Namibia 7 - Damaraland - auf der Suche nach den Wüstenelefanten

Zeit auch Swakopmund und den Atlantik wieder zu verlassen. Alles über unseren Aufenthalt dort könnt ihr nachlesen unter: http://mischas-reisen.blogspot.de/2015/06/namibia-6-swakopmund-die-wuste-von-oben.html
Frühstück gibts bereits um 7 Uhr, nach dem Auschecken kaufen wir noch einmal einige Kanister Trinkwasser in Swakopmund und sind um halb neun schon wieder auf dem Weg. Die erste Strecke an der Küste entlang über die Salt Road ist noch asphaltiert, was für eine angenehme Abwechslung. Sonst hat die Strecke allerdings wenig abwechselndes zu bieten, Sand links und rechts des Straßenbandes, keine Erhebung, keine Pflanzen, keine Tiere. Nur Angler scheinen sich hier wohl zu fühlen, davon sind hier einige unterwegs.
Kurz hinter Hentiesbaai biegen wir auf die C 35, die uns von der Küste und der Teerstraße wegbringt. Bye, bye Asphalt, hello Piste! Obwohl wir es zuvor für unmöglich gehalten haben, schafft es die Landschaft hier noch eine Spur trostloser unter der fahlen Sonne zu liegen. Wer aber denkt, hier würde es kein Leben geben, der täuscht sich. Während einer Pinkelpause stören wir einige Geier auf, die sich zuvor intensiv ihrem Mittagsmahl, einem am Pistenrand liegendem Kadaver, gewidmet haben. Auch in so unwirtlichen Gegenden hat die Natur eine Überlebensstrategie.
Bei Uis tanken wir und selbst die Tankstelle, übrigens auch ein wichtiger Knotenpunkt, strahlt auf uns eine gewisse Trostlosigkeit aus. Nicht unbedingt eine Gegend, in der man bleiben möchte.
Dann aber ändert sich die Natur, es wird grüner, scheint reichlich geregnet zu haben, ab und an sehen wir sogar blühende Blumen am Wegesrand. Was wir außerdem sehen sind Straßenstände, an denen abwechselnd Frauen in Hererokleidung oder Himbatracht sitzen. Ob das wohl authentisch ist? Wahrscheinlich eher nicht. Trotzdem halten wir irgendwann neugierig, sind erneut am zweifeln, inwieweit hier ein Foto möglich ist und Sinn macht. Erstmal schauen wir, was die Damen so im Angebot haben. Eine Menge selbstgebastelter Püppchen und dergleichen, nichts was wir tatsächlich brauchen könnten. Aber eine Kalebasse fällt mir ins Auge, ein Gefäss aus der Hülle des Flaschenkürbisses. Das brauche ich zwar auch nicht, aber es hat etwas authentisches und nach dem Kauf dürfen wir auch fotografieren.
Wir biegen von der C 35 auf die D 2612, an der unsere nächste Lodge liegt, das Camp Kipwe. Die Landschaft wird wunderschön, gelbe Blumen blühen rechts und links am Weg. Plötzlich schreiten einige Giraffen inmitten dieser Blumenpracht mit erhaben gereckten Hälsen. Einfach so. Nicht eingezäunt, sondern wirklich in freier Natur. Ein Traum.
Es muss reichlich geregnet haben, überall lassen große Pfützen erahnen, wieviel Wasser hier heruntergekommen ist. Für namibianische Verhältnisse ist es geradezu ein Farbenrausch, in dem die Natur um uns herum erstrahlt. Einmal müssen wir mit unserem Toyota Quantum sogar einen wasserführenden Fluss durchqueren. Auch das schaffen wir. Hurra!
Als wir das Camp Kipwe erreichen, ist es brütend heiß. Das Camp liegt inmitten von roten, abgerundeten Granitgestein, unsere Zimmer sind in kleinen Rundhäusern wunderbar kühl, kaum zu sehen und haben ein Außenbad. Während des Toilettenganges kann man in den Sternenhimmel blicken und beim Duschen in die Weite schauen. Einfach fantastisch!
Wir verbringen den Rest des heißen Nachmittag an und in dem kleinen Felsenpool, der geschützt im Schatten einiger großer Felsen liegt, gemeinsam mit einigen Eidechsen unterschiedlicher Größe und Farbe.
Zum Sonnenuntergang erklimmen wir die Felstreppen, die uns auf den Hausberg bringen. Oben stehen Stühle, vorab georderte Cocktails werden zusammen mit einem hervorragenden Snack dort oben serviert, während die Sonne mit ihren letzten Strahlen die wunderschöne Landschaft in goldenes Licht taucht, um dann langsam und rotgold dem Horizont entgegenzusinken. Fast schon dekadent das ganze.
Den Abschluss bildet ein fabelhaftes Dinner im offenen Restaurant mit Blick in die Dunkelheit. Danach gehts ab ins Bett, allerdings nicht ohne vorher das Riesenexemplar von Spinne an der Decke unseres Rundhauses mit Glas und Pappe einzufangen und vor die Tür zu befördern. Die sah wahrlich nicht vertrauenserweckend aus.
