Kuba 5 - Trinidad und Topes de Collantes

Nach einem ausgiebigen Frühstück auf der Dachterrasse verabschieden wir uns von Cienfuegos und unseren hervorragenden Gastgebern Isabel und Pablo. Wir haben uns sehr wohl gefühlt.
Weiter gehts nach Trinidad, angeblich Kubas Schmuckkästchen an der Karibikküste, eine der meistbesuchten Städte Kubas überhaupt. Wir sind schon sehr gespannt. Aber auch sehr früh, so dass wir uns entscheiden zuerst Playa Ancon anzufahren, um ein paar entspannte Strandstunden in den Tag einzubauen. Auf dem Weg - eigentlich kurz vor dem Strand - läuft uns sozusagen noch dieses Schiffswrack vor die Linse. Wir können nicht widerstehen, steigen aus - puh, ist das heiß geworden - und versuchen dieses doch in einiger Entfernung liegende Wrack aufs Foto zu bekommen. Es braucht einige Anläufe, bis wir zufrieden sind und die restlichen Kilometer bis Playa Ancon in Angriff nehmen können.
Wir finden einen Parkplatz direkt am Strand und für 2 CUC hat der superfreundliche Parkplatzwächter ein Auge auf unseren Mietwagen.
Hier verbringen wir einige Stunden mit Badefreuden, entspannen auf unseren Liegen unter palmengedeckten Sonnenschirmen und beobachten das Treiben am Strand, während der Wind für eine angenehme Temperatur sorgt. Puderzuckersand, eine freundliche Brise und wunderbar warme Wassertemperaturen. Was will man mehr?
Als am Nachmittag einige Wolken am Himmel auftauchen, machen wir uns auf den Weg zu unserer nächsten Unterkunft. Allerdings nicht ohne zuvor diesen wunderbaren Oldtimer auf dem Parkplatz zu fotografieren. Der Besitzer sitzt mit unserem Parkplatzwächter rauchend im Schatten eines Baumes und seufzt, dass er schon lange Millionär wäre, würde er für jedes Foto seines Autos etwas Geld nehmen. Da hat er wohl Recht.
Unsere Unterkunft in Trinidad - die Casa Font - liegt mitten in Zentrum und entpuppt sich als eine Art wunderschönes Museum. Der Besitzer führt uns stolz durch seine Räume und hat zu jedem Stück - sei es ein siebzig Jahre alter amerikanischer Kühlschrank, ein altes Klavier oder auch die Betten, in denen wir schlafen - eine Geschichte zu erzählen. Er klärt uns auch noch einmal darüber auf, dass das Toilettenpapier nicht in der Toilette entsorgt wird, sondern in dem danebenstehenden Eimer. Das wissen wir bereits und halten uns auch daran. Im Gegensatz zu vielen anderen Urlaubern, wie wir aus Gesprächen wissen. Die denken wahrscheinlich, nach mir die Sinnflut. Oder begreifen einfach nicht, dass die Kanalisationssysteme in vielen Ländern mit Toilettenpapier nicht so richtig klarkommen. Unser liebenswerter Gastgeber weist auch noch auf den antiken Spülkasten hin, der schon fast ein ganzes Jahrhundert seinen Dienst tut. Erklärt uns auch ausgiebig, wie dieser funktioniert. In Sachen Nachhaltigkeit sind die Kubaner irgendwie Spitze. Da es draußen gerade zu regnen begonnen hat, hören wir ihm wirklich gerne zu. Sein Englisch ist sehr gut, so dass ich meine wenigen Spanischbrocken erst gar nicht rausholen muss. Er sorgt außerdem dafür, dass unser Mietwagen einen Platz in dieser Straße bekommt, und zwar vor dem Fenster desjenigen, der die nächsten Tage gegen ein kleines Entgelt ein Auge darauf haben wird. Wir sind wunderbar umsorgt und das ist toll!
Trinidad ist tatsächlich mindestens genauso großartig wie unsere Unterkunft. Dieses Unesco-Weltkulturerbe wurde mit so viel Liebe farbenfroh restauriert, dass es wirklich einem Schmuckstückchen gleicht. Einem sehr lebendigen allerdings. Mit viel Musik, Farben, Düften und Restaurants. Das sich hervorragend zu Fuß erkunden lässt. Was wir auch ausgiebig tun.
