in einem Pinienwald, die Sonne strahlte zuverlässig am blauen Himmel, das Wasser war nur wenige Schritte entfernt - ein idealer Ort, um Urlaub zu machen.
Viel Geld hatten wir natürlich nicht, so etwas wie essen gehen war einfach nicht drin, also wurde immer gekocht. Möglichst einfache Gerichte, auf einem Campingkocher ist auch wenig anderes möglich. Ich finde dadurch ist man auch immer etwas dichter an der Lebenswelt des jeweiligen Urlaubslandes. Kleine Läden und auch Supermärkte sind wie Spiegel der Gesellschaft, es ist ungemein spannend in einem fremden Land einkaufen zu gehen.
Selbst ein Tauchgang konnten wir noch einschieben, abenteuerlich bei extrem starken Strömungen.
Ein Abstecher nach Bordeaux - schon wegen des Weines - und weiter ging es Richtung Süden ins unbekannte Perigord. Wir fanden einen großartigen Campingplatz bei Saint-Léon-sur-Vézère unter holländischer Leitung. Mit Pool und tollem Kinderspielplatz. Und es gab auch wieder ein wenig Kultur. So besichtigten wir die Höhle von Lascaux mit ihren phänomenalen Steinzeitmalereien.
Durchstreiften die Felsüberhänge (Abri Cro Magnon), die anschaulich verdeutlichten wie Menschen in der Steinzeit lebten und dass solche Überhänge auch im Mittelalter noch Schutz boten.
Mittelalterliche Städtchen haben wir uns natürlich auch angesehen. Schön, wenn dort auch Musiker unterwegs waren.
Darüber hinaus war auch immer Zeit für einen Spielplatzbesuch oder planschen im Pool. Alles in allem ein toller Urlaub, in dem jeder auf seine Kosten gekommen ist. Man glaubt gar nicht, wie schnell vier Wochen um sein können. Aber die Erinnerungen bleiben :)


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