Wie, bitte, kommt man auf die Idee nach Bochum zu fahren? Wo doch schon Grönemeyer röhrte "... du bist keine Schönheit...". Womit er übrigens absolut Recht hatte. Tja, zu Weihnachten lagen unterm Tannenbaum zwei Karten für starlight express. Und das läuft nun mal schon seit dem Jahr 1988 in Bochum. Eine gefühlte Ewigkeit, länger als meine Kinder alt sind und die sind beide schon Jahre über die Volljährigkeit hinaus... Wir bekamen sogar noch eine Übernachtung on top, so dass wir schon fast ein Wochenende in diesem Zentrum des mittleren Ruhrgebiets verbringen würden.
Für das Abendentertainment war also gesorgt, was aber kann man sonst so in Bochum machen?
Tripadvisor bot als Punkt eins das Deutsche Bergbaumuseum. Wir bringen also unsere Sachen ins eiskalte Apartment, das wir schon wegen der Kälte auch gleich wieder verlassen. Da wollte wohl jemand Energiekosten sparen, eigentlich ein löbliches Unterfangen, aber irgendwie fühlen sich 13° nicht so gastfreundlich an. Wir haben für unseren Wagen, der peinlicherweise weder über Tüv, noch die notwendige grüne Umweltplakette verfügt, einen perfekten Parkplatz in einer einsamen Nebenstraße gefunden und lassen ihn wegen seiner Mängel auch lieber dort stehen. Bochum hat schließlich öffentliche Verkehrsmittel, die wollen wir nutzen.
Mit der Bahn sind wir auch ratzfatz da, zahlen unsere 6,50 € Eintritt pro Person - über uns baumeln Schuhe, Helme und Arbeitsklamotten authentisch von der Decke - und fahren als erstes hinab in das Anschauungsbergwerk. Siebzehn lächerliche Meter liegt das unter der Erde und wurde nur für die Besucher gebaut. Eine echte Zeche stand nie an diesem Ort.
Trotzdem vermittelt der Rundgang einen guten Einblick in die Arbeitswelt der Kumpel. Wie laut muss das unter der Erde gewesen sein, wenn all diese Maschinen in Betrieb waren? Was für ein Gefühl muss es sein die Last von 700 Meter Erde über sich zu wissen? Ich denke mal, das wäre nicht mein Arbeitsplatz gewesen.
Über eine Stunde sind wir unter der Erde unterwegs, erfahren so allerhand über Glückauf, Haspelförderung, Streckenvortriebsmaschinen und Dahlbuschbomben, dürfen auch einen Abbauhammer in die Hand nehmen, uns vor den Tunnelfräser positionieren und das Grubenpferd Tobias bedauern. Eine wirklich gelungener, sehr anschaulicher Einblick.
Der Fahrstuhl bringt uns hinauf auf den Förderturm, die letzten 15 Meter gehts zu Fuß. So stehen wir also hoch oben über Bochum und suchen nach einem guten Fotomotiv... was wir nicht so wirklich finden. Vielleicht liegt das aber auch am Wetter, es hat gerade ein freundlicher Nieselregen eingesetzt.
Also wieder hinein ins Museum, um durch die Ausstellungsräume zu schlendern. Hier fehlt mir irgendwie der rote Faden, es gibt so viele Räume und es wird nicht wirklich klar, wie das aufeinander aufbaut und ob überhaupt.
Was C3PO hier zu suchen hat, ist mir nicht wirklich klar, aber ist auch einfach nicht so wichtig. Als ich meinen Kopf an seinen Arm lehne, schrillt die Alarmanlage los, die ich als solche aber nicht erkenne und mich suchend nach der Ursache des Geräusches umsehe. Peinlich!
Im Museumsshop kaufen wir Heinz, die Grubenente. Heinz kommt mit uns griechisch essen, ein Grieche unweit des Musicaltheaters. Hier boxt der Papst, da mehrere Veranstaltungen in der Umgebung sind, auch der letzte Tisch im Lokal noch besetzt ist und Küche und Service Probleme haben, dem Ansturm gerecht zu werden. Einige Gäste verlassen nach über einer Stunde und ohne Essen empört das Restaurant. Unser Tisch unweit der Theke gewährt uns einen Einblick in den Wahnsinn des gegenseitigen Unverständnis. Ein bißchen wie Theater. Wir haben übrigens Glück, einen strategisch guten Platz und genug Zeit und Geduld. Unser Essen ist lecker und wir sind just in time.
Zehn Minuten Fußmarsch durch den Bochumer Nieselregen und wir sind am Ziel. Das Bochumer Highlight. Garant für Besucher und Touristen. Das Starlight Express Theater!
Ja, was soll ich sagen? Es ist einfach toll! Unsere Plätze sind im Panorama-Parkett, was heißt, dass das Musical um uns herum stattfindet. Unsere Sessel sind drehbar, so dass, wo immer die Akteure grad unterwegs sind, wir alles sehen können. Wir sitzen quasi mittendrin, noch besser als erste Reihe.
Andrew Lloyd Webber steht einfach für gute Musicals, nicht umsonst läuft dieses Stück inzwischen fast 28 Jahre hier am Ort. Ich kann euch einen Besuch wirklich nur empfehlen, das sollte man auf keinen Fall versäumen. Wie die Sänger es schaffen, bei all dem Tempo noch so klare Töne herauszubringen, bleibt mir ein Rätsel.
Zurück nehmen wir uns ein Taxi. Innerhalb Bochums kein Problem, für die weiteste Strecke zahlt man in der Regel kaum mehr als 15 Euro. Sagt der Taxifahrer. Und fährt am Bermuda Dreieck vorbei. Was für ein Name! Wir liegen jedenfalls noch unter 15 Euro und gehen im Bermuda Dreieck auch nicht verloren. Unser Apartment begrüßt uns freundlich untertemperiert mit fußkühlenden Bodenfliesen. Aber egal! Es war ein toller Tag und unter einer warmen Decke schläfts sich auch in einer kalten Wohnung gut.
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