Musik gibt es übrigens ganz hervorragend in der Casa de la Musica. Hierbei handelt es sich nicht um ein Haus, wie man fälschlicherweise denken könnte, sondern um eine Art Freilichtbühne, auf der Nachmittags und Abends unterschiedlichste Musikcombos auftreten. Sie liegt an der spanischen Treppe in unmittelbarer Nähe des zentralen Platzes in Trinidad - der Plaza Mayor. Hier einen Abend - oder auch mehrere - zu verbringen, ist ein absolutes Highlight, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte. Zu fortgeschrittener Stunde tanzt hier alles was Beine hat, manche tatsächlich medaillenverdächtig.
Was wir noch gemacht haben?
Einen Ausflug ins Tal der Zuckermühlen. Oder Valle de los Ingenios wie es hier auf Kuba heißt. Diese Tal war einst die Heimat von mehr als 50 Zuckermühlen, samt dazugehörigen Plantagen und Herrenhäusern. Mit dem Auto ist es nur wenige Minuten von Trinidad entfernt, also leicht zu erreichen. Wir wollen die Casa Iznaga besuchen, einen Landsitz mit einer Besonderheit, nämlich einem Sklaventurm, der sich hier über 43 Meter in den Himmel streckt. Von hier oben war es ein Leichtes die Sklaven auf den Zuckerrohrfeldern im Blick zu behalten.
Wir erreichen den Turm bei leichtem Nieselregen. Stahlgraue Wolken hängen am Himmel, als wir uns auf den Weg zur Turmspitze machen. 1 CUC kostet es dort hinaufzusteigen, was sich auf jeden Fall lohnt. Zuvor hat man die Möglichkeit aus den Vorgärten der umliegenden Häuser oder an den Ständen, die den kopfsteingepflasterten Fußweg zum Turm säumen, allerlei Dinge zu kaufen, die man nicht wirklich braucht.
Die Holzstiegen sind steil, die Durchgänge schmal, das ist eher nicht so meins. Aber ich beiße die Zähne zusammen und klettere in die Höhe. Der Ausblick lohnt auf jeden Fall die Mühen, wobei er bei Sonne sicher noch um ein vielfaches schöner ist.
Natürlich gibt es auch eine Legende zu diesem Ort, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Der gute Iznaga, dem diese Plantage gehörte, hatte zwei Söhne, die - wen wundert´s - in die gleiche Schönheit verliebt waren. Was natürlich in einem Wettstreit gipfelte. Derjenige sollte die schöne Dame bekommen, der das größere Bauwerk errichtete. Worauf der eine Sohn diesen Turm baute, der andere einen tiefen Brunnen. Beide gleich hoch... oder tief. Der Vater gab die holde Schöne daraufhin dem Turmbauer zur Frau, da er sich von dem Turm den größeren Nutzen versprach. Sklaven beaufsichtigen und so. Das ist natürlich aus einem Brunnen eher nicht möglich. Die Frau hat natürlich wieder niemand gefragt, zufrieden war sie wohl nicht, sie soll sich kurz nach der Hochzeit im Turm erhängt haben.
Wer mag, kann vor der Hacienda noch eine der Glocken läuten, die ehemals im Turm hingen. Drei sollen es gewesen sein, die größte der drei rief die Sklaven zur Arbeit, die Mittlere deutete die Pausen an und die Kleinste rief zum täglichen Gebet auf. Hier kann man die Prioritäten klar erkennen...
Nach einem Kaffee in der Hacienda, fahren wir noch ein wenig ziellos weiter durch das Tal. Entdecken eine rostige, alte Eisenbahnbrücke, eine Menge Landleben und einen Aussichtspunkt.
Wir haben noch einen weiteren Ausflug unternommen. Gemeinsam mit Freunden, die tatsächlich ungeplant gleichzeitig, nur in anderer Richtung auf Kuba unterwegs waren. Dieser Ausflug ist ziemlich besonders, in mehreren Beziehungen. In den Parque Natural Topes de Collantes soll es gehen, einem Park, in dem die Natur dank hoher Luftfeuchtigkeit wuchert und farbenprächtige Orchideen, meterhohe Regenwaldpflanzen, undurchdringliche Bambuswälder, quasi einen Dschungel hervorbringt. Natürlich gibt es auch reichlich Wasserfälle dort, zu einem - dem Vegas Grandes - soll unser Ausflug gehen. Wir haben ihn zusammen mit der Reise gebucht und wissen eigentlich nicht so genau, worauf wir uns da einlassen. Ein Taxi samt Guide holt uns ab, die Schuhfrage wird geklärt - festes Schuhwerk ist die Ansage - und los gehts. So schlimm kann es eigentlich nicht werden, unser Guide ist nicht mehr der Jüngste und auch ein bißchen übergewichtig. Da sollte diese Wanderung für uns Mittfünfziger doch kein Problem sein.
