Türkei 8 - Kappadokien - auf der Suche nach den Sultanssümpfen und ein Abstecher nach Keşlik Monastery

Im Merianheft über Kappadokien hatte ich bereits vor dem Urlaub einen Bericht über die Sultanssümpfe gelesen. Sultanssümpfe! Das klingt ursprünglich. Geheimnisvoll. Königlich. Doch durch die Eingriffe des Menschen sollen diese seit den siebziger Jahren bereits 90 % ihres Wassers verloren haben, Tendenz steigend. Was liegt also näher, als sie sich jetzt anzusehen, wer weiß, ob sie in einigen Jahren noch existieren. Zumal die Türken in Sachen Umweltschutz nicht unbedingt Vorreiter sind. Wie man in diesem Bericht noch sehen wird.
der erloschene Vulkan Erciyes
Für diesen Tag haben wir also eine Fahrt in die Sultanssümpfe geplant. Allerdings ohne ganz genau zu wissen, wo die eigentlich liegen. Schon in Kappadokien, aber weitab der Gegend in der wir bisher unterwegs waren. Unsere Kappadokienkarte zeigt in der Nähe des erloschenen Vulkans Erciyes eine große gepunktete
Fläche mit einzelnen Seen, die wir ganz frei als Sümpfe interpretierten. Das müssen sie sein! Und so machen wir uns nach dem Frühstück auf den
Weg. Schon kurz nachdem wir Ürgüp durchquert haben, wird klar, dass wir die touristische Gegend verlassen haben. Wir sind völlig einsam auf den Straßen unterwegs. Hurra!
Um möglichst viel zusehen, wählen wir die kleinen Straßen. Auf unserer Karte sind hier und da Sehenswürdigkeiten eingezeichnet, ohne dass genauer ersichtlich ist, um was es sich dabei handelt.
Manchmal finden wir ein verrostetes Schild, das auf eine Kirche hinweist, die dann verschlossen ist, manchmal fahren wir durch Orte, bei denen nicht wirklich klar wird, was hier eigentlich die Sehenswürdigkeit sein soll. Außer bellenden Hunden und einsamen, angeketteten Eseln treffen wir kaum auf Lebewesen.
Was wir aber leider immer wieder sehen auf unserem Weg durch diese teilweise wunderschöne Bergwelt ist Müll. Wilde Müllkippen scheinen hier Normalität zu sein, selbst oben auf dem Pass mit
Blick auf den schnee-
be- deckten Erciyes türmen sich die Müll- beutel, treibt der scharfe Wind die Plastikfetzen vor sich her, durchstöbern wilde Hunde den Abfall nach etwas essbaren. Ein Trauerspiel! Was die genauen Ursachen dafür sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht hat es sich in Zentralanatolien noch nicht
herumgesprochen, dass Kunststoffverpackungen nicht verrotten, Plastik über Jahrzehnte durch die Gegend geweht werden kann und alte Batterien das Grundwasser verseuchen. Vor noch nicht allzulanger
Zeit bestand der Müll hier hauptsächlich aus kompostier- barem Unrat und wahrscheinlich sind seitdem noch nicht genug Jahre vergangen, um ein Umdenken einzuleiten. Schade!

Nachdem wir den Pass überquert haben und durch das absolut flache Gelände unterhalb des Erciyes fahren, wissen wir: hier sind keine Sultanssümpfe! Ehemals mag hier Wasser gewesen sein, die vielen Störche samt ihren Nestern sprechen durchaus dafür, aber jetzt grad ist es hier absolut trocken. So drehen wir irgendwann um, essen an einer Raststätte zu einem Spottpreis ein Mittagsgericht und wählen einen anderen Weg zurück Richtung Göreme. Eine gute Idee, wie sich herausstellt. An einem braunen Hinweisschild biegen wir spontan von der Straße ab, parken unseren Wagen auf dem winzigen Parkplatz und befinden uns urplötzlich in einem wie verzaubert wirkenden Garten inmitten einer alten, in den Felsen getriebenen Klosteranlage. Keşlik Monastery!  Ein Traum!




