Kuba 4 - Playa Larga, jede Menge Krabben, Cienfuegos und der Parque El Nicho

Heute geht es weiter Richtung Playa Larga an die Karibikküste. Eine etwas längere Strecke, die aber dank Autopista nicht ewig dauert, bereits am frühen Nachmittag sind wir da. Als Erlebnis auf der Strecke bleibt mir vor allem der kleine, verschwitzte Mann in Erinnerung, der uns auf einem Kreisel in einem Örtchen fast direkt vors Auto springt, um uns dann mitzuteilen, dass die Straße gesperrt ist. Aha? Er würde den Weg kennen, wenn wir ihn doch einmal kurz mitnehmen könnten, seine Arbeit wäre auch auf der Strecke. Wir sind irritiert, denn eigentlich hat Mapsme bisher einwandfrei funktioniert und uns überall hingebracht. Außerdem fahren die anderen Fahrzeuge alle weiter und es scheint auch niemand zurückzukommen. Wir beschließen den guten Mann auf seinem Kreisel stehen zu lassen, was er wenig komisch findet. Hoffentlich tun wir ihm kein Unrecht. Den Weg haben wir tatsächlich unproblematisch ohne ihn gefunden.
Playa Larga ächzt unter der Mittagshitze, als wir dort ankommen und verwundert diesen doch recht trostlosen, staubigen Ort durchfahren. Unsere Casa wirkt ein wenig wie eine Baustelle, das Obergeschoss scheint noch nicht fertiggestellt. Ob wir hier richtig sind? Sind wir. Das Zimmer ist klein, aber okay, hat sogar Mückennetze vor den Fenstern, wenn auch mit Schlupflöchern. Es gibt auch ein nettes Bad. Wir klären, ob wir hier Abends essen bekommen können und machen gleich eine Zeit ab. Was aber tun wir mit dem Rest des Tages?
Erstmal kurz den Strand besuchen, den zwar die eine oder andere Palme ziert, doch der keinesfalls mit dem erwarteten türkisblauem Wasser aufwartet. Stattdessen schwappt eine trübe Seetankbrühe ans Ufer, die nicht wirklich zum Baden einlädt. Vielleicht steht der Wind grad ungünstig? Dumm gelaufen. Aber egal, dann unternehmen wir halt was anderes.
Kurzer Blick in unseren schlauen Reiseführer, dann machen wir uns wieder auf den Weg. Mit dem Auto. Wir wollen zur Schweinebucht. Oder Playa Giron, wie das hier heißt. Das ist die Stelle wo der kleine David den großen Goliath besiegt hat. Mit Unterstützung der USA, genauer noch des CIA, landeten hier am 17.4.1961 ungefähr 1300 Exilkubaner, um die kubanische Revolutionsregierung zu stürzen. Hat bekanntlich nicht geklappt. Mal sehen, wie dieser geschichtsträchtige Ort so aussieht. Eine halbe Stunde Fahrt sollen wir benötigen, um dort anzukommen. Allerdings fehlte bei der Berechnung der Fahrzeit ein wichtiger Faktor. Es ist nämlich April und Millionen von kubanischen Landkrabben verlassen ihre Mangrovensümpfe, um ihre befruchteten Eier ins Meer zu bringen. Unglücklicherweise müssen sie dafür die Küstenstraße überqueren. Und obwohl es auf Kuba ja eher weniger Privatverkehr gibt, reicht dieser aus eine Art Krabbenfriedhof auf der Küstenstraße zu hinterlassen. Wir sind total entsetzt, als wir realisieren was da so stinkt. Die Straße scheint an einigen Stellen einen rosafarbenen Belag zu haben, so viele plattgefahrene Krabben liegen dort. Aus Angst, dass die riesigen Scheren der Krabben die Reifen zerstören, fahren viele der kubanischen Fahrer, aber nicht nur diese, sehr zügig über die Küstenstraße. Die Krabben sind dann tot, bevor sie überhaupt realisiert haben, dass da eine Bedrohung auf sie zukommt. Sie haben schlichtweg keine Zeit mehr die Scheren in einer Drohgebärde zu erheben.
Wir sind in der Mittagshitze unterwegs, nur wenige Krabben überqueren die Straße, wenn die Temperatur so hoch ist. Trotzdem sind durchaus einige unterwegs und da wir keinesfalls über diese hinwegfahren wollen, bewegen wir uns im Schritttempo im Slalom vorwärts. Bei einer Strecke von mehr als 30 Kilometern eher unpraktisch. Nachdem wir trotz Klimaanlage schweißgebadet auf unseren Sitzen kleben, beschließen wir umzukehren. So ein Kubaurlaub ist doch bestimmt auch zulässig ohne Schweinebucht, oder?
Viel mehr hat Playa Larga dann aber auch nicht zu bieten. Wir spazieren ein bißchen durch den Ort, finden den Geldautomat und heben noch etwas Geld ab, essen in unserer Unterkunft ein leckeres Dinner und verbringen den Abend - wie die Kubaner - auf der Straße und in einer Art Freiluftbar. Eigentlich hatten wir hier 2 Tage geplant, doch wir beschließen bereits morgen weiterzufahren. In Cienfuegos lässt sich sicherlich mehr unternehmen.
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen und nachdem wir uns diesen großartigen alten Bus, der vor unserer Casa steht, etwas genauer angesehen haben, machen wir uns erneut auf den Weg. Unsere vorgebuchte Unterkunft in Cienfuegos haben wir erst ab morgen, mal sehen was wir für die heutige Nacht so finden. Vielleicht hat die vorgebuchte Casa ja auch noch etwas frei? Hat sie nicht. Was schade ist, denn die Dame, die uns dort in Empfang nimmt, ist superfreundlich, das Haus sehr schön. Sie telefoniert ein Weilchen und hat schon kurze Zeit später etwas für uns gefunden. Super! Dann schauen wir uns mal Cienfuegos an.