Erstmal geht es zu einer Aussichtsplattform - sozialistischer Betonstyle - die Blick bis nach Trinidad und über den Parque Topes de Collantes bietet. Wir bekommen noch eine Geschichtslektion und die Möglichkeit mit einer Vogelspinne zu interagieren. Was nur von einer Person unserer Minireisegruppe in Anspruch genommen wird. Die anderen haben grad Besseres zu tun...
Es geht weiter mit dem Taxi bergauf, bis wir vor einer Art Kaffeehacienda dann aussteigen dürfen. Alles ist entspannt, wir bekommen die traditionelle Art der Kaffeeröstung erklärt, schlendern durch die Kaffeeplantage, über einen Pfad durch Regenwald, bekommen eine Menge botanischer Erklärungen und sehen sogar den Nationalvogel Kubas, den Tocororo. Ist ja gar nicht so schlimm wie befürchtet!
Doch Pustekuchen! Der anstrengende Teil des Weges beginnt erst später. Dann geht es auf einem schmalen Bergziegenpfad steil bergab. Stetig. Und richtig steil. Der Untergrund ist uneben, Steine und Wurzeln ragen heraus, durch den gestrigen Regen ist es darüberhinaus auch noch rutschtig. Die Wurzeln scheinen unsichtbar ihre knochigen Finger nach uns auszustrecken, um uns zu Fall zu bringen, manchmal geht ohne Festhalten an Ästen oder Zweigen gar nichts mehr.
Mit dem Gegenverkehr muss man zuerst eine gemeinsame Sprache finden und sich dann einigen, damit man unfallfrei aneinander vorbeikommt. Unser leicht übergewichtiger Guide hüpft berziegenmäßig hinab, ohne auch nur einmal zu straucheln. Unglaublich! Das Rauschen des Wasserfalles wird zwar lauter, aber sehen können wir ihn immer noch nicht. Meine Knie signalisieren mir, dass ich die nächsten Tage nicht mehr mit ihnen rechnen kann, meine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding. Ich hoffe auf einen Hubschrauber, der mich hier rausholt. Oder ein Wunder. Mein armer Mann hat später Muskelkater im Arm, den er mir zur Unterstützung geboten hat. Ohne ihn hätte ich es sicher nicht geschafft. Und obwohl ich zwischendurch heulend vor Erschöpfung auf einem bemoosten Felsen nach Luft schnappe, schaffe ich es dann irgendwann doch. Hurra!
Da ist er! Das Ziel unseres Abstiegs! Kristallklares Wasser ergießt sich in das Felsenbecken. Die Abkühlung ist in Sicht. Jetzt muss man nur noch hineinkommen. Ins Wasser und zuvor in die Badekleidung. Was nicht ganz einfach ist, denn wie der Weg ist auch das Felsenbecken eher etwas für Fortgeschrittene. Wir schaffen es trotzdem uns auf den glitschigen Steinen umzuziehen, deponieren Kleidung und Schuhe irgendwo zwischen den Felsen und lassen uns mehr oder eigentlich eher weniger elegant ins eisige Wasser gleiten. Was für eine Wohltat!
Hinauf ist zwar schweißtreibend, aber für mich tatsächlich weniger anstrengend. Wir schaffen es mit reichlich Verspätung zurück nach oben und zu unserem vorbestelltem Essen. Tatsächlich sind wir eine der letzten Gruppen, die im Restaurant ankommt. Doch das ist uns egal. Wir sind froh, dass wir überhaupt ankommen.
Unser Fazit: Für diese Wanderung benötigt man unbedingt festes Schuhwerk, eine gute Kondition, Trittsicherheit, reichlich Wasser und evtl. auch etwas Essbares. Für Leute mit Knieproblemen oder anderen gesundheitlichen Einschränkungen ist diese Tour eher nichts. Es gibt im Topes de Collantes deutlich einfacher zu erreichende Highlights. Aber wir können uns heute Abend auf die Schultern klopfen und uns bestätigen, was für Teufelskerle - oder Frauen wir sind.

(Unbezahlte Werbung, da Orts,- Unterkunfts,- und Parknennung)













2 Kommentare:

  1. Oh ja, die Wanderung hatten wir auch. Ich war auch froh, sie überlebt zu haben. Dabei hieß es bei uns auch. Gute Tour, nicht anstrengend....

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    1. Ja, "nicht anstrengend" ist dabei wohl eher relativ und liegt im Auge des Betrachters... Aber gut zu wissen, dass es nicht nur uns so ging :)

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