Apropos fliegen, diesmal fliegen wir mit Emirates. Mit der Vorstellung von Luxus pur im Kopf. Die gleich schon bei der Gepäckabgabe verscheucht wird, da die gute Dame dahinter die erste in unserer Reisegeschichte ist, die unser Handgepäck wiegt. Sieben Kilo darf das haben, da wir zumindest auf dem Hinflug irgendeine Billigvariante gebucht haben. Tja, dank des mitgenommenen Laptops und der Fotoausrüstung liegt einer unserer Rucksäcke mit neun Kilo doch reichlich darüber. Es folgt hektisches Umpacken unsererseits und irgendwann passt es dann. Mit leichten Schweißperlen auf der Stirn geht es durch die Kontrolle und wir starten pünktlich Richtung Dubai.
Wir werden ordentlich versorgt und haben reichlich Entertainment zur Auswahl. Das war es dann aber auch schon. Einen riesigen Unterschied bei Sitzabstand und Beinfreiheit kann ich nicht wirklich erkennen. Nach etwas über sechs Stunden Flug begrüßt uns Dubai Airport mitten in der Nacht mit nicht nur gefühlten, sondern tatsächlichen 38°. Also tagsüber möchte ich hier nicht sein.
Unser erstes Ziel ist ein Gästehaus in Piet Retief oder wie der Ort seit 2010 heißt: eMkhondo. Das bedeutet, wir haben noch 300 Kilometer Autofahrt vor uns. Und die können ganz schön lang werden, wenn man nicht so richtig ausgeschlafen ist, mir fallen mehrfach die Augen zu. Glücklicherweise bin ich nur Beifahrer. Unterwegs kaufen wir Biltong und Wasser, damit wir etwas zu kauen haben. Tatsächlich schaffen wir es heil anzukommen.
Es ist empfindlich kalt geworden, als wir wieder im Gästehaus ankommen. Ist ja Winter hier. Wobei der von den Temperaturen eher unserem Sommer entspricht. Heizung gibt es keine, also wickeln wir uns fest in unsere Bettdecken, nachdem wir den bereitgestellten Schnaps getrunken haben, der uns aufwärmen soll und sind kurze Zeit später eingeschlafen. Es ist übrigens noch keine 21 Uhr, aber was macht das schon? So finden wir perfekt wieder in unseren afrikanischen Rhythmus.
Am nächsten Tag gehts weiter Richtung Tembe Elephant Park. Unser Navi streikt, keines der eingegebenen Ziele ist ihm bekannt. Gut, das Maputaland an der Grenze zu Mozambique ist touristisch noch nicht so erschlossen, aber dass unser altes Tomtom sich hier gar nicht auskennt ist schon etwas seltsam. Egal, wir haben einen guten Reiseführer und fahren nach Karte. Außerdem waren wir bereits zweimal hier, das wird sich wiederfinden lassen.
Kurz vor Mkuze verlassen wir die N2 und biegen ab Richtung Jozini. In diesem quirligen Flecken tanken wir, beeindruckt vom Treiben ringsherum. Wir scheinen die einzigen mit weißer Hautfarbe in diesem Ort zu sein, für uns Europäer ein eher ungewöhnliches Gefühl. Frisöre bieten in fantasievoll gestalteten Blechhütten längs der Straße ihre Dienste an, zwischen parkenden Autos hüpfen etliche Ziegen auf der Suche nach Futter, ein buntes Durcheinander von Waren, Gemüse und Obst wird angeboten und unzählige Menschen sind auf den Straßen unterwegs, Mütter mit Kindern auf dem Rücken, die gleichzeitig ihre Waren oder Einkäufe auf den Köpfen balancieren, coole Typen mit verwegenen Sonnenbrillen, ich könnte stundenlang sitzen und gucken. Aber wir müssen weiter.
Die Straße entpuppt sich als deutlich besser, als bei unserem ersten Besuch, nur noch wenige Potholes, vor allen Dingen keine mehr in denen man den ganzen Wagen hätte versenken können, das macht das Fahren fast entspannt.
Unser Fahrer für diesen Aufenthalt ist Carlos. Es gibt hier - wie in den meisten Parks - morgens und abends einen Gamedrive. Tatsächlich ist es heute ziemlich heiß, über 30°, die Sonne strahlt und der mitgebrachte Fleecepullover für die evtl. kühlen Abendstunden ist erst einmal völlig überflüssig. Am Wasserloch stillen einige Nyalas und eine Herde Elefantenbullen gerade ihren Durst. Wenig Wasser scheint im Wasserloch zu sein, überhaupt ist es im Gegensatz zu unserem letzten Aufenthalt ziemlich trocken. Auf der weiteren Fahrt erfahren wir von Carlos noch eine Menge über die uns umgebende Botanik, unter anderem zeigt er uns eine Frucht, mit deren Hilfe sich die Milch der gehüteten Ziegen innerhalb kürzester Zeit in Joghurt verwandeln lässt. Sehr praktisch!
Bis zum Sundowner stoßen wir noch auf einen weiteren Elefantenbullen im Busch. Der Sonnenuntergang ist für uns Nordeuropäer irgendwie hastig, aber wunderschön anzusehen. Die Temperatur wird angenehmer. Über Funk kommt plötzlich die Durchsage, dass in der Nähe Löwen sind. Hektisches Einpacken, eine kurze Fahrt und da liegen sie im hochstehenden, trockenen Gras im schwindenden Abendlicht. Vier Löwendamen. Leicht angenervt von der unerwünschten Aufmerksamkeit ziehen sie sich etwas später in den Bush zurück.
