Hurghada - die ersten Tage


Es ist gar nicht so einfach ungetrübt auf unseren Urlaub in Hurghada zurückzublicken. Denn zwischen dem Jetzt und unserem Aufenthalt dort, ist der Airbus A 321 der russischen Airline Kogalymavia über der Sinai-Halbinsel abgestürzt und 224 Menschen haben dort den Tod gefunden. Übrigens nur wenige Stunden nachdem wir glücklich in Hannover gelandet sind. Das hinterläßt schon ein eigenartiges Gefühl. Deshalb gilt mein Mitgefühl erst einmal all jenen, die durch den Absturz geliebte Menschen, Familienangehörige oder Freunde verloren haben.
Bei unserem Abflug in Hannover wissen wir davon aber noch nichts. Wir parken unseren Wagen auf dem Parkplatz 10, der unüberdacht eine große Fläche einnimmt und für eine Woche tatsächlich nur 35 Euro kostet. Ein Shuttlebus bringt uns kostenlos zum Flughafen. Hannover Airport ist ein kleiner Flughafen. Einmal eingecheckt, bietet er nicht mehr als einen Dutyfreeshop und ein kleines Café.
Wir haben nach langen Jahren mal wieder einen typischen Pauschalurlaub gebucht. Eine Woche Ägypten all inclusive. Und wir sind mal wieder zu viert unterwegs, beide Kinder, inzwischen mit einundzwanzig und fünfundzwanzig Jahren ganz schön erwachsen, begleiten uns. Familienurlaub reloaded sozusagen.
Tuifly bringt uns sicher nach Hurghada und wir landen auf dem völlig neuen Flughafen. Tatsächlich erscheint mir das Einreiseprozedere übersichtlicher als früher, es gibt kein Durcheinander beim Visakauf und die Schlangen vor der Passkontrolle sind überschaubar, sogar die Toiletten sind in Ordnung. Eine Stunde benötigen wir dann aber doch, um mitsamt unseren Koffern das Gebäude endlich zu verlassen. Die Sonne ist bereits untergegangen, aber es ist wirklich sehr warm. Wunderbar!
Erstaunt beobachten wir auf unserer Fahrt durch Hurghada, dass inzwischen fast alle Fahrzeuge mit Beleuchtung unterwegs sind. Das war vor einigen Jahren nicht unbedingt der Fall, ich habe nie verstanden warum. Ob man die Lampen schonen wollte oder Strom sparen, mir ist keine Erklärung eingefallen, die irgendwie einen Sinn machte. Wenn sich früher in rabenschwarzer Nacht zwei Autos auf einer Straße begegneten, schalteten beide Fahrer - bei oft extrem falsch eingestellten Lampen - für wenige Sekunden das Fernlicht ein, um dann haarscharf aneinander vorbei zu rasen – und anschließendin der gähnenden Finsternis zu verschwinden. Tja, das scheint der Vergangenheit anzugehören, zumindest in Hurghada.
Unsere Zimmer im Hotel sind schön, mit großem Balkon, dem roten Meer zugewandt. Das erste Essen am Abend begeistert uns nicht so sehr, es ist leider eher geschmacksneutral zubereitet, was wohl dem Versuch geschuldet ist, den westlichen Gaumen nicht zu überfordern. Naja, es gibt Schlimmeres. Die Luft ist warm, man kann die Wellen rauschen hören, am Himmel funkeln die Sterne und - das Beste - wir haben eine Woche Urlaub vor uns.
Die nächsten Tage verbringen wir am, in oder unter Wasser. 28° hat das übrigens noch, so dass man auch dann nicht anfängt zu frieren, wenn man beim Fische beobachten die Zeit völlig vergisst.
Tatsächlich findet mancher auch unverhofft neue Freunde, die sich völlig ungeniert sofort auf direkten Körperkontakt einlassen...
Am Sonntag, unserem zweiten faulen Tag, ziehen Wolken auf, den ganzen Tag haben wir schwüle 37° in Hurghada. Zweimal tröpfelt es ein wenig und wir verziehen uns in die Beachbar, die zumindest in Teilen kein offenes Dach hat.
Als es am Himmel immer dunkler wird, beschließen wir den Strand zu verlassen und ins Zimmer zu gehen. Eine weise Entscheidung. Kaum dort, öffnet der Himmel seine Pforten. Es schüttet wie aus Eimern. Nun muss man wissen, dass ein Land wie Ägypten auf solche Regengüsse nicht vorbereitet ist. Keine funktionierende Kanalisation, die elektrischen Leitungen sind mangelhaft bis gar nicht isoliert, die Gebäude für sonnige Tage errichtet. Schon in Luxor haben wir 2010 einen kurzen Regenschauer erlebt, der innerhalb von nur einer Minute die ganze Stadt im Dunkeln versinken ließ. Und auch in Hurghada fällt im Laufe des Abends mehrmals der Strom aus. Bewundernswerterweise schafft es das Personal in der Küche trotzdem etwas zu essen zu zaubern, obwohl teilweise tiefe Finsternis herrscht. Unter unserer Balkontür fließt das Wasser hindurch und sammelt sich auf den Fliesen zu einem kleinen See, die Klimaanlage funktioniert mangels Strom nicht. Wir sitzen auf unserem überdachten Balkon und sehen den zuckenden Blitzen und dem Wolkenspiel zu. Manchmal stiehlt sich ein Sonnenstrahl durch eine Lücke und taucht alles in verzaubertes Licht.
Am nächsten Morgen ist der Spuk bereits wieder vergessen und die Sonne steht strahlend am tiefblauen Himmel. Überall sieht man Angestellte bei Aufräumarbeiten, eine umgeknickte Palme hat eine Beachbar komplett unter sich begraben, all das muss jetzt weggeschafft und erneuert werden. Glücklicherweise ist niemand dabei verletzt worden. Auch auf den Dächern sieht man den ganzen Tag Leute, die irgendwas in luftiger Höhe reparieren. Eigentlich wollten wir heute einen Tauchausflug machen - der Rest meiner Familie geht gerne mal so weit unter Wasser, ich schnorchel dann irgendwie mit - aber wegen der typisch ägyptischen Magen-Darm-Probleme legen wir noch einen Strandtag ein und verschieben das ganze.
Am nächsten Tag aber geht es dann los. Vom Nachbarhotel aus, das wir in 15 Minuten zu Fuß erreichen.
Ägyptische Straßen entlangzuwandern ist immer wieder besonders. Interessant was sich für Schilder über den einzelnen Geschäften in den halbfertigen Häusern finden. Sollte es hier wirklich so viele Filialen von Aldi, Lidl oder Rewe geben? Oder wird da eher ein lukrativer Handel mit Schildern betrieben? Wer weiß das schon?
Wir sind für einen kombinierten Tauch-Schnorchel-Paradise Island-Ausflug angemeldet und die einzigen Deutschen an Bord. Es gibt noch zwei Schweizer Mädels, drei ägyptische Paare und viele Russen. Na, schauen wir mal, wie das so wird. Als erstes fahren wir das Riff Gota Abu Ramada an. Natürlich sind wir nicht alleine dort, wie sollte es anders sein.
Etliche Schiffe liegen dort, etliche Schnorchelgruppen befinden sich im Wasser und unter Wasser ist Taucher-Rushhour. Als erstes verlassen die Tauchgruppen unser Boot und versinken langsam im nicht wirklich kühlen Nass. Dann folgen die Schnuppertaucher. Auch zwei der ägyptischen jungen Frauen sind dabei, in langer Badebekleidung, eine der beiden trägt eine Badekopfbedeckung, die andere verfügt wohl nicht über ein solches Kleidungsstück. Sie zögert eine Weile, legt dann ihr Tuch ab, streift die Haare zurück, setzt die Maske auf und ab gehts ins Wasser. Es freut mich irgendwie, dass so etwas möglich ist.