Cienfuegos ist ein wirklich schönes Städtchen. Sie ist sehr französisch geprägt, kann sogar mit einem Triumphbogen im Parque José Marti aufwarten. Wir sitzen eine zeitlang in einer Bar bei einem Mojito und plaudern mit einem Deutschen, der seit Jahrzehnten immer abwechselnd in Kanada und Kuba lebt. Sehr interessant. Wenn der gute Mann auch eine sehr eigene Sichtweise hat. Währenddessen fertigt ein Kubaner von uns unbemerkt zwei schöne Karikaturen an. Die wir natürlich kaufen, sie sind aber auch wirklich gelungen. Wir werfen auch einen teuren Blick - 5 Cuc pro Person - in das Teatro Tomás Terry, das diesen Eintritt auf jeden Fall nicht rechtfertigt, auch wenn dort ehemals so große Stars wie Enrico Caruso oder Sarah Bernhardt aufgetreten sind. An diesem Abend erreicht uns außerdem die Nachricht über den Brand in Notre Dame de Paris, tatsächlich scheint die abendliche Messe in der Catedral de la Purisma Concepción in dieser Frankreich so nahen Stadt besonders voll zu sein.
Unser Dinner nehmen wir hoch oben über den Dächern von Cienfuegos ein. Das Essen ist vielleicht nicht unbedingt eine Offenbarung, der Ausblick auf jeden Fall schon. Außerdem beobachten wir jedesmal voller Sorge die junge Dame, die auf ihren kilometerhohen Absätzen mehr oder weniger freihändig unser Essen über eine steile, eiserne Leiter auf unsere Dachterrasse hinauf balanciert. Schon fast ein wenig akrobatisch...
Den nächsten Tag haben wir für El Nicho reserviert und machen uns nach dem Frühstück auf den Weg. El Nicho ist ein Wasserfall in der Sierra Escambray, ungefähr 50 Kilometer von Cienfuegos entfernt. In meinem sonst so guten Reiseführer findet sich nicht wirklich etwas zu diesem Wasserfall, tatsächlich bin ich im Internet auf einige Fotos und Berichte in Reiseblogs gestoßen. Mal sehen was uns dort erwartet. Die Strecke führt erst durch ländliches Gebiet und später schlängelt sich die Straße durch eine Art Regenwald in die Höhe. Natürlich ist auch auf dieser Straße das eine oder andere Schlagloch zu finden, aber wir hatten in diesem Urlaub schon deutlich schlechtere Wegstrecken.
Überraschenderweise sind wir von Cienfuegos aus bereits nach einer Stunde auf dem Parkplatz am Nationalpark. An einem kleinen Kassenhäuschen sind pro Perso 10 CUC Eintritt zu bezahlen, bevor wir uns auf eine Art Spaziergang durch den Regenwald begeben, der uns Stück für Stück in die Höhe führt. Tatsächlich ist dieser Weg gepflegt und nicht wirklich schwer zu begehen. Er führt am Wasser des Rio Hanabanilla entlang, der sich hier von einem Felsenpool in den nächsten ergießt. Das Tolle daran, in vielen von ihnen ist es möglich zu schwimmen. Das Wasser ist für kubanische Verhältnisse recht kühl, für uns Norddeutsche wunderbar erfrischend.
Nachdem wir uns in dem kristallklaren Wasser im oberen Becken abgekühlt haben, wandern wir noch ein Stückcken weiter bergauf, machen dort ein Picknick und genießen dabei die großartige Ausicht. Dieser Ausflug hat sich auf jeden Fall gelohnt und wir bereuen es auch nicht, die 10 CUC Eintritt gezahlt zu haben.
Langsam machen wir uns wieder auf den Weg hinunter, es sind Wolken aufgezogen. Der El Nicho Wasserfall ist jetzt nicht mehr so umlagert wie beim Aufstieg, so dass tatsächlich einige Fotos ohne Menschen möglich sind, hurra!
Zurück in Cienfuegos beziehen wir unsere gebuchte Casa, die den Luxus von gleich zwei Dachterrassen hat. Die wirklich nur zu unserem Zimmer gehören. Unglaublich. Nach einem ausgiebigen Essen - mit Rotwein und Mojito - in einem kleinen Restaurant in einer Seitenstraße, sitzen wir oben auf einer der Dachterrassen und genießen die Abendluft. Was kann es uns gutgehen...

(Kostenlose Werbung, da Orts- und Parknennung)



4 Kommentare:

  1. Toller Artikel, schade, dass deine Seite keine Suchfunktion hat. Würde mich ja sehr interessieren, ob du auch Berichte über Italien online gestellt hast!?

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    1. Dankeschön und um die Suchfunktion werde ich mich demnächst mal kümmern... in der Hoffnung, dass ich das hinkriege. Italien kommt auf meiner Seite bisher nur begrenzt vor, es gibt einen Artikel über einen Ausflug nach Venedig, den findest du unter Europa - Italien - Eint Tagesausflug nach Venedig. Im nächsten Sommer geht es zu einer Familienfeier in die Toskana, dann kommt noch etwas dazu. Liebe Grüße

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  2. Faszinierend!!! Für mich geht es dieses Jahr in eines der hübschen Wanderhotels Südtirol, eine lange weite große Reise gibt es dann erst nächstes jahr wieder! :) Herzlichst Jannine

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  3. In Südtirol war ich auch mal in einem Hotel in Meran, es war wunderschön dort.

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