Heute geht es in den nächsten Nationalpark - den Addo Elephant Park. Für diejenigen, die in Südafrika lediglich die Gardenroute fahren, soll das eine gute Alternative zum Krügerpark sein. So liest man jedenfalls. Wir waren bereits zweimal im Krügerpark und haben während unserer letzten Besuche auch diverse andere Parks angefahren. Insofern sind wir gespannt was uns jetzt hier erwartet.
Erstmal aber sitzen wir in unserem Guesthouse The Lookout Guesthouse beim Frühstück. Das haben wir in unserer kleinen Wohnung serviert bekommen, es ist zauberhaft angerichtet und geschmacklich ein Traum. Selten ein derart gutes Omlette gegessen.Da wir heute nur eine kurze Strecke bis zum Addo bewältigen müssen, schauen wir uns noch ein wenig in Port Alfred um und bringen dabei unsere Ansichtskarten zur Post. Ja, in der Beziehung sind wir old school, Karten aus dem Urlaub werden eigentlich immer verschickt. Port Alfred ist ein schöner Küstenort im winterlichen Dornröschenschlaf mit zahlreichen umzäunten und von Sicherheitsfirmen bewachten Resorts, mit vielen Gästehäusern und einer guten touristischen Infrastruktur. Es gibt künstlich angelegte Inseln und Kanäle, einen großen Jachthafen und breite feinsandige Strände, die im Moment einsam daliegen und nur von der heranrollenden Brandung des indischen Ozeans besucht werden.
Bevor wir Richtung Addo aufbrechen, stehen wir noch eine ganze Weile in der langen Warteschlange am Geldautomaten. Es ist Freitag, das scheint hier in Südafrika Zahltag zu sein. An jedem Freitag gibt es lange Schlangen vor den Geldautomaten und sollte dort tatsächlich einmal niemand stehen, kann man davon ausgehen, dass der Geldautomat leer ist...
Den Addo Elephant Park erreichen wir gegen Mittag, nachdem wir uns erst einmal schön verfahren haben, da wir nicht wissen, dass man ins Main Camp nur über den Haupteingang einchecken kann. Wir dürfen den Park auf einer Stichstraße durchqueren, um auf die richtige (die westliche) Seite zu kommen. Unterwegs begrüßt uns schon mal ein einsames Zebra und diverse Warzenschweine.
Es ist bewölkt und kalt, als wir ankommen ist grad der Strom ausgefallen, die Ladys in der Rezeption sitzen im Dunkeln und einchecken geht erst einmal gar nicht. Auch die Tankstelle funktioniert nicht. Doch eine Stunde später ist alles wieder in Ordnung und wir können unser Rondavel beziehen. Von dort hat man Aussicht auf ein Wasserloch, das zur Zeit aber einsam unter uns liegt.
Die Unterkünfte in den staatlichen Parks sind in der Regel einfach und zweckmäßig, haben Betten, Schränke, ein Bad, Stühle, Tisch und Kühlschrank im Außenbereich und - natürlich - einen Grill. Uns reicht das, dem einen oder anderen Reisenden mag das zu spartanisch oder einfach sein.
Nachdem wir uns eingerichtet haben, machen wir uns mit unserem Auto noch einmal auf in die Wildniss. Irgendwie scheint der Park uns klein, wir haben ständig das Gefühl seine Außengrenzen sehen zu können. Seltsam! Soll das nicht der drittgrößte Nationalpark Südafrikas sein? Doch zählen hierbei auch die Sektionen dazu, die mit dem eigenen Auto gar nicht zu befahren sind.
Es ist kalt und bewölkt, das scheint die Tiere nicht wirklich zu begeistern. Unsere Tiersichtungen an diesem Nachmittag sind daher auch eher spärlich. Einige Elefanten in der Ferne, verschiedene Antilopen, ein einsames Zebra und eine Menge Vögel. Als wir bereits wieder Richtung Camp fahren, überaschen wir noch einen Schakal bei seiner Mahlzeit. Der lässt sich von uns auch gar nicht stören, sondern widmet sich intensiv der Zerteilung des Kadavers ohne auch nur einmal aufzublicken.
Wir essen dann auch, allerdings keine Kadaver, sondern Steaks im Cattle Baron. Das ist das Restaurant im Addo Park, alle, die keine Lust auf Selbstverpflegung haben, können dort sowohl Frühstück, als auch Lunch oder Dinner zu sich nehmen. Preise und Qualität sind nicht unbedingt ein First Class Restaurant, aber durchaus in Ordnung. Auf unserer Reise gehen wir meist essen, das ist für europäische Verhältnisse wirklich günstig, selten haben wir mehr als 30 Euro für zwei Personen gezahlt, und zwar einschließlich Getränke und durchaus auch mal mit einer Vorspeise dabei. Im Addo Park gibt es aber auch die Möglichkeit selber zu kochen. Manche Unterkünfte verfügen über eigene Küchen, für die anderen gibt es eine Gemeinschaftsküche, die bei uns für jedes Rondavel die komplette Küchenausstattung beinhaltet, also Töpfe, Pfannen, Teller und Gläser. Was man halt so braucht, um ein Essen zuzubereiten. Diese Gemeinschaftsküchen können ziemlich kommunikativ sein, beim Kochen kommt man schnell miteinander ins Gespräch.
