Der Krügerpark - Tiere, Tiere, Tiere - vom Phalarbowa-Gate zum Olifantcamp

Der Krüger Park. Eines der bekanntesten und größten Naturschutzgebiete der Welt. Schon deshalb ein absolutes Muss für unseren Südafrikaurlaub Nummer vier. Man stelle sich das Bundesland Hessen als Nationalpark vor, dann hat man in etwa die Größe des Parks. 20.000 Quadratkilometer Lebensraum für all die Tiere, von denen viele inzwischen kurz vor der Ausrottung stehen. 13.000 Elefanten soll es dort noch geben, 1600 Löwen, 2000 Leoparden, 40.000 Büffel, 8000 Giraffen, 300 Wild Dogs, 150 Geparden und jede Menge Antilopen. Ihr vermisst die Nashörner? Nein, ausgestorben sind sie noch nicht, keine Angst. Aber nachdem allein im Jahr 2016 mehr als 1000 Nashörner im Krügerpark den Wilderern zum Opfer fielen, damit das Horn irgendwelchen durchgeknallten irrgläubigen Asiaten zu mehr Gesundheit und Potenz verhelfen sollte, wird die Anzahl der verbliebenen Nashörner und auch deren Sichtungen nicht mehr bekannt gegeben. Hoffen wir, dass es hilft.
Wir sind jedenfalls gespannt, auf welche Tiere wir treffen werden, als wir am späten Vormittag am Phalarbowa Gate einchecken. Bekanntes Prozedere am Gate, Anmelden mit Pässen und allem was dazugehört, einschließlich der Frage, ob man Waffen mit sich führe. Eine Frage, die mich erneut jedesmal irritiert. Welcher Normalbürger führt schon Waffen mit sich? Und wenn ich als Wilderer tatsächlich nicht durch irgendwelche Zäune, sondern offiziell durchs Gate anreise, würde ich meine Waffen dann angeben? Nunja, es gehört sicher zur vorgeschriebenen Prozedur und die gehört abgearbeitet.
Unsere ersten Sichtungen sind jede Menge Impalas, die sich von uns nicht wirklich stören lassen und einfach dekorativ am Straßenrand stehen bleiben. Die erste Giraffe dagegen läuft direkt vor uns über die Straße, gut dass wir - wie vorgeschrieben - langsam unterwegs sind. Auf Asphaltstraßen im Park darf man bis zu 50 km/h fahren, auf den restlichen Straßen lediglich 40 km/h. Und das ist auch gut so, denn die Tiere kennen keine Straßenregeln und tauchen manchmal sehr spontan und unerwartet vor einem auf. Übrigens wird tatsächlich auch geblitzt im Krügerpark.
Unsere ersten Elefanten verstecken sich noch verschämt hinter dem Buschwerk, die ersten Zebras stehen dagegen im Sandsturm. Eigentlich ist Frühling in Südafrika, aber hier ist außer ganz vereinzelten grünen Blättern nichts davon zu bemerken. Der Krügerpark hat noch keinen Tropfen Regen abbekommen, deshalb ist es hier noch so kahl wie in den Wintermonaten. Gut für die Tiersichtungen, schlecht für die Tiere.
Wir machen eine Pause in Letaba, trinken einen Kaffee und fahren dann weiter Richtung Olifantcamp. Auch für die kleinen Tiere wird gehalten, es gibt eine großartige Vogelwelt im Park.
Das Camp erreichen wir um 17 Uhr, checken ein, zahlen die Parkgebühren und beziehen unsere Perimeterbungalows. Die stehen immer an der Außengrenze des Camps und im Olifant überblickt man den Fluss, der unterhalb fließt. Es ist allerdings ziemlich kalt und windig geworden, so dass wir uns schnell ins Restaurant verziehen, um uns den Bauch vollzuschlagen. Danach gehts früh ins Bett, denn für den nächsten Morgen haben wir einen Morningdrive gebucht, der bereits um 5 Uhr startet.
Das ist ziemlich früh! Es ist kalt und stockfinster. So stehen tatsächlich nur sechs Personen am Treffpunkt und wir haben einen riesigen Safaritruck nur für uns. Und unglaubliches Glück an diesem Morgen.
Als es beginnt zu dämmern, überaschen wir eine Hyäne, die sich im Buschwerk zur Ruhe begeben wollte. Immer diese Störungen! Dann geht es Schlag auf Schlag, ein Highlight folgt dem nächsten. Nachdem wir um eine holperige Kurve gebogen sind, stopt der Truck und unser Guide zeigt mit dem Zeigefinger in einenen Baum. Ein Leopard! Mit seinem Futter - einer Antilope - die elegant über einem Ast drapiert auf ihre Verwertung wartet. Wir wagen kaum zu atmen...
