Der Tsitsikamma Nationalpark - Methusalembäume, Hängebrücken, räuberische Möwen und geheime Bootstouren

Wir verlassen den Addo Park bereits am frühen Morgen, nachdem wir ein letztes Mal im Cattlebaron gefrühstückt haben. Unser Ziel für heute: der Tsitsikamma Nationalpark, nur etwas über 200 Kilometer entfernt Richtung Westen. Bereits um kurz nach acht sind wir auf der Straße, außer uns sind bis zur N2 nur wenig Autos unterwegs. Es ist kalt, Nebel steigt aus den Senken, doch die Sonne setzt sich nach kurzer Zeit durch.
Die N2 ist gut ausgebaut, wir kommen schnell voran, während die Landschaft um uns herum unmerklich irgendwie "europäischer" wird. Unsere erste Pause machen wir an der 120 Meter hohen und 188 Meter langen Storm River Bridge. Hier halten Busladungen voller Touristen und reichlich Autos, um von der Raststätte aus einen Blick auf den Brückenbogen und den Canyon zu werfen. Es gibt hier sogar eine Touristeninformation. Wir schließen uns der Massenbewegung an, überqueren die Brücke, laufen unter ihr hindurch und blicken von der Aussichtsplattform in die Tiefe. Nunja, was soll ich sagen, so wirklich kann ich dieser Brücke nichts abgewinnen. Wir trinken noch in aller Ruhe einen Kaffee, nachdem wir uns umgezogen haben. T-shirtwetter! Es ist tatsächlich ziemlich warm geworden. Hurra!
Um ein vielfaches schöner und auch imposanter finden wir ja den Big Tree, einen 800 Jahre alten Yellowwoodbaum, der nur unweit der vielbesuchten Brücke steht und den man nach fünfhundert Metern Fußmarsch durch eine Art Regenwald erreichen kann. Grandios ragt er über uns auf und keines unserer Fotos kann das auch nur annähernd wiedergeben, obwohl wir wirklich jede erdenkliche Perspektive ausprobieren. Ihr müsst ihn also selber besuchen, um eine Vorstellung von seiner Erhabenheit zu bekommen. Der Big Tree steht übrigens recht einsam dort im Wald, wir sind ganz alleine da. Seltsame Welt! Die Bauten von Menschen werden von Massen überrannt, während die Wunderwerke der Natur keine Besucher haben. Gut für uns.
Den Tsitsikamma Park erreichen wir gegen Mittag. Da wir unsere Unterkunft noch nicht beziehen können, parken wir unser Auto auf einem der raren Parkplätze am improvisiert wirkenden Restaurant, das sich in einer Art Zelt befindet, und machen uns auf den Weg zu dem Highlight des Parks, der Suspension bridge, die sich über der Mündung des Storm River spannt. Der Weg dorthin führt einen Kilometer treppauf und treppab auf Holzstegen an der steilen Küste entlang und bietet immer wieder grandiose Ausblicke.
Mit normaler Kondition laüft man den Weg bis zur Brücke in etwa 30 Minuten, für gehbehinderte Menschen ist der Weg wegen der vielen Treppenstufen eher nichts. Ich hatte zuvor gelesen, dass es an der Brücke immer sehr voll sein soll. Das kann ich so nicht bestätigen, außer uns sind nur einige wenige andere Leute dort, die alle aufeinander Rücksicht nehmen, so dass jeder das obligatorische Foto auf der Brücke schießen kann. Allerdings gehört der August auch eher nicht zur Hochsaison und wir haben vielleicht einfach Glück.
Wir verbringen den Abend auf dem großen Balkon unserer Oceanette. So heißt unsere Unterkunft, eine kleine Wohnung in einer an den Hang gebauten Anlage, die einen wunderbaren Blick auf den indischen Ozean gewährt. Da das Zeltrestaurant aus irgendwelchen nicht nachvollziehbaren Gründen bereits um 18 Uhr schließt, kaufen wir kurzentschlossen ein paar Lebensmittel ein, kochen uns was nettes zusammen und essen das ganze auf unserem Balkon, während die Sonne über dem Wasser untergeht und die Brandung an die Felsen rollt. Mal ehrlich, wer braucht schon ein Restaurant?
Am nächsten Morgen haben sich zwei Möwen zu unserem Frühstück eingeladen. Sie sitzen auf dem Geländer unseres Balkons und beschweren sich lautstark, dass sie nicht den ihnen ihrer Meinung nach zustehenden Anteil unseres Essens erhalten. Scheu sind die schon mal gar nicht und vertreiben lassen sie sich auch nicht wirklich. Trotzdem haben sie Pech, sie kriegen nichts ab...