Danach kann man sich in der Dämmerung entspannt an seinen Tisch setzen und mit Blick auf ein - leider meist leeres - Wasserloch die Ergebnisse der eigenen Kochkünste genießen. Und die Szenerie. Das ist durchaus empfehlenswert, bietet Abwechslung und hat seine ganz eigenen Reize. Einen unserer drei Abende hier im Addo haben wir auch genau so genutzt. Eingewickelt in eine warme Decke, auf einem einfachen Holzstuhl sitzend, im Licht des flackernden Kerzenscheins, schmeckt auch das einfachste Nudelgericht einfach fantastisch!
Auch hier will ich euch nicht langweilen, indem ich euch jeden einzelnen Safaritag schildere. Sie ähneln einander natürlich zwangsläufig. Nur die Tiersichtungen sind unterschiedlich. Wir sind immer mit dem eigenen Fahrzeug gefahren, auf die vom Park angebotenen Fahrten haben wir hier verzichtet. Gerne hätten wir einen Bushwalk unternommen, der hier aber leider nicht angeboten wird.
Elefanten haben wir natürlich gesehen. Obwohl es nicht so viele waren, wie der Name des Parks uns hat hoffen lassen. Aber das ist ja auch immer Glückssache.
Auch die kleinen Tiere konnten wir bei der Arbeit bewundern. Den Dung Beetle findet man nur dort, wo es auch Elefanten gibt. Dieser Käfer macht aus dem Elefantenmist wohl proportionierte Kugeln, die er dann mit viel Mühe in unterirdische Brutkammern rollt. Seine Larven ernähren sich von diesem Mist. Wegen der selten gewordenen Käfer wird im Addo Park sehr darum gebeten den Elefantenmist nicht platt zu fahren. Tatsächlich gibt es Stellen im Park, an denen eine Vielzahl von ihnen über die Piste krabbelten.
Der Sekretär mit seinen langen Stelzen läuft uns mehrfach über den Weg, tatsächlich immer an der selben Stelle im Park, so dass wir schon scherzhaft argwöhnen, ob man den armen Vogel festgebunden hat. Ein ganz besonderer Zeitgenosse.
Auch die ein oder andere Schildkröte haben wir gesehen, diese scheint uns tatsächlich die Zunge auszustrecken!
Darüber hinaus die unterschiedlichsten Antilopenarten, Warzenschweine, Zebras und jede Menge Vögel. Keine Löwen und auch keine anderen Raubkatzen. Trotzdem eine große Vielfalt.
Mein Fazit zu diesem Park:
Für alle, die ihre Südafrikareise auf den Süden beschränken, ist der Addo Park eine gute Möglichkeit Tiere in freier Wildbahn zu erleben. Außerdem ist dieser Park malariafrei, was für den einen oder anderen durchaus eine Wichtigkeit haben kann, gerade wenn man mit kleineren Kindern unterwegs ist. Ich persönlich werde ihn trotzdem wahrscheinlich nicht noch einmal besuchen. Mir haben der Krügerpark und auch der Hluhluwe-Imfolozi-Park deutlich besser gefallen. Im Addo liegt das Main Camp nahe an der Parkgrenze, dadurch wird das "Busherlebnis" durch all die Geräusche getrübt, die man im Bush eigentlich nicht hören will, Bahnverkehr, Lastwagen und ähnliches. Von vielen Stellen im Park sind die Außengrenzen sichtbar, was mir eher das Gefühl gibt in einer Art riesengroßem Zoo unterwegs zu sein. Das ist aber mein ganz persönlicher Eindruck, der aus meinen Prioritäten entspringt. Mir ist es wichtig innerhalb des Parks zu übernachten und einen (möglichst großen) Abstand zum Rest der Welt zu haben. Wer nur auf Tagesausflügen im Park unterwegs ist, den werden diese Dinge wahrscheinlich überhaupt nicht stören.
Trotzdem haben wir unseren dreitägigen Aufenthalt sehr genossen. Und sind uns sicher, dass jeder andere Besucher das auch tun wird. Zum Abschluss hat dann auch noch ein Elefant an unserem Wasserloch seinen Auftritt. Im abendlichen Dämmerlicht scheint er uns verabschieden zu wollen. Tschüss Addo!