Neben einem plätschernden Brunnen inmitten des frischen Grüns empfängt uns der Gartenbesitzer, der gleichzeitig diese historische Stätte betreut. Wir bekommen eine kurze Einführung auf englisch, bezahlen unseren Eintritt und dürfen alles frei erkunden.
Zwei Haupt- kirchen gibt es hier in diesen Felskegeln mit teilweise sehr schön erhaltener Bemalung, die Stephanos und die Archendos Kirche.
Das Refektorium, in dem die Mönche gespeist haben, bietet Platz für mehr als 100 Menschen, die Klostergemeinschaft muss also keine
kleine gewesen sein. Es gibt so viele Räume, Gänge, Schächte und Pfade inmitten dieses wunderbar
gepflegten Gartens, dass man hier sicher mehrere Stunden zubringen kann.
Wir bekommen zum Abschied noch einen Tee und -hurra- die Erklärung, wo wir die Sultans- sümpfe finden. So steht einem erneuten Versuch am nächsten Tag nichts mehr im Weg.
Auf dem Rückweg nach Göreme halten wir noch in dem kleinen Ort Mustafapaşa, der ehemals Heimat einer großen griechischen Gemeinde war. Die Eleni-Kirche im Zentrum ist aber bereits geschlossen, so dass wir nach einem kurzen Bummel durch die Stadt wieder zurück nach Göreme fahren.
Abends sitzen wir das erste Mal zum Essen im Restaurant drinnen. Es ist deutlich kälter geworden und ziemlich windig. Doch im Kamin des Restaurants brennt ein Feuer, das Essen ist hervorragend und wir freuen uns auf den nächsten Tag.
Tatsächlich gelingt es uns am nächsten Tag dann dank der guten Beschreibung auch die Sultanssümpfe zu finden. Obwohl wir zwischendurch mehrmals vermuten nicht auf dem richtigen Weg zu sein. Außer uns scheint hier nicht ein einziger Tourist unterwegs zu sein, da fragen wir uns ein wenig zaghaft, ob das eine gute Idee war. Doch, egal, nun sind wir schon einmal hier, da werden wir uns diese Sümpfe auch ansehen. 
Eine staubige Straße im unspekta- kulären Ort Ovat- ciftlikköy führt uns an den Rand der Sümpfe, über die wir nicht mehr wissen, als dass sie in einer abflusslosen Senke liegen und Heimat von unzähligen Wasservögeln gewesen sein sollen. 
Wie immer haben wir Glück. Am Ende der Straße liegt ein kleines Hotel und kaum dass wir den Wagen geparkt haben, steht auch schon jemand neben uns mit der Frage, ob er uns helfen könne. Klar, wir wollen gerne die Sümpfe sehen. Kein Problem! Innerhalb kurzer Zeit ist ein Boot organisiert, dazu ein Mann, der uns durch die Sümpfe staken wird, Proviant und Getränke. 


Drei Stunden sind wir unterwegs. Und obwohl wir zahlreiche Wasservögel sehen, Flamingos, Kraniche, diverse Entenarten, einen riesigen Greifvogel, den wir als absolute Vogellaien nicht identifizieren können, gelingt es uns nicht ein vernünftiges Foto zu machen. Immer wenn wir auf den Auslöser drücken, sind die Vögel schon auf der Flucht und fliegen laut schimpfend über die Störung davon.
Da der Wind inzwischen stark aufgefrischt hat, bedauern wir den armen Mann, der sich ordentlich ins Zeug legen muss, um unser Boot im unruhigen Nass sicher über die größeren Wasserflächen zu staken. Er kommt ganz schön ins pusten. Da hilft auch die Essenspause auf einer Insel nicht, die so friedvoll liegt, dass hier kein Wind weht. In gebrochenem Englisch erzählt uns unser Bootsführer, dass hier auch ein Rudel Wölfe lebt, die morgens in der Frühe hier manchmal zu beobachten sind.
Am späten Nachmittag setzt er uns dann sichtlich erschöpft wieder an dem kleinen Hotel ab. Wir machen uns auf den Rückweg, die stille Hoffnung im Herzen, dass diese wunderschöne Sumpflandschaft noch eine Weile erhalten bleibt und nicht der Gier nach Ackerland und Profit zum Opfer fällt. Hoffentlich!










3 Kommentare:

  1. Bis auf den Müll wirklich phantastische Bilder.

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  2. Danke dir. Leider gehört der Müll aber tatsächlich in so einen Bericht, denn er ist nicht nur sporadisch in dieser vermeindlichen Einsamkeit zu sehen, sondern häufig anzutreffen. Ich hoffe, es findet sich dort auch irgendwann eine Lösung dieses Problems. Tja, aber wahrscheinlich sind vorher noch weit dringlichere Probleme dort zu lösen...

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  3. Ich weiß, ich kenne die Müllprobleme aus Ägypten und Tunesien. Es tut nur so weh immer zu sehen wie die Menschen mit der Welt umgehen. Aber auch den sorgfältigen Umgang muss man eben lernen. Strom sparen, Müll trennen und entsorgen. Glücklicherweise haben wir weniger andere Probleme, so dass wir uns damit bereits auseinander setzen konnten.

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