Am nächsten Morgen sitzen wir bereits um 6 Uhr beim Frühstück, um 6.30 Uhr geht es los. Im offenen Safarifahrzeug auf der Suche nach Wüstenelefanten. Die gibt es hier nämlich noch, und zwar frei lebend. Das Damaraland ist insgesamt nur spärlich besiedelt und normalerweise karg, ausgedörrt und wild. Grandiose Landschaften mit bizarren Bergen und weiten steinigen Ebenen. Siedlungen und Menschen sind hier eher Mangelware, dafür gibt es aber noch wild lebende Nashörner und eben Wüstenelefanten. In Afrika gibt es nur noch zwei Populationen, die sich an die extremen Bedingungen angepasst haben: hier in Namibia und eine weitere in Mali. Die Wüstenelefanten bilden keine eigene Art, haben sich aber deutlich sichtbar über Generationen an die  Bedingungen der Wüste angepasst. Die Beine sind im Verhältnis zum Körper länger als bei Elefanten in wasserreicheren Lebensräumen. Sie sind etwas leichter, haben größere Füße und können so kilometerweite Dünenlandschaften überqueren, um an Wasserstellen zu gelangen.
Wir folgen ihren Spuren durch ein trockenes Flussbett, erfahren allerlei Wissenswertes über ihr Verhalten und die Botanik rundherum und werden dabei ordentlich durchgeschüttelt. Schon nach einer Stunde haben wir sie gefunden. Was für ein Glück! Fünfzehn Elefanten gehören zu dieser Herde, Kühe und ihre Kälber.
Gelassen ertragen diese die sie umgebenden Safarifahrzeuge, lassen sich nicht aus der Ruhe bringen bei ihrer Hauptbeschäftigung: Fressen.
Wenn sie unsere Fahrzeuge passieren, hat man fast das Gefühl sie berühren zu können.
Gemächlich ziehen sie weiter Richtung Wasserloch, stillen dort ihren Durst, zum Baden ist es ihnen wohl noch zu frisch am frühen Morgen. Dieses Wasserloch, das übrigens dauerhaft Wasser führt, ist auch der Grund dafür, dass zumindest zwei der  Elefantenherden nicht wie früher weiterwandern, sondern hier verweilen. Wir folgen ihnen über eine Stunde, fasziniert von ihren sozialen Fähigkeiten und von den spielerischen Rangeleien der Kleinsten unter ihnen.
Als sie schließlich in die Berge weiterziehen, verlassen wir die Herde. Unser Safarifahrzeug klettert wie eine Berggämse einen steinigen Hügel hinauf, von dem ich gedacht hätte kein wie auch immer geartetes Fahrzeug könne dort hinaufgelangen. Aber man lernt ja stets dazu.
Von hier oben können wir in der Ferne immer noch die Elefantenherde sehen, die sich gemächlich fortbewegt, während wir in der wärmenden Sonne Kaffee oder Tee trinken.
Nach dieser Pause auf dem Berg fahren wir langsam zurück zur Lodge, sichten auch noch Strauße und einige Oryxantilopen. An unsere Elefantenherde kommt natürlich nichts heran.
Die Temperatur ist erneut jenseits der 30°, als wir wieder in der Lodge ankommen. Zeit für eine ausgiebige Pause. Jeder dort, wo er mag, am Pool, im kühlen Zimmer oder wo auch immer. Unsere Tochter macht sich mit ihrem Freund und einem Guide am Nachmittag erneut auf den Weg, um die berühmten Felsgravuren von Twyfelfontein zu besuchen. Wir verzichten, da eine kleine Wanderung notwendig ist, um dorthin zu gelangen. Dafür ist es uns einfach zu heiß! Tatsächlich sollen sie aber sehr sehenswert gewesen sein.
Den Sonnenuntergang betrachten wir diesmal von unserer persönlchen Veranda. Unglaublich wie der Himmel seine Farben wechseln kann und sich dann, Stern für Stern der unglaubliche südliche Sternenhimmel offenbart. Im ständig künstlich erleuchteten Europa ist so ein nächtlicher Himmel Mangelware.
Noch einmal das hervorragende Dinner, bei dem wir einen kurzen Plausch mit der aus Deutschland stammenden Managerin halten, um uns unter anderem nach den Lebensbedingungen und Einkommensverhältnissen zu erkundigen. Die Angestellten der Lodge haben Kost und Logis frei, verdienen aber dann lediglich zwischen 150 und 250 Euro pro Monat. Wer davon in der Ferne eine Familie ernähren muss, für den ist das wahrlich nicht viel. Jedenfalls nicht, wenn man die Preise der Geschäfte zugrunde legt, in denen wir bisher eingekauft haben. Auch wenn vielleicht in einem gewissen Maas Selbstversorgung möglich sein mag, scheinen mir die Lebensbedingungen doch eher schwierig zu sein.
Zu unserem leckeren Essen gibt es heute auch für jeden eine rosafarbene Tablette. Morgen geht es weiter in den Etoshapark, deshalb ist ab jetzt Malariaprophylaxe notwendig und wir sind schon sehr gespannt, ob und wie wir diese vertragen. Die haben nämlich eine ganze Menge Nebenwirkungen, diese hübschen rosafarbenen Tabletten, die wohl leider auch ziemlich häufig auftreten. Aber uns wird es hoffentlich nicht treffen.