Zum Schluss sind wir Schnorchler dran und leicht irritiert beobachte ich, dass zirka die Hälfte der Gruppe Schwimmwesten überstreift. Schnorcheln und dann nicht richtig schwimmen können? Ja, genauso ist es. Und so löst sich unsere Schnorchelgruppe in kürzester Zeit auch schon wieder auf. Die russischen Schwimmwestenträger kommen einfach nicht vom Fleck und sind schon nach wenigen Minuten wieder im Boot. Ich und einige andere dürfen aber länger im Wasser bleiben. Von der Fülle einmal abgesehen ist das Riff durchaus schön, allerdings werden wir in unserem Urlaub noch deutlich schönere Riffe sehen.
Unser zweiter Stop ist nicht weit entfernt auf der anderen Seite des Riffs, auch hier das selbe Prozedere, danach gibt es Essen. Zubereitet in der winzigen Bordküche ist es deutlich schmackhafter, als unser Essen im Hotel. Leicht schaukelnd mit einem schwarzen Tee dazu und Blick aufs Meer, was kann es uns gutgehen.
Irgendwann nach dem Essen springt ein junger Mann von der Crew erneut ins Wasser, um die Leinen zu lösen. Geankert werden darf hier nämlich zum Schutz der Korallen nicht, so werden die Schiffe an dafür vorgesehenen Stellen oder auch aneinander vertäut. Weiter geht es Richtung Paradise Island. Wir waren vor einigen Jahren schon einmal da und hätten ein zweites Mal darauf verzichten können, doch das ist nun einmal Bestandteil dieses Ausflugs. Das türkisfarbene Wasser und auch der Strand der Insel wirken durchaus paradisisch, allerdings findet hier der absolute Massentourismus statt, so dass sich der karibische Zauber nicht wirklich entfalten kann. Wir beschließen auf dem Boot zu bleiben, alle anderen werden mit kleinen Booten zur Insel gebracht.
Unsere Idee ist es ein wenig in der Sonne zu schlummern, aber daraus wird nichts. Ein junger Mann der Tauchschule setzt sich zu uns und wir kommen ins Gespräch. Er ist aus Kairo, arbeitet hier in Hurghada und wohnt bei seinem Bruder. Am Ende beugen wir uns gemeinsam über seine Unterlagen des Deutschkurses, den er nach Feierabend dreimal die Woche besucht, um in einer größeren Tauchschule anfangen zu können, und versuchen deutsche Grammatik auf englisch verständlich zu erklären. Sehr amüsant.
Um uns herum findet ägyptisches Arbeitsleben statt. Boote kommen und gehen, Urlauber werden ein- und ausgeladen, das Inselschild wird repariert und über allem lächelt die Sonne. 
Ägypten macht mich irgendwie zufrieden und tatsächlich kommen wir am Abend nach diesem Ausflug entspannt und lächelnd wieder im Hotel an. Mehr als die Hälfte unseres Urlaubs ist inzwischen vorbei, es sind nur noch wenige Tage über. Aber das absolute Highlight liegt noch vor uns, nämlich unser Ausflug zu den Delfinen, den wir diesmal mit einem private boat machen. Nur wir vier und die Crew und alles genauso wie wir es möchten. Nach Hurghada in die Stadt wollen wir natürlich auch noch, doch davon lest ihr dann beim nächsten Mal.
 



