Nicht dass ihr denkt, ich wäre mit dem Hundeschlitten durch Lappland gefahren. Nein, dafür bin ich wohl doch schon zu verweichlicht... Meine Tochter Milena schreibt hier für euch einen Gastbeitrag. Und obwohl ich sicher nicht der Kälte-Outdoorfreak bin, kriecht beim lesen und beim Betrachten der Fotos ein klein wenig Neid in mir hoch. Doch schaut selbst:
Eigentlich hat es mich schon immer in die Sonne gezogen. Der
letzte Urlaub ging im Oktober nach Ägypten – noch einmal Familienurlaub nur zu
viert. Habt ihr ja vielleicht schon gelesen. Da man im Flugzeug irgendwie gefesselt ist und sich beschäftigen
muss, blättere ich die Bordzeitschrift durch und entdecke einen interessanten
Artikel über Lappland. Warum eigentlich nicht auch mal einen Winterurlaub?
Wieder zuhause beginnt die Suche nach
einer geeigneten Reise. Schließlich buchen wir eine Woche Silvesterurlaub. Gemeinsam mit meinem
Freund geht es nach Kiruna ins schwedische Lappland: Fünf Tage auf
Husky-Safari. In einer kleinen Gruppe, jeder mit seinem eigenen Hundeschlitten
quer durch die Natur und Übernachtungen in einfachen Wildhütten ohne Strom und
fließend Wasser.
Nach den Weihnachtstagen geht es dann los! Am Abend kommen
wir bei -22 Grad in Kiruna an und werden vom Flughafen abgeholt und zur
Lodge gefahren. Die Mushers Lodge gehört dem deutschen Auswanderpärchen Daniela
und Jan, die sich dort 2004 ihren Traum erfüllt haben und nun mit 80 eigenen Huskys
verschiedene Hundeschlittentouren anbieten.
Wir lernen unseren Guide Eric und unsere kleine Reisegruppe
(ein belgisches Pärchen mit 18 jährigem Sohn und eine Alleinreisende aus
England) kennen, essen gemeinsam zu Abend und bekommen erste Informationen zur
geplanten Reise. Anschließend bewaffnen wir uns mit unseren Stirnlampen (die
übrigens noch unser wichtigstes Utensil werden) und wollen uns das
Gelände der Lodge und die Hunde angucken. Doch als wir vor die Tür treten und
in den Himmel schauen ändert sich ganz schnell diese Planung: Nordlichter! Und
gleich am ersten Abend! Was haben wir ein Glück und was für ein unglaubliches
Schauspiel am Himmel. Leider relativ schwache Nordlichter, aber trotzdem sind
wir schon begeistert!
Am nächsten Tag geht es dann los: Insgesamt 200km liegen nun
vor uns. Winter Wonderland durch verschneite Wälder und über zugefrorene Flüsse
und Seen. Allein in der unglaublichen Natur, nur unsere kleine Gruppe, jeder in
seinem Team mit jeweils vier Hunden.
Meine Helden der nächsten fünf Tage sind
Akki & Feli (Leader: geben vorne die Richtung vor) und Akka und Sara
(Wheels: halten den Schlitten in der richtigen Spur). Wir werden in das Ein-
und Abspannen der Hunde, sowie die Handhabung des Schlittens eingewiesen,
verladen Gepäck und Verpflegung für uns und die Hunde und los geht’s…
Die Hunde laufen ihr eigenes Tempo, wir können die
Geschwindigkeit drosseln und bremsen, aber nicht antreiben. Direkt von der
Lodge geht es sehr rasant los – bergab und kurvig. Gar nicht so einfach, alles
gleichzeitig zu koordinieren: Tempo der eigenen Hunde, Abstand zum Vordermann,
Drosselung der Bremse sowie die Gewichtsverlagerung in den Kurven. Wenn es
bergauf geht, helfen wir den Hunden, indem wir mit einem Fuß „rollern“ oder
abspringen und den Schlitten anschieben. Bei den Temperaturen tut die Bewegung
gut – so friert man immerhin nicht ein.