So vergehen die Tage in ihrem ganz eigenen afrikanischen Safarirhythmus. Aufstehen noch vor Sonnenaufgang, wenn leichter Nebel zwischen den Mopanebäumen steht und die Konturen verwischt. Einen kleinen Kaffee oder Tee, vielleicht ein paar Früchte, dann geht es meist in Decken gewickelt los. An manchen Morgenden scheint der Park geradezu mystisch.
Manchmal finden sich kleine, manchmal große Tiere auf der ersten Pirschfahrt, manchmal scheint der Park auch wie leergefegt. Jede einzelne Fahrt hat ihren eigenen Zauber, jede Begegnung ist einzigartig und immer wieder überraschend. Bei der Rückkehr gibt es ein opulentes Frühstück, danach ein wenig Zeit für Muße. Nach dem Lunch geht es dann erneut in den Park, neue Erlebnisse, neue Begegnungen, Gerüche, Geräusche und Geschichten, die Carlos uns erzählt. Unser Sein reduziert sich auf 300 Quadratkilometer Park, es ist einfach so faszinierend. Nie weiß man zuvor was der Tag einem bescheren wird, manchmal benötigt man wirklich viel Geduld, da scheinbar alle Tiere beschlossen haben sich ins tiefste Dickicht zurückzuziehen. Wenn man die Hoffnung eigentlich schon aufgegeben hat, sich bereits aufs Frühstück oder Dinner freut, dann beschließt vielleicht ein Elefantenbulle unser Safarifahrzeug zu inspizieren. Oder eine Löwenfamilie schaut um die Ecke. Wer weiß? Wir beschließen jeden Tag mit dem Dinner im Kerzenschein, sitzen vielleicht noch etwas am Feuer und sind früh im Bett. Ich möchte euch nicht langweilen, indem ich euch die Erlebnisse eines jeden Tages schildere, berichte euch deshalb nur über die Highlights.
Eines Morgens auf dem Rückweg zum Camp, kurz vor dem Frühstück, kreuzt eine Elefantenherde unseren Weg. Inklusive Babyelefant. Wir stehen sicherlich 15 Minuten, warten bis sie passiert sind. Freuen uns ihnen zuzusehen und bemerken dabei, wie wunderbar alle aufeinander Acht geben. Elefanten sind bekannt für ihr ausgeprägtes Sozialverhalten, Familienbande sind unheimlich wichtig, es wird auf verschiedenste Arten kommuniziert, sie scheinen Mitgefühl und Trauer zu empfinden und sind überhaupt einfach großartig. Ich liebe Elefanten!
Elefanten treffen wir immer wieder, klar, ist ja auch ein Elephantpark. Ganz besonders aber ist die Begegnung mit diesem Bullen, der inmitten einer Herde Elefantenkühe samt Kälbern wandert und beschließt unser Fahrzeug mal genauer zu betrachten. Er kommt so dicht, dass wir ihn hätten berühren können und mit einem Gemisch aus Angst und Faszination den Atem anhalten. Unglaublich! Genauso wie die Löwendame, die plötzlich dort auftaucht, wo wir unseren Kaffee trinken. Glücklicherweise war ich noch nicht hinter dem Busch verschwunden. Carlos scheucht uns schnell wieder ins Fahrzeug und kurze Zeit später schreitet die Lady hoheitsvoll hinter unserem Auto vorbei...
Natürlich sehen wir auch jede Menge Vögel, Antilopen und andere kleine Tiere. Und sollten wir einmal längere Zeit nichts entdecken, hat Carlos immer eine spannende Geschichte für uns bereit. Wie die über den Honeyguide, einem Vogel, der es bemerkenswerter Weise versteht, Menschen zu wilden Bienenstöcken zu führen. Er lässt sich sogar mittels einer Flöte herbeirufen, die sich die Hütejungen aus der Frucht eines Strauches herstellen. Dann wartet er geduldig, bis der Bienenstock offen ist, der Honig entnommen und verputzt dann die verbleibenden Larven und das Wachs. Die Welt ist ein Wunder!
So vergehen unsere vier Tage wie im Flug. Manchmal können wir müßig vor dem Zelt sitzen und bekommen dabei auch noch Besuch von einem Nyalapärchen.
Manchmal sind wir aber auch ziemlich froh über die mitgebrachten Fleecepullover, denn im Gegensatz zu unseren vorigen Besuchen ist es an einigen Tagen doch schon fast empfindlich kühl, sehr, sehr windig und tatsächlich können wir auch einen Regenschauer samt Gewitter erleben. Doch glücklicherweise erwartet uns am Abend immer eine eingeschaltete Heizdecke unter den Decken. In der morgendlichen Kühle - um 5.30 Uhr werden wir freundlich geweckt - kostet es dann ein wenig Überwindung sich unter die Außendusche zu stellen. Obwohl das Wasser wirklich heiß ist. Am Vormittag des vierten Tages müssen wir Tembe wieder verlassen. Wie immer fällt es schwer. Aber wir kommen wieder, das ist auf jeden Fall klar. Nächstes Jahr im Oktober. Da ist es sicherlich wärmer. Wir freuen uns schon.
Hallo und Danke für den wundervollen Bericht, der die Vorfreude nun noch steigert. Bin leider erst heute auf deinen Blog gestoßen. Wir werden im Oktober 2018 auch dort sein.
AntwortenLöschenLG nach Hamburg, Marlies