Was für ein Erlebnis! Irgendwann macht sich er Leopard von dannen, wahrscheinlich steht er nicht so auf Zuschauer beim Schlafen. Doch wir sind nur eine kurze Weile unterwegs, da wartet schon der nächste Leopard am Wegesrand. Entspannt liegt er in den Büschen und beobachtet uns, während wir ihn beobachten.
Was für eine wunderschöne Katze. Und was für ein Glück, dass wir gleich zwei Sichtungen hintereinander haben. Dieses Tier ist eigentlich nicht so leicht zu finden und fehlt vielen Leuten, die im Urlaub auf der Suche nach den Big Five sind, die da wären: Elefant, Büffel, Nashorn, Löwe und Leopard. Und nur eine kurze Wegstrecke weiter liegt dann auch noch ein Löwenrudel. Ihre zarten Näschen scheinen die Luft zu überprüfen, kritisch und vorsichtig, während sie entspannt eine Siesta halten. Wahrscheinlich wittern sie den Leoparden, der seinen Platz verlassen hat und sich geschmeidig und langsam in Richtung Löwenrudel bewegt.
Der Leopard scheint abgedreht zu haben, es kommt zu keiner Begegnung. Wir machen uns auf den Weg zurück ins Camp, mehr geht eigentlich gar nicht. Aber weit gefehlt. An einer Brücke über den Olifants halten wir erneut, dürfen den Wagen verlassen und realisieren erst dann, dass sich unter uns auf den grünen Wiesen neben Impalas und Wasserböcken ein Rudel Wilddogs befindet. Wir können kaum fassen was für ein Glück wir haben, denn wie ihr oben sicher gelesen habt, gibt es davon nur zirka 300 Tiere im Park.
Das Rudel besteht aus vier erwachsenen Tieren und einer Menge verspielter Halbwüchsiger, die viel Spaß daran haben sich gegenseitig durch das Gelände zu jagen. Immer beäugt von den skeptischen Wasserböcken auf der anderen Seite des Flusslaufes. Die afrikanischen Wildhunde, wie sie auf Deutsch heißen, sind vom Aussterben bedroht, es gibt nur noch knappe 5000 Tiere auf dem afrikanischen Kontinent. Dabei handelt es sich um sehr soziale Tiere, die ungemein fürsorglich und hilfsbereit miteinander umgehen und sich sogar um die verletzten und kranken Tiere in ihren Rudeln kümmern. Sie sind erfolgreiche Jäger, erfolgreicher als ein Löwenrudel, und da liegt wahrscheinlich einer der Gründe für ihre Ausrottung. Bauern betrachten die Hunde als Gefahr für ihren Wildbestand und erschießen generell jeden Wildhund, den sie sehen. Ich hoffe nur, dass es den Wölfen bei uns nicht bald ähnlich ergeht.
Irgendwann verlassen wir unseren Aussichtspunkt auf der Brücke und erreichen schließlich total geflasht das Camp. Zeit für Frühstück und Pause, um all das Erlebte zu verarbeiten. Am Nachmittag machen wir uns aber erneut mit unserem eigenen Fahrzeug wieder auf den Weg. Wir nehmen fast die gleiche Strecke und sehen völlig andere Tiere. Erdhörnchen zum Beispiel.
Viele Elefanten. Entspannte Elefanten, die keine Angst haben auch mal auf Tuchfühlung zu gehen.
Auch ein Krokodil gibt sich die Ehre.
Wir halten an der Nwamanzi Beobachtungsstelle, hier darf man das Auto auf eigene Gefahr verlassen. Nach wie vor ist mir unklar, warum die Tiere wissen sollten, dass sie hier nichts zu suchen haben. Manche Tiere wissen das auch tatsächlich nicht. Wie die kleinen Äffchen im Baum, die sich aus einem leichtsinnigerweise offenstehendem Auto eine leere Chipstüte geklaut haben. Wahrscheinlich haben sie Hunger, die Bäume sind ja noch kahl, der Tisch ist also nicht wirklich reichlich gedeckt. Doch die leere Chipstüte hilft ihnen auch nicht weiter und scheint sie eher zu frustrieren.
Sie versuchen ihr Glück auch bei unserem Auto, doch wir haben ordnungsgemäß abgeschlossen.
Von hier aus kann man wunderbar auf die vielen Hippos im Fluss herabsehen, die auf eine der Vielen Inseln liegen und ihre dicken Leiber der Sonne entgegenstrecken. Apropos Sonne. Es ist deutlich wärmer geworden, fast schon Sommertemperatur.
Auf dem Rückweg zum Camp queren wir noch einmal die Brücke, doch es sind keine Wilddogs mehr zu sehen. Lediglich einige Wasserböcke, die scheinbar entspannt im Wasser stehen.
An diesem Abend können wir im Restaurant draußen sitzen., während die Sonne spektakulär im Westen untergeht und gefühlte Tausende von Fledermäusen über uns hinwegflattern. Morgen verlassen wir das Olifantcamp und es geht weiter nach Skukuza- Mal sehen was sich noch alles am Straßenrand findet.



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