Ich habe unglaubliches Glück mit meinen Hunden. Wir finden schnell zusammen und
sie sind hoch motiviert, sodass wir den anderen Teams oft weit voraus sind.
Die unendlichen Weiten von Lappland sind faszinierend. Wir
überqueren aus Kiruna kommend den großen Fluss Torneälven und hinein geht es in
einen wunderschönen, verschneiten Wald.
Wir legen an diesem Tag ca. 30km zurück und begegnen in diesen vier Stunden nicht einem Menschen oder sehen auch nur ein Gebäude. Nur unsere Mittagspause legen wir in einem dafür angelegtem Tipi ein. Wir entfachen ein Feuer, grillen Brot und Würstchen am Stock und trinken den in Thermosflaschen mitgebrachten Tee. Apropos Tee - hier am Tipi gibt es auch eine einfache Toilette, also eine Art Plumpsklo, die wir nutzen können. Unser Guide weist schon einmal vorsorglich darauf hin, dass das nicht Standart ist und wir Tage ohne diese Möglichkeit haben werden. Für die Männer eher weniger ein Problem, für die Frauen, wenn der Schnee hüfthoch liegt, eine Herausforderung. Es gilt also die Flüssigkeitszufuhr im Auge zu behalten.
Wir legen an diesem Tag ca. 30km zurück und begegnen in diesen vier Stunden nicht einem Menschen oder sehen auch nur ein Gebäude. Nur unsere Mittagspause legen wir in einem dafür angelegtem Tipi ein. Wir entfachen ein Feuer, grillen Brot und Würstchen am Stock und trinken den in Thermosflaschen mitgebrachten Tee. Apropos Tee - hier am Tipi gibt es auch eine einfache Toilette, also eine Art Plumpsklo, die wir nutzen können. Unser Guide weist schon einmal vorsorglich darauf hin, dass das nicht Standart ist und wir Tage ohne diese Möglichkeit haben werden. Für die Männer eher weniger ein Problem, für die Frauen, wenn der Schnee hüfthoch liegt, eine Herausforderung. Es gilt also die Flüssigkeitszufuhr im Auge zu behalten.
Die Fahrt ist anstrengend, aber ausgeruht wird erst später –
wir haben ja schließlich eine Survival-Aktivreise gebucht. Die Hunde
werden
versorgt, die Öfen angeheizt, neues Feuerholz geschlagen und Wasser zum
trinken, kochen und waschen geholt. Wir übernachten in einer schwedischen
Holzhütte im Wald, ohne Strom und fließend Wasser – aber natürlich mit Sauna und Plumpsklo - außerhalb der Hütte versteht sich.
Nachdem alles erledigt ist, kochen wir gemeinsam Abendessen, genießen noch
einen schönen Saunagang, werfen uns zur Abkühlung in den Schnee, lesen noch ein wenig im Schein der wirklich wichtigen Stirnlampe und gehen
anschließend mit vielen neuen Eindrücken zufrieden ins Bett.
Am nächsten Tag ist Silvester. Der Morgen wird hier ganz
entspannt angegangen und wir können ausschlafen. Das Frühstück steht schon
bereit und anschließend geht es gestärkt wieder auf die Schlitten. Es ist
milder geworden, das Thermometer zeigt nur noch -5 Grad.
Heute geht unsere
Route über 40km weiter durch den Wald und um den Piettarasjärvi See bis zur
Hütte in Väkkäräjärvi. Unser Guide hat 8 Hunde vor seinem Schlitten und ist
damit oft schneller als die restliche Gruppe. Da wir seinen Spuren im Schnee
folgen können, wartet er nicht immer und es entstehen oft große Lücken. Meine
Helden sind aber an diesem Tag auch besonders gut drauf und deutlich schneller
als der Rest unserer Gruppe. Und so kommt es zu der Situation, dass ich in
keine Richtung eine andere Person sehe. Es ist ein unglaubliches Gefühl, fast
als wäre man ganz alleine auf der Welt und man kann die Natur einfach nur
genießen.