Außerdem zieht weit draußen auf dem Wasser ein Wal an der Küste entlang. Zu weit entfernt für ein vernünftiges Foto, doch ich verbringe eine ganze Weile damit ihn auf ebensolches zu bannen. Das Ergebnis ist dann aber doch eher dürftig.
Wir wollen heute weiter nach Knysna, nutzen aber den Vormittag noch, um den kurzen Lourietrail durch den Regenwald zu wandern. Hierfür sollte man zirka eine Stunde ansetzen und er bietet eine wunderbare Aussicht auf den Küstenabschnitt.
Wir haben immer noch Zeit und nutzen diese, um herauszubekommen ob und ggfs. wann so ein Bootstrip in den ersten Teil der Schlucht stattfindet. Davon hatte ich nämlich gelesen, doch wir haben bisher keine Möglichkeit entdecken können so etwas zu buchen. Am Beginn des Weges zur Hängebrücke hatten wir am Tag zuvor einen Anbieter gesehen, dort fragen wir nach. Doch das ist ein privater Anbieter, der lediglich Kajakfahrten im Programm hat, die ich mir bei dieser Brandung nicht wirklich zutraue. Bin ja schließlich keine zwanzig mehr. Hartnäckiges Nachfragen fördert zutage, dass es um die Ecke ein Büro vom SanPark gibt, die genau die Fahrten in die Schlucht anbieten. Interessant. Die Bürotür ist zu, nirgends ein Schild, aber ein Boot schaukelt in den Wellen, fünf Leute sitzen am Tisch. Äähh... wollen die nichts verkaufen? Auch hier hilft hartnäckiges Nachfragen. Ja, die Fahrten finden statt. Aber erst ab 4 Personen. Wir sind nur zwei. Die Lady im Büro verrät uns schließlich, dass vor einiger Zeit bereits zwei andere gefragt haben. Die wollten nur erst zur Hängebrücke wandern, vielleicht kommen die wieder. Warten wir? Wir warten. Sitzen im Sand und üben uns in südafrikanischer Geduld.
Es dauert fast eine Stunde. Unzählige Besucher laufen am Büro vorbei. Aber niemand fragt nach einer Bootstour. Weiß ja auch keiner, dass so eine stattfindet. Doch wir haben Glück. Die zwei anderen kommen zurückgewandert und tatsächlich startet das ganze dann. Während wir unsere Schwimmwesten überstreifen, werden uns erstaunte Blicke zugeworfen. Hier kann man Bootstouren machen? Wo kann man das denn buchen? Da ist auf jeden Fall noch Potenzial nach oben...
Auf dem Weg in die Schlucht tauchen neben uns zwei Delfine aus den Wellenbergen auf, kurz kann man sie erkennen, dann sind sie bereits wieder verschwunden. Als wir unter der Hängebrücke durchfahren, wird uns von oben hinterhergerufen, wo diese Bootstouren denn starten würden. Das, denke ich mir im Stillen, ist ein echtes Geheimnis, sozusagen ein Mysterium...
Die Schlucht selber ist ausgesprochen sehenswert, der Guide kann eine Menge dazu erzählen. Schade nur, dass er das so selten macht.
Zeit den Tsitsikamma Nationalpark zu verlassen. Er ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Wir fahren nun weiter Richtung Knysna


2 Kommentare:

  1. Toller Bericht!
    Wir waren Anfang Juli im Tsitsikamma-Nationalpark und haben auch in einem Oceanette übernachtet - wirklich toll! :) Außerdem haben wir dort eine Kayaktour gemacht, die ich wirklich nur jedem weiterempfehlen kann!
    Witzig wie du beschreibst, dass die Bootstouren scheinbar nicht richtig publik gemacht werden! Uns sind bei der Kayaktour sogar mehrmals Boote mit Touris entgegengekommen...

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    1. Die Kayaktour war sicher großartig, wir konnten sie vom Strand aus eine Weile beobachten. Mir war nur einfach die Brandung zu hoch, dafür fühlte ich mich nicht sicher genug. Das mit der Bootstour war wirklich seltsam, außer unserer haben wir auch nicht eine einzige starten sehen. Vielleicht war irgendwie ein besonderer Tag.
      LG

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