4 Kommentare:

  1. Ich habe jetzt fast jeden Reisebericht aus Nambia gelesen und das Land gefällt mir immer mehr. Ich würde auch gern einmal wilde Giraffen und Elefanten sehen und nicht nur die eingesperrten im Zoo. Bei euch war wohl jeder Tag ein Abenteuer mit vielen schönen Erlebnissen - jedenfalls lesen sich deine Berichte so. :)
    LG Myriam

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  2. Ich kann es wirklich nur empfehlen, das Land ist so unheimlich vielfältig, so unterschiedliche Landschaften, so viel Land und so wenig Menschen, Tiere an Stellen, wo man nie welche vermutet hätte... Gerade diese Tiererlebnisse sind allein schon die Reise wert, wenn man Wüste mag und auch karge Landschaften faszinierend findet, ist es geradezu ein Muss Namibia zu besuchen.
    Lieben Gruß zurück
    Mischa

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  3. Wahnsinn, was für tolle Eindrücke und großes Lob für den Blog!!
    Erfahrungen in Afrika habe ich bereits, da ich in Kamerun war aber das war ein Familienbesuch:) Giraffen, Elefanten usw. sieht man dort eher seltener zumindest in der Ecke wo ich war...
    Jedenfalls steht Safari auch noch auf meiner Reisewunschliste und wie ich herauslese würde sich diese Reise auch lohnen:-) Viele Grüße, Isabelle.

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    1. Auf jeden Fall lohnt sich eine Reise dorthin, inzwischen muss man nur wirklich rechtzeitig buchen, Namibia scheint langsam irgendwie im Trend zu liegen...

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