3 Kommentare:

  1. Hi,
    bin seit langer Zeit mal wieder auf deinem Blog. Nach Ägypten wollen wir vielleicht im April auch. Aber ich bin nicht der Mensch für Strand Urlaub. Ich habe einen Reiseanbieter gefunden, der Individualreisen anbietet. Was meinst du, geht auch individuell in Ägypten?

    LG Myriam

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    1. Klar geht das.Wir waren vor ein paar Jahren auch individuell in Luxor und das war toll. Die Flugverbindung en sind im Moment nicht so einfach, viele Airlines fliegen Ägypten nicht mehr an. Wohin wollt ihr denn genau? Und wollt ihr selbst fahren? Das würde ich mir tatsächlich nicht zutrauen...

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    2. Vielen Dank für deine Antwort. Tatsächlich sind die Flüge im April recht teuer. Aber wenn ich nach Ägypten fliege, will ich nicht nur am Strand liegen, sondern auch die Pyramiden etc sehen. Habe gestern ein kleines Reisebüro in Leipzig gefunden, dass Individualreisen anbietet. Am liebsten will ich nach Hurghada fliegen, das geht sogar ab Leipzig. Auch möglich ist Marsa Alam. Selbstfahren ist sone Sache, in Marokko und Kuba ging das prima, aber in Ägypten ist das nochmal ne Spur krasser. Wenn es jetzt nicht im Frühjahr klappt, dann vielleicht im Herbst. Ausweichziel sind wie immer die Kanaren. :)Ich halte dich auf dem Laufenden.
      LG Myriam

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