Für unser Mittagessen halten wir kurzerhand mitten im Nichts, stapeln
ein paar Holzscheite aus unserem Schlitten, entfachen ein Feuer und kochen uns
mithilfe vom Schnee eine leckere Suppe direkt im Kessel auf dem Feuer.
Die Hütte in Väkkäräjärvi ist etwas
größer und da heute Silvester ist, kommen hier drei verschiedene Gruppen der
Mushers Lodge zusammen, um gemeinsam ins neue Jahr zu starten. Zum Dinner wird
ein leckerer Braten mit vielen Beilagen serviert. Gemeinsam mit der deutschen
und spanischen Gruppe vertreiben wir uns die Stunden bis Mitternacht mit
Saunagängen, Unterhaltungen und verzehren mitgebrachten, eisgekühlten
Jägermeister und Obstler. Zum Anstoßen haben unsere Guides Sekt organisiert,
mit dem wir draußen im Schnee unter Sternenhimmel anstoßen. Da in Lappland auf
Rücksichtnahme der Tiere Feuerwerk nicht erlaubt ist, lassen wir kleine
Heißluftballons mit Kerzen steigen. Definitiv eine sehr schöne Alternative! Es
muss gar nicht immer knallen – so können wir die Silvesternacht gemeinsam mit
unseren Hunden genießen.
Am nächsten Tag verabschieden wir
uns von den anderen Gruppen und machen uns wieder alleine auf – diesmal in den
Osten von Nordschweden nach Jäkkälä.
Die Strecke führt weitgehend über vereiste Moor- und Sumpflandschaften entlang des 3.300 km² großen Sperrgebiets der Rocket Area. Die European Space and Sounding Rocket Range ist ein Ballon- und Raketenstartplatz für den Start von Höhenforschungsraketen.
Die Strecke führt weitgehend über vereiste Moor- und Sumpflandschaften entlang des 3.300 km² großen Sperrgebiets der Rocket Area. Die European Space and Sounding Rocket Range ist ein Ballon- und Raketenstartplatz für den Start von Höhenforschungsraketen.
Wir freuen uns sehr, als wir den schützenden Wald erreichen und nach insgesamt 35 km in unserer kleinen Hütte ankommen.
Der vierte Tag unserer Tour beginnt
mit einem Sturz eines Gruppenmitglieds und einem führungslosen Schlitten. Zum
Glück reagiert ihr Vordermann umgehend und greift in die Leinen der
vorbeilaufenden Hunde. Niemanden ist etwas passiert, aber Eric erzählt später
davon, dass nicht immer alles glimpflich ausgeht. Führungslose Schlitten sind
sehr gefährlich, da die Hunde nicht von selber stoppen. Leider sind so auch
schon Unfälle passiert und vor allem Hunde schwer verletzt worden.
Die heutige Etappe über 45km ist die längste der Woche von Jäkkälä bis kurz vor
Kurravaara. Wir überqueren erneut den großen See, schlängeln uns durch Waldwege
und folgen am Ende dem großen Fluss Torneälven. Der letzte Streckenabschnitt
entlang des Flusses ist wohl der schwerste dieser Woche. Der Fluss ist durch
viel Tiefschnee verweht worden, sodass wir nur im Schritttempo voran kommen und
die Hunde stark gefordert sind und auch häufig um unsere Hilfe bitten. Heute
brauchen wir deutlich länger als die Tage zuvor und stehen insgesamt über 7h
auf dem Schlitten. Wir sind ziemlich kaputt, als wir in unserer letzten
Unterkunft ankommen und stellen erfreut fest, dass dies eine luxuriösere Hütte
ist, die über Strom verfügt und bereits bei unserer Ankunft schön warm ist. Es
geht früh ins Bett, auch weil wir am nächsten Morgen ungewohnt früh aufstehen
müssen, damit ein Teil unsere Gruppe ihre Rückflüge erreicht.
Um 6 Uhr klingeln die Wecker und
nach einem kurzen Frühstück geht es im Dunkeln los, zurück zur Mushers Lodge.
Der Rückweg geht fast ausschließlich bergab, ist sehr kurvenreich und dadurch
ziemlich anspruchsvoll. Wir und unsere Hunde sind innerhalb der letzten Tage
ein Team geworden und so macht diese Abfahrt ungeheuer viel Spaß! Nach 1,5h und
20km sind wir wieder in der Lodge angekommen. Schade, dass es schon vorbei ist.
Diese Hundeschlittentour war ein unvergessliches Erlebnis und für uns ist klar,
dass wir definitiv wiederkommen werden!
Der Nachmittag steht uns zur freien
Verfügung und wir entscheiden, dass wir
uns das berühmte Icehotel angucken wollen. Die drei Belgier sind am Mittag
abgereist und so lassen wir uns zu dritt, in Begleitung der Engländerin, nach
Jukkasjärvi bringen. Auf Erics Empfehlung hin starten wir im Sámi Museum,
welches uns viele Informationen über die Völker von Lappland und deren
Lebensweise näher bringt. Außerdem gibt es hier auch Rentiere – leider haben
wir auf unserer Tour keine in freier Natur gesehen.
Zu Fuß schlendern wir durch die verschneiten Straßen, entlang der typischen
roten Schwedenhäuser, bis wir am Icehotel ankommen. In jedem Winter wird das
Hotel aufs Neue wiedergeboren, wenn sich rund 40 Künstler aus aller Welt
treffen, um das Icehotel allein aus Eis und Schnee zu erbauen.Natürlich ist dies einer der Haupt-Touristenpunkte und allein der Eintritt zur Besichtigung kostet über 30€. Zusätzlich gönnen wir uns noch einen Cocktail in der Icebar und besichtigen dann die Räumlichkeiten des Hotels, in dem jedes Zimmer individuell gestaltet wurde. Eine Besichtigung lohnt sich allemal und ich denke auch eine Übernachtung in diesem Hotel ist ganz besonders.
Unser letzter Abend ist angebrochen
und beim Abendessen lernen wir bereits die neue Reisegruppe kennen, die am
nächsten Tag mit Eric starten wird. Wir bekommen jetzt schon Fernweh und
könnten uns direkt wieder anschließen. Verabschiedet werden wir jedoch
farbenfroh: Als wir eigentlich schon ins Bett wollen, erstrahlt der Himmel
erneut unter Nordlichtern – diesmal deutlich stärker als am ersten Abend. Wir
genießen dieses unglaubliche Schauspiel mit dem Gefühl, auf dieser Reise
wirklich alles erlebt zu haben.
Da wir am Abreisetag vor unserem
Rückflug am frühen Nachmittag noch einige Stunden Zeit haben, beschließen wir
noch einen Abstecher nach Kiruna Stadt zu machen. Es ist wunderschönes Wetter:
strahlend blauer Himmel und ein leuchtend roter Horizont, jedoch wieder
deutlich kälter: -26 Grad.
Wir schlendern durch die Stadt hinauf bis zur Kirche
und bewundern die glitzernden Bäume.
Dann geht es schon zurück. Hej då
Kiruna – wir kommen wieder!
wirklich schöne & atmosphärische bilder! ;o)
AntwortenLöschenDie haben mir auch wirklich gut gefallen. Ich werde das Lob weitergeben, vielen Dank :)
LöschenWas für eine spannende Reise, allein beim Lesen wird mir kalt. Allerdings so toll geschrieben, dass ich mit so einer Reise liebäugeln könnte. Mich würde noch interessieren wie man die Kälte dort erträgt und ob bestimmte Winterkleidung empfohlen wurde.
AntwortenLöschenHallo Isabelle,
Löschendie richtige Kleidung war der Hauptgrund, warum wir nicht gefroren haben :) Die äußere Schicht (Overall, Stiefel, Handschuhe & Mütze) wird von der Lodge gestellt, da sie dort sicher sein wollen, dass die Gäste die richtigen Klamotten haben. Darunter wurden uns vorab viele Lagen empfohlen, hauptsächlich verschiedene Funktionsunterwäsche, Kleidung aus Merino Wolle oder Fleece.
Ich hatte täglich 4 Schichten an und es war wunderbar auszuhalten so :)
Hallo Milena,
Löschendanke für die Info.